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  • Alzheimerrisiko steigt beim Patienten, weil er Schlafmittel zu sich nimmt
3 min

Schlafmittel verdoppeln Alzheimer-Risiko

Beruhigungs- und Schlafmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine, die auch bei Angstzuständen verordnet werden, könnten an den steigenden Alzheimer-Zahlen beteiligt sein. Einer amerikanisch-französischen Studie zufolge erhöhen die Medikamente das Risiko für Demenz um 50 Prozent. Dazu müssten die Schlafmittel – so die Forscher – nicht einmal besonders lange eingenommen werden. Schon eine kurzfristige Einnahme genüge, um das Alzheimer-Risiko wachsen zu lassen.

Aktualisiert: 12 September 2021

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Immer mehr Alzheimer-Opfer

Es gibt wahrscheinlich keine Krankheit, die im Alter mehr gefürchtet ist als die Alzheimer-Erkrankung (oder andere Formen der Demenz). Die Zahl der Betroffenen steigt von Tag zu Tag.

Oft wird der Anstieg der Neuerkrankungen damit erklärt, dass die Menschen heutzutage ja schliesslich auch immer älter würden. Warum jedoch erkranken die einen, die anderen aber nicht?

Schlafmittel können abhängig machen

Neue Forschungsergebnisse zeigen nun einen Zusammenhang zwischen den so genannten Benzodiazepinen und einem erhöhten Alzheimer-Risiko.

Benzodiazepine werden bei Angstzuständen verordnet, sind aber auch beliebte und häufig verschriebene Beruhigungs- und Schlafmittel. Ihr Abhängigkeitspotential ist hoch, besonders dann, wenn sie länger als acht Wochen eingenommen werden.

Benzodiazepine werden teilweise auch als Antiepileptika eingesetzt, da sie eine stark entspannende Wirkung auf die Muskulatur ausüben können und daher als Notfallmedikament bei Epilepsie Anwendung finden.

Zu den Benzodiazepinen gehören beispielsweise die folgenden Wirkstoffe: Alprazolam, Bromazepam, Clonazepam, Loprazolam, Triazelam etc. Bekannte Handelsnamen im deutschsprachigen Raum sind beispielsweise Xanax, Xanor Librium, Lendormin, Tranxilium, Dormicum, Halcion, Demetrin und viele weitere mehr.

Schlafmittel erhöhen Alzheimer-Risiko

Die Studie von Wissenschaftlern der Universität Harvard in den USA und der französischen Universität in Bordeaux wurde im Herbst 2012 im Fachmagazin British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht und umfasste insgesamt 1063 Männer und Frauen im Alter von durchschnittlich 78 Jahren. Keiner der Teilnehmer litt bei Studienbeginn an Demenz.

Im Verlauf der fünfzehnjährigen Studie zeigte sich jedoch, dass in jener Gruppe, die mit der Einnahme von Benzodiazepinen begonnen hatte, ein 50prozentiger Anstieg bei den Alzheimer- bzw. Demenz-Neuerkrankungen zu beobachten war. Das Erkrankungsrisiko bei den Teilnehmern, die nie Benzodiazepine nahmen, blieb hingegen auf dem üblichen Level.

Schon geringe Dosen Schlafmittel genügen

Nahmen die Betroffenen nun etwa sehr hohe Dosen der Benzodiazepine ein? Oder nahmen sie die Medikamente über einen längeren Zeitraum zu sich? Leider nein.

Selbst jene Patienten, die nur einmal die Woche oder zu einem bestimmten Zeitpunkt innerhalb der letzten Jahre die besagten Pillen eingenommen hatten, wiesen ein höheres Erkrankungsrisiko auf.

Nun waren die Studienteilnehmer natürlich bereits in einem höheren Alter. Wie jedoch – so fragen sich die Forscher – werden sich Benzodiazepine wohl auf Menschen anderer Altersgruppen auswirken, wenn diese schon in jungen Jahren gelegentlich zur beruhigenden oder schlaffördernden Tablette greifen?

Erhöhen die Medikamente die Wahrscheinlichkeit, später einmal dement zu werden? Eine Frage, die derzeit noch niemand beantworten kann.

Benzodiazepine bewirken tiefgreifende Veränderungen im Gehirn

Viele frühere Untersuchungen zeigten jedoch bereits, dass Benzodiazepine neben Übelkeit, Kopfschmerzen und Lethargie auch zu einem eingeschränkten Erinnerungsvermögen und zu Verhaltensänderungen führen können.

Aus weiteren Studien weiss man zudem, dass der Gebrauch der Benzodiazepine auch die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen kann, was selbst nach dem Absetzen der Medikamente in vielen Fällen anhält.

Alle diese Nebenwirkungen deuten darauf hin, dass Benzodiazepine offenbar tiefgreifende Veränderungen im Gehirn bewirken.

Dennoch versuchte Studienleiter Dr. Kurth von der Harvard University’s School of Public Health die Angelegenheit etwas zu mildern. Er wies darauf hin, dass obige Studie nicht „notwendigerweise ein vollständiges Bild zeichnet, weshalb es keinen Grund zur Panik“ gäbe.

Den Medien gegenüber erklärte er jedoch:

Es besteht die Möglichkeit, dass diese Medikamente sehr schädlich sind. Sollte es stimmen, dass die besagten Pillen Demenz verursachen, wäre das eine Katastrophe.

Weitere Studien bestätigen Alzheimer-Risiko durch Schlafmittel

Nun ist es aber leider so, dass die Harvard-Bordeaux-Studie nicht die erste und einzige war, die auf den Benzodiazepin-Alzheimer-Zusammenhang hinwies. Im Jahr 2011 fanden Forscher der Universität Cardiff bereits heraus, dass Briten im Alter von 45 bis 85 Jahren, die innerhalb zweier Jahrzehnte mindestens einmal Benzodiazepine zu sich genommen hatten, ein um 60 Prozent höheres Risiko hätten, im Alter an Demenz zu erkranken. Hier haben wir berichtet, wie Sie das Alzheimer-Risiko senken können.

Wissenschaftler warnen vor Benzodiazepinen im Schlafmittel

Die Wissenschaftler rund um Dr. Kurth warnten angesichts des Ausmasses der derzeitigen Benzodiazepinverschreibungen vor einem unüberlegten Einsatz dieser nebenwirkungsreichen Medikamente.

Allerdings würde es nicht verwundern, wenn diese Warnungen auf taube Ohren stossen sollten. Schliesslich sind Benzodiazepine für die Pharmakonzerne echte Verkaufsschlager, die mit immer wieder neuen Einsatzgebieten beworben werden. Augenblicklich werden sie besonders als Schlafmittel angepriesen.

Benzodiazepine verschaffen Big Pharma Milliardenumsätze

In den USA handelt es sich bei 33 Prozent aller verschriebenen Medikamente um Benzodiazepine. Das bedeutet: Die Arzneimittelgruppe der Benzodiazepine bringt Big Pharma jedes Jahr viele Milliarden Dollar ein.

Angesichts dieser Summe wird ein höheres Alzheimer-Risiko für die Betroffenen sicher nichts an der gängigen Verschreibungspraxis ändern können – es sei denn, Sie als Patient sind informiert und bestehen auf verträglichere Präparate oder suchen medikamentenfreie Alternativen.


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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.