Zentrum der Gesundheit
  • Diagnose: ADHS und Medikamente
3 min

ADHS-Medikamente schwächen Knochen

Weltweit erhalten immer mehr Kinder und Teenager eine ADHS-Diagnose (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom). Oft müssen sie daraufhin Medikamente, wie z. B. Ritalin®, einnehmen. Arzneimittel dieser Art aber können bekanntlich gewisse Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Schlafstörungen, aber auch Herzprobleme und Leberbeschwerden sowie in manchen Fällen auch Selbstmordgedanken. Im April 2016 wurde eine weitere Nebenwirkung veröffentlicht: ADHS-Medikamente verringern auch die Knochendichte.

Aktualisiert: 07 Februar 2023

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Geringere Knochendichte mit Ritalin®

Kinder und Jugendliche, die ADHS-Medikamente nehmen müssen, haben eine geringere Knochendichte als ihre Alterskameraden, die keine derartigen Medikamente nehmen – so eine Studie, die im Frühjahr 2016 sowohl beim Meeting der American Academy of Orthopaedic Surgeons in Orlando, Florida als auch beim Jahrestreffen der Endocrine Society in Boston vorgestellt wurde ( 1 ).

Medikamente wie Methylphenidat (Ritalin® oder andere Marken) sowie Amphetamine gehören zur Standardtherapie von ADHS, einem Syndrom, gegen das allein in den USA mehr als 6 Millionen Kinder bereits die genannten Medikamente schlucken.

In Deutschland sind etwa 250.000 Kinder von ADHS betroffen.

Kinder mit ADHS können sich schlecht konzentrieren, sind leicht ablenkbar, impulsiv und am liebsten ständig in Bewegung. Emotional gelten sie eher als instabil.

ADHS-Medikamente verlangsamen Wachstum bei Kindern

Frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass die bei ADHS verordneten Arzneimittel das Wachstum der Kinder verlangsamen können. Die konkrete Wirkung auf die Knochen war bisher jedoch unbekannt, so Studienleiter Dr. Alexis Feuer, Assistenzprofessorin für Kinderheilkunde in New York City.

Die Jugendzeit und das junge Erwachsenenalter sind für die Knochengesundheit ganz besonders wichtige Zeitabschnitte im Leben eines Menschen. In dieser Zeit wird der Knochen gestärkt und die Knochendichte aufgebaut. Versäumt man es in dieser Zeit, gesunde Knochen aufzubauen, dann kann dieses Versäumnis nie mehr aufgeholt werden,

erklärt Dr. Feuer,

man weiss, dass Menschen, die in ihrer Jugend keine gesunden Knochen aufbauen konnten, im späteren Erwachsenenalter häufiger an Knochenbrüchen leiden und eher an Osteoporose erkranken als Menschen, die in ihrer Jugend eine hohe Knochendichte erreichen konnten.

Knochendichte sinkt mit ADHS-Medikamenten

Dr. Feuers Team untersuchte nun mögliche Zusammenhänge zwischen ADHS-Medikamenten und der Knochendichte. Sie nutzten dazu Daten des National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES), einer Datensammlung, die angelegt worden war, um die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen in den USA besser einschätzen zu können.

Erfasst waren fast 6.500 Menschen zwischen 8 und 20 Jahren. 159 davon nahmen ADHS-Medikamente. Dann wurde sowohl die Knochendichte gemessen als auch der Knochenmineralgehalt ( 2 ).

Letzter kann bei Kindern eine bessere Auskunft über die Knochengesundheit geben als die Knochendichtemessung.

Bei den Kindern und Jugendlichen nun, die ADHS-Medikamente nahmen, war der Knochenmineralgehalt in der Lendenwirbelsäule um 5 Prozent niedriger als bei jenen Teilnehmern, die keine Medikamente nahmen.

Auch die Hüftknochen hatten bei den ADHS-Betroffenen einen um 5,3 Prozent niedrigeren Mineralgehalt. Die Knochendichtemessung ergab ebenfalls geringere Werte, wenn Arzneimittel gegen ADHS genommen wurden.

ADHS-Medikamente, die den Knochen schaden können

Bei den ADHS-Medikamenten, die von den untersuchten Kindern genommen wurden, handelte es sich um die folgenden:

  1. Methylphenidat (Ritalin®)
  2. Dexmethylphenidat (Focalin®)
  3. Dextroamphetamin (Dexedrine®)
  4. Atomoxetin (Strattera®)
  5. Lisdexamfetamin (Vyvanse®)

Diese Medikamenten können über zwei Wege den Knochenstoffwechsel beeinträchtigen und die Knochendichte mindern:

  1. Da ADHS-Medikamente Magen-Darm-Beschwerden verursachen können, führt schon allein diese Nebenwirkung dazu, dass die Kinder infolge von Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit zu wenig essen und somit auch zu wenige Knochenbaustoffe wie Calcium und Magnesium aufnehmen können.
  2. ADHS-Medikamente beeinträchtigen ausserdem das sympathische Nervensystem, das eine enorm wichtige Rolle für den Knochenstoffwechsel, den Aufbau der Knochendichte und die Knochenregeneration spielt.

Bei Ritalin®-Einnahme Knochengesundheit überprüfen

Kinder und Jugendliche, die ADHS-Arzneimittel nehmen müssen, sollten daher sicherheitshalber engmaschig in Sachen Knochengesundheit überwacht werden – und zwar sowohl während als auch noch nach der Therapie.

Auch sollten diese Kinder – um weitere knochenschädliche Risikofaktoren zu vermeiden – unbedingt Übergewicht vermeiden, sich regelmässig Bewegung verschaffen, ausreichend Calcium mit der Ernährung zu sich nehmen und auf eine gute Vitamin-D-Versorgung achten.

Oft stellt sich überdies die Frage, ob Medikamente tatsächlich nötig sind, oder ob nicht vielleicht ganz andere Ursachen für ADHS-Symptome vorliegen. Man könnte daher zunächst andere Vorgehensweisen testen, bevor man zu den einschlägigen Arzneimitteln greift.

Einige Anregungen dazu hatten wir in den folgenden Artikeln vorgestellt:

  1. Verhaltenstherapie statt Ritalin
  2. Ätherische Öle bei ADHS
  3. Magnesium bei ADHS

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.