Zentrum der Gesundheit
  • Hyperaktives Kinde
9 min

Natürliche Alternativen zur Behandlung von Hyperaktivität

Immer mehr Kinder leiden an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit bzw. Hyperaktivitätsstörung) und werden mit umstrittenen ADHS-Medikamenten behandelt. Ist das wirklich nötig? Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bei mehr als 20 Prozent der angeblich an ADHS leidenden Kindern eine falsche Diagnose vorliegt. Auch deuten mehrere Untersuchungen darauf hin, dass ADHS-Symptome häufig auf natürliche Weise gelindert werden können.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 25 März 2024

Kostenlosen Newsletter abonnieren

Mit Ihrer Anmeldung erlauben Sie die regelmässige Zusendung des Newsletters und akzeptieren die Bestimmungen zum Datenschutz.

ADHS: Typische Symptome

In den letzten Jahren erhielten immer mehr Kindern und teilweise auch Erwachsenen die Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Die typischen Symptome von ADHS sind:

  1. Mangelnde Aufmerksamkeit, z. B. es fällt schwer zuzuhören, sich zu konzentrieren, bei der Sache zu bleiben, Dinge zu Ende zu bringen; man lässt sich leicht ablenken.
  2. Hyperaktivität, z. B. generelle Unruhe und Unausgeglichenheit, herumzappeln, nicht still sitzen bleiben können, nicht leise bleiben können, herumlaufen im Unterricht, andere unterbrechen, nicht abwarten können.

ADHS-Diagnose ist nicht einfach

Ob es sich bei diesen Verhaltensweisen jedoch einfach nur um ausgeprägte individuelle Eigenschaften oder tatsächlich um eine psychische Störung handelt, ist nicht so einfach festzustellen. Denn es gibt zwei Diagnosekataloge, an denen man sich orientieren kann:

Einmal von der ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems), einer medizinischen Klassifikationsliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und zum anderen vom DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders), dem Klassifikationssystem der Psychiatrie, das bei der Definition und Diagnostik psychischer Erkrankungen Hilfestellung gibt und von der Amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft (APA) in den USA herausgegeben wird.

Problematisch ist, dass sich die ADHS-Diagnose-Kriterien von ICD und DSM unterscheiden. Orientiert man sich am ICD, ist eine ADHS-Diagnose weniger wahrscheinlich, da mehr Kriterien für eine solche Diagnose erfüllt sein müssen als beim DSM.

Die unterschiedlichen Diagnose-Kriterien: ICD und DSM

Es gibt drei Symptomelisten. Eine zum Thema Unaufmerksamkeit, eine zum Thema Hyperaktivität und eine zum Thema Impulsivität.

Laut ICD gilt: Wer mindestens 6 Symptome aus der Liste Unaufmerksamkeit hat UND mindestens 3 Symptome aus der Liste Hyperaktivität UND mindestens 1 Symptom aus der Liste Impulsivität, hat ADHS, WENN diese Symptomkombination schon vor dem 7. Geburtstag vorhanden war. Taucht sie erst mit 10 auf, dann hat man kein ADHS - es sei denn, man orientiert sich an den Regeln des DSM.

Laut DSM gilt: Wer mindestens 6 Symptome aus der Liste Unaufmerksamkeit hat ODER mindestens 6 Symptome aus den Listen Hyperaktivität und Impulsivität, hat ADHS und zwar schon dann, WENN die Symptomkombination vor dem 12. Geburtstag vorhanden war.

Zusätzlich müssen die Verhaltensweisen länger als 6 Monate vorhanden sein, sie müssen belastend sein (für Familie, Freunde, Alltag), müssen in verschiedenen Lebenssituationen auftreten, also nicht nur zu Hause, sondern auch in der Schule, im Verein o. ä. und es muss abgeklärt worden sein, ob womöglich andere Ursachen für die Verhaltensweisen verantwortlich sein können.

Überdiagnosen besonders für Kinder mit schwach ausgeprägter ADHS problematisch

Die DSM-Richtlinien können zu Überdiagnosen führen, da auch Kinder mit nur schwach ausgeprägten Verhaltensauffälligkeiten eine ADHS-Diagnose und dann womöglich auch Medikamente erhalten.

Beobachtet man Kinder in ein und derselben Klasse, ohne das Alter zu berücksichtigen, kann dies zu ADHS-Fehldiagnosen kommen. Denn es zeigte sich ( 1 ), dass schon kleine Altersunterschiede dazu führen, dass es beispielsweise dem Lehrer so erscheint, als würde sich ein Kind "auffällig" im Vergleich zu seinen älteren Schulkameraden verhalten. Dabei ist das unruhigere Kind aufgrund seines jüngeren Alters einfach unreifer und kann daher nicht mit den älteren verglichen werden.

Psychopharmaka gegen die Hyperaktivität

Viele Kinder erhalten voreilig Psychopharmaka gegen ADHS verschrieben, obwohl oft gar keine psychische Störung vorliegt und die Anzeichen von ADHS, wie eine Hyperaktivität, möglicherweise auch mit natürlichen Methoden beseitigt werden könnten.

Ritalin® und andere herkömmliche ADHS-Medikamente können bedenkliche Nebenwirkungen aufweisen. Ihre Langzeitfolgen sind bislang unklar. Aus diesen Gründen ist es ratsam, bei einem Verdacht auf ADHS nicht sofort gefährliche Medikamente einzunehmen, sondern zunächst auf natürliche Weise zu versuchen, die Anzeichen zu lindern.

Mögliche Ursachen einer Hyperaktivität oder Aufmerksamkeitsstörung

Es gibt mittlerweile viele natürliche Methoden, die man gegen Hyperaktivität oder Aufmerksamkeitsstörungen einsetzen kann. Dabei ist es wie bei jeder Erkrankung wichtig, mögliche Ursachen und begünstigende Faktoren abzuklären, um anschliessend ein individuelles und ganzheitliches Therapiekonzept erstellen zu können:

Weniger ADHS-Kinder in intakten Familien

Wissenschaftliche Studien ( 2 ) ( 3 ) haben beispielsweise gezeigt, dass Kinder aus einer intakten Familie nicht so häufig an Hyperaktivität und/oder Aufmerksamkeitsdefiziten leiden, wie Kinder, die in zerrütteten Familienverhältnissen aufwachsen. Im Umkehrschluss leben natürlich nicht alle Kinder, die ADHS haben, in problematischen Verhältnissen.

Ungesunde Ernährung erhöht Risiko für Hyperaktivität

Die Ernährung ist ein sehr wichtiger Risikofaktor für Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite. Genau wie eine gesunde Ernährung in vielen Fällen vor Verhaltensauffälligkeiten schützen kann, kann eine ungesunde Ernährung das ADHS-Risiko erhöhen, wie wir hier erklären: Ungesunde Ernährung erhöht das ADHS-Risiko

Wie der Darm das Gehirn und die Psyche beeinflusst

Gesundheitliche Probleme wie ein schwaches Verdauungssystem, Lebensmittelallergien oder eine Candida-Pilz-Infektion stehen in Verbindung mit ADHS ( 5 ) ( 6 ). Es ist bekannt, dass Verdauungsprobleme die Gehirnfunktion und Gehirnentwicklung teilweise stark beeinträchtigen können.

Solche Feststellungen zeigen deutlich, wie wichtig ein gesunder Darm für die gesamte Gesundheit und speziell für ein gesundes Gehirn ist. In der Medizin spricht man in diesem Zusammenhang auch von der sog. Darm-Hirn-Achse.

Entzündungshemmende Ernährung bei einer Hyperaktivität

Ein gesunder Darm ist die Grundlage für ein funktionierendes Immunsystem, doch eine entzündungshemmende Ernährung und ein gesunder Lebenswandel entlasten und stärken das Immunsystem zusätzlich.

Auch wissenschaftliche Studien konnten belegen, dass die Ernährung einen Einfluss auf die Anzeichen von ADHS, wie Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen, haben kann. ( 7 )

Entzündungshemmende Nahrungsmittel helfen dabei, das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen, so dass dieses keine übertriebenen entzündlichen Prozesse mehr auslöst.

  1. Gesunde und natürliche Lebensmittel wie beispielsweise Knoblauch, Zwiebeln, Ingwer, Kurkuma, Zimt, Rosmarin oder Oregano haben unter anderem eine entzündungshemmende Wirkung und können den Körper mit ihren antioxidativen Eigenschaften dabei unterstützen, das Immunsystem zu entlasten.
  2. Auch Vitamine wie Vitamin C, Vitamin E oder Vitamin D sind bekannt dafür, dass sie das Immunsystem positiv beeinflussen und somit auch chronische Entzündungen lindern können.
  3. Bei neurologischen Störungen und so auch bei einer Hyperaktivität kann zudem die vermehrte Zufuhr von langkettigen Omega-3-Fettsäuren wie EPA und DHA dabei helfen, die Gehirnfunktion zu verbessern.
  4. Weitere Nährstoffe, die die Gehirnfunktion unterstützen sind auch Folsäure, Vitamin B6, Vitamin B12, Zink oder das Coenzym Q10.

Treten also verstärkt ADHS-Symptome auf, sollte die Versorgung des Kindes mit den genannten Vitalstoffen überprüft und ggf. optimiert werden. Zusätzlich sollten bestimmte Lebensmittel gemieden werden, die die Ausprägung von ADHS-Symptomen verstärken können.

Bestimmte Lebensmittel meiden bei Hyperaktivität

Wer seinen Körper von chronischen Entzündungen, die mit einer Hyperaktivität oder anderen Aufmerksamkeitsstörungen in Verbindung stehen können, befreien möchte, sollte auf bestimmte Lebensmittel verzichten:

Fertiggerichte, Fleisch, Milch, glutenhaltiges Getreide und Zucker belasten das Immunsystem und können Auslöser von Allergien und Entzündungen sein.

Vor allem Fertiggerichte enthalten häufig schädliche Lebensmittelzusatzstoffe, die mit ADHS in Verbindung gebracht werden.

Eine wissenschaftliche Studie ( 8 ) konnte zeigen, dass sowohl der Konservierungsstoff Natriumbenzoat (zu finden in vielen Softdrinks, Fruchtsäften und Salatdressings) wie auch die umstrittenen Farbstoffe Tartrazin (E102), Ponceau 4R (E124), Sunset Gelb (E110), Carmoisin (E122), Quinolin Gelb (E104) und Allura Rot AC (E129) Hirnschäden und auch ADHS-Symptome begünstigen oder verstärken können.

Es gibt Hinweise, dass vor allem konzentriert phosphathaltige Nahrungsmittel wie z. B. Cola, Schokolade, Gummibärchen, Schinken, Wurst/Salami, gepökeltes Fleisch u. a. bei Kindern mit ADHS ungünstig wirken. In der Literatur zu ADHS taucht immer wieder der Begriff „Phosphatkinder“ als Bezeichnung für ADHS-Betroffene auf. Dazu passt auch, dass in der Homöopathie - gemäss dem Heilungsgrundsatz „Ähnliches möge mit Ähnlichem geheilt werden“ - Phosphorus als häufig eingesetztes mögliches Mittel bei ADHS gilt.

Wer ADHS ganzheitlich behandeln will, sollte daher in jedem Fall auf die genannten Lebensmittel verzichten. Gerade zum Zusammenhang zwischen Softdrinks bzw. Zucker und ADHS werden immer wieder Studien veröffentlicht, wie z. B. die folgende:

Gezuckerte Softdrinks fördern ADHS

US-Forscher fanden heraus, dass der regelmässige Konsum von zuckerhaltigen Softdrinks das ADHS-Risiko um 66 Prozent erhöht. In einer Studie ( 9 ) mit über 1.600 Schülern zeigte sich, dass Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen häufiger auftraten, wenn die Kinder Softdrinks oder Energy-Drinks konsumierten. Mit der Anzahl der konsumierten Portionen nahmen auch die Beschwerden zu.

Eine Softdrink kann bis zu vierzig Gramm Zucker enthalten – und das bei einer empfohlenen täglichen Aufnahmemenge von 21 bis maximal 33 Gramm für Jugendliche. Bei Energy-Drinks kommt noch der hohe Koffeingehalt hinzu, der zusätzlich aufputschend wirkt. Studienleiterin Prof. Jeannette Ickovics von der Yale School of Public Health empfiehlt daher:

"Kinder sollten am besten überhaupt keine Energy-Drinks erhalten."

Bewegung gegen Hyperaktivität

Kinder mit ADHS-Symptomen, wie Hyperaktivität oder Aufmerksamkeitsdefiziten, brauchen neben den bereits genannten Punkten auch unbedingt genügend Bewegung, da man nachweislich ADHS-Symptome auch durch Bewegung lindern kann. 

Vor allem Bewegung im Grünen an der frischen Luft gilt als besonders heilsam, da die Farbe Grün als Komplementärfarbe (Gegenfarbe) zu Rot (= steht in der Farbenlehre für „Aufregung, Erregung, Entzündung, Gefahr“) auf unser Gemüt beruhigend wirkt.

Sport oder regelmässige Workout-Programme sorgen für mehr Ausgeglichenheit, Stabilität und Balance des Kindes. Ausreichend Bewegung und gesunde Bewegungsabläufe sorgen für die Stärkung der so genannten Propriozeption (die Eigenwahrnehmung des eigenen Körpers im Raum).

Diese Eigenwahrnehmung ist wichtig für die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems. Alleine die Körperhaltung kann die Entwicklung des Gehirns enorm unterstützen.

Wer Haltungsschäden bei Kindern behandeln und so die Funktion des Nervensystems verbessern will, kann sich beispielsweise beim Chiropraktiker beraten und behandeln lassen. Bei vielen Kindern wirkt sich eine chiropraktische Behandlung sehr positiv aus. Kinder mit einer gesunden Körperhaltung sind meistens ausgeglichener und zufriedener.

Bei Hyperaktivität Schlafapnoe und Atemstörungen abklären lassen

Auch eine kindliche Softdrink-Portion und Atemstörungen können ADHS-ähnliche Symtome verursachen, schrieb uns im Januar 2020 eine Leserin (eine Zahnärztin). Sie schrieb weiter:

 "Leider ist dies bisher relativ wenig kommuniziert. Meine Erfahrung und auch die Erfahrung meiner Kollegen ist, dass diesen Kindern mit gezielten Atemübungen und korrekter Zungenposition zu erholsamem Schlaf verholfen werden kann und es dadurch tagsüber zu weniger Hyperaktivität kommt (die eigentlich nur extreme Müdigkeit war)."

Zusammenfassend gilt, dass eine ganzheitliche und natürliche Herangehensweise die Anzeichen von ADHS lindern kann - ob Hyperaktivität oder andere Aufmerksamkeitsstörungen. Daher ist es mit Sicherheit sinnvoll, bei ADHS-Symptomen zunächst einmal natürliche Methoden anzuwenden, bevor man zu Psychopharmaka greift.

Ein gesunder Lebenswandel wirkt sich überdies nicht nur bei ADHS positiv auf die Gesundheit aus. Kindern, die in einem gesunden Umfeld aufwachsen, bekommen die besten Voraussetzungen für ein gesundes und glückliches Leben. Will man medikamentös behandeln, sollten selbstverständlich die beschriebenen ganzheitlichen Massnahmen dennoch begleitend zum Einsatz kommen.

🌟 Bewerten Sie unsere Arbeit 🌟

Auf unserem Portal Zentrum der Gesundheit haben wir mittlerweile mehr als 2700 Artikel zu zahlreichen Themen rund um Gesundheit, Ernährung und Naturheilkunde veröffentlicht. Wenn Sie Zeit und Lust haben, freuen wir uns über Ihre Bewertung unseres Portals bei Trustpilot.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.