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  • Kind mit Autismus, das einsam ist
21 min

Autismus - Mögliche Ursachen

Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung und gilt als unheilbar. Betroffene haben Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion, Kommunikation und zeigen sich wiederholende Verhaltensweisen, wie mit den Händen klatschen oder im Kreis laufen. Abseits schulmedizinischer Massnahmen gibt es einige Hinweise darauf, dass Autismus-Symptome erheblich verbessert oder sogar ganz verschwinden können.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 03 März 2024

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Was ist Autismus?

Autismus ist nach dem ICD-10 (Internationale Klassifikation von Krankheiten) eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die neurologisch bedingt ist, was bedeutet, dass sich das Gehirn autistischer Menschen von jenem nicht-autistischer Menschen unterscheidet.

Charakteristisch für Betroffene sind unter anderem

  1. eine andere Wahrnehmungsverarbeitung
  2. Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion
  3. Kommunikationsprobleme
  4. Schwierigkeiten im sozialen Verständnis
  5. spezielle Interessen und Fähigkeiten
  6. Verhaltensweisen, die für nicht-autistische Menschen nicht unmittelbar nachvollziehbar sind

Doch wie genau äußern sich diese Symptome bei Autisten?

Wahrnehmungsverarbeitung

Bei Autisten werden Reize anders gefiltert als bei anderen Menschen, weshalb sie Geräusche, Berührungen, Geschmack, Licht, Farben oder Gerüche intensiver oder auch schwächer wahrnehmen können. Dies kann sich etwa durch eine starke Lichtempfindlichkeit äußern oder einer Schwierigkeit, ein Gespräch an belebten Orten zu führen, da die Hintergrundgeräusche nicht ausgeblendet werden können.

Auch die sogenannte Synästhesie tritt bei Autisten recht häufig auf. Dabei werden verschiedene Sinne zusammen wahrgenommen, z. B. hören Menschen Töne und sehen gleichzeitig Farben oder sie sehen eine Farbe und haben dabei einen bestimmten Geschmack im Mund.

Bei manchen Autisten ist jedoch auch eine Unterempfindlichkeit gegenüber Reizen zu erkennen – sie nehmen etwa Kälte oder Schmerz weniger stark wahr.

Schwierigkeiten im sozialen Umgang

Autisten haben auf mehreren Ebenen Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Es fällt ihnen auf der einen Seite schwer, andere Menschen zu verstehen und zu deuten, auf der anderen Seite auch mit ihnen zu interagieren.

Soziales Verständnis

Menschen mit Autismus fällt es schwer, sich in andere Personen hineinzuversetzen, ihre Gefühle zu erkennen, ihre Körpersprache zu verstehen und nachzuvollziehen, warum ein anderer Mensch in einer gewissen Weise handelt. Das kann etwa dazu führen, dass Autisten unsensibel wirken können, wenn sie ihr Gegenüber ungeschickt trösten oder aber ein fröhliches Lachen von einem gezwungenen Lächeln nicht unterscheiden können.

Da etwa 90 % der Informationen in einem Gespräch auf nonverbaler Ebene stattfinden, ist es schwierig aus den restlichen 10 % das Wesentliche zu erschließen. Stellen Sie sich vor, Sie würden nur jeden 10. Satz einer Geschichte lesen – ganz schlau würde man daraus vermutlich selbst mit sehr viel Vorstellungskraft nicht werden.

Soziale Interaktion und Kommunikation

Nicht nur das Lesen anderer Menschen stellt eine Herausforderung für Autisten dar, auch in ihrer eigenen Kommunikation und Interaktion sind Auffälligkeiten zu erkennen. So sehen sie etwa ihr Gegenüber nicht oder wenig an, wenn sie mit ihm reden oder vermitteln durch zu viel oder zu wenig Abstand, zu lauter, zu leiser oder monotoner Stimme häufig andere Signale, als sie eigentlich senden wollen.

Manche Menschen mit Autismus reden wenig, manche aber auch sehr viel und bemerken dabei oft nicht, wenn sich das Gegenüber schon langweilt. Auch unpassende Gesprächsthemen oder Bemerkungen (z.B. „Du bist aber dick“) sind nicht selten, da sich Autisten nicht bewusst sind, dass das für das Gegenüber verletzend oder unangenehm sein könnte.

Spezielle Interessen und Fähigkeiten

Viele Autisten haben spezielle Interessen, denen sie intensiv und leidenschaftlich nachgehen. Diese können alle erdenklichen Themenbereiche betreffen - von Mathematik über Ballett bis hin zu Eisenbahnen oder seltenen Tieren. Bei etwa jedem zehnten Autisten treten auch sogenannte Inselbegabungen (auch als Savant-Syndrom bezeichnet) auf, also außergewöhnliche Begabungen in einem bestimmten Bereich. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist die Figur Raymond aus dem Film „Rain Man“, der sich unter anderem durch sein fotografisches Gedächtnis alle Nummern aus dem Telefonbuch merken konnte.

Wiederholte Bewegungen

Autisten zeigen oftmals Bewegungen, die für einen außenstehenden komisch erscheinen mögen. Sie schaukeln mit dem Oberkörper, wedeln mit den Händen oder streichen sich immer wieder mit den Händen durch die Haare. Manchmal versuchen sie, durch diese Bewegungen angenehme Reize zu schaffen und unangenehmen Reizen (z. B. lauten Geräuschen) zu entkommen bzw. diese besser auszufiltern. Die Bewegungen können also auch, wie auch bei nicht-autistischen Menschen, als Möglichkeit dienen, besser mit stressreichen Situationen umzugehen.

Bedürfnis nach Beständigkeit

Durch die Schwierigkeit, soziale Situationen einschätzen zu können und vorherzusagen, was als nächstes passieren könnte, bevorzugen Menschen mit Autismus immer denselben Tagesablauf. Sie nehmen also gerne den gleichen Weg zu Arbeit oder Schule, kaufen im selben Lebensmittelgeschäft ein oder gehen zur selben Zeit ins Bett. Werden diese gewohnten Abläufe gestört (z. B. durch einen Urlaub), kann dies erheblichen Stress für Autisten bedeuten ( 1 ).

Welche Formen von Autismus gibt es?

Im ICD-10 werden drei verschiedene Formen unterschieden:

  1. Frühkindlicher Autismus
  2. Atypischer Autismus
  3. Asperger-Syndrom

Zwischen den drei Formen sind leichte Unterschiede zu erkennen, es gibt jedoch keine klaren Grenzen, sondern eher fließende Übergänge. Während es bei frühkindlichem A. zu verzögerter Sprachentwicklung kommt, fangen Menschen mit Asperger-Syndrom sehr früh an zu sprechen. Beide Formen haben gemeinsam, dass die Symptome erstmals vor dem 3. Lebensjahr auftreten. Bei Menschen mit atypischem Autismus hingegen treten entweder die Symptome erst später auf (nach dem 3. Lebensjahr) oder nicht alle der typischen Symptome ( 1 ).

Ergänzung 31.08.2022: Gilt der ICD-10 oder schon der ICD-11?

Wir hatten bisher (der Artikel erschien am 20.8.2022) nur die Einteilung des Autismus nach ICD-10 erläutert, jedoch gibt es seit Januar 2022 die neue Version der internationalen Klassifikation von Krankheiten, den ICD-11. Dieser kommt aber im klinischen Alltag noch nicht umfassend zur Anwendung, da es eine Übergangsfrist von fünf Jahren gibt, in der beide Versionen verwendet werden dürfen. Nach dem ICD-11 gibt es die bisher übliche Einteilung nach Asperger-Syndrom, frühkindlichem Autismus und atypischem Autismus nicht mehr. Stattdessen wird die Krankheit nun als Autismus-Spektrum Störung bezeichnet und in folgende sieben Unterkategorien eingeteilt ( 25 ):

  1. Autismus-Spektrum-Störung ohne Störung der Intelligenzentwicklung, mit leichtgradiger oder keiner Beeinträchtigung der funktionellen Sprache
  2. A.-Spektrum-Störung mit Störung der Intelligenzentwicklung, mit leichtgradiger oder keiner Beeinträchtigung der funktionellen Sprache
  3. A.-Spektrum-Störung ohne Störung der Intelligenzentwicklung, mit Beeinträchtigung der funktionellen Sprache
  4. A.-Spektrum-Störung mit Störung der Intelligenzentwicklung, mit Beeinträchtigung der funktionellen Sprache
  5. A.-Spektrum-Störung mit Störung der Intelligenzentwicklung, Fehlen der funktionellen Sprache
  6. Sonstige näher bezeichnete Autismus-Spektrum-Störung
  7. A.-Spektrum-Störung, nicht näher bezeichnet

Das Asperger-Syndrom etwa könnte nach der neuen Einteilung in die erste Kategorie „Autismus-Spektrum-Störung ohne Störung der Intelligenzentwicklung, mit leichtgradiger oder keiner Beeinträchtigung der funktionellen Sprache“ eingeordnet werden ( 26 ).

Ursachen von Autismus

Autismus wird als neurobiologische Störung beschrieben, die durch Umweltfaktoren als auch durch genetische Faktoren beeinflusst wird, wodurch das Gehirn in seiner Entwicklung beeinträchtigt wird ( 2 ).

Bisher wurde eine Reihe an Genen entdeckt, die mit der Erkrankung in Zusammenhang stehen. Dabei waren jedoch selbst die häufigsten genetischen Faktoren bei weniger als einem Prozent der autistischen Kinder zu finden ( 1 ). Es gibt daher kein einziges Gen, das für die Störung verantwortlich ist, weswegen der genetische Einfluss ein eher geringes Risiko für die Entwicklung der Krankheit darstellt. Jedoch besteht die Möglichkeit, dass Genmutationen verursacht werden, etwa durch schädliche Umwelteinflüsse, wodurch dann wiederum das Krankheitsbild entstehen könnte ( 3 ).

Ein größeres Risiko als die Gene scheinen dagegen schädliche Substanzen in der Schwangerschaft zu spielen. Dazu zählen Medikamente wie Antidepressiva, Paracetamol, Asthma-Medikamente sowie Antiepileptika, die während der Schwangerschaft eingenommen werden. Auch ein fortgeschrittenes Alter der Mutter oder des Vaters, eine Infektion der Mutter in der Schwangerschaft sowie eine Frühgeburt kann das Risiko für Autismus erhöhen. Auch bei Müttern mit Zöliakie (siehe auch weiter unten) oder fehlenden Nährstoffen wie etwa Zink ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, ein autistisches Kind zu bekommen.

Die Einnahme von Vitaminen wie Folsäure oder Multivitaminpräparaten in der Schwangerschaft hingegen kann dazu beitragen, das Risiko für Autismus beim Kind zu senken. Lesen Sie dazu unsere Artikel Folsäure in der Schwangerschaft reduziert Autismusrisiko beim Kind, Vitamine in der Schwangerschaft senken Autismusrisiko und Multivitaminpräparate in der Schwangerschaft senken Autismusrisiko.

Thiomersal in Impfungen als mögliche Ursache

Häufig wird ein Zusammenhang von Autismus und Impfungen bestritten. Dennoch liegen einige Studien vor, in denen zumindest ein Zusammenhang nicht eindeutig ausgeschlossen werden kann ( 20 ) ( 21 ) ( 22 ) ( 23 ) ( 24 ). In diesen Arbeiten geht es um Impfstoffe, die - wie es früher noch gang und gäbe war - Thiomersal enthielten, einen quecksilberhaltigen Konservierungsstoff. Der Stoff wurde 1930 eingeführt, während etwas mehr als 10 Jahre später, 1943, der Autismus entdeckt wurde. Man könnte meinen, das wäre Zufall.

Doch kann man bei einer Quecksilbervergiftung dieselben Hauptsymptome wie bei Autismus beobachten (z. B. Beeinträchtigung des sozialen Verhaltens, wiederholte Bewegungen), während auch biologische Veränderungen (z. B. mehr Allergien und Asthma, Verringerung der natürlichen Funktion von Killerzellen) ähnlich sind. Zudem kann man ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter erkennen (z. B. erhöhter Adrenalin- und Noradrenalinspiegel), das praktisch identisch mit jenem in autistischen Gehirnen ist ( 3 ).

Heutzutage enthalten Impfstoffe, die in Einzeldosen verabreicht werden, kein Thiomersal mehr, da diese steril abgepackt sind. Lediglich Grippe, die in mehreren Dosen verabreicht werden und durch Thiomersal keimfrei gehalten werden sollen, können laut Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts immer noch diesen Stoff enthalten ( 4 ).

Beeinträchtigte körpereigene Entgiftung von Schwermetallen

In einer Studie an 503 Autisten konnte bei 99 % eine Metallstoffwechselstörung festgestellt werden, wodurch die Immunantwort, die neuronale Entwicklung sowie die körpereigene Entgiftung von Schwermetallen beeinträchtigt ist. Anzeichen dafür waren ein Ungleichgewicht von Kupfer und Zink im Körper sowie ein schwerer Zinkmangel, die auf eine Störung der sogenannten Metallothioneine (Proteine, die Schwermetalle binden) hindeuten ( 17 ). Diese Störung könnte möglicherweise eine Ursache dafür sein, dass bei schweren Formen des Autismus eine erhöhte Quecksilberbelastung beobachtet werden konnte ( 18 ).

Quecksilber gelangt jedoch nicht nur durch Impfungen in unseren Körper, sondern auch durch Luft, Boden, Staub, Wasser, Lebensmittel wie Fisch, Meeresfrüchte oder Maissirup mit hohem Fruktosegehalt sowie durch quecksilberhaltige Zahnfüllungen ( Amalgam ) ( 3 ). Doch nicht nur die direkte Quecksilberbelastung des Kindes durch die Umwelt, sondern auch jene der Mutter während der Schwangerschaft stellt ein Risiko für das Kind dar.

Auch Impfungen ohne Thiomersal können Autismus begünstigen

Es stellte sich jedoch heraus, dass offenbar nicht nur der Konservierungsstoff Thiomersal belastend für den Körper ist und Erkrankungen wie Autismus begünstigen könnte. Auch die Einführung des neuen Masern-Mumps-Röteln Impfstoffes ohne Thiomersal sowie die Erweiterung dieser Impfung um eine zweite Dosis brachten jeweils Anstiege der Neuerkrankungszahlen in den Jahren danach mit sich ( 3 ).

In unserem Artikel Impfungen und Autismus - die verschwiegene Wahrheit lesen Sie mehr über das erhöhte Risiko durch Impfungen, vor allem durch Mehrfachimpfungen.

Schadstoffe als Ursache

Eine Studie aus dem Jahr 2014 untersuchte den Zusammenhang der zehn häufigsten Umweltgifte und dem Anstieg von Autismus seit 1988. Während in den USA in den frühen 1970er Jahren noch eines von 2.500 Kindern an der Störung erkrankte, war es 2010 schon eines von 68 Kindern. Man könnte annehmen, dass die Störung durch die Änderung der Diagnosekriterien häufiger diagnostiziert wird, doch konnte festgestellt werden, dass etwa 75-80 % des Anstiegs auf eine tatsächliche Zunahme der Störung zurückzuführen ist.

Die Ergebnisse weisen auf einen Zusammenhang der vermehrten Verwendung von Flammschutzmitteln (polybromierter Diphenylether), Aluminiumzusätzen sowie dem Herbizid Glyphosat und dem Anstieg von Autismus hin. Polybromierter Diphenylether kommt vor allem in Kunststoffen wie etwa Elektrogeräten, Matratzen, Möbelstoffen oder Farben vor, um die Ausbreitung von Bränden zu verhindern. Aluminiumzusätze finden sich unter anderem in Impfstoffen, Deos oder Lebensmittelverpackungen, während Glyphosat in der konventionellen Landwirtschaft zur Unkrautbekämpfung eingesetzt wird ( 5 ).

Doch auch andere Pestizide, wie DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) können Erkrankungen wie Autismus begünstigen. So konnte man herausfinden, dass ein stark pestizidbelastetes Blut der Mutter das Risiko erhöht, dass das Kind erkrankt. Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel Pestizide: Eine mögliche Ursache von Autismus.

Klassische Behandlung von Autismus

Generell zielt die Behandlung von Autismus nicht darauf ab, die Störung zu heilen, sondern die bestehende Symptomatik zu verbessern. Um dies zu erreichen, gibt es verschiedene Angebote, um kognitive und sprachliche Fertigkeiten sowie die soziale Interaktion und Kommunikation zu trainieren. Das Ziel der Trainings besteht darin, den Betroffenen das Leben in ihrem sozialen Umfeld zu erleichtern.

Bei Kleinkindern kommt dafür häufig die Frühförderung zum Einsatz, bei der in verhaltenstherapeutisch geleiteten Kleingruppen die soziale Interaktion mit Gleichaltrigen und Erwachsenen, das Spielverhalten oder verbale und nonverbale Kommunikation geübt werden. Bei älteren Kindern und Erwachsenen sind soziale Kompetenztrainings in der Gruppe hilfreich. Auch Logopädie und Ergotherapie kommen zum Einsatz, um Sprache, Kommunikation, Wahrnehmung und Sozialverhalten zu verbessern.

Medikamente hingegen können die autistischen Symptome nur in wenigen Bereichen lindern. Während atypische Antipsychotika (z. B. Risperidon) Selbst- und Fremdaggressionen oder stereotype Verhaltensweisen bessern, verringern Stimulantien (z. B. Methylphenidat) oder Atomoxetin (Medikament zur Behandlung von ADHS) Hyperaktivität und überstürzte Verhaltensweisen wie etwa unpassende oder verletzende Bemerkungen. Es gibt jedoch einige natürliche Methoden, die keine oder geringe Nebenwirkungen haben und einen guten Erfolg bei Autismus erzielen konnten ( 6 ).

Hinweis: Alle nachfolgend vorgestellten naturheilkundlichen, orthomolekularmedizinischen oder sonstigen zusätzlichen Therapien und Massnahmen besprechen Sie bitte in jedem Fall mit Ihrem Arzt!

Natürliche Behandlung nach Dr. med. Dietrich Klinghardt

Laut Dr. med. Klinghardt liegt die Ursache von Autismus häufig bei unerkannten chronischen Infektionen, die im Mutterleib erworben wurden, wie etwa die Lyme-Borreliose, Herpes oder das Pfeiffersche Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus). Die entsprechenden Erreger können sich – laut Klinghardt – besonders gut in einem schadstoffbelasteten Körper (z. B. Aluminium, Quecksilber und Glyphosat) ausbreiten.

Der erste Schritt in der Behandlung von Autismus sollte nach Dr. Klinghardt also die Entgiftung sein. In einem Interview erklärt er, dass dabei eine Kombination aus homöopathischen Mitteln (z. B. Homeo K. Clear von Biopure), Ionen-Fußbädern, Koriandertinktur sowie liposomalem Melatonin verwendet wird. Der zweite Schritt besteht in der Behandlung der Infektionen, bei der liposomal zubereitete antibiotische Kräuter verwendet werden. Mithilfe dieser Behandlungsmethoden erzielte Dr. med. Klinghardt offenbar bereits große Erfolge ( 7 ).

Hier unter diesem Link finden Sie Therapeuten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die nach den Methoden von Dr. med. Dietrich Klinghardt arbeiten.

Weitere Möglichkeiten zur Entgiftung von Schwermetallen finden Sie in unserem Artikel Schwermetalle ausleiten: Diese Möglichkeiten gibt es.

Gluten- und kaseinfreie Ernährung hilft Magen und Darm

Bei Menschen mit Autismus bestehen häufig chronische Magen-Darm-Probleme wie Durchfall, Verstopfung oder Reflux und eine schlechtere Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung. Bei 74 % der autistischen Kinder mit Magen-Darm-Beschwerden wurde eine Entzündung des Darms festgestellt. Dem zugrunde liegt häufig eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Eine Studie zeigte, dass 58 % der autistischen Kinder an einer Laktoseintoleranz leiden ( 8 ), was u. U. vielen Eltern gar nicht bekannt ist und die Kinder daher auch nicht die entsprechende laktosefreie Ernährung erhalten.

In unserem Artikel Wie sich Autismus von der Ernährung beeinflussen lässt wurde bereits beschrieben, dass das Störungsbild nicht selten auch mit einer Glutensensitivität verbunden ist, die ähnliche Symptome wie eine Zöliakie auslösen kann. Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der es nach Glutenverzehr (Gluten ist ein Gemisch aus Eiweißen, das in einigen Getreidesorten wie z. B. Weizen, Roggen oder Gerste vorkommt) zu Entzündungen der Darmschleimhaut (CED) und folglich zu erschwerter Nährstoffaufnahme, Verdauungsbeschwerden, Nährstoffmängeln und Gewichtsabnahme kommt.

Eine Befragung zeigte, dass die meisten Eltern, die ihre Kinder gluten- und kaseinfrei (Kasein ist eines von mehreren Eiweißen in der Milch) ernährten, signifikante Verbesserungen ihrer Symptome beobachten konnten – am häufigsten betrafen die Verbesserungen die Magen-Darm-Beschwerden (bei 54 %). Auch in anderen Bereichen konnte eine beträchtliche Verbesserung beobachtet werden, etwa im Bereich der Konzentration und Aufmerksamkeit (bei 42 %), der Kommunikation (bei 29 %), der sozialen Interaktion (bei 25 %) und auch der wiederholten Verhaltensweisen (bei 20 %) ( 9 ).

Vitamine und Mineralstoffe

Durch die häufig bestehenden Magen-Darm-Beschwerden bei Autisten und die damit verbundene schlechtere Aufnahme von Nährstoffen entstehen häufig Nährstoffmängel. Eine Studie zeigte bei Autisten einen deutlich geringeren Vitamin- und Mineralstoffspiegel als bei nicht-autistischen Kindern. Dies betraf die meisten Vitamine (Vitamin A, Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E und alle B-Vitamine außer B4) sowie einige Mineralien (Zink, Magnesium, Selen) ( 10 ). Eine Nahrungsergänzung mit Vitaminen und Mineralstoffen spielt für Autisten daher eine besonders wichtige Rolle und konnte bereits gute Erfolge in der Reduktion der Autismus-Symptome erzielen.

Multivitamin- und Mineralstoffpräparate

Eine randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie mit 20 Kindern, die für drei Monate ein Multivitamin- und Mineralstoffpräparat (Spectrum Support von der Marke Brain Child Nutritionals) einnahmen, führte zu einer deutlichen Abnahme von Schlafproblemen sowie Magen-Darm-Beschwerden.

Die Dosis des Präparates wurde allmählich gesteigert. Begonnen wurde mit 1/8 der angegebenen Dosis von Spectrum Support II, die bis Tag 24 gesteigert wurde. Bis Tag 34 wurde die volle angegebene Dosis verabreicht. Von Tag 35-50 wurde langsam zum Präparat Spectrum Support III (dieses enthält eine höhere Konzentration an Nährstoffen) übergegangen. Dieses wurde bis Tag 90 beibehalten ( 11 ).

Vitamin B6 und Magnesium

Eine der Behandlungsmöglichkeiten mit Nahrungsergänzungen, die am besten untersucht wurde, ist jene mit Vitamin B6 und Magnesium. Studien berichteten von Verbesserungen der sozialen Interaktion, der Kommunikation sowie der sich wiederholenden Verhaltensweisen ( 12 ).

In einer offenen Studie (sowohl Teilnehmer als auch Behandelnde wussten über die Art der Therapie Bescheid) aus dem Jahr 2007 mit 33 Kindern kam es zu signifikanten Verbesserungen der Autismus-Symptome bei einer täglichen Einnahme von 6 mg Magnesium pro Kilogramm Körpergewicht und 0.6 mg Vitamin B6 pro Kilogramm Körpergewicht über sechs Monate, wobei die Symptome nach dem Absetzen wieder zurückkehrten ( 13 ).

Eine dauerhafte Einnahme der beiden Nährstoffe ist daher sinnvoll. Um Nebenwirkungen zu vermeiden, sollten die täglichen Dosen von Vitamin B6 deutlich unter einem Gramm gehalten werden und die von Magnesium 200-300 g pro Tag nicht überschreiten ( 12 ).

Vitamin B12 und Folsäure (Vitamin B9)

In unserem Artikel Autistische Kinder wurde bereits besprochen, dass Folsäure in Form von Folinsäure, also der aktiven Form der Folsäure, zu verbesserten Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten bei autistischen Kindern führt. Die eingesetzte Dosis war jedoch sehr hoch und muss in jedem Fall mit dem Arzt abgesprochen werden.

Auch eine zusätzliche Gabe von Vitamin B12 kann sinnvoll sein. Die Verabreichung von 75 µg Methylcobalamin (eine Vitamin-B12-Form) pro Kilogramm Körpergewicht zweimal die Woche zusammen mit 400 µg Folinsäure zweimal am Tag über einen Zeitraum von drei Monaten führte in einer offenen Studie (sowohl Teilnehmer als auch Behandelnde wussten über die Art der Therapie Bescheid) zu einer deutlichen Verbesserung der Verhaltensprobleme autistischer Kinder. Das Methylcobalamin wurde von den Eltern (nach Anleitung) unter die Haut gespritzt, während die Folinsäure als Pulver zum Essen verabreicht wurde.

Die Ergebnisse zeigten, dass es unter anderem zu einem signifikanten Anstieg des Glutathionspiegels kam. Bei Autisten liegen häufig zu niedrige Glutathionspiegel vor. Glutathion ist eines der wichtigsten körpereigenen Antioxidantien, das dringend für die Ausleitung von Schadstoffen und Schwermetallen benötigt wird. Ein Glutathionmangel könnte auch die häufig beobachtete Schadstoffbelastung bei Autisten erklären. Erhöht man also den Glutathionspiegel, so könnte dies auch den Risikofaktor der Giftbelastung reduzieren ( 14 ).

Auch durch die Einnahme von Sulforaphan in Form von Sulforaphan-Brokkoli-Sprossen-Extrakt wird die Glutathionherstellung im Körper gefördert. Bei einer Behandlung von Autisten über 18 Wochen besserten sich die Symptome um ein Drittel. Lesen Sie dazu unseren Artikel Sulforaphan gegen Autismus.

Vitamin D

Es gibt so gut wie keine Erkrankung, die nicht mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel einhergeht – so auch Autismus. Vitamin D ist maßgeblich an der Entwicklung des Gehirns beteiligt, so dass ein Vitamin-D-Mangel (in der Schwangerschaft und im Säuglings-/Kleinkindalter) als einer der wichtigsten vermuteten Ursachen für Autismus gilt. Doch stellt sich hier die Frage, ob es umgekehrt auch möglich ist, durch das Wiederauffüllen der Vitamin-D-Speicher Autismus-Symptome zu verbessern?

In unserem Artikel über Vitamin-D und Autismus wird ein Fall von einem dreijährigen Jungen beschrieben, der, wie auch viele andere autistische Kinder, an schwerem Vitamin-D-Mangel litt. Durch eine hochdosierte Nahrungsergänzung mit Vitamin D kam es zu einer drastischen Verbesserung seiner Symptome. Unter anderem rannte er nicht mehr wie zuvor im Kreis, nässte sich nicht mehr ein und suchte nach Nähe zu seinen Eltern. Auch ein Großteil anderer autistischer Kinder profitieren von der Vitamin-D-Einnahme. Im oben verlinkten Artikel können Sie die genauen Dosen nachlesen, die verabreicht wurden.

Omega-3-Fettsäuren fördern die Neuroplastizität

Speziell die zwei Omega-3-Fettsäuren EPA ( Eicosapentaensäure) und DHA ( Docosahexaensäure) sind wichtig für die Entwicklung des Gehirns, unter anderem für die Neuroplastizität. Neuroplastizität bedeutet, dass sich das Gehirn verändern kann, so dass es (bzw. der jeweilige Mensch) bestmöglich auf äußere Einflüsse und Anforderungen reagieren kann. Viele Behandlungsmöglichkeiten für Autismus konzentrieren sich auf die Neuroplastizität, indem etwa durch gezielte Wiederholung erwünschter Aktivitäten (z. B. Blickkontakt mit Gesprächspartner halten) neue neuronale Erweiterungen und Verbindungen im Gehirn angeregt werden und diese neuen und für den Autisten bisher ungewohnte Verhaltensweisen sodann zum künftigen Repertoire des Autisten zählen ( 8 ).

Obwohl die Ergebnisse bezüglich der Einnahme der beiden Omega-3-Fettsäuren bisher widersprüchlich sind, lohnt es sich auf jeden Fall, diese Möglichkeit auszuprobieren, denn sie ist mit keinerlei relevanten Nebenwirkungen verbunden. Zudem haben Omega-3-Fettsäuren viele weitere positive Effekte auf die Gesundheit, wie in unserem Artikel Omega-3 beschrieben wird. Die Fettsäuren sind also nicht nur bei Autismus empfehlenswert, sondern gehören für jeden Menschen zu den essentiellen, also lebensnotwendigen Nährstoffen.

Eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie mit 13 autistischen Kindern (im Alter von 5-17 Jahren) führte zu einem starken Rückgang von Hyperaktivität und stereotypen, also sich wiederholenden, Verhaltensweisen. Auch das unangemessene Redeverhalten verbesserte sich. Die Kinder erhielten über sechs Wochen hinweg 1.500 mg Omega-3-Fettsäuren pro Tag (840 mg EPA und 700 mg DHA pro Tag) und 7 mg Vitamin E ( 15 ).

L-Carnosin – antioxidativ und neuroprotektiv

L-Carnosin wird in unserem Körper aus zwei Aminosäuren hergestellt – Alanin und Histidin. Es handelt sich um ein starkes Antioxidans, das für seinen Anti-Aging-Effekt bekannt ist und zudem neuroprotektiv wirkt, also Nervenfasern und Nervenzellen vor Schäden und schliesslich dem Absterben bewahrt. Auch bei Autismus konnten damit in einer doppelblinden Studie mit 31 autistischen Kindern gute Erfolge erzielt werden. Bei einer Einnahme von 800 mg L-Carnosin täglich kam es zu einer deutlichen Verbesserung des autistischen Verhaltens, der Kommunikation und der sozialen Interaktion. Bei der Placebogruppe hingegen blieben diese positiven Veränderungen aus ( 16 ).

Melatonin hilft bei Schlafproblemen

Das Schlafhormon Melatonin wird bei Dunkelheit von der Zirbeldrüse, einer kleinen Drüse im Gehirn, ausgeschüttet und sorgt dafür, dass wir Müdigkeit verspüren. Autismus ist häufig mit einem geringeren Melatoninspiegel bzw. einer verminderten Melatoninproduktion verbunden, wodurch oftmals Schlafprobleme bestehen.

Die Einnahme von Melatonin in mehreren randomisierten und placebokontrollierten Studien führte bei Kindern und Jugendlichen zwischen 2 und 18 Jahren, die eine Dosis von 2-10 mg/Tag zu sich nahmen, zu einem Anstieg der Schlafdauer und zu einer Abnahme der Einschlafprobleme. Die Dauer der Einnahme reichte von 14 Tagen bis zu über vier Jahren. Dabei waren keine relevanten Nebenwirkungen zu beobachten ( 12 ). Es wird empfohlen, mit einer Dosis von 2 mg einmal pro Tag (unabhängig von Alter und Gewicht) zu starten und die Dosis bei ausbleibendem Behandlungserfolg auf 5-10 mg/Tag zu erhöhen ( 19 ).

* Mit einem Test können Sie Ihren persönlichen Melatoninspiegel überprüfen lassen: Melatonin-Test

Bewegung bessert Symptome auf mehreren Ebenen

Sportliche Betätigung zeigt bei einer Vielzahl psychischer Erkrankungen und Entwicklungsstörungen positive Effekte – so auch bei Autismus. Mehrere Studien beobachteten das autistische Verhalten und die Auswirkungen auf die Bearbeitung von Aufgaben nach einer Sporteinheit (z. B. 6-20 Minuten Joggen), die durchweg positiv waren.

Durch die Bewegung kann hyperaktives und sich wiederholendes Verhalten reduziert werden, da dadurch bestimmte Neurotransmitter wie Acetylcholin oder Beta-Endorphine freigesetzt werden. Auch motorische und soziale Fähigkeiten, Kommunikation, Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein sowie Konzentration und Leistung in den zu bearbeitenden Aufgaben verbesserten sich ( 12 ). Bewegung sollte daher, gleich wie bei nicht-autistischen Menschen, unbedingt auf dem Tagesplan stehen.

Darmsanierung lindert Autismus-Symptome

Wie bereits in unserem Artikel Darm therapieren, Autismus bessern beschrieben wird, liegt bei Autisten eine Störung der Darmflora vor. Durch eine Darmflora-Sanierung mittels Probiotika oder Stuhltransplantation (Übertragung von Stuhl oder den darin enthaltenen Bakterien eines gesunden Menschen auf jenen, dessen Darmflora gestört ist) lassen sich Symptome jedoch bessern. Zudem können durch die Behandlung des Darms auch Mikronährstoffe wieder besser aufgenommen werden.

Bei den Studien, die Probiotika bei autistischen Kindern verwendet haben, waren Lactobacillus, Bifidobacteria und Streptococci enthalten, manchmal nur zwei der Stämme und bei zweien alle drei.

Unser Artikel Regulierung der Darmflora bessert Autismus beschreibt eine Studie, bei der sich die Autismus-Symptome durch eine Stuhltransplantation sogar um 45 % gebessert haben.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.