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Beifuß - Frauenkraut und Verdauungselixier

Der Beifuß erregt rein optisch kein großes Aufsehen. Nichtsdestotrotz ist er mit einem äußerst starken Heilpotential ausgestattet. Insbesondere bei Verdauungsbeschwerden und Frauenleiden kann die Pflanze deutlich Erleichterung verschaffen. Auch bei Krämpfen aller Art – von Bauchweh, Unterleibsschmerzen bis hin zu Asthmaanfällen – lindert der Beifuß durch seine entkrampfende Wirkung. Wie aber wird er zubereitet? Und wo bekommt man ihn? Wir haben die wichtigsten Details rund um die Heilpflanze für Sie zusammengefasst.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 21 Januar 2024

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Wie der Beifuß mit dem Menschen spricht

Der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris) mag auf den ersten Blick eine unscheinbare Pflanze sein. Doch schon der zweite Blick offenbart, dass sie eine ganz besondere Pflanze ist. Ihr roter Stängel signalisiert dem Menschen, dass sie den Blutfluss anregen kann und daher auch bei vielen Frauenleiden oder zur Beschleunigung der Geburt einsetzbar ist – zumindest glaubte man dies gemäß der Signaturenlehre.

Die Signaturenlehre besagt, dass alle Heilpflanzen bestimmte Kennzeichen tragen, die dem Menschen sofort aufzeigen, welche Krankheiten sie heilen können. So soll z. B. die Walnuss gegen Kopfschmerzen helfen, da sie hirnartig aussieht. Und die Brennnessel mit ihren Härchen soll gegen Haarausfall wirken – was in beiden Fällen auch tatsächlich der Realität entspricht, wie durch wissenschaftliche Untersuchungen inzwischen herausgefunden wurde.

Bei Bauchkrämpfen unterm Hosenbund tragen

Auch in Sachen Beifuß zeigte sich längst, dass die Signaturenlehre ebenfalls Recht behalten hat, denn die Pflanze enthält Stoffe, die die Gebärmutter stimulieren und somit sowohl die Menstruation fördern als auch die Geburt beschleunigen können. Sie soll gar so gut wirken, dass es – laut kundigen Kräuterheilern – bereits genüge, bei Menstruationsbeschwerden einfach einen Zweig Beifuß unter dem Hosenbund zu tragen – und schon weichen die Schmerzen und Krämpfe.

Beifuß rauchen

Ähnlich interessant ist der Tipp, frischen Beifuß unter das Kopfkissen zu legen, was nicht unbedingt zu süßen, aber zu klärenden und besonders farbigen Träumen führen soll. Für diesen Effekt raucht so mancher die Pflanze. Ob die Träume davon farbig werden, ist ungewiss, vor Trübsinn und schlechter Laune soll Artemisia jedoch in jedem Falle schützen. Nach 1 bis 3 Gramm machen sich milde Euphorie gefolgt von Entspannung und Ruhe breit.

Wie gut, dass die Heilpflanze in fast allen Gebieten der Nordhalbkugel zu finden ist – und dann auch noch wild, so dass sich jeder ihrer Heilkraft bedienen kann.

Die glorreiche Vergangenheit der Heilpflanze

Der Beifuß gehört gemeinsam mit Kopfsalat, Ringelblume, Kamille und vielen anderen zur Familie der Korbblütler. Er liebt verwilderte Plätze und gedeiht deshalb vornehmlich an Wegrändern, Bahndämmen oder Böschungen. Vielleicht ist auch das der Grund, warum er oft nur als Unkraut angesehen und im medizinischen Sinne kaum noch wahrgenommen wird. In alten Zeiten jedenfalls wurde der Pflanze eine ganz andere Wertschätzung entgegen gebracht.

Wohlklingende Namen wie Thorwurz oder Sonnenwendkraut erinnern an seine glorreiche Geschichte. Die alten Griechen und Römer verwendeten die Pflanze beispielsweise zur Unterstützung bei Geburten und bei wehen Füßen, worauf auch der deutsche Name "Bei-Fuß" hindeutet.

Die Germanen hielten die Thorwurz für eine der mächtigsten Pflanzen und flochten sich Gürtel aus den Wurzeln, um sich vor Krankheiten zu schützen. Ob die Pflanze wirklich schützt oder mehr der Glaube an sie, wird kaum herauszufinden sein. Sicher ist jedoch, dass der Beifuß – zwischen Gemüsepflanzen gesät – diese vor Schädlingen schützt.

Und obwohl der Pflanze ein hohes allergisches Potential nachgesagt wird, hat sich in einer Studie gezeigt, dass sie sogar antiallergische Eigenschaften aufweist.

Frauenkraut und Verdauungselixier

Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen des Beifußes zählen die sogenannten Sesquiterpenlactone – bestimmte Bitterstoffe – und das ätherische Öl mit den Hauptbestandteilen Kampfer und Thujon.

Diese Stoffe sind es, die für die Haupt-Eigenschaften der Pflanze verantwortlich sind: Sie wirken appetitanregend, verdauungsfördernd, wurmfeindlich, krampflösend, antibakteriell und harntreibend; sie stimulieren die Gebärmutter, fördern die Durchblutung und den Gallefluss und entspannen die müden Füße. Die Anwendungsgebiete sind folglich äußerst vielfältig ( 1 ) ( 2 ) ( 3 ) ( 4 ):

  1. Magen- und Darmbeschwerden
  2. Appetitlosigkeit
  3. Blähungen
  4. Wurmbefall
  5. Gallenleiden
  6. Koliken (auch der Galle)
  7. Wassereinlagerungen
  8. Asthma (die Heilpflanze wirkt krampflösend)
  9. Menstruationsbeschwerden (ausbleibende und schmerzhafte Menstruation)
  10. Durchblutungsstörungen (kalte Hände und Füße)

Gegen Frauenleiden

Der Gemeine Beifuß gilt seit dem Altertum als DAS "Heilkraut der Frauen". Ob zur Unterstützung der Geburt, bei Erkrankungen der Unterleibsorgane, Blasenentzündung, chronischer Eierstockentzündung, Ausfluss oder bei Schmerzen und Unregelmäßigkeiten der Periode: Ein Tee aus der Pflanze verspricht Linderung.

Beifuß-Tee

Der klassische Tee wird wie folgt zubereitet:

  1. Übergießen Sie 1 TL Beifuß-Blätter mit 200 ml heißem Wasser und lassen Sie den Aufguss zugedeckt für 5 bis 7 Minuten ziehen.
  2. Seihen Sie den Tee ab.
  3. Trinken Sie 1 bis maximal 3 Tassen pro Tag.
  4. Da die enthaltenen Bitterstoffe für die Wirkung ausschlaggebend sind, sollte der Tee ungesüßt und in kleinen Schlucken getrunken werden.
  5. Bei Menstruationsbeschwerden können Sie mit einer solchen Tee-Kur schon 5 bis 8 Tage vor dem Beginn der Periode loslegen.

Wichtig: Der Tee darf nicht überdosiert werden und weder in der Schwangerschaft (Gefahr einer Frühgeburt) noch in der Stillzeit eingesetzt werden. Denn es handelt sich um eine stark wirkende Heilpflanze, die auch nicht zu lange regelmäßig getrunken werden darf. Das bedeutet: Nach einer Teekur von maximal 6 Wochen mindestens eine dreiwöchige Pause einlegen!

Gegen Verdauungsbeschwerden

Da die Heilpflanze zu den typischen Bitterpflanzen gehört, ist er ein prima Hausmittel bei Verdauungsbeschwerden aller Art - ob Appetitlosigkeit, Schmerzen im Oberbauch, Krämpfe, Sodbrennen, Blähungen oder Durchfall.

Um Verdauungsbeschwerden nach bestimmten fettreichen Mahlzeiten zuvorzukommen, können die Speisen mit getrocknetem oder frischem Beifuß gewürzt werden – was die Verdaulichkeit erhöht und die Bekömmlichkeit verbessert.

Beifuß-Gewürzmischung

Eine Gewürzmischung kann folgendermaßen hergestellt werden:

Zutaten:

  1. 50 g getrocknete Beifuß-Blätter
  2. 50 g getrocknete Bohnenkraut-Blätter (Satureja hortensis)
  3. 10 g Pfeffer

Zubereitung:

  1. Mischen Sie die Kräuter und pulverisieren Sie sie mit dem Mörser.
  2. Bewahren Sie das Gewürz kühl und dunkel auf. Es ist etwa 1 Jahr haltbar.

Anwendung:

  1. Die Gewürzmischung ist auch eine tolle Alternative für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen auf Salz verzichten müssen oder wollen.
  2. Das Gewürz sollte mitgekocht werden, damit sich seine Wirkung voll entfalten kann.

Sammeln und anbauen

Natürlich können Sie den Beifuß – wie die meisten Heilpflanzen – in der Apotheke oder im Kräuterladen kaufen. Sie können ihn jedoch auch in freier Wildbahn sammeln oder – noch besser – bei sich im Garten oder auf dem Balkon anpflanzen.

Sie benötigen dazu lediglich ein sonniges Plätzchen mit nährstoffreicher Erde. Saatgut oder Jungpflanzen erhalten Sie in speziellen Gärtnereien mit umfangreichem Heil- und Wildpflanzenangebot.

Der Einjährige Beifuß

Eine andere Art ist der Einjährige Beifuß (Artemisia annua). Er spielt in der traditionellen chinesischen Medizin TCM schon lange als Heilmittel gegen Malaria eine wichtige Rolle.

* Hier finden Sie den Einjährigen Beifuß.

Das Malaria-Heilmittel Nummer 1

Artemisinin heißt der sekundäre Pflanzenstoff, der in den Blüten und Blättern des Einjährigen Beifußes vorkommt und schon länger im Fokus der Malaria-Forschung steht. Seit den 1970er Jahren wurden nach dem Vorbild des Artemisinins diverse halbsynthetische Arzneistoffe entwickelt, die vor allem in Süd-Ostasien und Afrika in Form von Medikamenten zur Behandlung der Malaria zum Einsatz kommen ( 5 ).

Die WHO empfiehlt Artemisinin-Kombinationspräparate als Wirkstoffe der ersten Wahl zur Therapie von Malaria. Problematisch ist jedoch, dass der Erreger der Malaria mit steter Regelmäßigkeit Resistenzen gegen Malaria-Medikamente entwickelt. Dr. Bernhard Fleischer vom Bernhard-Nocht-Instituts in Hamburg gibt zu bedenken ( 6 ): "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Mittel nicht mehr wirken."

Eine kombinierte Gabe mit Methylenblau kann Resistenzen offenbar vorbeugen und auch die Wirkung von manchen Malariamedikamenten verstärken. Details dazu lesen Sie in unserem Artikel über Methylenblau.

Forscher um Stephen M. Rich von der University of Massachusetts in Amherst haben überdies herausgefunden, dass sich die resistenten Erreger durch ein rein pflanzliches Beifuß-Präparat dreimal langsamer bilden als durch den isolierten Wirkstoff Artemisinin. Außerdem wirkt die Pflanze möglicherweise sogar weitaus besser gegen Malaria als alle chemisch hergestellten Medikamente zusammen ( 7 ).

Beifußblätter wirksamer als Malaria-Medikamente

Die in der Fachzeitschrift PLOS ONE der Public Library of Science veröffentlichte Studie besagt, dass getrocknete und zermahlene Beifuß-Blätter deutlich mehr Malaria-Parasiten abtöten als das reine Artemisinin – bei demselben Wirkstoffgehalt ( 7 ).

Die Wissenschaftler führen dies darauf zurück, dass nach Einnahme des pflanzlichen Heilmittels etwa 40-mal mehr Artemisinin im Blut der Probanden zirkulierte als nach Verabreichung des Pharmaprodukts. Zudem weisen sie darauf hin, dass in den Blättern – abgesehen vom Wirkstoff Artemisinin – einige weitere Substanzen zu finden sind, die ebenfalls gegen Malaria wirken.

Doch offenbar beschränkt sich die Heilkraft der Pflanze nicht nur auf die Tropenkrankheit: Inzwischen deuten mehrere Studien darauf hin, dass sie auch gegen Krebs wirkt ( 8 ) ( 9 ).

Hier finden Sie den Einjährigen Beifuß.

Artemisia annua gegen Krebs

Wissenschaftler des BioQuant-Zentrums der Universität Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben in Zellversuchen herausgefunden, dass Artemisia annua gegen Tumorzellen wirkt ( 10 ).

Das Forscherteam um Nathan Brady hat in der Fachzeitschrift Journal of Biological Chemistry berichtet, dass Artemisinin in den Tumorzellen eine chemische Reaktion auslöst. Es entstehen freie Radikale, die den Krebs vernichten. "Alle Krebsarten reagieren und sind empfindlich!", so Brady. Das Positive ist, dass Artesiminin auf Krebszellen toxisch wirkt, aber den gesunden Zellen keinen Schaden zufügt.

Den Einjährigen Beifuß – obwohl aus Fernost stammend – kann man längst auch in unseren Apotheken als getrocknetes Kraut beziehen. Genauso ist im Fachhandel Saatgut erhältlich, so dass man die Pflanze problemlos im eigenen Garten ziehen kann.

Beifuß gegen SARS-CoV-2

In letzter Zeit wird empirisch (aufgrund von Erfahrungen) von Naturheilärzten über gute Wirkungen von Artemisia annua bei Virusinfektionen – speziell auch bei SARS-CoV-2-Infektionen – berichtet.

Ob also einjährig oder gemein, es lohnt sich in jedem Fall, der Thorwurz erhöhte Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Denn noch lange nicht sind alle positiven Eigenschaften der alten Heilpflanze aufgedeckt. So wird derzeit beispielsweise vermutet, dass sie – gemeinsam mit der Karde (einer Distelart) – auch bei Borreliose äußerst hilfreich sein kann. Unsere Vorfahren haben den kraftvollen Beifuß folglich nicht ohne Grund als "Mutter aller Heilpflanzen" verehrt.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.