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  • Ein Junge hat Übergewicht, verursacht durch Antibiotika
5 min

Antibiotika: Ursache für Übergewicht

Die Zahlen der Übergewichtigen explodieren. Die Erbanlagen allein können nicht die Schuldigen sein. Natürlich spielt die Ernährung eine grosse Rolle und auch mangelnde Bewegung. Aber nicht nur. Forscher vermuten nun, dass die frühe Gabe von Antibiotika in der Kindheit Auslöser von Übergewicht sein kann. Antibiotika verändern die Darmflora schon bei Kindern derart, dass bevorzugt solche Darmbakterien überleben, die zu einer besseren Nährstoffverwertung und damit zu einer höheren Kalorienaufnahme führen.

Aktualisiert: 02 Februar 2024

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Übergewicht nach Antibiotika-Therapie

Da die Zahl der Übergewichtigen raketenartig steigt, sind Wissenschaftler fieberhaft auf der Suche nach möglichen Ursachen. Antibiotika könnten hier eine wichtige Rolle spielen, so Forscher der Ohio State University Center for Clinical and Translational Science im August 2016 ( 1 ).

Experten schätzen, dass bis zum Jahr 2030 über die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig sein wird – wenn die aktuelle Entwicklung anhält. Das Ergebnis werden unzählige chronisch kranke Menschen sein, die unseren Gesundheitssystemen zusätzliche Kosten in Milliardenhöhe verursachen.

Übergewicht erhöht Krebsrisiko

Übergewicht erhöht nicht nur das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes, eine Fettleber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch für mindestens acht Krebsarten, wie ein internationales Forscherteam am 25. August 2016 im The New England Journal of Medicine schrieb. Es handelte sich um eine Analyse von mehr als 1.000 Studien, die sich allesamt dem Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs gewidmet hatten ( 2 ).

Die acht Krebsarten sind:

  1. Magenkrebs
  2. Leberkrebs
  3. Gallenblasenkrebs
  4. Pankreaskrebs
  5. Eierstockkrebs
  6. Schilddrüsenkrebs
  7. Blutkrebs der Art multiples Myelom
  8. Gehirntumoren der Art Meningiom

Dabei gilt: Je höher der BMI, umso höher das Krebsrisiko ( 3 ).

Im Jahr 2002 schon fand dieselbe Forschergruppe heraus, dass Übergewicht auch das Risiko für Darmkrebs, Speiseröhrenkrebs, Nierenkrebs, Brustkrebs und Gebärmutterkrebs deutlich erhöhe.

Normalgewicht hingegen reduziert das Risiko für diese Krebsarten merklich.

Das Krebsrisiko durch Übergewicht ist viel grösser, als man bisher glaubte"

erklärt Dr. Graham Colditz, Experte für Krebsprävention an der Washington University School of Medicine in St. Louis.

Eine gesunde Ernährung, Sport und Nichtrauchen haben neben einem gesunden Gewicht enormen Einfluss auf das Krebsrisiko und zeigen, wie gut der Einzelne seine Gesundheit kontrollieren kann."

Meist sind es die überschüssigen Fette, die im Körper zu einer Überproduktion an Östrogen, Testosteron und Insulin und ferner zu chronischen Entzündungsprozessen führen. Jeder dieser Faktoren fördert das Krebswachstum.

Antibiotika-Therapie: Ursache für Übergewicht

Nun ist es jedoch oft nicht gerade einfach, Übergewicht abzubauen – vor allem dann nicht, wenn das Übergewicht schon seit der Kindheit besteht und man glaubt, es sei womöglich einfach eine genetisch bedingte Veranlagung, die man selbst gar nicht beeinflussen könne.

Dabei sind es selten die Gene, die Übergewicht entstehen lassen, sondern sehr viel häufiger eine falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Wenn Kinder ferner schon früh mit Antibiotika behandelt werden, kann dies ebenfalls zu einem Auslöser für Übergewicht werden.

Dr. Ihuoma Eneli, Kinderärztin und Direktorin des Center for Healthy Weight and Nutrition am Nationwide Children's Hospital erklärt:

Wir wissen, dass Übergewicht in der Kindheit keineswegs nur die Folge bestimmter Gene ist."

Dr. Eneli ist an einem nationalen Forschungsprojekt namens PCORnet Obesity Observational Study beteiligt. Für diese Studie wollen die Wissenschaftler Daten von 1,6 Millionen Kindern überprüfen und klären, wie oft die Kinder in den ersten beiden Lebensjahren Antibiotika erhalten und wie viele von ihnen in den nächsten fünf bis zehn Jahren übergewichtig werden.

Man will ausserdem schauen, welche Antibiotika konkret Übergewicht auslösen und welche nicht und ob auch die Antibiotikaeinnahme der Mutter während der Schwangerschaft einen Einfluss auf das spätere Gewicht des Kindes hat.

Antibiotika verändern die Darmflora

Antibiotika sind einerseits wunderbare Medikamente, die im Notfall schon unzählige Leben retten konnten. Andererseits können sie ungünstige Nebenwirkungen haben, z. B. auf die Darmflora.

Eine gesunde Darmflora hat viele Aufgaben. Sie ist an der Verdauung der Nahrung beteiligt und unterstützt tatkräftig das Immunsystem, ja, 80 Prozent des Immunsystems sind direkt im Darm lokalisiert. Eine gestörte Darmflora ist daher alles andere als erstrebenswert und beeinträchtigt das Befinden enorm.

Die Art der Darmflora, mit der ein Baby ausgestattet ist, hängt von etlichen Faktoren ab, z. B. von der Art der Geburt (natürliche Geburt oder Kaiserschnitt), von der Art der Ernährung (wird es gestillt oder mit Fertignahrung ernährt), von der Ernährung der Mutter und auch davon, ob es Antibiotika erhält oder nicht.

Wie Antibiotika zu Übergewicht führen

In den letzten Jahren nun machten verschiedene Wissenschaftler die Entdeckung, dass die Art und Zusammensetzung der Darmflora dafür zuständig ist, dass ein Mensch ab- oder zunimmt.

Wird die Darmflora – wie z. B. durch Antibiotika – geschädigt, dann sterben grosse Teile der guten und nützlichen Darmbakterien, während sich andere Bakterienformen, die nicht so empfindlich auf Antibiotika reagieren, plötzlich stark vermehren können.

Diese "neuen" Bakterien machen nun nicht immer und nicht sofort krank. Doch können sie recht schnell die Zahl der Kalorien, die ein Mensch resorbiert, erhöhen. Sie können den Stoffwechsel verlangsamen und sie können chronische Entzündungsprozesse entstehen lassen.

Alle diese Auswirkungen können jetzt eine regelrechte Kettenreaktion in Gang setzen, die nun wiederum das Verhalten von Fettzellen ändert und auf diese Weise zu Übergewicht führt.

Übergewicht stellt sich also nicht unbedingt deshalb ein, weil jemand so gerne isst, sondern ist nicht selten das Ergebnis einer umfassenden Stoffwechselstörung aufgrund einer von Antibiotika geschädigten Darmflora.

Bei Antibiotikagabe an Probiotika denken!

Leider ist es nicht einfach, diese Stoffwechselstörung wieder umzukehren, weshalb viele Menschen auch so grosse Probleme damit haben, ihr Übergewicht abzubauen – besonders wenn sie dabei nicht an die Darmflora denken.

Dr. Eneli rät dringend dazu, jede Antibiotikagabe – auch bei Kindern – genau zu überdenken und das Medikament nur dann einzunehmen, wenn es gar nicht anders geht. So helfe es beispielsweise nur selten bei Erkrankungen der oberen Atemwege und auch nicht bei jeder Ohrinfektion – und gerade diese beiden Erkrankungen gehören zu den häufigsten Gründen für eine Antibiotikaverordnung bei Kindern.

Sollte eine Antibiotikaeinnahme unvermeidbar sein, dann ist es in jedem Falle empfehlenswert, gleichzeitig Probiotika einzunehmen – sowohl in Kapsel- oder Flüssigform (z. B. Combi Flora) als auch in Form fermentierter Lebensmittel (fermentierte Gemüse, Brottrunk etc.).

Man geht davon aus, dass Probiotika die schädigenden Einflüsse der Antibiotika auf die Darmflora verhindern oder wenigstens reduzieren und dazu beitragen, dass sich die nützlichen Bakterien der Darmflora nach der Antibiotika-Therapie wieder schnell erholen und vermehren können.

Nach Antibiotikagabe Darmflora aufbauen

"Während wir noch auf weitere Belege für den Zusammenhang zwischen Antibiotika und Übergewicht warten, wissen wir eines doch schon heute mit absoluter Sicherheit:

Eine Ernährung, die viel raffinierten Zucker, Weissmehlprodukte und viel Fett enthält, stellt gemeinsam mit Bewegungsmangel eines der grössten Risiken für Übergewicht dar", erklärt Dr. Eneli. "Sorgen Sie daher bei Ihrem Kind für eine gesunde Ernährung und ermuntern Sie es zu viel Bewegung und Sport."

Und wenn Ihr Kinderarzt Antibiotika verordnet, dann haken Sie nach, ob es wirklich keine Alternativen gibt und erkundigen Sie sich bei ihm nach einem Probiotikum fürKinder! Dasselbe gilt für Erwachsene. Werden Antiobiotika verordnet, sollte zeitgleich mit Hilfe von Kapsel- oder Flüssigprobiotika an die Darmflora gedacht werden.

Die Probiotika werden dabei parallel zur Antibiotikagabe gegeben (zeitversetzt, z. B. das eine morgens, das andere abends) und noch mindestens zwei Wochen darüber hinaus.

Dazu finden Sie hier unsere Informationen und Tipps: Aufbau der Darmflora

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.