Zentrum der Gesundheit
  • Hähnchen geschlachtet
5 min

Bruderhahn-Eier: Was ist das?

Seit einiger Zeit gibt es im Handel Bruderhahn-Eier. Bei Aldi tragen diese Eier das Logo „ohne Kükentöten“. Endlich werden die flauschigen Küken nicht mehr getötet. Endlich kann man guten Gewissens Eier kaufen – oder nicht? Was passiert mit den Küken? Wer sind die Bruderhähne? Und was haben die Legehennen davon, dass ihre Brüder nun nicht mehr getötet werden?

Kostenlosen Newsletter abonnieren

Mit Ihrer Anmeldung erlauben Sie die regelmässige Zusendung des Newsletters und akzeptieren die Bestimmungen zum Datenschutz.

Bruderhahn-Eier: Was passiert mit den Küken?

Der folgende (gekürzte) Artikel stammt von Rettet das Huhn e. V. Der Verein Rettet das Huhn e. V. kennt die Zustände in den Legehennenanlagen Deutschlands aus erster Hand. Die nachfolgend beschriebenen Zustände sind also weder übertrieben noch stammen sie aus dem Mittelalter, wie man denken könnte:

Seit dem 1. Januar 2022 ist das Töten männlicher Eintagsküken in Deutschland gesetzlich verboten. Als Alternative zum Töten gibt es zwei Verfahren:

Entweder durchlaufen die Bruteier der Legehennenzucht eine Geschlechterbestimmung im Ei, um die Eier mit männlichen Embryonen nach dem 8. Bis 9. Bruttag auszusortieren und zu Tierfutter zu verarbeiten, oder die männlichen Küken werden nach dem Schlupf als sogenannte Bruderhähne aufgezogen, um, … ja um was?

Auf den Eierpackungen prangen nun die stolzen Slogans der Eierindustrie „Schutz der männlichen Küken“, „Küken dürfen leben“, „Brüderchen und Schwesterchen“, „ohne Kükentöten“ – dazu die farbig-fröhlichen Bildchen flauschiger Küken, die die Konsumierenden nun endlich entzückt und beruhigten Gewissens betrachten dürfen. Endlich muss man die einst millionenfache Ermordung der süssen Küken beim Eierkauf nicht mehr verdrängen…

Nur Küken haben unser Mitgefühl

Die Politik hat hier einen klugen Schachzug getan. Um Leid zu verhindern? Um Leben zu schützen und Unrecht zu beenden? Oder eher um Verbraucher*innenaugen zu blenden und den bequemen Konsumierenden weiter ein heiteres, ungetrübtes Erlebnis beim Kaufen und Essen von Tierqualprodukten zu bescheren?

Denn so sind wir Menschen. Beim Anblick flauschig-gelber Eintagsküken, dieser niedlich piepsenden Tierkinder, meldete sich im Kollektiv in den letzten Jahren doch immer wieder das Gewissen und der Anflug des unguten Gefühls, dass es doch nicht ganz richtig sein könne, jährlich 50 Millionen männliche Tierbabys (allein in Deutschland) zu töten…

Bei unwesentlich älteren Tierkindern lässt dieses ungute Gefühl allerdings schnell nach:

Bei 4 Wochen alten Masthähnchen, also 30 Tage jungen Tierkindern in monströs überzüchteten Körpern, die ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen können, funktioniert die Verdrängung des Unrechts wieder einwandfrei. Diese Tierkinder dürfen millionenfach misshandelt, geschlachtet und zerstückelt werden. Es sind ja „nur“ Nutztiere. Waren sie das als Küken noch nicht?

Küken haben unser Mitgefühl, 30 Tage später haben sie es nicht mehr. Unruhig werden wir nur bei den „richtigen“ Babys, die es auch optisch noch sind, wie eben die flauschig gelben Bruderküken.

Kein Kükentöten mehr: Alles ist gut?

Nun dürfen diese Küken also leben. Kein Kükentöten mehr – ein Gesetz tritt in Kraft – alles ist gut.

Dass Deutschland mit diesem Gesetz in Europa allein dasteht, dass verarbeitete Produkte in unseren Supermärkten (wie Nudeln, Gebäck, Saucen, Süßigkeiten usw.) nach wie vor fast ausschließlich mit ausländischen Eiern und somit „mit Kükentöten“ produziert werden, und dass selbst direkt vermarktete Eier auf Wochenmärkten oder in Hofläden von Legehennen aus dem Ausland stammen können, sei hier nur am Rande bemerkt.

Politik und Wirtschaft handeln nicht, weil Tierleid herrscht – sie handeln, weil Konsumierende unruhig werden. Denn natürlich ist nichts gut: Für die Bruderküken ist nichts gewonnen, und für ihre Schwestern, die Legehennen, schon gar nicht.

Wie geht es den Bruderhähnen?

Anstatt also am ersten Tag ihres verlorenen Lebens vergast zu werden, steht den mutterlos in einer Industrieanlage geschlüpften Bruderküken nun ein langer Transport in einen Mastbetrieb, überwiegend nach Polen, bevor. Dort erwartet sie eine „Lebens“zeit von 3 bis 4 Monaten, in der sie ebenso wie ihre Schwesterlegehennen niemals den Himmel sehen oder die Erde spüren, niemals eine natürliche Umgebung kennenlernen und nichts tun können, was ihren arteigenen Bedürfnissen entsprechen würde.

Für die Haltung und Mast dieser Bruderhähne gibt es noch nicht einmal gesetzliche Standards, keine Mindestvorgaben für Platzangebot und Gruppengröße, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass dafür ausgemusterte, nicht mehr zulässige Anlagen genutzt werden.

Die Mast der mageren, nur schwer „fleischansetzenden“ Legehennenbrüder ist ressourcenintensiv. Sie dauert gut dreimal so lang wie die Mast der speziell auf Fleischansatz gezüchteten Masthuhnrassen, bedarf dreimal so viel Futtereinsatz. Entsprechend erhöhen sich CO 2-Emissionen durch Futtermittelimporte und die Mengen des anfallenden Mists.

Nach Erreichen eines einigermaßen akzeptablen „Schlachtgewichts“ erleben die Bruderhähne eine brutale, sie in Angst und Stress versetzende Ausstallung, einen weiteren qualvollen Transport zum Schlachthof, und dort schließlich kopfüber am Schlachtband hängend ihre Ermordung.

Wie unser Kükentöten-Verbot afrikanischen Bauern schadet

Für das dunklere Fleisch der Legehennenbrüder gibt es in Deutschland keine Nachfrage, keinen Markt, da es nicht vergleichbar ist mit dem weichen, weißen Fleisch der 30 Tage jungen Masthühner. Das Verbot des Kükentötens führt also auch nicht zu einer Reduktion der gezüchteten Masthühner. Stattdessen wird das Fleisch der Legehennenbrüder überwiegend nach Afrika exportiert und zerstört dort den Markt der ansässigen Bauern.

Für die aufgezogenen Bruderhähne ist nichts gewonnen. Sie erleben keinen einzigen lebenswerten Tag. Im Gegenteil: Sie erleben nur Leid, Entbehrungen und am Ende einen gewaltsamen Tod. Nicht mehr am ersten Lebenstag, nach einer Lebenszeit, die keine war, sondern am 100. Lebenstag, nach einer Lebenszeit, die keine war – die aber angefüllt war mit Leid und Grauen.

Wie geht es den Schwesterhennen?

Nun zu den Schwesterhennen: Die knapp 50 Millionen Legehennen in Deutschland leben überwiegend in sogenannter Bodenhaltung mit Volierenaufbauten. Den Verbrauchenden impliziert der Begriff "Boden" das Vorhandensein eines lebenswerten Raums, auf dem die Hühner laufen, scharren, sich bewegen können. Weit gefehlt. Eine lesenswerte Beschreibung vom Leiden jener Hennen, die Tag für Tag für Sie Eier legen müssen, finden Sie in unserem Artikel: Warum Sie keine Eier und schon gar keine XL-Eier kaufen sollten

Das unter vorigem Link beschriebene Leid der Legehennen wird und wurde konsequent bei der Diskussion um das Kükentöten ausgeblendet. Die eventuellen ethischen Bedenken der meisten Verbraucher*innen beim Eierkonsum konzentrierten sich auf das Kükenproblem.

Und so stehen die Schwesterhennen – nun da es eine so angenehm gewissensberuhigende Lösung des Kükenproblems gibt – weiterhin im Abseits und legen unter grausamsten Bedingungen Eier. Umso schlimmer ist, dass niemand Eier zum Geniessen und Gesundbleiben braucht:

In unserer Rezepte-Rubrik oder auch in unserem Kochstudio bei Youtube finden Sie ausschliesslich eifreie und rein pflanzliche Rezepte. Von Omelett über Torten bis hin zu Rührei und Tiramisu ist alles dabei. Verzicht gibt es nicht. Wir wünschen einen guten eifreien Appetit!

🌟 Bewerten Sie unsere Arbeit 🌟

Auf unserem Portal Zentrum der Gesundheit haben wir mittlerweile mehr als 2700 Artikel zu zahlreichen Themen rund um Gesundheit, Ernährung und Naturheilkunde veröffentlicht. Wenn Sie Zeit und Lust haben, freuen wir uns über Ihre Bewertung unseres Portals bei Trustpilot.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.