Zentrum der Gesundheit
  • Leinsamen und Leinsamenöl
16 min

Alpha-Linolensäure: Ist die Omega-3-Fettsäure schädlich?

Viele Menschen nehmen regelmässig Leinöl ein – im Glauben, es sei sehr gesund. Neuerdings wird es jedoch immer häufiger kritisiert. Es soll sich nicht als Omega-3-Quelle eignen. Die enthaltene Alpha-Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure) sei sogar schädlich – sagt Dr. med. Hobert in einem Video bei Youtube. Wir erklären, warum viele seiner Kritikpunkte nicht zutreffen.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 11 Februar 2024

Kostenlosen Newsletter abonnieren

Mit Ihrer Anmeldung erlauben Sie die regelmässige Zusendung des Newsletters und akzeptieren die Bestimmungen zum Datenschutz.

Alpha-Linolensäure: Diese Lebensmittel sind reich an ALA

Alpha-Linolensäure ist eine Omega-3-Fettsäure, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten ist. Als eine der besten Quellen für die Alpha-Linolensäure – die mit ALA abgekürzt werden kann – gilt das Leinöl. Es kann bis zu 60 Prozent aus Alpha-Linolensäure bestehen. Alpha-Linolensäure kann aber auch in diesen Lebensmitteln vorkommen (in g pro 100 g):

  1. Hanföl 17 g
  2. Walnussöl 13 g
  3. Rapsöl 9 g
  4. Leinsamen 22 g
  5. Chiasamen 18 g
  6. Hanfsamen 9 g
  7. Walnüsse 7,5 g
  8. Macadamia 1 g
  9. Grünkohl 0,3 g
  10. Spinat 0,15 g
  11. Kichererbsen 0,65 g
  12. weisse Bohnen 0,6 g

Hier finden Sie eine Liste mit weiteren Lebensmitteln und ihrem Gehalt an Alpha-Linolensäure.

Adertisement

Alpha-Linolensäure ist essentiell

Die Alpha-Linolensäure gilt als essentielle Fettsäure, muss also mit der Nahrung aufgenommen werden, weil sie nicht selbst vom Organismus hergestellt werden kann.

Nun heisst es aber immer öfter, die ALA sei nur deshalb essentiell und wichtig, weil sie die Vorstufe der beiden langkettigen Omega-3-Fettsäuren DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure) sei. Die tatsächliche Wirkung auf die Gesundheit hätten aber nur DHA und EPA.

Die Alpha-Linolensäure kann zwar im Organismus zu einem gewissen Teil in DHA und EPA umgewandelt werden. Diese Umwandlung gilt jedoch als unsichere Angelegenheit, weil sie von vielen Faktoren abhängt und daher bei vielen Menschen höchstwahrscheinlich nicht zu einer ausreichenden Bildung von DHA und EPA führt.

Video: Arzt sagt, Alpha-Linolensäure ist schädlich

Bisher stand die Alpha-Linolensäure also insbesondere deshalb in der Kritik, da die Umwandlungsrate zu DHA und EPA so niedrig sei. Jetzt aber heisst es in einem Video mit dem Titel Die Wahrheit über Omega 3, dass die Alpha-Linolensäure bzw. das Leinöl sogar konkret schädlich sei.

Dr. med. Ingfried Hobert stellt im Video hauptsächlich die folgenden Behauptungen auf, die wir nachfolgend als Fragen formulieren, um Missverständnisse zu vermeiden:

1. Nützt Leinöl wirklich nichts? Ist Alpha-Linolensäure inaktiv?

Die im Leinöl enthaltene Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure (ALA) sei die inaktive Omega-3-Fettsäure, die dem Menschen nichts nutze, sagt Dr. Hobert in seinem Video. Wenn daher in Studien gesagt werde, Omega 3 bringe nichts, dann deshalb, weil in den Studien das inaktive Omega 3 untersucht worden sei, also die ALA, z. B. im Leinöl, aber nicht das aktive Omega 3 – die sog. aquatischen oder marinen Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA. (Aquatisch/marin deshalb, weil sie insbesondere in fettem Fisch bzw. in speziellen Algen enthalten sind).

Nur mit DHA und EPA könne man eine entzündungshemmende Wirkung erreichen – und diese sei heute wichtiger denn je. Denn chronisch entzündliche Erkrankungen, allen voran Autoimmunerkrankungen seien die Pandemie der heutigen Zeit. Von 2500 Menschen, die täglich in D. sterben, würde 2000 an den Folgen von Autoimmunentzündungen sterben, was die Wichtigkeit eines antientzündlichen Lebensstils und einer antientzündlichen Ernährung zeige. 

Studie: Alpha-Linolensäure wirkt entzündungshemmend

Zwar gibt es Hinweise, dass die Alpha-Linolensäure in manchen Bereichen nicht an die Wirkung der langkettigen Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA heranreicht und etwas weniger aktiv ist als jene. Sie deshalb aber als „inaktiv“ zu bezeichnen, ist nicht korrekt.

Denn es gibt zahlreiche Studien, die der Alpha-Linolensäure positive Wirkungen auf die menschliche Gesundheit bescheinigen. Im Zusammenhang mit der Herz-Kreislauf-Gesundheit zeigte eine Studie vom März 2022 beispielsweise (wir beschreiben sie hier Pflanzliche Omega-3-Fettsäuren so gut wie Fisch), dass die ALA genauso nützlich ist wie die beiden langkettigen Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA.

Mit steigendem Blutspiegel der ALA sanken in der Untersuchung das Gesamtcholesterin, das LDL-Cholesterin, die Triglyceride, der Blutdruck und die Entzündungsmarker.

Studie: Leinöl ähnlich gut wie Fischöl

Im Journal Phytotherapy Research erschien im Juli 2019 eine placebokontrollierte Doppelblindstudie, in der man die Nahrungsergänzung von Leinöl mit Fischöl verglich – und zwar bei Diabetikern, die an der koronaren Herzkrankheit litten ( 13 ).

Die 90 Teilnehmer wurden in drei Gruppen geteilt und erhielten 12 Wochen lang zweimal täglich entweder je 1000 mg Omega 3 aus Fischöl, 1000 mg Omega 3 aus Leinöl oder ein Placebo. Es zeigten sich die folgenden Ergebnisse:

  1. Die Insulinspiegel sanken in der Leinöl- und der Fischölgruppe, wobei sie in der Leinölgruppe stärker sanken. In der Placebogruppe blieben sie unverändert.
  2. Der Entzündungsmarker CRP sank in der Leinöl- und der Fischölgruppe, aber auch hier sank er in der Leinölgruppe stärker. In der Placebogruppe stieg er leicht.
  3. Die Werte für die körpereigenen Antioxidantien stiegen in der Leinöl- und der Fischölgruppe, hier war das Fischöl etwas wirksamer. In der Placebogruppe verschlechterten sich die Werte.

Leinöl ist dieser Untersuchung zufolge also ähnlich wirksam wie Fischöl, in manchen Bereichen sogar wirksamer.

Studie: Leinöl entzündungshemmend bei Colitis ulcerosa

Ebenfalls im Juli 2019 erschien eine Studie, in der sich Leinöl und gemahlene Leinsamen bei Colitis ulcerosa, einer entzündlichen Autoimmunerkrankung des Dickdarms, als hilfreich erwiesen ( 14 ).

Die 75 Teilnehmer wurden in drei Gruppen aufgeteilt und erhielten 12 Wochen lang täglich entweder 30 g gemahlene Leinsaat oder 10 g Leinöl. Die dritte Gruppe diente als Kontrollgruppe, nahm also nichts ein. Im Vergleich zur Kontrollgruppe besserten sich sowohl in der Leinsamen- als auch in der Leinölgruppe die Entzündungswerte und der Blutdruck. Auch besserte sich die Schwere der Erkrankung.

Es wurden die folgenden Entzündungswerte gemessen: Calprotectin im Stuhl, die entzündungsfördernden Botenstoffe IL-6 and INF-γ sowie der entzündungshemmende Botenstoff TGF-β im Blut sowie die Blutsenkung.

  1. Bei Entzündungen ist die Blutsenkung zu hoch. Leinsamen und Leinöl konnten die Blutsenkung fast auf Normalwerte senken. Sie lang zuvor bei etwa 27 mm pro Stunde und sank auf ca. 20 mm pro Stunde.
  2. Das Calprotectin soll normalerweise bei unter 50 µg/g Stuhl liegen, kann bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn aber auf über 600 steigen. Auch in vorliegender Studie lag der Wert bei den Teilnehmern über 600 und sank dank Leinsamen bzw. Leinöl um 170 bis 190 µg/g.
  3. Die Werte des entzündungshemmenden TGF-β stiegen deutlich, während die entzündungsfördernden Botenstoffe IL-6 and INF-γ sanken.

2. Kann Alpha-Linolensäure zu Linolsäure umgewandelt werden?

Wir hätten inzwischen viel zu viel von der ALA in unserem System, sagt Dr. Hobert. Denn „die neuen Forschungen der letzten drei, vier Jahre hätten ergeben, dass die ALA aus Leinöl zum grössten Teil in Omega-6-Fettsäuren umgewandelt werde und nur zu 5 Prozent in aktive Omega-3-Fettsäuren. Die tägliche Leinöleinnahme sei also gar nicht gut und Leute, wie z. B. Frau Dr. Budwig hätten unrecht. (Anm. ZDG-Redaktion: Wir beschreiben hier die sog. Budwig-Diät, die Ernährungsempfehlungen nach Johanna Budwig).

Dr. Hobert sagt, er habe Patienten untersucht, die regelmässig Leinöl einnehmen und stellte fest, dass ihre Omega-6-Werte hoch und ihre Omega-3-Werte niedrig waren. Genauso sei es bei Veganern und Vegetariern gewesen.

Alpha-Linolensäure kann nicht zu Linolsäure umgewandelt werden

Zu den obigen Aussagen gibt es zwei Dinge zu bemerken: Erstens kann Alpha-Linolensäure nicht in die Linolsäure umgewandelt werden. Beide Fettsäuren gelten als essentiell, was nicht der Fall wäre, wenn die eine in die andere verwandelt werden könnte.

Zweitens, die von Dr. Hobert gemessenen Werte müssen daher eine andere Ursache haben. Vielleicht hatten die Leute doch noch bestimmte Omega-6-Öle konsumiert, die zum schlechten Fettsäureblutbild führten.

Denn schaut man sich offizielle Untersuchungen an, so zeigt sich dabei regelmässig das Folgende:

  1. der Verzehr von Alpha-Linolensäure führt auch zu einem höheren ALA-Spiegel im Blut
  2. der Verzehr von Alpha-Linolensäure führt nicht zu einem steigenden Omega-6-Spiegel
  3. der Verzehr von Alpha-Linolensäure lässt häufig den EPA-Spiegel steigen
  4. der Verzehr von Alpha-Linolensäure kann den DHA-Spiegel nur schwer erhöhen

Leinöl lässt Omega-3-Spiegel steigen, Omega-6-Spiegel bleibt unverändert

In einer Untersuchung von 2008 nahmen die Teilnehmer 3 Monate lang täglich 30 g Leinsamen (gemahlen oder ungemahlen) oder 6 g ALA aus Leinöl zu sich. Am besten konnte Leinöl den ALA-Spiegel erhöhen (schon nach dem ersten Monat), aber auch der Verzehr von gemahlenen Leinsamen erhöhte den ALA-Spiegel. Die ungemahlenen Samen hingegen führten kaum zu einer Veränderung, was auch zu erwarten war, da die Samen unverdaut ausgeschieden werden.

In dieser Studie konnten weder das Leinöl noch die Leinsamen den Spiegel der langkettigen Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA) erhöhen. Auch zeigten sich weder Auswirkungen auf die Blutfettwerte (Triglyceride/Cholesterin) noch auf die Blutgerinnung ( 1 ).

In einer Studie von 2006 jedoch nahmen 56 Teilnehmer mit chronischen Krankheiten täglich 3 g Alpha-Linolensäure in Form von Leinöl ein oder ein Placebo (Olivenöl). Nach 12 Wochen waren die EPA-Spiegel in der Leinölgruppe um 60 Prozent gestiegen, in der Olivenölgruppe hatten sich die EPA-Werte nicht verändert. In der Leinölgruppe stiegen auch die Werte der etwas selteneren langkettigen Omega-3-Fettsäure DPA um 25 Prozent. Die DHA-Spiegel aber stiegen in keiner Gruppe ( 15 ).

In einer kanadischen Studie von 2015 nahmen junge gesunde Erwachsene (18 bis 49 Jahre) 30 Tage lang täglich entweder 10, 20, 30 oder 40 g gemahlene Leinsaat ein ( 2 ). Der Spiegel der Alpha-Linolensäure stieg bei allen Dosierungen. Der Spiegel der Omega-6-Fettsäuren blieb unverändert. Der Spiegel der EPA stieg erst ab der 30-g-Dosierung. Der DHA-Spiegel stieg auch hier nicht.

Auch in einer Studie von Dr. Rodriguez-Leyva, Professor für Innere Medizin und Kardiologie heisst es ( 3 ),

  1. der ALA-Spiegel steigt nach der 2. Woche nach Beginn der Einnahme von Leinsamen bzw. Leinöl, wobei die Bioverfügbarkeit von ALA im Leinöl höher ist als in den gemahlenen Samen
  2. zu viel Linolsäure (Omega 6) verhindert das Steigen des ALA-Spiegels und die Umwandlung von ALA zu den langkettigen Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA)

3. Machen Omega-6-Fettsäuren fett?

Menschen würden immer weniger Fisch essen, sagt Dr. Hobert. Er führt aus: „Fische sind die einzigen Lebewesen, die heute noch solche aktiven Omega-3-Fettsäuren in sich beinhalten. Da aber wir als Menschen die Ozeane überfischt haben, ist Fisch so teuer geworden, dass immer weniger Menschen sich Fisch leisten können. Und wenn dann Fisch aus Aquakulturen und die werden gefüttert mit Omega 6, weil dies dazu führt, dass die Fische dick und fett werden, so wie auch alle anderen Nutztiere mit Omega 6 gefüttert werden, damit sie schnell fett werden und schnell verkauft werden können mit maximalem Gewicht.“

Linolsäure schützt vor Auszehrung

Wir konnten keine Hinweise dazu finden, dass Nutztiere konkret Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure) erhalten, um schneller „fett“ zu werden. Lediglich in einem Artikel zu (den armen) Muttersauen heisst es, dass die Gabe von geringen Mengen Linolsäure hier vorteilhaft sei, aber nicht, weil die Tiere gemästet werden, sondern weil sie nach der Geburt und Laktation dann nicht so viel Gewicht verlieren. Diese Tiere magern andernfalls also schneller ab, weil die ständigen Schwangerschaften unter schlimmen Bedingungen entsprechend auszehren ( 12 ).

Nicht Linolsäure fördert Gewichtszunahme

Ansonsten erhalten Nutztiere einschliesslich Fisch reichlich Soja und Mais – beides ist Omega-6-reich, das stimmt. Doch werden die Tiere nicht wegen der Omega-6-Fettsäure schneller schlachtreif, sondern weil Soja und Mais nun einmal deutlich höhere Nährwerte haben als Heu oder anderes artgerechtes Futter – und weil die Tiere keine Bewegung haben. „Fett“ werden sollen Nutztiere ebenfalls nicht, da fettiges Fleisch beim Verbraucher nicht gut ankommt.

4. Sorgen Nüsse für schlechte Blutfettwerte?

Dr. Hobert zählt auch Nüsse zu den ungünstigen Lebensmitteln: „Leider ist es so, dass wir auch Margarine, Sonnenblumenöl und leider auch Nüsse dazu zählen müssen, verschiedene Nüsse, am schlimmsten ist die Paranuss, aber auch Erdnüsse und Cashewnüsse haben einen unglaublich hohen Omega-6-Spiegel“. Das sei mit ein Grund, weshalb er bei Veganern und Vegetariern so schlechte Fettwerte/Fettverhältnisse sehe, weil sie

  1. dem Leinöl-Irrglauben unterliegen,
  2. keinen Fisch essen und
  3. viele Nüsse essen.

Nüsse sind gesund und wirken entzündungshemmend

An den Nüssen kann es eher nicht liegen, wie unsere nachfolgenden Informationen zeigen. Denn Nüsse werden in Studien mit einer entzündungshemmenden Wirkung in Zusammenhang gebracht, z. B. in einer Studie von 2016. Darin stellte man einen sinkenden CRP-Wert (Entzündungsmarker) fest, wenn statt Fleisch, Eiern oder Weissmehlprodukten Nüsse gegessen wurden ( 5 ).

Auch wird Nussverzehr mit einem geringeren Auftreten der Fettleber in Zusammenhang gebracht (bei der häufig ebenfalls entzündliche Prozesse vorliegen) ( 6 ).

In einer Meta-Analyse von 2018, die in Nutrition erschien, senkten Nüsse einen Entzündungswert, hatten auf andere Entzündungswerte keinen Einfluss (also auch keinen negativen) ( 7 ).

Paranüsse: Kein negativer Einfluss auf Entzündungswerte

Sogar eine Untersuchung von 2022 mit Paranüssen, die Dr. Hobert als besonders entzündungsfördernd bezeichnet, ergab keine negativen Einflüsse auf Entzündungswerte. Paranüsse verbessern aufgrund ihres Selengehalts hingegen den Selenstatus, was vorteilhaft ist, da ein Selenmangel als entzündungsfördernder Faktor gilt. Auch verbesserte der Verzehr von Paranüssen die antioxidativen Kapazitäten, was in jedem Fall sehr wichtig ist bei der Prävention von entzündlichen Krankheiten ( 8 ).

Cashewnüsse: Entzündungshemmende Wirkung

Ähnliches gilt für Cashewnüsse, die sich in einer Studie (an Mäusen) von 2020 als so gut hemmend auf einen Entzündungsmarker im Darm erwiesen haben, dass man überlegt, ob man die Kerne nicht gar bei Darmentzündungen ( CED) empfehlen sollte ( 9 ).

Im April 2022 zeigte sich ebenfalls eine entzündungshemmende Wirkung von Cashewnüssen. Bei Ratten mit hohem Homocysteinspiegel (der als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt), konnte der Verzehr von Cashewnüssen die unterschiedlichsten Werte bessern. Sie senkten beispielsweise die Werte der entzündungsfördernden Botenstoffe (Zytokine) und auch jene des entzündungsfördernden NF-kB-Signalweges, ein entzündungsfördernder Prozess, der bei Autoimmunerkrankungen eine wichtige Rolle spielt ( 10 ) – und gerade diese möchte Dr. Hobert ja vermeiden.

Erdnüsse passen gut in die entzündungshemmende Ernährung

Auch Erdnüsse sind wertvolle Lebensmittel, die sehr gut in eine gesunde entzündungshemmende Ernährung passen. Sie enthalten hochwertiges Eiweiss, viel Magnesium, Kalium, Zink und Eisen; zusätzlich sind Erdnüsse eine sehr gute Vitamin-E-Quelle und versorgen sehr gut mit Vitaminen des B-Komplexes. Sie liefern ausserdem hochkarätige Pflanzenstoffe, wie Resveratrol, Flavonoide und Coenzym Q10, die allesamt für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt sind ( 11; Review 2016).

Es ist daher nicht sinnvoll, sie auf ihr Fettsäureprofil zu reduzieren, zumal sie einen hohen Anteil (50 Prozent) an einfach ungesättigten Fettsäuren aufweisen und der Omega-6-Anteil nur bei 25 Prozent liegt.

In unserem Artikel über Erdnüsse erklären wir, wie gut Erdnüsse die Gesundheit der Blutgefässe verbessern können. Dies wäre nicht möglich, wenn die kleinen Hülsenfrüchte entzündungsfördernd wirken würden. Dass sie stattdessen entzündungshemmend wirken, zeigt u. a. das zuvor unter (11) verlinkte Review von 2016.

5. Kabeljau und Wildlachs als Omega-3-Quelle?

Kaltwasserfische, wie Hering, Makrele, Kabeljau und verschiedene Wildlachssorten hätten auch reichlich Omega 3, so Dr. Hobert. „Wer die Möglichkeit hat, an diese Fische frisch ranzukommen, wenn sie wild gefangen sind, kann seinem Körper da noch etwas Gutes tun.“

Kaltwasserfische überfischt – Wildlachs vom Aussterben bedroht

Gerade die empfohlenen Kaltwasserfische, wie Kabeljau, Makrele und Hering sind jedoch masslos überfischt, so dass ihr Konsum nicht empfohlen werden kann. Details lesen Sie in unserem Artikel über Fisch: Die Ökokatastrophe.

Wildlachs ist in Europa in den meisten Ländern entweder ausgestorben oder vom Aussterben bedroht, weil es kaum noch natürliche Lebensräume für ihn gibt, die man erst wieder schaffen müsste ( 4 ). Daher kommt Wildlachs meist aus Norwegen, Island, Irland und Schottland – wo er natürlich ebenfalls bald ausgestorben sein wird, wenn weiter zum Verzehr von Wildlachs aufgerufen wird.

6. Algenöl als Omega-3-Quelle

Dr. Hobert empfiehlt zum Schluss ein bestimmtes Algenölpräparat (Omega-3-Plus). Es enthalte Curcumin in öliger Form, sagt er im Video, dazu natürlich DHA und EPA sowie CBD-Öl, Rosmarinextrakt und Vitamin E und Vitamin D. Diese Rezeptur beuge Entzündungsprozessen vor.

Achten Sie auf Qualität!

Die genannte Rezeptur klingt in der Theorie sehr gut und hat mit Sicherheit ein entzündungshemmendes Potential, aber eher nicht in Form des von Dr. Hobert empfohlenen Produktes. Denn schaut man sich die Zusammensetzung an, dann besteht das Öl nur zu 23 Prozent aus Algenöl (das etwa zur Hälfte aus den langkettigen Omega-3-Fettsäuren besteht), so dass letztendlich nur ein EPA/DHA-Gehalt von knapp über 10 Prozent vorliegt.

Manche Algenölprodukte enthalten reichlich Omega-6-Fettsäuren

Hauptzutat des Nahrungsergänzungsmittels ist hingegen Rapsöl. Rapsöl kann zwar zu grossen Teilen aus der Ölsäure bestehen (wie Olivenöl), enthält aber auch bis zu 30 Prozent Omega-6-Fettsäuren sowie bis zu 15 Prozent Alpha-Linolensäure. Vor beiden warnt Dr. Hobert eindringlich. Er sagt, wir hätten davon schon viel zu viel „in unserem System“.

Das von Dr. Hobert erwähnte CBD-Öl nun ist gar nicht enthalten (CBD-Öl ist ein Hanfblütenextrakt gelöst in Öl), dafür ist Hanfsamenöl enthalten. Hanfsamenöl aber besteht gar bis zu 60 Prozent aus Omega-6-Fettsäuren und bis zu 30 Prozent aus Alpha-Linolensäure und ist damit erneut ein Öl, das Dr. Hobert ja eigentlich aufgrund seiner obigen Aussagen ablehnen müsste.

Pro Tagesdosis (5 ml) liefert das empfohlene Produkt somit lediglich 500 mg der langkettigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Dazu kommen nun noch die Omega-6-Fettsäuren aus dem enthaltenen Hanf- und Rapsöl, nämlich 1300 mg sowie 650 mg Alpha-Linolensäure. Das Produkt liefert somit fast 4-mal so viele jener Fettsäuren, die man eigentlich (lt. Dr. Hobert) auf keinen Fall zu sich nehmen sollte, weil sie das Omega-6-Omega-3-Verhältnis ja wieder verschlechtern.

Wählen Sie besser reine Algenölprodukte!

Warum nicht besser ein Algenölprodukt einnehmen, das die folgenden vier Vorteile aufweist:

  1. Es besteht aus reinem (!) Algenöl.
  2. Daher ist die Tagesdosis auch geringer und liegt nur bei 2,5 ml.
  3. Die Tagesdosis liefert über 1000 mg langkettige Omega-3-Fettsäuren: davon
  4. 700 mg DHA
  5. 350 mg EPA
  6. 35 mg DPA (DPA ist eine seltenere Omega-3-Fettsäure: Docosapentaensäure)
  7. Ein reines Algenölprodukt enthält nur den natürlichen Omega-6-Gehalt des Algenöls, der mit 3 Prozent äusserst gering ausfällt.

Die Lösung: Alpha-Linolensäure und Algenöl kombinieren

Sie müssen kein Leinöl zu sich nehmen, um sich mit ausreichend ALA zu versorgen, auch gemahlene Leinsamen, Chiasamen, Walnüsse und Hanfsamen können dazu verzehrt werden. Natürlich können Sie auch Leinöl verwenden, wenn Sie möchten.

Ein Omega-6-Omega-3-Verhältnis von maximal 4 : 1 (besser niedriger) ist optimal, damit aus ALA die langkettigen Omega-3-Fettsäuren werden können. Da dieses Verhältnis oft nicht so leicht erreicht werden kann, in den obigen Studien z. B. nur EPA, aber nicht DHA aus ALA entstand und die langkettigen Omega-3-Fettsäuren tatsächlich schneller aufgenommen werden und auch schneller und in kleineren Mengen wirken als die ALA (4 g ALA haben denselben Effekt wie 0,3 g der langkettigen Omega-3-Fettsäuren), empfehlen wir, beides zu kombinieren:

  1. Eine pflanzenbasierte Ernährung mit natürlichen ALA-reichen Lebensmitteln, so dass täglich um die 2,2 g ALA aufgenommen werden, z. B. täglich 10 g Leinsaat gemahlen oder 20 g Hanfsamen (eine Tabelle mit ALA-reichen Lebensmitteln haben wir ganz oben verlinkt); wechseln Sie am besten ab, damit es nicht eintönig wird.
  2. die Reduzierung von Omega-6-reichen Ölen (Sonnenblumenöl, Maiskeimöl, Sojaöl, Distelöl etc.) und
  3. die Einnahme von Algenöl für eine gute und ökologisch sinnvolle Versorgung mit den langkettigen Omega-3-Fettsäuren.

Update 28.11.2022 - Korrektur

Wir haben unter 6. die Aussage entfernt, Dr. Hobert sei am Verkauf der von ihm empfohlenen Produkten beteiligt, was lt. seiner Mitteilung nicht der Fall ist.

🌟 Bewerten Sie unsere Arbeit 🌟

Auf unserem Portal Zentrum der Gesundheit haben wir mittlerweile mehr als 2700 Artikel zu zahlreichen Themen rund um Gesundheit, Ernährung und Naturheilkunde veröffentlicht. Wenn Sie Zeit und Lust haben, freuen wir uns über Ihre Bewertung unseres Portals bei Trustpilot.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.