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Probiotika schützen Kinder vor Sepsis

Probiotika können bei sehr vielen Beschwerden begleitend zur Therapie eingesetzt werden. Auch vorbeugend sind sie oft ein Segen, etwa bei Kindern, um das Allergie- und Neurodermitisrisiko zu reduzieren. Ein Forscherteam stellte nun fest, dass Probiotika (gemeinsam mit Präbiotika) das Auftreten einer Sepsis (Blutvergiftung) bei Säuglingen um 40 Prozent verringern konnte – und das bei nur 1 Dollar Kosten pro Kind. Die Studie zeigt, wie enorm positiv, ja lebensrettend der Einfluss von Probiotika und Präbiotika auf das Verdauungs- und Immunsystem sein kann.

Aktualisiert: 16 August 2023

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Probiotika und Präbiotika retten Kinderleben

Dr. Pinaki Panigrahi, Professor für Epidemiologie und Kinderheilkunde an der University of Nebraska leitete die Studie, die letztendlich die Erkenntnisse aus 15-jähriger Forschungsarbeit in sich vereint und die Gesundheit aller Kinder dieser Welt massgeblich beeinflussen könnte. Sie erschien am 16. August 2017 im renommierten Fachjournal Nature ( 2 ).

Das in der Studie verwendete Synbiotikum (= Mischung aus einem Probiotikum und einem Präbiotikum) war von Dr. Panigrahi entwickelt worden. Es bestand aus einem Präbiotikum (sog. Fructooligosaccharide (FOS)) und einem probiotischen Bakterienstamm (Lactobacillus plantarum), der bereits für zahlreiche gesundheitliche Wirkungen von sich reden machte.

Probiotika – Lactobacillus plantarum

Lactobacillus plantarum kann bei Erwachsenen beispielsweise das oft für Magenbeschwerden verantwortliche Bakterium Helicobacter pylori aus dem Magen vertreiben. Lactobacillus plantarum soll ausserdem das Risiko einer Multiplen Sklerose reduzieren können, wie wir hier (MS – Ist ein kranker Darm die Ursache?) erklärt hatten. Auch gehört L. plantarum zu jenen probiotischen Stämmen, die das Abnehmen erleichtern können. Beim Kauf von Probiotika sollte man daher darauf achten, dass in jedem Fall auch L. plantarium enthalten ist.

Präbiotika – Fructooligosaccharide FOS

FOS gehören zu den Ballaststoffen. Sie bestehen aus bis zu zehn Fructosemolekülen, die fest miteinander verbunden sind – und zwar so fest, dass ihre Bindungen von den Verdauungsenzymen nicht gespalten werden können. FOS gelangen daher unverdaut in den Dickdarm, wo sie der Darmflora und natürlich auch den neu hinzugekommenen Bakterien als Nahrung dienen und somit an der Regeneration des Darmes mitwirken.

Fructooligosaccharide sind zwar natürliche Bestandteile vieler Lebensmittel, kommen aber nur in einigen wenigen Lebensmitteln auch in relevanten Dosen vor, z. B. in Zwiebeln, Knoblauch, Artischocken, Schwarzwurzeln und Topinambur. Da diese Lebensmittel selten regelmässig und auch selten in grösseren Mengen gegessen werden, bietet es sich an, FOS oder Inulin (ein ganz ähnlicher Ballaststoff) in Form einer Nahrungsergänzung einzunehmen, z. B. während einer Darmreinigung oder auch rein prophylaktisch, um seiner Darmflora etwas Gutes zu tun.

Probiotika und Präbiotika beugen einer Sepsis vor

In Dr. Panigrahis Studie wurde das beschriebene Synbiotikum zur Vorbeugung einer Sepsis bei indischen Kindern eingesetzt. Unter Sepsis versteht man eine ernsthafte Komplikation bakterieller Infektionen. Im Volksmund spricht man auch von einer Blutvergiftung. Sie kommt weltweit häufiger vor als Herzinfarkte und fordert mehr Tode als Krebs. In den ärmsten Ländern ist die Sepsis eine der häufigsten Todesursachen. 40 Prozent der Neugeborenentodesfälle gehen auf das Konto der Sepsis, und 100.000 Frauen sterben jährlich im Wochenbett ebenfalls an einer Sepsis ( 1 ).

Es handelt sich dabei um eine systemische Entzündung, bei der es innerhalb kürzester Zeit zu einem Multiorganversagen kommen kann, weil das Immunsystem plötzlich nicht mehr nur die Bakterien, sondern auch körpereigenes Gewebe angreift. Es entwickeln sich umfangreiche Entzündungsprozesse, die Blutgefässe werden durchlässig und es kommt zu Blutgerinnseln.

Selbst wenn sich der Patient in bester medizinischer Versorgung befindet, kann ihm in 30 Prozent aller Sepsis-Fälle nicht mehr geholfen werden. In den Entwicklungsländern ist das Sterberisiko durch eine Sepsis noch deutlich höher. Insgesamt sterben jährlich weltweit etwa eine Million Kinder an einer Sepsis. Allein in den USA betragen die Klinikkosten für die Behandlung aller Sepsis-Patienten 24 Milliarden Dollar pro Jahr. Massnahmen, um einer Sepsis zuvorzukommen – besonders bei den Neugeborenen – wären daher mehr als willkommen.

Probiotika und Präbiotika – Sieben Tage genügten, um viele Kinder vor einer Sepsis zu schützen

Bei unserer Untersuchung handelt es sich um die grösste klinische Studie zur Wirkung von Probiotika bei Neugeborenen, die je vom US-amerikanischen Gesundheitsministerium (den National Institutes of Health) finanziert worden war", berichtet Dr. Panigrahi.

Mehr als 4.500 Neugeborene aus 149 indischen Dörfern nahmen an der Studie teil. Sie wurden die ersten 60 Tage ihres Lebens medizinisch begleitet, da genau dies die kritische Zeit ist, in der viele krank werden und sterben.

In den ersten Lebenstagen erhielten die Säuglinge (oral) sieben Tage lang die beschriebene synbiotische Mischung aus Probiotika und Präbiotika oder ein Placebopräparat. Die Ergebnisse der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie zeigen, dass in den ersten zwei Lebensmonaten nun um 40 Prozent weniger Sepsis- und Todesfälle zu beobachten waren als sonst. Diese Erfolgsrate war um mehr als das Doppelte höher als man erwartet hatte.

Probiotika und Präbiotika reduzierten auch Risiko für Atemwegserkrankungen

Gleichzeitig erkrankten die Kinder, die das Synbiotikum erhalten hatten, deutlich seltener an Atemwegsinfektionen, als es in der Placebogruppe der Fall war – etwas, mit dem man überhaupt nicht gerechnet hatte.

Unsere probiotische Formel könnte eine Art preiswerte oral zu verabreichende Sepsis-"Impfung" darstellen", schrieb Dr. Panigrahi.

Gerade bei Neugeborenen wirken probiotische Präparate sehr gut. Ihr Immunsystem ist noch ein unbeschriebenes Blatt und das noch annähernd unbesiedelte Verdauungssystem bietet den eingenommenen probiotischen Bakterien reichlich Lebens- und Wirkraum.

Probiotika und Präbiotika könnten Säuglingssterblichkeit senken

Die Gesundheit eines Landes wird an seiner Säuglingssterblichkeit gemessen, heisst es bekanntlich. Indien hat eine der höchsten Säuglingssterblichkeitsraten weltweit. 700.000 Säuglinge sterben hier – laut UNICEF – jedes Jahr kurz nach der Geburt. Auf 1000 Kinder, die überleben, kommen 40, die sterben. In Sri Lanka sind es nur 9, in Nepal 29 und in Bangladesh 33 – so die Zahlen der WHO. Dr. Panigrahi möchte diese Zahlen senken – und seine Synbiotika-Studie war dazu ein erster wichtiger Schritt.

Unsere Studie muss jetzt in verschiedenen Ländern und unter verschiedenen Umständen wiederholt werden, um weitere Details zur Wirkung von Probiotika und Präbiotika zu erhalten. Auch möchten wir herausfinden, wie genau unsere Behandlung die Lungen so stärken konnte, dass die Zahl der Atemwegserkrankungen zurückging."

Wenn Sie Ihr Immunsystem stärken möchten, stärken Sie Ihren Darm!

Der Darm ist das grösste immunologische Organ in unserem Körper", erklärt Dr. Panigrahi, "wenn man daher sein Immunsystem stärken möchte, dann muss man sich auf den Darm konzentrieren."

Wenn Sie Ihrem Säugling Probiotika und Präbiotika geben möchten, besprechen Sie dies bitte in jedem Fall mit Ihrem Kinderarzt, der Ihnen bei der Auswahl des richtigen Präparates helfen wird. Wir haben schon hier über die Vorteile von Probiotika im Kindesalter berichtet: Darmflora bei Kindern aufbauen, wo beschrieben wird, wie die Einnahme von Probiotika Koliken und Durchfall lindern sowie Neurodermitis und Allergien vorbeugen kann.

Bei Erwachsenen ist die Darmflora nicht minder wichtig. Sie finden hier eine Zusammenfassung vieler wichtiger Wirkungen hochwertiger Probiotika: Darmflora aufbauen – Die Anleitung.

Dort lesen Sie, wie Probiotika bei Diabetes, bei erhöhtem Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, Scheidenpilz, Knochenschwund, ja selbst bei Depressionen und vielen weiteren Beschwerden helfen können.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.