Brustkrebs-Screenings nicht unbedingt vertrauenswürdig
Die übliche Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung für Frauen ab 50 Jahre umfasst alle zwei Jahre auch ein Mammografie-Screening (Röntgenaufnahme der Brust). Des weiteren wird diese Untersuchungsmethode (bei Frauen jeden Alters) zur Abklärung von bestimmten Symptomen (Knoten, Absonderungen aus der Brustwarze o. ä.) eingesetzt.
In manchen Fällen kommt es aber zu falschen Ergebnissen beim Mammografie-Screening.
Experten geben zu: Überdiagnosen bei Brustkrebs-Scans sind häufig
In einer Informationsbroschüre des Deutschen Krebsforschungszentrums, der Kooperationsgemeinschaft Mammografie und der Deutschen Krebshilfe ist zu diesem Thema zu lesen (Link wurde gelöscht):
Die meisten Fachleute stimmen darin überein, dass auf einen verhinderten Todesfall bei Brustkrebs eine Überdiagnose kommt. Manche halten Überdiagnosen für noch häufiger.
Überdiagnosen nennt man Diagnosen, die eine tatsächlich vorhandene "Krankheit" oder besser Abnormalität feststellen. Doch würde diese Abnormalität während des gesamten Lebens des Patienten niemals Symptome verursachen.
MRT der Brust: Nicht nur Überdiagnosen, auch falsch-positive Ergebnisse
Da man Magnetresonanz-Verfahren in der Diagnostik eine weitaus höhere Treffsicherheit in Bezug auf Vorstufen aggressiver Brustkrebs-Tumoren nachsagt, werden sie immer häufiger eingesetzt. Laut einer Studie im Magazin The Lancet wurden 48 % der hochgradigen DCIS-Fälle übersehen, aber im MRT erkannt (1).
(Ein hochgradiger DCIS-Fall ist eine Krebsvorstufe mit höherem Risiko, zu eine invasiven Krebs zu werden als ein niedrig- oder mittelgradiger DCIS-Fall.)
Die Magnestresonanztomographie ist jedoch eine derart sensible Technologie, dass sie sämtliche Abnormalitäten der Brust anzeigt - auch solche, die für die Patientin überhaupt keine Gefahr oder gesundheitliche Bedrohung darstellen würden.
Außerdem gibt es auch bei einem MRT - genau wie bei der gewöhnlichen Mammografie - nicht nur die Gefahr der Überdiagnose, sondern auch das Risiko eines falsch-positiven Ergebnisses.
Todesangst wegen falscher Brustkrebs-Diagnose
Man entdeckt "etwas" und bezeichnet es als Brustkrebs. Die Diagnose führt bei der Patientin zu extremen Angstzuständen bis hin zu Todesangst. Sie wird vorsichtshalber invasiven und potentiell gefährlichen Verfahren (z. B. einer Biopsie) unterzogen, eventuell einer Krebsbehandlung oder sogar einer Brustentfernung - nur damit dann (in etlichen Fällen) festgestellt werden kann, dass entweder doch kein Tumor oder nur eine gutartige Zellansammlung vorlag. Die Angst aber ist damit noch lange nicht weg.
Es ist bekannt, dass Angstzustände aufgrund einer Diagnose mit einer potentiell tödlichen Krankheit auch dann nicht verschwinden, wenn die Patientin (oder der Patient) schließlich erfährt, dass die ursprüngliche Horror-Diagnose falsch war.
Brustentfernung nach Brust-MRT siebenmal häufiger
Die Zahl derjenigen Frauen, die aufgrund einer Magnetresonanz-Untersuchung eine Brustentfernung über sich ergehen lassen müssen, ist siebenmal höher als bei jenen Frauen, bei denen andere Diagnostikverfahren zur Anwendung kamen.
Leider fehlt jeder Hinweis dafür, dass dadurch das Leben von mehr Frauen gerettet werden konnte und diese um so viel höhere Brustentfernungsrate auch gerechtfertigt wäre.
Im Gegenteil: So schätzt der Onkologe Kefah Mokbel vom Londoner Breast Institute, dass die Quote falsch-positiver Ergebnisse bei Brust-MRTs bei ungefähr 25 Prozent liege (2).
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