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  • Colitis Ulcerosa
18 min

Colitis ulcerosa – Die chronische Entzündung des Dickdarms

Colitis ulcerosa zählt zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die Symptome können den Alltag stark beeinträchtigen. Die Medizin arbeitet hauptsächlich mit Medikamenten, um die Symptome zu lindern. In der Naturheilkunde geht man u. a. ursächlich vor. Wir stellen ganzheitliche Maßnahmen bei Colitis ulcerosa vor.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 09 Mai 2025
Hinweis: Alle weiterführenden Artikel finden Sie unterhalb der Kommentare.

Was ist Colitis ulcerosa?

Colitis ulcerosa (CU) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Dickdarms, die schubweise verläuft. Die Entzündung beginnt typischerweise im letzten Abschnitt des Dickdarms (Rektum). Das Rektum bezeichnet die letzten 16 bis 20 cm vor dem Schließmuskel des Anus.

Von hier aus kann sich die Erkrankung/Entzündung kontinuierlich ausbreiten. Sie bleibt aber immer auf den Dickdarm beschränkt, betrifft also nie andere Teile des Verdauungssystems.

Betroffen von der Erkrankung ist dabei vor allem die Schleimhaut des Darms – also die innere Auskleidung. Bei Morbus Crohn (MC) hingegen sind auch die tieferen Wandschichten betroffen. MC ist eine andere weit verbreitete chronisch entzündliche Darmerkrankung. Sie kann außerdem im gesamten Verdauungssystem auftreten – von der Mundhöhle bis zum Enddarm.

Die Krankheit gilt als nicht heilbar, steht mit einer reduzierten Lebenserwartung in Zusammenhang und geht mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs einher (1).

Was bedeutet schubweise?

„Schubweise“ bedeutet, dass die Beschwerden in Phasen auftreten – mit aktiven Krankheitsausbrüchen (Schüben) und dazwischenliegenden, ruhigeren Zeiten (Remission).

Wie verläuft ein Schub?

Ein Schub ist eine akute Phase mit aktiver Entzündung der Darmschleimhaut. Typisch sind die folgenden Symptome:

  1. Häufige, teils blutige Durchfälle (oft mehr als fünfmal täglich)
  2. Krampfartige Bauchschmerzen (v. a. im linken Unterbauch)
  3. Stuhldrang, Müdigkeit, evtl. Fieber
  4. Gewichtsverlust mit Nährstoffmängeln

Ein Schub kann mehrmals pro Jahr auftreten oder Jahre ausbleiben. Ein Schub kann einige Tage bis mehrere Wochen anhalten – je nach Schweregrad und Reaktion auf die Therapie.

Wie verläuft die Remission?

Hier gibt es bei Colitis ulcerosa zwei Möglichkeiten:

1. Echte Remission

Betroffene fühlen sich zwischen den Schüben gesund. Sie haben keine oder nur minimale Symptome. Die Entzündung ist vollständig abgeklungen – auch nachweisbar im Labor und durch Darmspiegelung.

Nur etwa 30–40 % der CU-Patienten erreichen eine solche komplett symptomfreie Remission über längere Zeit.

Das Risiko für einen neuen Schub besteht auch in der beschwerdefreien Phase – deshalb sind Erhaltungstherapien wichtig, selbst wenn es „gerade gut läuft“.

2. Latente Aktivität mit milden Dauerbeschwerden

Häufiger verhält es sich so, dass auch in der schubfreien Zeit die Entzündung nicht ganz verschwindet. Dadurch bleiben milde Symptome bestehen, z. B. häufiger Stuhlgang (aber nicht blutig), leichte Bauchschmerzen oder Druck und/oder eine allgemeine Erschöpfung.

Wie wird diagnostiziert und therapiert?

Die Diagnose der CU erfolgt meist per Darmspiegelung. Zur Therapie kommen Medikamente zum Einsatz. In schweren Fällen auch Operationen.

Medikamente

Während eines Schubs wird versucht, die Entzündung möglichst rasch zu stoppen. Dazu können Kortikosteroide (Prednisolon) und hochdosiertes Mesalazin zum Einsatz kommen, ggf. Biologika oder Immunsuppressiva.

In der Remission heißt das Ziel: Rückfall verhindern. Dazu wird Mesalazin niedrig dosiert gegeben – und je nach Patient – ggf. Immunsuppressiva (oral) oder Biologika niedriger dosiert als im Schub und/oder in größeren Zeitabständen.

Operation

Manche Patienten (10 – 15 %) müssen im Verlauf der Erkrankung operiert werden. Dabei wird der gesamte Dickdarm entfernt (Proktokolektomie). Meist wird ein Pouch (Stuhlreservoir aus Dünndarm) an den After angeschlossen.

Die Erfolgsquote ist sehr hoch, was bedeutet, dass durch die Operation bei vielen Patienten dauerhafte Entzündungsfreiheit erzielt wird. Allerdings bleiben gewisse Einschränkungen bestehen (z. B. häufiger Stuhlgang, weicher Stuhl, schlechtere Stuhlhaltefähigkeit, mögliche Entzündung des Pouch).

Bis der Dickdarm vollständig entfernt und der Pouch funktionsfähig angelegt ist, sind meist mehrere (drei) Operationen nötig. Dazwischen liegen jeweils 3 Monate, in denen ein vorübergehender künstlicher Darmausgang nötig wird. Dieser wird in der letzten OP wieder entfernt.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Die Medikamente können natürlich auch Nebenwirkungen haben. Zu den Nebenwirkungen, die bei der Anwendung von 5-Aminosalicylaten (z. B. Mesalazin) beobachtet wurden, zählen Bronchitis, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Bauchkrämpfe und leichte Stoffwechselstörungen.

Zu den signifikanten Nebenwirkungen von Kortikosteroiden zählen u. a. Ödeme, Mondgesicht, Akne, Stimmungsschwankungen, Nebennierensuppression (verminderte Hormonproduktion in den Nebennieren), Magengeschwüre und Osteoporose. Die langfristige Anwendung kann die Augen schädigen und einen grauen Star verursachen. Auch steigt das Risiko für schwere Rückfälle.

Biologika können die folgenden Nebenwirkungen haben: Leukenzephalopathie (Schädigung der weißen Substanz im Gehirn), Muskelschmerzen, Neoplasien (Gewebeneubildungen – gut- oder bösartig), Herzinsuffizienz und Tuberkulose.

Die häufigsten Nebenwirkungen von Immunsuppressiva sind wiederum eine Hepatitis, Pankreatitis, Knochenmarksschädigung (mit gestörter Blutbildung) und Leukopenie (weiße Blutkörperchen nehmen ab, was das Infektionsrisiko erhöht).

Wie viele Menschen sind betroffen?

​In Deutschland sind inzwischen schätzungsweise 400.000 Menschen von Colitis ulcerosa betroffen. Bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 83 Millionen entspricht dies einem Anteil von ungefähr 0,5 %.

Die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr, beträgt etwa 3 bis 4 pro 100.000 Personen. ​Morbus Crohn kommt etwas weniger häufig vor.

Wie merkt man, dass man Colitis ulcerosa hat?

Eine CU tritt verstärkt zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr auf. Sie kann aber auch erst später zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr auftreten. Gerade bei älteren Menschen rechnen Mediziner gar nicht mehr mit einer CU, was die Diagnose erschwert.

Oft beginnt die CU schleichend mit:

  1. Häufigem Stuhldrang
  2. Blut und Schleim im Stuhl
  3. Bauchkrämpfen (v. a. im linken Unterbauch)
  4. Müdigkeit

Viele denken zuerst an Hämorrhoiden oder eine Infektion. Die Diagnose wird daher oft erst verspätet gestellt – im Durchschnitt nach 4 Monaten (2) (bei Morbus Crohn sogar erst nach 12 Monaten).

Die Ursachen der Colitis ulcerosa

Die Ursachen der CU sind nicht vollständig geklärt. Man geht von einem multifaktoriellen Entstehungsmodell aus, wobei folgende Ursachen beteiligt sind:

  1. Genetische Veranlagung
  2. Störung der Darmbarriere
  3. Dysbiose der Darmflora
  4. Fehlgeleitete Immunreaktionen (TH2-dominiert)
  5. Umweltfaktoren (z. B. Ernährung, Antibiotika, Stress, Infektionen)

Die zuletzt genannten Umweltfaktoren können die zuvor genannten Faktoren verursachen oder verstärken und sehen im Detail so aus:

  1. Fehlernährung (zu wenig Ballaststoffe, zu viel Zucker/industrielle Kost, zu wenig Vitalstoffe/Gemüse)
  2. Umweltgifte (z. B. Schwermetalle, Weichmacher)
  3. Antibiotikabelastung (v. a. in Kindheit)
  4. Psychosozialer Dauerstress
  5. Latente Infektionen (z. B. Pilze, Parasiten)
  6. Vitalstoffmängel

Lebensstil und Wohnort sind entscheidend

In Industrienationen ist das Vorkommen von Colitis ulcerosa deutlich höher als in den Entwicklungsländern. In Ländern mit steigendem Wohlstand und zunehmend westlichem Lebensstil (z. B. China, Indien, Südamerika, Nordafrika) nehmen die Erkrankungszahlen rapide zu – vor allem in den städtischen Gebieten.

Begründet wird das mit Veränderungen der Ernährung (mehr industrielle Fette, Zucker, verarbeitete Lebensmittel), häufigeren Arztbesuchen mit verstärktem Antibiotikaeinsatz, einem urbanen Lebensstil (weniger Kontakt mit Mikroorganismen), weniger Bewegung, mehr Stress und einer veränderten Darmflora durch verschiedene Umweltfaktoren.

Früher war Colitis ulcerosa in Ostasien extrem selten – in Japan, Südkorea oder China fast unbekannt. Inzwischen steigen die Zahlen dort exponentiell – vor allem unter jungen Menschen in Städten. In Japan beispielsweise hat sich das Vorkommen von Colitis ulcerosa seit den 1980ern verzehnfacht.

* Hier finden Sie unsere Kochschule mit den veganen Kochkursen

Autoimmunerkrankung oder Barrierestörung?

Früher wurde die Colitis ulcerosa häufig unter dem Oberbegriff „Autoimmunerkrankung“ eingeordnet, was auch heute noch vereinzelt gemacht wird. Denn es gibt Hinweise auf fehlgeleitete Immunantworten gegen körpereigene Strukturen oder gegen die Darmflora.

Allerdings fehlt bei CU – anders als bei klassischen Autoimmunerkrankungen wie Lupus oder Hashimoto – ein spezifischer Autoantikörper oder ein eindeutig identifiziertes Autoantigen (ein körpereigenes Eiweiß, gegen das das Immunsystem irrtümlich reagiert). Das macht die Zuordnung schwierig.

Stattdessen geht man seit einigen Jahren nun von einer sogenannten epithelialen Barrierestörung aus, die wiederum zu einer Entgleisung der Immunantwort mit starken Entzündungsprozessen führt.

Die epitheliale Barrierestörung

Die Schleimhautbarriere des Darms besteht aus Schleimschicht, Epithelzellen und Tight Junctions (Proteinkomplexe, die den Raum zwischen zwei Zellen abdichten). Diese Barriere ist bei CU-Patienten oft strukturell oder funktionell beeinträchtigt, noch bevor starke Entzündungsprozesse einsetzen.

Die Barriere-Defekte erlauben es nun Bakterien- und Nahrungsbestandteilen, aus dem Inneren des Darms in die Schleimhaut einzudringen – was dann das Immunsystem aktiviert.

Die Barrierestörung gilt dabei nicht nur als Begleiterscheinung, sondern als primärer krankhafter Mechanismus (Pathomechanismus), der eine immunologische Fehlregulation überhaupt erst ermöglicht oder verstärkt. Das heißt: Ohne gestörte Barriere keine Entgleisung der Immunantwort.

Die Entgleisung richtet sich aber (bei diesem Erklärungsmodell) nicht gegen körpereigene Strukturen (wie bei Autoimmunerkrankungen), sondern gegen äußere Reize, die normalerweise gar nicht ins Gewebe gelangen würden, wenn die Darmbarriere intakt wäre.

Die Aktivierung des Immunsystems erfolgt über folgende Mechanismen:

1. Durchlässige Darmbarriere (Leaky Gut)

Ist die Schleimhaut gestört, gelangen:

  1. bakterielle Bestandteile
  2. Nahrungsbestandteile
  3. Toxine oder Metaboliten

durch die Barriere in Kontakt mit dendritischen Zellen, Makrophagen und anderen Immunzellen in der Darmschleimhaut. Diese erkennen die eingedrungenen Stoffe als Gefahr – auch wenn sie eigentlich harmlos wären – und lösen eine entzündliche Reaktion aus.

2. Fehlgeleitete Antwort auf Darmflora

Bei Patienten mit CU liegt regelmäßig eine Darmflorastörung vor (Dysbiose). Das Immunsystem reagiert nun überschießend auf bestimmte bakterielle Muster oder Populationen, die in gesunden Menschen toleriert würden.

3. Fehlende Immunregulation

Ein weiterer Faktor ist das gestörte Gleichgewicht zwischen proinflammatorischen Immunzellen (Th2-Zellen) und regulatorischen T-Zellen. Letztere würden Entzündungen normalerweise eindämmen.

Diese Dysbalance führt dazu, dass eine eigentlich angemessene Abwehrreaktion nicht rechtzeitig beendet wird, sondern chronisch bestehen bleibt.

Was kann man während eines Schubs tun?

Im Schub liegt das Hauptaugenmerk auf der Entzündungshemmung. Vermutlich werden Sie entsprechende Medikamente nehmen.

Elektrolyte nehmen

Bei starkem Durchfall verliert man Elektrolyte. Nehmen Sie diese daher regelmäßig zu sich. Vermutlich erhalten Sie ein Mittel von Ihrem Arzt. Im Idealfall sollte es vollkommen frei von unnötigen Zusätzen sein (Süßstoffen, Aromen u. a.) und ausschließlich die benötigten Mineralstoffe enthalten, wie z. B. dieses * Elektrolytpräparat.

Moro’sche Karottensuppe

Die Karottensuppe nach dem österreichischen Kinderarzt Dr. Ernst Moro wurde einst gegen Durchfallerkrankungen bei Kindern entwickelt. Die Suppe hat aufgrund ihrer speziellen Zubereitung zahlreiche vorteilhafte Wirkungen auf den Darm.

Sie beruhigt und schützt die Darmschleimhaut, da beim langen Kochen spezielle Oligosaccharide entstehen, die sich an die Darmwand anlagern und dort eine schützende Schleimschicht mit aufbauen, schädliche Bakterien binden und eine Art physikalische Barriere gegen Reizstoffe bilden.

Die Suppe ist überdies mild und leicht verdaulich – und sie liefert Flüssigkeit und Elektrolyte.

Eine Anleitung und viele weitere Informationen rund um die heilsame Suppe lesen Sie in unserem Artikel Moro'sche Karottensuppe – Das Rezept.

Schonkost

Während eines akuten CU-Schubs ist die Darmschleimhaut stark gereizt und entzündet. Die Ernährung sollte daher reizarm, leicht verdaulich und nährstoffreich sein – bei möglichst geringer mechanischer Belastung. Gleichzeitig gilt es, Nährstoffverluste (v. a. Eisen, Zink, Magnesium, B-Vitamine) und Flüssigkeit auszugleichen.

Neben der oben genannten Moro’schen Karottensuppe passt folgendes in den Speiseplan:

  1. Mild gegarter Reis, Hirse oder Kartoffelbrei – sättigt und reizt nicht
  2. Zucchini, Pastinake, Kürbis – gut weichgekocht und püriert
  3. Haferflocken (in Wasser oder Pflanzenmilch weichgekocht) – sättigt und versorgt mit gut verträglichen Ballaststoffen
  4. Tofu gedämpft, auch püriert unter Gemüse- oder Kartoffelbrei mischbar
  5. Reife Bananen oder Apfelmus (ungesüßt) – beides ist mild und magen-darm-freundlich

Vermieden werde sollte grobe Rohkost, Vollkorn, blähende Gemüse, Zucker, Kaffee, fettige Speisen und Milchprodukte.

Sanfte vitaminreiche Säfte und andere Getränke

Hochwertige Säfte (am besten selbst frisch gepresst) versorgen mit Vitalstoffen, ohne dass sie selbst belasten würden. Zusätzlich können heilsame Tees getrunken werden, die die Darmschleimhaut beruhigen, entzündungshemmend und leicht krampflösend wirken:

  1. Karottensaft (bei Verträglichkeit auch mit etwas Apfel)
  2. Heidelbeersaft (gekocht bzw. pasteurisiert, also nicht roh; ungesüßt) – wirkt entzündungshemmend und adstringierend
  3. Milde Gemüsesäfte aus Pastinake oder Kürbis
  4. Tee aus Schleimdrogen wie Eibischwurzel (kalt ansetzen – siehe unten)
  5. Leinsamenschleim – wie Sie diesen herstellen, lesen Sie in unserem Artikel Hausmittel zur Darmreinigung
  6. Kamillenblüten-Tee
  7. Leicht gesalzenes Reiswasser zur Rehydratation (wenn Sie nicht vegan sind, evtl. Knochenbrühe)

Rezept Eibischwurzeltee

Den Eibischwurzeltee bereiten Sie folgendermaßen zu:

1 gehäufter TL geschnittene Eibischwurzel mit 250–300 ml kaltem Wasser übergießen und 8–12 Stunden ziehen lassen (z. B. über Nacht, abgedeckt bei Raumtemperatur), dann abseihen, leicht anwärmen (nicht erhitzen) – in kleinen Schlucken trinken.

Es handelt sich um einen milden, fast geschmacklosen Tee.

Welche naturheilkundlichen Mittel gibt es?

Da die übliche medikamentöse Behandlung so nebenwirkungsreich ist und auch nicht bei jedem anschlägt sowie selten die Ursachen behebt, sind viele Betroffene auf der Suche nach Alternativen.

Die Naturheilkunde hält dafür etliche Mittel und Maßnahmen bereit, die in jedem Fall auch begleitend zur herkömmlichen Therapie eingesetzt werden können (in Absprache mit dem Arzt).

Diese Mittel und Maßnahmen wirken insbesondere ursächlich. Sie versuchen also, das Übel an der Wurzel zu packen. Das Ziel ist daher:

  1. eine intakte Darmbarriere wieder herstellen
  2. die Darmschleimhaut heilen und regenerieren
  3. das entgleiste Immunsystem (TH2-dominant) regulieren
  4. die Entzündung eindämmen

Ganzheitliche Basis-Maßnahmen

In unserem Artikel CED – Die chronisch entzündliche Darmerkrankung erklären wir ausführlich einige der nachfolgend aufgeführten naturheilkundlichen Basis-Maßnahmen und ihre Wirkungen bei CU. Wir kürzen daher nachfolgend ab und bitten Sie, im zuvor genannten Artikel die Details zu lesen:

  1. Stress reduzieren
  2. Faktoren meiden, die die Darmschleimhaut oder Darmflora beeinträchtigen
  3. Nährstoffmängel testen lassen und entsprechende Präparate nehmen (Vitamin D, Vitamin C, Zink, Eisen, Calcium, Folsäure, Vitamin A, Vitamin B12, Magnesium)
  4. Mögliche Schwermetallbelastung überprüfen lassen und ggf. ausleiten
  5. Gezielt Nahrungsergänzungsmittel auswählen – siehe die folgenden Tipps

Nahrungsergänzungsmittel bei Colitis ulcerosa

Neben den in obiger Liste genannten Vitaminen und Mineralstoffen, die bedarfsgerecht eingenommen werden sollten, kommen die nachfolgend vorgestellten Nahrungsergänzungen in Frage. Besprechen Sie deren Anwendung immer mit Ihrem behandelnden Arzt:

Vitamin D

Wichtig ist hier u. a. Vitamin D. Denn ein Mangel erhöht bei manchen Patienten die Schubhäufigkeit und verstärkt die Erkrankung. Lesen Sie Näheres in unserem Artikel Vitamin-D-Mangel begünstigt Schub bei Colitis ulcerosa.

Wird Vitamin D hingegen in höheren Dosen genommen (z. B. 40.000 IE pro Woche), kann damit u. a. die Entzündung reduziert werden (3). Vitamin D soll ferner die Schleimbildung im Darm verbessern, die Funktion der Tight Junctions stärken und entzündungshemmend wirken.

* Hier finden Sie individuell dosierbare Vitamin-D-Tropfen, die Sie mit Vitamin-K-Tropfen kombinieren können.

Vitamin B12

Vitamin B12 kann die Behandlung von Colitis ulcerosa unterstützen - so lautet der Titel unseres Artikels, in dem wir die Wirkung von Vitamin B12 bei CU erklären. Das Vitamin kann bei CU oft schlecht resorbiert werden, so dass häufig ein Mangel vorliegt. Auch führen manche CU-Medikamente (Mesalazin) zu einem niedrigen B12-Spiegel

Wird das Vitamin eingenommen oder besser per Injektion verabreicht, dann hilft es bei der Geweberegeneration im Darm und fördert Heilprozesse.

Lassen Sie Ihren B12-Wert bestimmen und bitten Sie bei einem Mangel Ihren Arzt um eine entsprechende B12-Spritzenkur (Medivitan). Hier sind auch Vitamin B6 und Folsäure enthalten. Letztere wird bei Mesalazin-Gabe vermehrt verbraucht oder auch schlechter resorbiert, so dass die Kombination sehr vorteilhaft ist.

Wenn Sie B12 oral einnehmen, dann in Dosen von 500 - 1000 µg (z. B. * dieses Präparat), um die passive Resorption zu nutzen, die auch bei erkrankter Darmschleimhaut funktioniert. Zusätzlich am besten noch ein * B-Komplex-Präparat verwenden.

Omega-3-Fettsäuren

Hochwertige Omega-3-Fettsäuren sollten Sie in jedem Fall zu sich nehmen, da diese zahlreiche positive Effekte bei einer Colitis ulcerosa haben können.

Omega-3-Fettsäuren reduzieren Darmentzündungen und helfen dabei, eine Remission einzuleiten und aufrechtzuerhalten. Sie hemmen entzündungsfördernde Botenstoffe, drosseln die Aktivität der Erkrankung und erhöhen die Lebensqualität von Betroffenen.

Wer überdies gut mit Omega-3-Fettsäuren versorgt ist, kann damit sein Risiko reduzieren, überhaupt erst eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung zu bekommen (5).

Ideal ist für die Omega-3-Versorgung * ein Algenöl-Präparat, das pro Tagesdosis ca. 800 mg langkettige Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA) liefert.

Curcumin

Curcumin – auch begleitend zu Mesalazin – konnte in Dosen von täglich 1500 bis 2000 mg in Studien die Entzündungswerte bei CU-Patienten senken.

Die Kombi Mesalazin mit Curcumin zeigte sich dabei als wirksamer als Mesalazin allein. Curcumin kann überdies Remissionen stabilisieren und Rückfälle reduzieren. Besonders bei milder bis mittelschwerer CU zeigt sich Curcumin als hilfreich.

Derart hochdosierte Curcumin-Präparate sind jedoch derzeit nicht mehr als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Einige Produkte mit hohen Curcumin-Dosierungen wurden vom Markt genommen oder dürfen nicht mehr verkauft werden.

Denn die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine akzeptable tägliche Aufnahmemenge (ADI) für Curcumin von 3 mg pro kg Körpergewicht festgelegt. Für eine 70 kg schwere Person entspricht das 210 mg Curcumin pro Tag. Diese Empfehlung wurde vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) übernommen.

Über internationale Anbieter erhält man noch hochdosiertes Curcumin, aber meist mit Piperin, ein Stoff aus schwarzem Pfeffer, der die Bioverfügbarkeit von Curcumin erhöht, jedoch gleichzeitig den Darm reizen kann, was bei CU natürlich nicht geeignet ist.

Empfehlenswert sind Produkte mit Curcumin in Form von Phospholipid-Komplexen (z. B. Meriva®). Die Bioverfügbarkeit ist um ein Vielfaches höher, so dass man auch von geringeren Curcumin-Tagesdosen von 180 – 220 mg die erwünschte Wirkung erwarten kann.

* Hier erhalten Sie ein Curcumin als Phospholipid-Komplex – am besten mit einer fetthaltigen Mahlzeit einnehmen.

Probiotika

Das Probiotikum Mutaflor (E.-coli-Stamm Nissle 1917) konnte in einer Studie mit CU-Patienten (nach Antibiotikagabe) die Rückfallrate ähnlich gut reduzieren wie Mesalazin.

Auch das Probiotikum Perenterol forte wird bei CU zur Regulierung der Darmflora empfohlen. Beide erhalten Sie auch auf Verordnung von Ihrem Arzt.

Zeolith

Zeolith zeigte sich bei CU (und M. Crohn) in kleinen Studien als entzündungshemmend und symptomlindernd. Die Mineralerde könnte z. B. in kleinen Dosen von täglich ½ TL mit viel Wasser eingenommen werden – 30 Minuten vor einer Mahlzeit sowie im 2-stündigen Abstand zu Medikamenten.

Heilpilze

In unserem Artikel Löwenmähne – Der Heilpilz für Gehirn und Nerven lesen Sie, wie eine Kombination verschiedener Heilpilze (das Produkt AndoSan) die Symptome bei Colitis ulcerosa bessern kann.

Auch die Löwenmähne allein hat durchaus Potenzial bei CU: Der Pilz wirkt antioxidativ und entzündungshemmend.

Er reguliert überdies die Darmflora, erhöht die produzierte Menge kurzkettiger Fettsäuren (was wiederum die Darmschleimhaut regenerieren hilft) und trägt zur Regulation der Immunantwort in der Darmschleimhaut bei – nicht durch Stimulation, sondern durch eine balancierende, modulierende Wirkung.

Weihrauch und Cannabis

Weihrauch (Boswellia serrata und carterii) gilt als natürlicher Entzündungshemmer. Zahlreiche Tier- und In-vitro-Studien weisen auf eine hilfreiche Wirkung auch bei CU hin.

Cannabis (THC-haltig, also nicht nur CBD) kann die Symptome lindern, die Lebensqualität verbessern und die Notwendigkeit von Medikamenten reduzieren. THC-haltiges Cannabis erhalten Sie unter bestimmten Umständen auf ärztliche Verordnung.

Das entgleiste Immunsystem regulieren

Die Immunfehlsteuerung bei Colitis ulcerosa betrifft vor allem eine Th2-Dominanz, also ein Überwiegen von T-Helferzellen vom Typ 2. Diese Zellen schütten entzündungsfördernde Zytokine wie IL-5, IL-13 und IL-4 aus, was zu Allergie-ähnlichen, schleimhautbezogenen Entzündungen im Dickdarm und Enddarm führen kann.

(Bei M. Crohn ist es hingegen eher eine Th1/Th17-Dominanz).

Das Ziel ist bei CU also, Th2 zu dämpfen und das Immunsystem zu regulieren.

Natürliche Mittel, die Th2-Dominanz bei CU ausgleichen

Interessanterweise gehören zu den natürlichen Mitteln, die eine Th2-Dominanz ausgleichen können, etliche der bereits oben vorgestellten Nahrungsergänzungsmittel. Diese Mittel stimulieren das Immunsystem nicht, sie regulieren es:

Curcumin hemmt Th2-Zytokine (v. a. IL-4 und IL-13) und fördert regulatorische T-Zellen (Tregs).

Vitamin D reguliert das Immunsystem über den Vitamin-D-Rezeptor (VDR). Es fördert jene Immunzellen (Treg), die Immunsystementgleisungen normalerweise verhindern und bremst überaktive Th2- und Th17-Reaktionen aus.

Stressabbau ist ebenfalls essenziell und wird häufig völlig unterschätzt! Denn chronischer Stress fördert Th2-lastige Entzündungen. Am besten besuchen Sie einen Kurs zum Stressabbau, suchen einen entsprechenden Coach auf, wenn Sie sich mit Methoden zum Stressmanagement nicht gut auskennen (Mind-Body-Techniken, Meditation, Atemübungen, Taichi etc.).

Studien zeigen: Stressabbau verbessert CU-Verlauf messbar!

Heilpilze, wie die o. g. Löwenmähne regulieren ebenfalls das Immunsystem

Omega-3-Fettsäuren fördern Tregs, senken entzündungsfördernde Botenstoffe und modulieren die Darmflora in eine gesunde Richtung.

Probiotika (z. B. Mutaflor, Vivomixx) stärken die Darmbarriere, senken Entzündungen und können Immunantworten in Richtung Treg verschieben. Sie fördern überdies Butyratbildner, was zu einem gute Schleimhautschutz und einer weiteren heilsamen Immunmodulation führt. * Hier finden Sie Vivomixx

Pflanzenstoffe mit Treg-fördernder Wirkung sind überdies Resveratrol, Quercetin und Luteolin.

Die richtige Ernährung bei Colitis ulcerosa

Welche Ernährungsform bei CU für jeden Patienten die beste ist, lässt sich kaum pauschal festlegen. Der Grund dafür ist, dass jeder Mensch andere Verträglichkeiten und Unverträglichkeiten hat. Beachten Sie daher die folgenden drei Regeln:

Regel Nummer 1: Nahrungsmittelunverträglichkeiten überprüfen

Lassen Sie zuallererst mögliche Nahrungsmittelintoleranzen überprüfen oder testen Sie selbst, wie es Ihnen geht, wenn Sie die entsprechenden Lebensmittel einige Tage oder Wochen meiden:

  1. Glutenintoleranz: Getreideprodukte (Teig- und Backwaren) aus Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Kamut
  2. Histaminintoleranz: Rotwein, gereifter Käse, fermentierte Lebensmittel u. a. (Details in unserem Artikel: Histaminintoleranz – Symptome und Ursachen)
  3. Lactoseintoleranz: Milchprodukte
  4. Milcheiweißunverträglichkeit: Milchprodukte
  5. FODMAP: Zuckeraustauschstoffe, manche Früchte, Getreide, Hülsenfrüchte, inulinhaltige Gemüse – siehe Wie die FODMAP Diät bei Verdauungsproblemen hilft

Alle diese Unverträglichkeiten können bei CU vorliegen und bei entsprechend falscher Ernährung die Erkrankung maßgeblich verschlimmern bzw. eine Remission unmöglich machen.

Selbst wenn keine (diagnostizierbare) Glutenintoleranz vorliegt, zeigte sich in Untersuchungen, dass CU-Betroffene von einer glutenfreien Ernährung profitieren. Wir erklären diese Ernährungsform unter Glutenfreie Ernährung – Leicht und lecker.

Regel Nummer 2: Kein Junkfood!

Was in jedem Fall gilt, ist folgende Regel: Wer Junkfood mag, hat häufiger chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Näheres in unserem Artikel Junkfood könnte Ursache für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sein.

Typische Beispiele dafür sind Fast Food, Süßigkeiten, Frittiertes, Backwaren, Kekse, gesüßte Milchprodukte, verarbeitete Fleischprodukte und Softdrinks. Sie alle fördern Entzündungsprozesse im Darm – nicht zuletzt über mögliche Lebensmittelzusatzstoffe, die darin enthalten sein können.

Eine Liste dieser Zusatzstoffe finden Sie in unserem CED-Hauptartikel (CED – Die chronisch entzündliche Darmerkrankung).

Regel Nummer 3: Naturbelassen, pflanzenbasiert und vitalstoffreich essen

Die Grundregel Nummer 3 lautet: Essen Sie so naturbelassen und vitalstoffreich wie möglich. Bereiten Sie Ihre Mahlzeiten weitgehend immer selbst aus frischen Lebensmitteln zu. Verwenden Sie Fertigprodukte (wenn überhaupt) nur aus dem Biohandel, da hier mögliche Zusatzstoffe bereits weitgehend reduziert sind.

(Hinweis: Mit Biohandel sind Bio-Supermärkte gemeint. Denn z. B. Fleisch- und Milch-Ersatzprodukte im herkömmlichen Handel sind in den allermeisten Fällen nicht empfehlenswert – siehe unseren Artikel Vegane Fertigprodukte – selten gut.)

In einer japanischen Studie von 2018 erwies sich eine pflanzenbasierte Ernährung als hilfreich (4). Die Teilnehmer litten an einer leichten CU bzw. CU in Remission und erhielten eine Ernährungsberatung, damit sie sich in den folgenden Jahren entsprechend ernähren konnten.

Es handelte sich um eine pflanzliche Ernährung (30 kcal pro kg Körpergewicht), die einmal pro Woche mit Fisch und 14-tägig mit einer Portion Fleisch ergänzt wurde.

Hauptbestandteile waren Reis, Miso-Suppe, Hülsenfrüchte (z. B. Sojabohnen), Gemüse, Kartoffeln, grüner Tee und ungesüßter Joghurt. Gemieden wurden Fleisch, verarbeitetes Fleisch, Süßigkeiten, Softdrinks, Alkohol, Brot und fettreiche Milchprodukte. 77 % der Patienten berichteten über eine Besserung ihrer Symptome, auch waren die Rückfallraten in den Folgejahren niedrig.

* Hier finden Sie unseren Kochkurs für eine gesunde basische Ernährung

Zahn- und Mundhygiene

In unserem Artikel Gesunde Mundflora bessert Darmentzündung erklären wir, dass Zahnfleischentzündungen bzw. generell eine schlechte Mund- und Zahnhygiene Darmentzündungen begünstigen können. Lassen Sie daher beim Zahnarzt Ihre Zahn- und Zahnfleischgesundheit überprüfen und optimieren Sie Ihre Mund- und Zahnhygiene!

Fazit: Bei Colitis ulcerosa gibt es viele Maßnahmen, die helfen

Bei Colitis ulcerosa gibt es somit sehr viele Möglichkeiten, wie Sie Ihre Erkrankung eigenständig positiv beeinflussen können. Wenn Sie eine der oben vorgestellten Maßnahmen neu ausprobieren möchten, dann tun Sie dies am besten in der schubfreien Phase (außer natürlich jene Maßnahmen, die konkret für Schubphasen empfohlen sind).

Update 2.5.2025

Der Artikel wurde heute vollständig neu veröffentlicht.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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