Zentrum der Gesundheit
  • Darmpolypen
22 min

Wie Sie Polypen im Darm vorbeugen

Darmpolypen spürt man nicht. Sie gelten aber als Krebsvorstufe. Bei Darmspiegelungen werden sie daher stets entfernt. Doch können Darmspiegelungen die erneute Entstehung von Polypen natürlich nicht verhindern. Wir stellen Massnahmen vor, mit denen Sie selbst Ihr Risiko für Polypen und damit auch für Darmkrebs reduzieren können.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 23 April 2024

Kostenlosen Newsletter abonnieren

Mit Ihrer Anmeldung erlauben Sie die regelmässige Zusendung des Newsletters und akzeptieren die Bestimmungen zum Datenschutz.

Polypen im Darm können zu Darmkrebs werden

Darmkrebs ist in Deutschland bei Männern derzeit der dritthäufigste Krebs (nach Prostata- und Lungenkrebs), bei Frauen sogar der zweithäufigste (nach Brustkrebs) ( 2 ). Darmkrebs entwickelt sich meist im Laufe vieler Jahre aus Darmpolypen. Polypen wiederum sind Wucherungen der Darmschleimhaut, die in den Darm hineinragen, also ins sog. Darmlumen (dort, wo auch der Nahrungsbrei bzw. Stuhl ist). Die meisten Polypen sind gutartig und bleiben es auch. Aus manchen Darmpolypen aber (meist aus den sog. Adenomen) kann im Laufe von etwa 10 Jahren Darmkrebs werden.

Adenome entstehen aus dem Drüsengewebe der Darmschleimhaut. Etwa zwei Drittel aller Polypen sind Adenome. Sie wachsen nur sehr langsam - etwa 1 mm pro Jahr - weshalb es auch so lange dauert, bis aus ihnen ein Krebs werden kann.

Polypen können ganz unterschiedlich gross sein: Kleine Polypen sind kleiner als 5 mm, grosse Polypen können mehrere Zentimeter gross werden, gelten aber schon dann als gross, wenn sie mehr als 1 cm Durchmesser haben.

Polypen können wie Warzen auf der Darmschleimhaut sitzen oder aber gestielt sein, was auch zu ihrem Namen führte.Sie sehen dann wie einarmige Polypen aus.

Polypen sind meist ohne Symptome

Nur grössere Polypen können zu Blut im Stuhl führen (sieht man beim Abwischen auf dem Clopapier), eventuell auch zu Verdauungsunregelmässigkeiten, wie Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen oder Schleim im Stuhl. Sollte es zu regelmässigen Blutverlusten durch Polypen kommen, kann sich als Folge eine Blutarmut (Anämie) entwickeln.

Die meisten Polypen aber zeigen keinerlei Symptome, so dass man nicht weiss, ob man nun Polypen im Darm hat oder nicht. Daher wird ab einem bestimmten Alter zur Darmspiegelung geraten. Denn bei der Darmspiegelung werden Polypen bestmöglich entfernt, so dass sie sich nicht mehr zu Krebs weiter entwickeln können. Die Darmspiegelung gilt daher gemeinsam mit verschiedenen Stuhltests offiziell als optimale Präventionsmassnahme in Sachen Darmpolypen und Darmkrebs.

Darmspiegelung schützt nicht zuverlässig vor Darmkrebs

Dennoch liegen zum Nutzen von Darmspiegelungen unterschiedliche Studien vor. Bei Personen über 65 scheint das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, dank der Vorsorgeuntersuchung zu sinken, nicht aber bei Personen unter 65 Jahren.

Vielleicht kann die Darmspiegelung aber wenigstens das Risiko reduzieren, an Darmkrebs zu sterben. Laut einer Untersuchung vom Herbst 2022 ist nicht einmal das der Fall (siehe voriger Link). Die Sterberate an Darmkrebs war nahezu identisch – ob man nun zur Darmspiegelung gegangen war oder nicht.

Allein eine regelmässige Darmspiegelung scheint daher nicht auszureichen, um sich vor Darmkrebs und seinen Vorstufen, den Polypen, zu schützen. Abgesehen davon nehmen derzeit die Darmkrebsfälle bei Personen unter 45 Jahren dramatisch zu. Da die Krankenkassen Darmspiegelungen aber erst ab 50 Jahren bei Männern und 55 Jahren bei Frauen übernehmen, gehen diese jüngeren Leute noch gar nicht zur Darmkrebsvorsorge.

Wie Sie selbst Polypen im Darm vorbeugen können

Das Risiko für Darmpolypen und Darmkrebs kann jedoch leicht beeinflusst werden – und zwar ganz besonders durch die persönliche Lebens- und Ernährungsweise.

Gastroenterologen – Experten für Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts – verschiedener US-amerikanischer Universitäten veröffentlichten im April 2022 in Recent Progress in Nutrition eine Studie, in der sie verschiedene Empfehlungen zur Vorbeugung von Darmpolypen und Darmkrebs geben ( 1 ). An erster Stelle steht dabei, dass jeder die wichtigsten Risikofaktoren aus seinem Leben streichen sollte.

Hinweis: Eine Zusammenfassung der wichtigsten Massnahmen finden Sie ganz unten, falls Sie keine Zeit haben, den gesamten Artikel zu lesen.

* Hier finden Sie einen Gesundheits-Check für den Darm

Darmpolypen: Die Risikofaktoren

Darmkrebs tritt immer häufiger bei jüngeren Personen auf – und zwar besonders bei jenen, die rauchen, Alkohol trinken, einen sitzenden Lebensstil pflegen, übergewichtig sind und sich ungesund ernähren, wobei wir auch bereits bei den wichtigsten Risikofaktoren für Darmpolypen sind:

  1. Rauchen
  2. Alkohol
  3. Bewegungsmangel
  4. Übergewicht
  5. Ungesunde Ernährung

Wir stellen nachfolgend Lebensmittel und Zutaten vor, die die Bildung von Polypen im Darm fördern können sowie Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel, die zur Hemmung von Polypen beitragen können.

Zucker und Fructosesirup fördern Darmpolypen

Industrieller Zucker in der Nahrung trägt zu Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei. In den USA wurde der herkömmliche Haushaltszucker von der Lebensmittelindustrie inzwischen gegen HFCS ausgetauscht, den sog. fructosereichen Maissirup ( Hight fructose corn syrup).

Auch in Europa kommt der Sirup immer häufiger zum Einsatz. Denn der Sirup ist billig, geschmacklich neutral und leicht zu verarbeiten. Eingesetzt wird er hauptsächlich in Konservennahrung, Frühstücksflocken, Getränken, Süssigkeiten und Fastfood.

Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von HFCS und der Entstehung von Darmpolypen bzw. Darmkrebs.

Glucose wird zum grossen Teil im Dünndarm resorbiert. Für Fructose stehen im Dünndarm nur begrenzte Aufnahmekapazitäten zur Verfügung. Es handelt sich um bestimmte Transporterproteine in der Darmschleimhaut (sie heissen GLUT5), die für die Resorption von Fructose zuständig sind.

Schon 5 Gramm Fructose können die GLUT5-Transporter voll auslasten. Gelangt mehr Fructose in den Darm, dann kann diese nicht mehr aufgenommen werden und wird weiter in den Dickdarm geschleust. Dort wird die Fructose von der Darmflora verstoffwechselt – und zwar bevorzugt im rechten Dickdarm (aufsteigender Dickdarm und Teile des querverlaufenden Dickdarms).

In Studien konnte man bereits zeigen, dass Krebsgewebe besonders viele GLUT5-Transporter besitzt, sich also auf die Aufnahme von Fructose spezialisiert hat ( 13 ).

In einer Studie von 2019 gab man Mäusen mit Darmkrebs täglich so viel HFCS, was umgerechnet beim Menschen einer HFCS-Menge in einem Softdrink entsprach ( 14 ). Bei den HFCS-Mäusen wuchs der Krebs schneller und wurde aggressiver als bei der Kontrollgruppe, die keinen HFCS erhalten hatte – und zwar auch dann, wenn die Mäuse kein Übergewicht hatten und nicht am Metabolischen Syndrom litten.

In einer Analyse von über 33.000 Teilnehmern zeigte sich, dass der Konsum von gezuckerten und mit HFCS gesüssten Getränken das Risiko für solche Polypen erhöhte (um 30 Prozent), die sich mit höherer Wahrscheinlichkeit zu Krebs weiterentwickeln können ( 15 ).

Eine andere Studie (mit über 95.000 Teilnehmern) ergab, dass Erwachsene, die mehr als 2 gezuckerte Getränke pro Tag tranken, ein mehr als doppelt so hohes Darmkrebsrisiko hatten wie jene, die weniger als 1 gezuckertes Getränk pro Tag tranken. Mit jedem weiteren gezuckerten Getränk erhöhte sich das Risiko um weitere 16 Prozent.

Bei Jugendlichen (13 – 18 Jahre) war es sogar so, dass jedes gezuckerte Getränk pro Tag das Risiko, frühzeitig an Darmkrebs zu erkranken, um 32 Prozent erhöhte. Wurde ein gezuckertes Getränk gegen andere Getränke, z. B. Kaffee oder Milch ausgetauscht, sank das Risiko für frühzeitigen Darmkrebs um 17 bis 36 Prozent ( 16 ).

HFCS fördert ausserdem entzündliche Prozesse im Darm, so dass leichter chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) entstehen können (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa). CED wiederum erhöhen das Risiko für Darmkrebs ( 17 ).

Wird Fructose (Fruchtzucker) in Form von Früchten verzehrt, dann hat dies keine negativen Auswirkungen, Trockenfrüchte schützen sogar vor Polypen, wie wir ganz unten erklären.

Entartung von Darmpolypen durch Fleisch und Wurst

Rotes Fleisch und Wurst fördern die Entartung von Polypen im Darm, denn sie erhöhen deutlich das Risiko für Darmkrebs. Die erste grosse Studie, die rotes Fleisch und Wurst bzw. verarbeitete Fleischprodukte als Ursache für Darmkrebs nannte, stammt vom American Institute for Cancer Research aus dem Jahr 2008. Pro 100 g Fleisch und Wurst pro Tag steigt dieser Untersuchung zufolge das Darmkrebsrisiko um 37 Prozent ( 18 ). Bestätigt wurde dieses Ergebnis von einer weiteren Studie aus dem Jahr 2011, in der das Darmkrebsrisiko pro 100 g Fleisch und Wurst pro Tag um 25 Prozent zunahm ( 19 ).

Die International Agency for Research on Cancer (IARC) stufte sodann im Jahr 2015 rote Fleischsorten als „möglicherweise krebserregend“ ein und verarbeitete Fleischprodukte als „krebserregend“ ( 20 ).

Im Jahr 2021 erschien eine umfangreiche Übersichtsarbeit, für die 148 Studien ausgewertet wurden. Auch hier zeigte sich, dass der Verzehr von verarbeiteten Fleischprodukten das Risiko für Darmkrebs um 21 Prozent erhöhen kann ( 21 ).

Bei der Verarbeitung von Fleisch entstehen Stoffe (oder werden zugesetzt), die entzündungsfördernd wirken oder auch über andere Mechanismen zu Veränderungen im Organismus führen, die eine Krebsentstehung wahrscheinlicher machen. Zu diesen Stoffen gehören u. a. heterozyklische Amine, Hämeisen und N-Nitroso-Verbindungen.

Heterozyklische Amine entstehen beispielsweise, wenn Fleisch bei hohen Temperaturen gebraten oder gegrillt wird. Sie zählen zu den krebserregenden Substanzen. Wie sich Hämeisen und N-Nitroso-Verbindungen auf den Körper auswirken, erklären wir in unserem Artikel Rotes Fleisch erhöht Krebsrisiko. Weitere krebserregende Stoffe aus rotem Fleisch stellen wir in unseren Artikeln Fleisch erhöht Sterberisiko und Krebs nach überstandenem Brustkrebs vor.

Ballaststoffe schützen vor Darmpolypen

Ballaststoffe sind in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, z. B. in Form von Cellulose oder auch Pektin (das in Äpfeln, Quitten etc. enthalten ist). Besonders ballaststoffreich sind Vollkornprodukte, Nüsse, Getreideflocken und Hülsenfrüchte. Hier finden Sie unsere Liste mit dem Ballaststoffgehalt einiger besonders ballaststoffreicher Lebensmittel.

Ein Vorteil von Ballaststoffen ist, dass sie zu einer beschleunigten Passagezeit des Stuhls im Darm führen. Eine schnellere Passagezeit verringert sodann auch das Risiko, dass sich krebserregende Stoffe an der Darmwand anheften können, die andernfalls die Bildung von Polypen oder anderen Gewebeveränderungen begünstigen können ( 22 ).

Zusätzlich gelten viele Ballaststoffe als entgiftend. Sie absorbieren krebserregende Stoffe im Darm, etwa heterozyklische Amine, aber auch Schwermetalle und andere Gift- und Schadstoffe und leiten diese mit dem Stuhl aus dem Körper. Auch dies verringert die Gefahr, dass die Giftstoffe den Zellen der Darmschleimhaut Schaden zufügen können ( 23 ).

Ballaststoffe dienen der Darmflora häufig auch als Nahrung. Sie werden von den Darmbakterien also verstoffwechselt, wobei kurzkettige Fettsäuren entstehen, die wiederum die Darmschleimhaut schützen und die Entstehung von Polypen verhindern. In den meisten Ballaststoffstudien zeigte sich daher: Je mehr Ballaststoffe gegessen werden, umso geringer das Darmkrebsrisiko ( 24 ).

Ein ganz ähnlicher Zusammenhang besteht für Flohsamen, der in Form von Flohsamenschalenpulver meist eine wichtige Komponente bei Darmreinigungskuren darstellt. In einer spanischen Studie ergab sich, dass das Darmkrebsrisiko mit zunehmendem Flohsamenverzehr sank ( 34 ). Der Ballaststoffgehalt von Flohsamenschalenpulver liegt bei über 85 Prozent.

Lycopin verringert Polypenzahl

Lycopin ist ein Pflanzenstoff aus der Gruppe der Carotinoide. Zu den Carotinoiden –bestimmte fettlösliche Pflanzenstoffe – gehört zum Beispiel auch das orangefarbene Betacarotin aus Karotten. Lycopin färbt hingegen rot und findet sich in besonders hohen Mengen in Tomaten und Tomatenprodukten (z. B. Tomatenmark), aber auch in rosa Grapefruits und Wassermelonen.

Epidemiologische Studien hatten bereits gezeigt, dass ein hoher Tomatenverzehr mit einem geringeren Darmkrebsrisiko in Zusammenhang steht. Man vermutete nun, dass Lycopin an diesem Schutzeffekt der Tomaten beteiligt ist.

An einer Studie der Uni Hohenheim nahmen 102 Probanden mit Darmpolypen teil und 63 ohne Polypen. Alle Teilnehmer hatten ähnliche Voraussetzungen in Bezug auf BMI, Ernährung, Alkoholkonsum, Rauchen etc. Es zeigte sich nun, dass die Personen mit Polypen (Adenomen) einen um 35 Prozent und damit signifikant niedrigeren Lycopinspiegel hatten als die polypenfreien Kontrollpersonen, so dass Lycopin tatsächlich einen schützenden Effekt vor Polypen zu haben scheint ( 35 ).

Da jedoch selten ein Stoff allein vor Krankheit schützen kann, liegen auch andere Studien vor, in denen Lycopin das Risiko für Polypen und Darmkrebs nicht senken konnte, z. B. eine australische Studie von 2006 mit etwa 1400 Probanden. Die Hälfte hatte Darmkrebs, die andere Hälfte nicht. Lycopin schien hier keinen Schutzeffekt auf den Darm zu haben, dafür standen die Vitamine B6, Vitamin B12, Vitamin C und Vitamin E sowie Selen mit einem geringeren Darmkrebsrisiko in Zusammenhang, wobei alle diese Vitalstoffe allein über die Nahrung aufgenommen wurden, also nicht über Nahrungsergänzungen ( 36 ).

Flavonoide: Pflanzenstoffe zum Schutz des Darms

Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in vielen Gemüse- und Obstarten und auch in Tee enthalten sind. Sie wirken entzündungshemmend (durch Hemmung der NFkB-Bildung und Hemmung der Cyclooxygenase) – und zwar auch im Darm, so dass sie dort Entartungen hemmen und auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen nützlich sein können ( 25 ) ( 26 ) ( 27 ) ( 28 ).

Ein weiterer Wirkmechanismus von Flavonoiden ist jener über die Darmflora. Flavonoide fördern die Vermehrung von nützlichen Darmbakterien, die dann wieder die genannten kurzkettigen Fettsäuren bilden.

Zu den Flavonoiden gehören z. B. Resveratrol, EGCG aus Grünteeextrakt, OPC aus Traubenkernextrakt, Quercetin und Silymarin aus der Mariendistel. Die Wirkung dieser Pflanzenstoffe auf Polypen im Darm stellen wir nachfolgend näher vor:

Resveratrol mit Traubenkernextrakt (OPC) gegen Darmpolypen

In unserem Artikel Resveratrol schützt vor Darmkrebs erklären wir, wie Resveratrol in Kombination mit Traubenkernextrakt (OPC) in Zell- und Tierstudien gegen Darmkrebszellen wirkt. Beide Pflanzenstoffe stammen aus der Traube. Resveratrol insbesondere aus der Haut der Traube und OPC aus dem Kern der Traube.

In einer Studie vom September 2022 wählten japanische Wissenschaftler aus 121 möglichen Substanzen Resveratrol aus, da es die stärkste hemmende Wirkung hatte, wenn man es mit Gewebeproben aus Darmpolypen zusammenbrachte ( 5 ). Dann gab man Mäusen, die zu Darmpolypen und Darmkrebs neigten, 15 bis 30 mg Resveratrol pro Kilogramm Körpergewicht. Im Vergleich zu den Kontrollmäusen, die kein Resveratrol erhalten hatten, war die Zahl der Polypen bei den Resveratrol-Mäusen deutlich geringer.

Resveratrol kann offenbar ein bestimmtes Protein (LEF1) herunterregulieren, das auch bei Menschen mit Darmkrebs oft überaktiv ist und für eine schlechte Prognose steht.

Da Resveratrol in Lebensmitteln nur in geringen Mengen enthalten ist, kann man den Stoff auch kurweise als Nahrungsergänzung zu sich nehmen, z. B. mit Resveratrol-Kapseln, was sich mehrfach lohnt, da sich Resveratrol auch auf die Psyche, das Herz-Kreislauf-System, die Nerven und die Knochen positiv auswirken kann – wie Sie in unserem Hauptartikel zu Resveratrol unter vorigem Link nachlesen können.

* Hier finden Sie einen Gesundheits-Check für den Darm

Weniger Polypen durch Grünteeextrakt

Im April 2018 erschien in Clinical Nutrition eine Studie, in der man die Wirkung von Grünteeextrakt auf Darmpolypen und Darmkrebs untersuchte ( 4 ). Teilnehmer waren 176 Personen, denen endoskopisch sämtliche Polypen entfernt wurden. Anschliessend erhielt die Hälfte 12 Monate lang täglich 900 mg Grünteeextrakt, die andere Hälfte nahm keinen Grünteeextrakt ein. Nach 12 Monaten wurde eine Darmspiegelung durchgeführt.

In der Grünteeextrakt-Gruppe hatten 23,6 Prozent der Teilnehmer wieder neue Polypen, in der Kontrollgruppe waren es dagegen 42,3 Prozent. Jene Patienten, bei denen trotz Grünteeextrakt wieder Polypen entstanden waren, hatten jedoch weniger Polypen, als dies bei den Patienten in der Kontrollgruppe der Fall war.

Zwischen den beiden Gruppen gab es kaum Unterschiede in Sachen BMI, Ernährung, Blutfettwerte, Blutzuckerspiegel oder Entzündungswerte.

Der Grünteeextrakt enthielt pro Tagesdosis (900 mg) etwa 200 mg EGCG und 600 mg Gesamtcatechine. Die Tagesdosis wurde auf zwei tägliche Gaben aufgeteilt und jeweils 30 Minuten nach einer Mahlzeit eingenommen (z. B. nach dem Frühstück und nach dem Abendessen).

Wenn Sie Grünteeextrakt einnehmen möchten, erklären wir hier, wie Sie bei Grünteeextrakt eine hohe Qualität erkennen.

Quercetin: Zahl der Darmpolypen nimmt ab

Auch der Pflanzenstoff Quercetin, der z. B. in Kapern, Zwiebeln und Äpfeln enthalten ist, zeigte sich in ersten Studien in der Polypenbekämpfung als erfolgversprechend. Aus zahlreichen In-vitro-Studien kennt man bereits die krebshemmende und präventive Eigenschaften des Pflanzenstoffs ( 8 )( 9 ).

Man gab dann auch Mäusen, die an Darmpolypen litten, entweder 0,02 Prozent Quercetin zum Futter oder ein Placebo. Nach 16 Wochen war die Zahl der Polypen in der Quercetingruppe um 67 Prozent gesunken. Quercetin hatte darüber hinaus eine entzündungshemmende Wirkung ( 6 ).

Im Jahr 2006 gab man in der Cleveland Clinic in Florida 5 Patienten 6 Monate lang dreimal täglich jeweils eine Kombination aus 20 mg Quercetin und 480 mg Curcumin (Wirkstoff aus Kurkuma/Gelbwurz). Alle Patienten litten an der sog. familiären adenomatösen Polyposis (FAP), auch Polyposis coli genannt. Es handelt sich dabei um eine Form des erblichen Darmkrebses. Der Dickdarm der Betroffenen ist stark von Polypen (Adenomen) befallen. Es können sich Hunderte dieser Adenome bilden. Unbehandelt ist die Gefahr gross, dass sie sich zu einem Krebs weiter entwickeln.

Normalerweise erhalten diese Patienten entzündungshemmende Medikamente, damit sich keine weiteren Adenome bilden. Die Mittel können jedoch meist beträchtliche Nebenwirkungen haben. Daher wurde die Kombination aus Curcumin und Quercetin als Alternative getestet.

Bei allen 5 Patienten nahm die Zahl der Polypen um durchschnittlich 60 Prozent und die Grösse der Polypen um durchschnittlich 51 Prozent ab. Da es keine Kontrollgruppe gab, sollten mit den genannten Mitteln nun entsprechende randomisierte und placebokontrollierte Studien durchgeführt werden ( 7 ).

In unserem Artikel Quercetin gegen Erkältungen finden Sie eine Liste mit Lebensmitteln und ihrem Gehalt an Quercetin. Kapseln mit 500 mg Quercetin pro Tagesdosis erhalten Sie von effective nature. (Sie sind klein und einfach zu schlucken, was bei vielen anderen Präparaten nicht der Fall ist).

Curcumin und Silymarin gegen Polypen

Curcumin kann nicht nur mit Quercetin kombiniert werden, wie oben beschrieben, sondern auch mit Silymarin (dem Wirkstoff aus der Mariendistel), wie wir in unserem Artikel Curcumin und Silymarin gegen Darmkrebs erklären.

Vom Dezember 2017 stammt ein Fallbericht aus einer spanischen Klinik, wo man ebenfalls beide Stoffe, erst Curcumin, dann Silibinin gegen Darmpolypen und Darmkrebs einsetzte. Silibinin ist der stärkste Stoff aus dem Mariendistel-Wirkstoffkomplex Silymarin.

Im genannten Fallbericht hatte ein 57-jähriger Mann 54 Polypen, manche bereits entartet, die sich trotz Entfernung und Behandlung immer wieder neu bildeten. Der Mann erhielt 3,5 Monate lang Curcumin (400 mg pro Tag), anschliessend (weil er das Curcumin nicht gut vertrug) 9 Monate lang Silibinin (250 mg pro Tag und 36 mg Vitamin E). Zu Beginn der Einnahme hatte er noch 40 Polypen im Darm. Anschliessend waren es nur noch 3 Polypen ( 10 ).

Möglicherweise ist insbesondere das Silymarin bzw. Silibinin der wirksame Stoff, denn im September 2018 zeigte die alleinige Gabe von Curcumin in einer Studie keine Wirkung auf Darmpolypen. Die 44 Patienten litten an erblich bedingter Adenombildung und hatten mindestens 5 Darmpolypen (Adenome). Die Hälfte erhielt nun zweimal täglich je 1500 mg Curcumin, die andere Hälfte ein Placebo. Nach 12 Wochen zeigte sich keine Besserung ( 11 ).

Vielleicht war der Anwendungszeitraum aber auch noch zu kurz oder Curcumin sollte tatsächlich besser mit anderen Pflanzenstoffen kombiniert werden, z. B. mit Anthocyanen (blaue Pflanzenfarbstoffe in Rotkohl, blauen Weintrauben, Heidelbeeren, Brombeeren etc.).

Curcumin und Anthocyane bremsen Polypen

Denn im Oktober 2021 erschien eine Studie von Ärzten der onkologischen Abteilung des E.O. Galliera Hospital in Genua. Sie gaben Patienten mit Darmpolypen 4 bis 6 Wochen lang entweder eine Nahrungsergänzung mit Anthocyanen (Heidelbeerextrakt) und Curcumin oder ein Placebo. Anschliessend wurden die Polypen (Adenome) entfernt und untersucht.

Im Polypengewebe der Nahrungsergänzungsgruppe zeigten sich geringere Entzündungswerte als in der Placebogruppe. Auch nahmen bestimmte Marker ab, die auf ein Wachstum der Polypen hindeuteten. Auf das gesunde Gewebe hatten die beiden Präparate keinerlei (negativen) Einfluss ( 12 ).

Verwendet wurde ein Curcumin-Produkt mit höherer Bioverfügbarkeit (mit Phospholipiden). Die Patienten erhielten 2-mal täglich (vor dem Frühstück und vor dem Abendessen) je 1 Kapsel/Tablette (mit 100 mg Curcumin) und je 500 mg Heidelbeerextrakt mit 36 Prozent Anthocyangehalt.

Spezielle Lebensmittel reduzieren Risiko für Darmpolypen

Einerseits können natürlich bereits Lebensmittel gegen Darmpolypen hilfreich sein, die die oben genannten Pflanzenstoffe enthalten, wie Heidelbeeren, Tomaten, Grüntee, Trauben, Kohlgemüse, Äpfel etc.

Andererseits gibt es noch weitere Lebensmittel, die laut Untersuchungen die Entstehung von Darmpolypen hemmen können, z. B. Bohnen:

In unserem Artikel über Bohnen beschreiben wir eine Studie, in der sich folgendes ergab: Man entfernte bei Patienten die Darmpolypen und riet ihnen, ihre Ernährung umzustellen und vermehrt gekochte Bohnen zu essen. Nach 4 Jahren zeigte sich, dass jene Patienten, die am meisten Bohnen gegessen hatten, ein um 65 Prozent geringeres Risiko hatten, dass die Polypen nachwuchsen.

2011 stellte man in einer Studie, die in Nutrition and Cancer erschienen war, an 2818 Personen fest, dass insbesondere gekochte grüne Gemüse (täglich gegessen) und Trockenfrüchte(mindestens 3-mal wöchentlich) vor Polypen im Darm zu schützen schienen.

Hülsenfrüchte (mindestens 3-mal wöchentlich) reduzierten das Risiko für Polypen um 33 Prozent und der Verzehr von braunem Reis(mindestens 1-mal wöchentlich) senkte das Risiko sogar um 40 Prozent ( 38 ).

Sie sehen, dass nahezu alle als gesund geltenden vollwertigen Lebensmitteln auch bei Darmpolypen eine präventive Wirkung haben.

Vitamin D zum Schutz vor Polypen

Vitamin D gilt als krebshemmend, da es an verschiedenen Prozessen beteiligt ist, die das Krebswachstum und die Verbreitung des Krebses hemmen können (1). In Beobachtungsstudien zeigte sich, dass Personen mit Darmkrebs häufiger an Vitamin-D-Mangel litten. Umgekehrt erkrankten Personen mit höherem Vitamin-D-Spiegel seltener an Polypen und Darmkrebs ( 40 ).

Erhöhte man die Vitamin-D-Zufuhr bei Personen mit zuvor niedriger Vitamin-D-Aufnahme, dann kam es weniger häufig zu Polypen und Darmkrebs – so eine Untersuchung mit über 115.000 Frauen zwischen 25 und 42 Jahren ( 29 ).

Im Juni 2020 schrieben kanadische Wissenschaftler in Preventive Medicine, dass viele Kanadier aufgrund der höheren Breitengrade im Winter an einem Vitamin-D-Mangel leiden würden. Wenn Vitamin D supplementiert wurde (600 IE), dann sank das Risiko für Hoch-Risiko-Polypen um 22 bis 50 Prozent (je nach Studie). Betont wurde, dass auch die tägliche Einnahme von 1000 bis 2000 IE Vitamin D das Darmkrebsrisiko signifikant reduziere und dabei absolut sicher sei ( 3 ).

Die Darmflora kann Polypen fördern oder hemmen

Die Darmflora ist eine sehr komplexe Gemeinschaft aus verschiedenen Mikroorganismen – darunter über 7000 verschiedene Bakterienstämme (1). Die Zusammensetzung der Darmflora variiert dabei stark von Mensch zu Mensch. Sie ändert sich permanent – je nachdem, was der Mensch zu essen und zu trinken pflegt, wann und wie lange er schläft, wie stark er Stress ausgesetzt ist, wie häufig und intensiv er Sport macht und natürlich auch je nachdem, welche Kranheiten vorliegen und welche Medikamente genommen werden.

Die Darmflora steht dabei in engem Austausch mit dem Immunsystem und sogar mit dem Gehirn (man spricht von der sog. Darm-Hirn-Achse). Die Zusammensetzung der Darmflora spielt auch bei der Entstehung von Krankheiten eine wichtige Rolle, z. B. bei entzündlichen Darmerkrankungen, Arthritis, psychischen Erkrankungen und auch bei Krebs.

Zwar kennt man noch nicht alle Mechanismen, über die die Darmflora zum Krebsgeschehen beiträgt. Einige sind jedoch bekannt. Befindet sich in der Darmflora beispielsweise das Bakterium Fusobacterium nucleatum, dann entstehen mit höherer Wahrscheinlichkeit auch Adenome (Polypen, die sich häufig zu Krebs weiterentwickeln). Das Bakterium triggert die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe, beschleunigt die Weiterentwicklung von Polypen zu Krebs und fördert sogar die Metastasierung ( 30 )( 31 ).

Andere Bakterien hingegen, etwa Bifidobacteriumoder Faecalibacterium prausnitzii hemmen die Bildung von verdächtigem Gewebe im Darm und wirken überdies entzündungshemmend ( 32 ).

Man kann das Verhältnis zwischen F. nucleatumund Bifidobacteriumkombiniert mit dem Verhältnis F. nucleatum/F. prausnitzii sogar als Darmkrebsmarker verwenden – zumindest tat man das in Studien. Je höher der Anteil der ungünstigen Bakterien, umso wahrscheinlicher ist ein Darmkrebs ( 33 ).

Gab man nun Darmkrebspatienten Probiotika (z. B. Bifidobacterium longumund Lactobacillus acidophilus), nahm die übermässige Besiedlung des Darms mit F. nucleatumum das 6-Fache ab (32).

In einer Studie vom Oktober 2020 finden Sie eine schöne Grafik, in der man sieht, wie sich die Darmflora eines gesunden Darmes von der eines Darmes mit Krebs unterscheidet ( 37 ).

Da insbesondere L. acidophilus auch in Joghurt enthalten ist, gilt das Milchprodukt als krebshemmend. Allerdings können natürlich auch pflanzliche Joghurts die genannten probiotischen Bakterienstämme enthalten – oder Sie selbst achten auf die richtigen Stämme, wenn Sie Joghurt selbst machen (z. B. mit dem Joghurtferment Lacto Pro von My.Yo).

Stressreicher Lebensstil fördert Polypen

Wenn Sie zu Darmpolypen neigen und gleichzeitig viel Stress haben, ist ein gutes Stressmanagement erforderlich. Denn auch Stress kann die Bildung von Polypen im Darm fördern ( 39 ).

* Hier finden Sie einen Gesundheits-Check für den Darm

Fazit: Prävention von Darmpolypen

Ideal wäre es also, so früh wie möglich die typischen Risikofaktoren für die Entstehung von Polypen und Darmkrebs in Angriff zu nehmen:

Rauchen Sie nicht mehr und trinken Sie nur noch selten Alkohol!

Abnehmen : Wenn Sie an Übergewicht leiden, nehmen Sie ab!

Ernährungsumstellung: Stellen Sie noch heute Ihre Ernährung um, etwa in Richtung einer mediterranen pflanzenbasierten Ernährung. Diese Ernährung ist frei von schädlichen Substanzen und liefert gleichzeitig Vitalstoffe, Ballaststoffe und Antioxidantien, die den Darm schützen. Auch kann eine pflanzenbasierte Ernährung die Darmflora günstig beeinflussen und somit auch auf diesem Wege das Polypenrisiko reduzieren.

Wenn Sie regelmässig fermentierte Lebensmittel zu sich nehmen (z. B. veganen Joghurt, am besten selbstgemacht), dann nehmen Sie auch jene Bakterien zu sich, die schädliche und polypenfördernde Bakterien in der Darmflora verdrängen. Sie können probiotische Bakterien aber auch als Nahrungsergänzung einnehmen (zum Beispiel Combi Flora).

Bewegung : Kümmern Sie sich um ein ausgewogenes Bewegungsprogramm, so dass Sie sich täglich mindestens 1 Stunde bewegen. Idealerweise sollten Sie dabei auch an mindestens 5 Tagen ins Schwitzen kommen. Ein gemütlicher Spaziergang oder ein Taichikurs kann dann an den übrigen beiden Tagen genügen und Teil Ihres Stressmanagements sein.

Vitamin D:Achten Sie auf eine gute Versorgung mit Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen, besonders mit Vitamin D. Wie Sie dabei vorgehen, lesen Sie in unseren 15 Tipps zur richtigen Einnahme von Vitamin D. Wie oben erklärt, kann jedoch auch schon die Einnahme von 1000 - 2000 IE Vitamin D hilfreich sein, ohne dabei Nebenwirkungen zu haben.

Nahrungsergänzung: Wählen Sie gezielt Nahrungsergänzungsmittel aus, die Sie kurweise nehmen können, z. B. Resveratrol mit OPC; Grünteeextrakt; oder Silymarin aus der Mariendistel kombiniert mit Curcumin. Dosieren Sie, wie vom jeweiligen Hersteller empfohlen oder orientieren Sie sich dabei an den oben genannten Tagesdosen, die in den vorgestellten Studien zum Einsatz kamen.

🌟 Bewerten Sie unsere Arbeit 🌟

Auf unserem Portal Zentrum der Gesundheit haben wir mittlerweile mehr als 2700 Artikel zu zahlreichen Themen rund um Gesundheit, Ernährung und Naturheilkunde veröffentlicht. Wenn Sie Zeit und Lust haben, freuen wir uns über Ihre Bewertung unseres Portals bei Trustpilot.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.