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Holunder gegen Grippe und Erkältung

Holunder ist ein altes Heilmittel bei Grippe und Erkältung. Mittlerweile liegen zu dieser Wirkung auch interessante Studien vor, die zeigen: Die Pflanze wirkt nachweislich gegen Grippe- und Schnupfenviren. Nimmt man daher Extrakte oder den Sirup von Holunderbeeren zu sich, kann man Grippe und Erkältungen nicht nur vorbeugen, sondern sie auch - wenn sie bereits da sind - um etliche Tage verkürzen.

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Aktualisiert: 06 April 2024

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Holunder gegen Erkältung

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) - in manchen Regionen auch Holder oder Holler genannt - ist eine sehr alte Heilpflanze. Die Blüten gelten als schweisstreibend und werden daher bei fiebrigen Erkältungen in Teeform getrunken. Aber auch Zubereitungen, die die Beeren enthalten, sind bei Erkältungen äusserst wirksam, wie Studien zeigten, z. B. mit Flugreisenden, die durch den Reisestress in Kombination mit den Klimaanlagen in Flughäfen und an Bord häufig an Atemwegsbeschwerden leiden, wie Erkältungen, Schnupfen, belegte Stimme, ständiges Räuspern und grippeähnliche Symptome. Der Holunder soll hier bereits prophylaktisch wirken, so dass Erkältungen und Atemwegsbeschwerden gar nicht erst auftreten.

Professor Evelin Tiralongo and Dr. Shirley Wee vom Griffith`s Menzies Health Institute Queensland (MHIQ) führten eine klinische Studie durch, in der sie untersuchten, ob eine Nahrungsergänzung aus den Beeren den erkältungs- und grippeähnlichen Symptomen, die oft nach langen Flügen auftreten, vorbeugen könnte. Ihre Ergebnisse präsentierten die beiden Wissenschaftlerinnen bei der 21. Internationalen Jahreskonferenz für Integrative Medizin in Melbourne, Australien.

Studie: Schutz vor Erkältung

312 Passagiere nahmen an der randomisierten doppelblinden und placebokontrollierten klinischen Studie teil. Sie alle flogen in der Economy Class von Australien zu Zielen auf anderen Kontinenten. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und erhielten über einen Zeitraum von 10 Tagen vor ihrem Abflug bis zu 5 Tagen nach dem Flug Extraktkapseln oder Placebokapseln – und zwar täglich 2 Kapseln bis 2 Tage vor dem Abflug, anschliessend drei Kapseln täglich bis zum Ende der Studie.

Die Kapseln enthielten jeweils 300 mg Holunderbeerenextrakt, der auf einen Anthocyanidingehalt von 15 Prozent standardisiert war (45 mg Anthocyanidine pro Kapsel) und überdies noch weitere Polyphenole, Vitamine und Mineralstoffe wie z. B. Magnesium enthielt.

Professor Tiralongo erklärte:

"Wir stellten fest, dass die meisten Erkältungen während und nach dem Flug in der Placebogruppe stattfanden. Auch dauerten die Erkältungen in der Placebogruppe länger und waren stärker als die in der Holundergruppe." ( 1 )

Der Holler kann also die Dauer und den Schweregrad von reisebedingten Atemwegserkrankungen reduzieren.

Ein Mittel gegen Grippe

Dass der Holler auch anderweitige Atemwegserkrankungen sehr erfolgreich lindern kann, weiss man hingegen schon sehr lange. Eine randomisierte, placebokontrollierte Doppelblind-Studie dazu gibt es aus dem Jahr 2004, die in Norwegen durchgeführt wurde ( 4 ).

Man gab 60 Patienten, die seit maximal 48 Stunden an Grippesymptomen litten, 4-mal täglich jeweils 15 ml Holunderbeerensirup über 5 Tage hinweg (oder ein Placebosirup). Es zeigte sich, dass die Symptome in der Holundergruppe 4 Tage eher abklangen als in der Placebogruppe. Auch griff die Holundergruppe seltener zu anderweitigen Grippemedikamenten, so dass man im Anschluss an diese Untersuchung den Hollerbeerensirup als wirksames, sicheres und preiswertes Grippetherapeutikum bezeichnete.

Holunder und Echinacea: So wirksam wie Medikamente

Interessant ist, dass im April 2015 eine weitere Studie veröffentlicht wurde (im Fachmagazin Current Therapeutic Research). Darin hatte sich gezeigt, dass eine Kombination aus Echinacea (Kraut- und Wurzelextrakt) mit Hollerbeeren (Echinaforce Hotdrink von A. Vogel) genauso effektiv in der frühen Grippebehandlung war wie Oseltamivir, das konventionelle Anti-Virus-Medikament (z. B. Tamiflu) ( 2 ).

Letzteres weiss man bereits aus In-vitro-Untersuchungen seit spätestens 2009. In diesen Studien hatte sich gezeigt, dass die Pflanzenstoffe aus den schwarzen Beeren Grippeviren (H1N1) ähnlich gut inaktivieren können wie Oseltamivir (Tamiflu) oder auch Amantadin, ein weiteres Anti-Virus-Medikament ( 3 ).

Welche Präparate sind gut?

Vor Flugreisen und allgemein in Grippezeiten lohnt es sich also, entsprechende Präparate in greifbarer Nähe zu haben, da dann Erkältungen, Schnupfen und Grippebeschwerden wirksam abgewendet oder zumindest rasch gelindert werden können.

Holunderbeerenextrakte sind nur wenige auf dem Markt - und wenn, so sind sie sehr niedrig dosiert.

* Dieser erscheint uns noch am empfehlenswertesten: Beerenextrakt-Kapseln.

Sie können jedoch auch auf einen Saft aus den Beeren zurückgreifen, der dann natürlich nicht so hochkonzentriert ist. Achten Sie auf die Bezeichnung "Muttersaft", was bedeutet, dass es dann ein reiner und ungesüsster Saft ist. Eine Alternative wären getrocknete Beeren, die Sie zu einem Sirup verarbeiten können. Das Rezept dazu finden Sie hier: Holunderbeerensirup selbst gemacht

Nicht jeder Hollerstrauch ist geeignet

Wenn Sie den Strauch in Ihren Garten pflanzen möchten, dann muss es der Schwarze Holunder sein. Zwar sind auch seine Beeren leicht giftig, doch werden sie nach dem Kochen geniessbar. Das Gift des Zwergholunders (Sambucus ebulus) hingegen lässt sich auch mit Kochen nicht abbauen. Selbst der Rote Holunder (Sambucus racemosa) ist etwas giftiger als der Schwarze, doch kann man die Beeren der roten Variente für gekochte Speisen nutzen.

Die Blätter aller drei Arten sind unpaarig gefiedert. Während der Schwarze Holler bis zu 15 Meter hoch werden kann, sind der Rote und der Zwergholunder eher Sträucher oder kleine Bäume.

Schwarze Holunderbeeren am Strauch
© gettyimages.de/taken by Richard Radford

Schwarzer Hollerstrauch

Frau Holle wohnt im Holunder

Übrigens bringt es Unglück, einen Holunderbaum zu fällen - zumindest dann, wenn Sie ihn vorher nicht um Erlaubnis gefragt haben. Schliesslich wohnt - den alten germanischen Sagen zufolge - Frau Holle darin, Beschützerin von Haus und Hof und guter Hausgeist. Deshalb heisst der Holunder in manchen Regionen auch einfach Holler oder Hollerbusch. Früher achtete man gut auf den Holler. Denn wenn er plötzlich schlecht aussah oder gar einzugehen drohte, deutete dies auf den nahenden Tod eines Familienmitgliedes hin.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.