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  • Mann meidet Lebensmittel die viel Methionin enthalten
7 min

Methionin - Bei Autoimmunerkrankungen besser meiden

Reduziert man in seiner Ernährung die Aminosäure Methionin, dann könnte das laut einer Studie Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose bessern oder gar deren Ausbruch verzögern.

Aktualisiert: 05 April 2024

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Methionin könnte bei Autoimmunerkrankungen problematisch sein

Wenn man darauf achtet, Lebensmittel zu verzehren, die arm an Methionin sind, dann könnte diese Maßnahme bei Hochrisiko-Patienten offenbar das Fortschreiten von entzündlichen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen verlangsamen oder sogar deren Ausbruch verzögern – so eine Studie, die im Februar 2020 im Fachjournal Cell Metabolism veröffentlicht wurde ( 1 ).

Viele menschliche Zellarten sind in der Lage, eigenständig die Aminosäure herzustellen. Manche Immunzellen aber (T-Zellen), die den Körper normalerweise vor Krankheitserregern schützen, können genau das nicht. Sie sind darauf angewiesen, dass wir die Aminosäure mit der Nahrung zu uns nehmen.

Welche Lebensmittel enthalten viel Methionin, welche wenig?

Methionin ist eine Aminosäure, die zu den essentiellen Aminosäuren zählt. Sie ist also lebensnotwendig und muss regelmäßig verspeist werden. Da Aminosäuren die Bausteine der Proteine sind, finden sich diese in fast allen Lebensmitteln, natürlich besonders in den proteinreichen Lebensmitteln.

Doch selbst proteinreiche Lebensmittel enthalten nicht immer auch viel Methionin. Sehr hohe Mengen sind in tierischen Produkten wie Fleisch und Eiern enthalten, während pflanzliche Proteinquellen weniger von dieser Aminosäure enthalten, so dass eine methioninreduzierte Ernährung gleichzeitig eine pflanzenbasierte Ernährung ist.

Die Ergebnisse der hier vorgestellten Studie deuten also auf einen weiteren Vorteil einer (vorwiegend) pflanzlichen (veganen/vegetarischen) Ernährung hin.

Nachfolgend einige Lebensmittel und ihr Methioningehalt in mg pro 100 g (4):

  1. Whey Protein Isolat Pulver: 2.000 mg (je nach Marke unterschiedlich)
  2. Reisproteinpulver: 1.900 mg (je nach Marke unterschiedlich, Tagesdosis liegt bei 15 – 30 g)
  3. Pferdefleisch mager, gegart: 1.846 mg
  4. Whey Protein Pulver: 1.700 mg (je nach Marke unterschiedlich)
  5. Rindfleisch getrocknet: 1.606 mg
  6. Brennnesselpulver: 1.063 mg (allerdings pro Portion (max. 10 g) höchstens 106 mg)
  7. Fisch gegart: 595 – 1.049 mg
  8. Hartkäse mind. 30 % Fett i. Tr.: 886 mg
  9. Sonnenblumenkernmehl entfettet: 869 mg
  10. Bierhefetabletten: 862 mg (aber pro Tagesdosis (z. B. 7 g) nur 60 mg)
  11. Brathähnchen Brust: 832 mg
  12. Paranüsse: 815 mg
  13. Schweineschnitzel mager, gegart: 784 mg
  14. Rindersteak mager, gegart: 779 mg
  15. Spirulinapulver: 726 mg (pro Tagesdosis (z. B. 4 g) nur 29 mg)
  16. Sojawürstchen: 273 mg
  17. Mandeln: 270 mg
  18. 1 Ei gekocht (M, 60 g): 231 mg
  19. Tempeh: 208 mg
  20. Tofu: 70 - 205 mg
  21. Walnüsse: 173 mg
  22. Haferflocken: 163 mg
  23. Kichererbsen gekocht: 103 mg
  24. Vollkornbrot: 90 – 120 mg
  25. Linsen gekocht: 88 mg
  26. Vollkornnudel gekocht: 86 mg
  27. Kuhmilchjoghurt vollfett: 79 mg
  28. Kuhmilch fettarm: 78 mg
  29. Hirse gekocht: 73 mg
  30. Naturreis gekocht: 46 mg
  31. Brokkoli gegart: 41 mg
  32. Grüne Bohnen gegart: 27 mg
  33. Lauch gegart: 25 mg
  34. Himbeeren: 20 mg
  35. Sauerkraut: 15 mg
  36. Möhre frisch: 10 mg
  37. Gurke frisch: 5 mg
  38. Apfel: 3 mg
  39. Sojadrink: 0 mg (je nach Quelle)

Methioninarme Ernährung dämpft überaktives Immunsystem

„Die Aminosäure ist sehr wichtig für ein gesundes Immunsystem. Dennoch zeigen unsere Studienergebnisse, dass es für Menschen mit entzündlichen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen sinnvoll sein könnte, weniger davon zu sich zu nehmen. Denn weniger Methionin dämpft die Aktivität besagter Immunzellen, die nicht nur Krankheitserreger bekämpfen, sondern auch an Autoimmunprozessen beteiligt sind, so dass die jeweilige Krankheit nun gelindert werden könnte“, erklärte Studienautor Russell Jones vom Van Andel Institute in Michigan. ( 2 )

„Unsere Studie stellt somit die Basis für künftige Ernährungsrichtlinien bei den genannten Krankheitsbildern dar“.

Autoimmunerkrankungen: Der aktuelle Stand der Wissenschaft

Bei Autoimmunerkrankungen attackiert das Immunsystem nach aktuellem Stand der Wissenschaft statt Krankheitserregern fälschlicherweise gesundes körpereigenes Gewebe. Im Falle der Multiplen Sklerose – der häufigsten entzündlichen Erkrankung des Zentralen Nervensystems – sind es die Myelinscheiden (die die Nervenzellen im Gehirn und im Rückenmark schützen), die von Immunzellen plötzlich angegriffen werden. Folglich funktioniert nun die Nachrichtenübermittlung vom Gehirn in den Körper und umgekehrt nicht mehr richtig. Es kommt zu Symptomen wie Taubheitsgefühlen, Muskelschwäche, Koordinations- und Gleichgewichtsschwierigkeiten sowie kognitiven Störungen.

Nach wie vor bietet die Schulmedizin keine zufriedenstellenden Therapien bei Autoimmunerkrankungen an. Die vorhandenen Medikamente gehen außerdem mit teilweise starken Nebenwirkungen einher. So steigt dadurch z. B. das Krebsrisiko und auch das Risiko für Infektionen (da im Allgemeinen das Immunsystem unterdrückt wird und der Körper somit anfälliger für Krankheiten aller Art wird).

Wie die Aminosäure Autoimmunprozesse antreibt

Während einer Immunantwort (Reaktion des Immunsystems auf einen Krankheitserreger oder eine andere schädliche Substanz) durchdringen die T-Zellen den betroffenen Körperbereich, um die Erreger zu eliminieren.

Jones und Kollegen stellten fest, dass Methionin aus der Nahrung diesen Prozess regelrecht antreibt. Die Aminosäure hilft dabei, T-Zellen so umzuprogrammieren, damit sie sich schnell vermehren und spezialisieren können, um auf diese Weise der Bedrohung noch schneller Herr werden können.

Ein Teil dieser neu programmierten T-Zellen verursacht Entzündungen – ein eigentlich normaler Vorgang bei jeder Immunantwort, damit diese möglichst schnell und erfolgreich ein Ende findet, nämlich dann, wenn der Erreger besiegt ist.

Entzündungsprozesse aber können auch Gewebeschäden verursachen, z. B. das Nervengewebe schädigen, wie es bei der Multiplen Sklerose der Fall ist.

Methioninarme Ernährung hemmt Autoimmunprozesse, ohne das Immunsystem zu stören

Reduziert man nun bei einer vorliegenden Multiplen Sklerose den Methioningehalt der Nahrung, dann wird die beschriebene Umprogrammierung der T-Zellen gebremst und ihre Fähigkeit, Entzündungen im Gehirn und im Rückenmark zu erzeugen, wird eingeschränkt – zumindest bei den Mäusen, die in Jones Studie als Probanden eingesetzt wurden. Das Ergebnis war, dass die Multiple Sklerose der Tiere langsamer fortschritt oder auch deutlich später in Erscheinung trat.

„Wenn man die Aminosäure in der Ernährung reduziert, dann entfernt man praktisch den Treibstoff, der andernfalls zu dieser überaktiven und entzündlichen Immunantwort führen würde. Gleichzeitig wird das übrige Immunsystem nicht – wie es bei den typischen immunsuppressiven Medikamenten der Fall ist – beeinträchtigt“, erklärte Jones.

Methioninreduzierte Ernährung hilft auch bei Krebs

Natürlich müsse man nun – so Jones – die Ergebnisse dieser Studie erst beim Menschen überprüfen, bevor man hier konkrete Ernährungsrichtlinien veröffentlichen könne. Auch will man eventuell Medikamente entwickeln, die darauf abzielen, den Methioninstoffwechsel zu hemmen.

Bei Jones Studie handelt es sich um die neueste Studie (Stand Februar 2020) zum Thema „Methioninreduzierte Ernährung als mögliche Therapie bei Krankheiten“. Im Jahr 2019 hatte ein Team der Duke University bereits entdeckt, dass eine entsprechend reduzierte Ernährung (ebenfalls bei Mäusen) die Wirkung der herkömmlichen Krebstherapie (Chemo und Bestrahlung) verbessern konnte. ( 3 )

Und im Jahr 2012 war eine Studie erschienen ( 5 ), in der sich gezeigt hatte, dass sich mit einer methioninarmen Ernährung das Krebswachstum besser unter Kontrolle bringen lasse. Näheres dazu lesen Sie hier: Vegane Ernährung bei Krebs

Ergänzung vom 14.4.2020 zum hohen Methioninwert des Reisproteins

Uns erreichten Zuschriften von LeserInnen, die an einer Autoimmunerkrankung leiden und bisher (bei pflanzenbasierter Ernährung) Reisprotein genutzt hatten und nun glauben, sich damit zu schaden bzw. von uns forderten, in Texten zu Autoimmunerkrankungen stets vor Reisprotein zu warnen. Gerne erklären wir den Sachverhalt näher: 

Methionin ist eine Aminosäure, die in nahezu jedem Lebensmittel vorhanden ist - in tierischen Lebensmitteln bevorzugt in höheren Mengen, in pflanzlichen zumeist in geringeren Mengen. Eine komplett methioninfreie Ernährung ist somit nicht möglich.

Wenn also eine pflanzenbasierte Ernährung als methioninarm gilt, bedeutet dies nicht, dass es nicht auch pflanzliche Lebensmittel geben darf, die ausnahmsweise höhere Mengen der Aminosäure aufweisen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es sich nicht mehr um natürliche Lebensmittel handelt (denn Reis hat einen geringen Gehalt der Aminosäure - siehe Tabelle 46 mg pro 100 g gekochter Reis), sondern um konzentrierte Proteinprodukte, die - wie ihr Name sagt - konzentriert und damit automatisch proteinreich und mehr der Aminosäure enthalten (ob sie nun pflanzlichen oder tierischen Ursprungs sind).

Wer sich jedoch pflanzenbasiert oder sogar rein pflanzlich ernährt, wird insgesamt weniger der Aminosäure zu sich nehmen, als dies bei einer Ernährung mit tierischen Produkten der Fall wäre - und zwar auch dann, wenn er Reisprotein zu sich nimmt. Denn es geht ja um die Gesamtmenge der Aminosäure in der Ernährung und diese kann man mit Hilfe unserer Tabelle oder vieler anderer Methionintabellen im Netz sehr gut überprüfen und unter Kontrolle halten.

Es ist also nicht sinnvoll, von Reisprotein rundheraus abzuraten, auch nicht bei Autoimmunerkrankungen, denn auch bei diesen Erkrankungen ist eine individuell passende Proteinversorgung wichtig. Auch gilt: Lieber pflanzenbasiert essen und mit etwas Reisprotein die Ernährung ergänzen, als regelmäßig Käse, Fleisch und Fisch verspeisen und zusätzlich womöglich noch ein Wheyprotein.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.