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Aspartam: Ist der Süssstoff wirklich unbedenklich?

Aspartam wird offiziell als völlig harmlos eingestuft. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 ist bei der Risikobewertung von Aspartam nicht alles mit rechten Dingen zugegangen.

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Aktualisiert: 26 Oktober 2023

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Neubewertung: Ist Aspartam für den menschlichen Verzehr geeignet?

Viele Menschen glauben, Süssstoffe wie Aspartam seien viel gesünder als Zucker. Schliesslich kann letzterer nachweislich u. a. das Risiko für Übergewicht und Diabetes Typ 2 fördern. Ist Aspartam wirklich so gesund und unbedenklich, wie man uns offiziell immer glauben lässt?

Seit der synthetische Süssstoff Aspartam im Jahr 1965 durch Zufall entdeckt wurde, wird seine Unbedenklichkeit immer wieder bezweifelt. 2006 stellten Forscher des Ramazzini-Krebsforschungszentrums bei einer Studie mit Ratten, die lebenslang Aspartam erhalten hatten, fest, dass der Süssstoff das Risiko für bösartige Tumoren erhöhe (besonders bei weiblichen Tieren), ferner zu einer Zunahme von Lymphom-Leukämien und von Krebsarten des Nierenbeckens, Harnleiters und des Nervensystems führte. Aspartam sei unter den getesteten Versuchsbedingungen ein multipotenter karzinogener Stoff, hiess es in der Schlussfolgerung ( 5 ).

Im Jahr 2012 zeigte sich an einer Humanstudie, dass Männer, die gerne zu Softdrinks greifen (die häufig mit Aspartam gesüsst sind), zu genau denselben Krebsarten tendieren wie seinerzeit die Nager.

Im März 2019 hiess es in einer Veröffentlichung, dass andere Karzinogenitätsstudien, die mit Aspartam durchgeführt wurden, keinen Hinweis ergeben hätten, dass Aspartam bei Ratten bis zu einer Dosis von 4 g pro kg Körpergewicht und Tag krebserregend sein könnte ( 6 ).

Im April 2021 wurden erneut Gewebeproben von Ratten untersucht, die lebenslang Aspartam erhalten hatten. Die ursprüngliche Krebsrate aus den Ramazzini-Versuchen von 2006 wurde zu 92,3 Prozent bestätigt. Als besonders besorgniserregend fanden die Forscher, dass Nachkommen von Tieren, die Aspartam erhalten hatten, ebenfalls ein erhöhtes Krebsrisiko hatten. Gesundheitsbehörden sollten daher dringend ihre Einschätzungen der Gesundheitsrisiken durch Aspartam überprüfen ( 7 ).

Auch deuten Studien darauf hin, dass Aspartam das Migränerisiko und auch das Diabetesrisiko ( 4 ) erhöhen könnte.

Dennoch sahen weder die Food and Drug Administration (FDA) noch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bislang Anlass, die Sicherheit des Süssstoffs infrage zu stellen. Laut einer im Jahr 2019 veröffentlichten britischen Studie ( 2 ) bestehen jedoch grobe Zweifel, dass Aspartam für den menschlichen Verzehr überhaupt geeignet ist.

Für die Neubewertung von Aspartam wurden nur Aspartam-freundliche Studien verwendet

Das Forscherteam von der University of Sussex hat die von der EFSA im Jahr 2013 durchgeführte vollständige Neubewertung über die Sicherheit von Aspartam überprüft und dabei gravierende Mängel festgestellt.

Dabei wurde kritisiert, dass das EFSA-Gremium die Ergebnisse von 73 Studien, laut denen Aspartam schädlich sein könnte, unberücksichtigt liess. Dafür wurden 84 Prozent jener Studien als zuverlässig eingestuft, welche die Unbedenklichkeit von Aspartam versicherten, obgleich dafür kein wirklich sicherer Beweis geliefert werden konnte.

Aspartam-freundliche Studien oft von schlechterer Qualität als Contra-Studien

Prof. Erik Millstone ( 1 ) von der University of Sussex hatte bereits im Jahr 2013 in Hinblick auf die Neubewertung der EFSA ein Dossier verfasst, in dem die Unzulänglichkeit von 15 früheren Schlüsselstudien beschrieben wurde. Die EFSA gab diese Arbeit jedoch gar nicht erst an ihre wissenschaftlichen Berater weiter.

Den Wissenschaftlern der Sussex-Uni zufolge wurden für Aspartam-freundliche Studien niedrigere Eingangshürden festgelegt als für solche Untersuchungen, in denen der Süssstoff als unsicher eingestuft wurde. Bezeichnend sei, dass viele der 73 Studien, die von der EFSA abgelehnt wurden, weitaus fundierter waren.

Neubewertung von Aspartam fand „im Geheimen“ statt

Die Forscher gaben an, dass in vielfacher Weise gegen die EFSA-Leitlinien zur Transparenz der Risikobewertung verstossen worden sei. Demzufolge fordern sie, dass die Zulassung zum Verkauf oder zur Verwendung von Aspartam in der EU ausgesetzt werden müsse, bis eine unabhängige und gründliche Überprüfung der relevanten Nachweise erfolgt sei.

Laut Prof. Erik Millstone stellt sich ausserdem die Frage, ob kommerzielle Interessenkonflikte die Neubewertung von Aspartam beeinflusst haben könnten. Schliesslich hätten alle Sitzungen im Geheimen, also unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden.

Er plädiert deshalb auch für eine radikale Überarbeitung der Lebensmittelsicherheitsprozesse in der EU, einschliesslich der Beendigung von Diskussionen hinter verschlossenen Türen.

So meiden Sie Süssstoffe wie Aspartam!

Andere Forscher, die nicht an besagter Studie beteiligt waren, bezweifelten ebenfalls die weit verbreitete Annahme, dass Aspartam eine sichere Alternative zu Zucker sei. Darunter Prof. Tim Lang ( 3 ), der an der University of London tätig ist. Er gab an, dass diese Untersuchung wichtig und zeitgemäss sei.

Statt daher zu Süssstoffen als Zuckerersatz zu raten, wäre es sinnvoller, Menschen über eine insgesamt gesunde Ernährungsweise aufzuklären, zumal gerade mit Süssstoffen (wie Aspartam) gesüsste Getränke und Speisen ja meist nicht nur wegen des Süssstoffs an sich ein Problem für die Gesundheit darstellen können. So sind die zuckerfreien Getränke - genau wie zuckerhaltige Getränke - schädlich für die Zähne.

Sollten Sie auf Lebensmittelverpackungen Angaben wie "zuckerfrei" lesen, dann behalten Sie unbedingt die E-Nummern im Auge. Die Kennzeichnung E 951 weist auf Aspartam hin.

Süssstoffe schon längst im Wasser und in der Umwelt

Wussten Sie ausserdem, dass künstliche Süssstoffe so häufig verspeist werden, dass sie inzwischen schon überall in der Umwelt nachgewiesen werden können? Ob Acesulfam-K, Sucralose, Cyclamat oder Saccharin – zahlreiche Studien konnten die Süssstoffe bereits im Oberflächenwasser, im Grundwasser, Leitungswasser, Regenwasser und auch im Meerwasser nachweisen. Süssstoffe werden als „nicht hochtoxisch“ für Wasserlebewesen eingestuft, zumindest nicht in den aktuellen Konzentrationen. Aspartam hingegen gilt als toxisch für Wasserlebewesen, liegt aber noch nicht in bedenklichen Mengen in der Umwelt vor ( 8 ). Selbst wenn Sie also gar keine Süssstoffe konsumieren möchten, tun Sie es unter Umständen, wenn Sie ganz einfach nur Wasser zu sich nehmen.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.