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Fallbericht: Parkinson bessert sich mit glutenfreier Ernährung

In einem Fallbericht beschreiben italienische Neurologen, wie sich die Parkinson-Krankheit dank einer glutenfreien Ernährung bedeutend besserte. Bei Parkinson-Symptomen sollte daher immer auch eine Gluten-Unverträglichkeit überprüft werden.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 25 April 2024

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Parkinson: Glutenfreie Ernährung könnte helfen

Die Parkinson-Krankheit ist eine neurologische Erkrankung, die sich weltweit in Windeseile verbreitet. Die Schulmedizin kennt weder die Ursache noch eine wirksame Therapie. Hilfreiche Ansätze sind daher äusserst willkommen, vor allem solche, die der/die Betroffene langfristig selbst zu Hause umsetzen kann.

Im Jahr 2014 erschien im Journal of Neurology ein interessanter Fallbericht, der für manche Parkinsonpatienten möglicherweise einen Anhaltspunkt bieten könnte. Dokumentiert wurde der Fall von fünf Wissenschaftlern der neurologischen Fakultät an der Campus Bio-Medico University in Rom [ 1]. Die Forscher stellten fest, dass eine Gluten-Unverträglichkeit zu Parkinson-Symptomen führen kann bzw. dass umgekehrt bei einer Gluten-Unverträglichkeit eine glutenfreie Ernährung Parkinson-Symptome bessern kann.

Fallbericht: Parkinson-Diagnose bei 75-jährigem Mann

Ein 75-jähriger Mann hatte bereits ein Jahr lang Schwierigkeiten beim Gehen. Er litt an einer Instabilität der Haltung und einer schnellen Ermüdung, die zu Gangbildveränderungen führte. Die neurologische Untersuchung ergab ferner eine Hypomimie (erstarrter Gesichtsausdruck), eine Bradykinesie (verlangsamte Bewegungen) und eine Steifheit der Muskulatur. Auf der sog. UPDR-Skala ( Unified Parkinson's Disease Rating Scale) [ 2] hatte der Patient in Teil II 8 Punkte und in Teil III 19 Punkte.

Die UPDRS zur Diagnose von Parkinson

Mit der UPDRS kann der Zustand und der Verlauf einer Parkinson-Krankheit festgehalten werden. Es können in vier Teilen (I, II, III, IV) insgesamt maximal 199 Punkte erreicht werden. 0 Punkte würde ein Gesunder erreichen, der also keinerlei Beschwerden und keine Behinderung hat. Je mehr Punkte ein Patient hat, umso schlechter geht es ihm.

  1. In Teil I geht es um kognitive Funktionen, Verhalten und Stimmung,
  2. in Teil II um Aktivitäten des täglichen Lebens (Sprache, Handschrift, Schlucken, Laufen, Hygiene, Handling von Besteck und anderen Utensilien etc.),
  3. in Teil III um die Motorik (Gesichtsausdruck, Haltung, Gang, Zittern etc.) und
  4. in Teil IV um die Nebenwirkungen/Verträglichkeit der Parkinson-Medikamente.

MRT und SPECT: Weitere Diagnoseverfahren

Nach einem MRT des Gehirns und einer SPECT (Single-Photonen-Computer-Emissions-Tomographie), mit der die noch vorhandenen dopaminergen Nervenzellen erfasst werden können, stand die Diagnose Parkinson fest. Dopaminerge Nervenzellen sind Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dieser sorgt in der richtigen Menge u. a. für eine reibungslose Bewegungsfähigkeit.

Zöliakie-Verdacht aufgrund von Vitaminmangel

Blutuntersuchungen zeigten ausserdem einen niedrigen Folatspiegel ( Folsäure) und einen zu hohen Homocysteinspiegel (bei normalem Vitamin B12). Homocystein ist ein Zwischenprodukt, das im Verlauf des Proteinstoffwechsels entsteht und normalerweise rasch mit Hilfe der Vitamine B6, B12 und Folat abgebaut wird. Andernfalls wirkt sich Homocystein schädlich auf die Nerven und auch auf Blutgefässe aus und kann z. B. die Entstehung einer Arteriosklerose fördern.

Angesichts des niedrigen Folatspiegels kam den Ärzten der Verdacht, dass eine latente, also asymptomatische Zöliakie vorliegen könnte. Bei der Zöliakie handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der durch den Verzehr von Gluten (Proteinkomplex in manchen Getreidearten) die Darmschleimhaut angegriffen wird. Es kommt zum Schwund der Darmschleimhaut (Atrophie), was dazu führt, dass manche Nährstoffe nicht oder nicht in ausreichenden Mengen aufgenommen werden können und sich letztendlich die entsprechenden Mangelerscheinungen einstellen.

Blutwerte bestätigen asymptomatische Zöliakie

Zöliakie äussert sich meist mit Durchfall und Bauchschmerzen; aber auch Depressionen können sich einstellen, genauso Hautveränderungen, Aphthen im Mund, Müdigkeit und Blutarmut. Doch gibt es auch die asymptomatische Zöliakie, wie im Falle des Parkinson-Patienten.

Bei einer entsprechenden Blutuntersuchung liessen sich dann auch tatsächlich die für eine Zöliakie typischen Antikörper nachweisen (Anti-Gliadin-Antikörper, Anti-Transglutaminase-Antikörper und Anti-Endomysium-Antikörper). Auch die Ergebnisse der Biopsie der Zwölffingerdarmschleimhaut waren eindeutig: Es lag eine latente Zöliakie vor.

Glutenfreie Ernährung: Parkinson-Symptome bilden sich zurück

Dem Patienten wurde nun eine glutenfreie Ernährung verordnet. Medikamente gegen Parkinson bekam er keine. Nach drei Monaten kam er zu einer Nachuntersuchung in die Klinik, wo man eine fast vollständige Rückbildung aller Symptome feststellte. Auf der UPDR-Skala hatte er nun in Teil II nur noch 3 Punkte (vorher 8), in Teil III nur noch 8 (vorher 19). Aufgrund dieser Verbesserung entschied man, nach wie vor keine Medikamente zu verordnen.

Nach weiteren 15 Monaten (insgesamt also nach 18 Monaten), in denen sich der Patient nach wie vor glutenfrei ernährte, konnte eine weitere Verbesserung beobachtet werden. Auf der UPDR-Skala hatte er in Teil II zwar noch 3, in Teil III aber nur noch 5 Punkte (vorher 8). Medikamente brauchte er natürlich immer noch keine.

Parkinson-ähnliche Symptome bei Zöliakie keine Seltenheit

Neurologische Symptome, die teilweise an die Parkinson-Krankheit erinnern, sind bei einer Zöliakie keine Seltenheit. Zwar ist der Darm die zentrale Stelle des Geschehens, doch tritt bei 6 bis 10 Prozent der Betroffenen beispielsweise auch eine sog. zerebelläre Ataxie auf, womit Störungen der Bewegungskoordination bezeichnet werden, die durch krankhafte Veränderungen im Kleinhirn (Cerebellum) verursacht werden.

Schon in einer Untersuchung von 1996 schrieben die Forscher, dass man bei Patienten, die an unerklärlichen neurologischen Symptomen litten, bei 57 Prozent Anti-Gliadin-Antikörper fand. Die Patienten hatten also eine unentdeckte Zöliakie, die zu den neurologischen Symptomen führte [ 4].

In einer Studie von 2009 konnte man bei gut einem Drittel der 72 Zöliakie-Patienten Störungen der Bewegungskoordination feststellen. Bei 8 Prozent zeigten sich vestibuläre Störungen (Störungen des Gleichgewichtssinns), die sich ebenfalls in Koordinationsstörungen äussern können. Zwei der Patienten litten überdies nachweislich an Parkinson. Hier könnte die Dunkelziffer allerdings viel höher sein, da sich alle Patienten bereits glutenfrei ernährten, man also nur jene Parkinson-Patienten identifizieren konnte, bei denen die Ernährung die Parkinson-Symptome noch nicht gänzlich beheben konnte [ 3].

Bei Parkinson-Verdacht immer auch Zöliakie überprüfen

Das oben Gesagte bedeutet nun nicht, dass eine glutenhaltige Ernährung die Parkinson-Krankheit verursachen kann. Es bedeutet lediglich, dass eine Zöliakie neurologische Symptome verursachen kann und u. U. auch Parkinson-Symptome, so dass man im Verlauf der Parkinson-Diagnostik auch nach einer unentdeckten und bislang asymptomatischen Zöliakie fahnden sollte. Denn zeigt sich tatsächlich eine Zöliakie, dann kann die glutenfreie Ernährung bei den Parkinson-Patienten zu einer Besserung der Beschwerden führen.

So kann eine Zöliakie zu Parkinson führen

Der Zusammenhang zwischen Zöliakie und der Parkinson-Krankheit bzw. generell neurologischen Störungen ist noch nicht vollständig geklärt, man nimmt jedoch an, dass Vitaminmängel durch die zöliakiebedingte Absorptionsstörung im Darm gemeinsam mit Störungen des Immunsystems die Ursache sein könnten.

  1. Beim oben vorgestellten Patienten lag ein Folatmangel vor und er hatte einen erhöhten Homocysteinspiegel. Aus Studien weiss man, dass beides die dopaminbildenden Nervenzellen empfänglicher für Nervengifte macht.
  2. Wenn entsprechende Patienten auf eine glutenfreie Ernährung umstellen, bessern sich am deutlichsten die Symptome der unteren Extremitäten. Folatmangel beeinträchtigt das Rückenmark, was genau diese Symptome an den Extremitäten verursachen kann. Wird nun glutenfrei gegessen, dann kann sich der Darm erholen, das Folat kann wieder resorbiert werden, der Mangel wird behoben und die Symptome verschwinden.
  3. Die bei Zöliakie-Patienten vorliegenden Antikörper greifen nicht nur den Darm an, sondern möglicherweise auch die Nerven oder die Dopaminrezeptoren. Letzteres würde bedeuten, dass u. U. ausreichend Dopamin gebildet wird, doch die Rezeptoren defekt sind, so dass das Dopamin nicht wirken kann. Als Folge entstehen Symptome, die auf einen Dopaminmangel hindeuten.

Hier finden Sie Informationen zur glutenfreien Ernährung. Viele glutenfreien Rezepte finden Sie natürlich auch in unserer Rezepte-Rubrik. Geben Sie in die Suche einfach den Begriff „glutenfrei“ ein, um insbesondere zu glutenfreien Backwaren zu gelangen. Diese werden aus Buchweizen, Mais, Teff, Quinoa, Hirse und vielen weiteren glutenfreien Getreiden und Pseudogetreiden oder auch aus Saaten (Leinsamen, Sonnenblumenkernen etc.) und Nüssen hergestellt.

Natürlich gibt es noch viele weitere mögliche Ursachen für Parkinson, etwa eine regelmässige Pestizidexposition. Meiden Sie daher Pestizide, wo immer es geht und kaufen Sie Lebensmittel in Bio-Qualität. Letzteres nicht nur, damit Ihr eigenes Essen möglichst pestizidfrei ist, sondern damit immer mehr konventionell wirtschaftende Landwirte die Notwendigkeit erkennen, auf biologische Landwirtschaft umzustellen, was dann zur Folge hat, dass auch weniger Pestizide ausgebracht werden.

Hier finden Sie viele weitere Informationen zur Parkinson-Krankheit und was Sie aus naturheilkundlicher Sicht tun können.

Brahmi bei Parkinson

Parkinson könnte sich auch nach der Einnahme von Brahmi bessern, wie Forscher zurzeit untersuchen. Brahmi ist eine Pflanze, die im indischen Gesundheitssystem bei Krankheiten zum Einsatz kommt, die das Gehirn betreffen. Aufgrund seiner gedächtnis- und nervenstärkenden Wirkung könnte Brahmi Parkinson vorbeugen bzw. das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.