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5 min

Für Schweinefleisch müssen auch Pferde leiden

Für die Schweinefleischproduktion müssen nicht nur Schweine leiden und sterben, sondern auch Pferde. Denn Schweine erhalten Hormone, die aus dem Blut trächtiger Stuten in Südamerika gewonnen werden. Wie es den Hormonlieferanten in Argentinien und Uruguay ergeht, interessiert dabei niemanden.

Aktualisiert: 29 Oktober 2022

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Pferdequälerei: Blut von trächtigen Stuten für die Schweinemast in der EU

Hunderte trächtige Pferde werden einmal wöchentlich in enge Boxen getrieben, dort werden sie an Maschinen angeschlossen. Am Hals wird ihnen literweise Blut abgesaugt. Geschwächt, teilweise schwankend treibt man sie nach zehn Minuten wieder hinaus. In zehn Minuten können bis zu 10 Liter Blut abgezapft werden. Viel zu viel, denn manche brechen zusammen und sterben. Andere halten durch – und werden alsbald wieder an die Zapfmaschine getrieben.

Kein Pferd will dorthin, also wird es mit Schlägen und Elektroschocks in die Zelle gezwungen – so zeigt es Bildmaterial von Tierschützern der Animal Welfare Foundation, die im April 2015 stundenlang mit versteckter Kamera auf einer Pferdeblutfarm in Uruguay gefilmt hatten. Das Bild- und Informationsmaterial finden Sie hier.

Aus dem Blut stellen europäische Pharmakonzerne Hormonpräparate für die Schweinemast her. Die Gewinne bewegen sich in zweistelliger Millionenhöhe. Bis jetzt verschliesst die EU die Augen. Doch will die Organisation AVAAZ bis zum nächsten Treffen des EU-Rates 1,5 Millionen Unterschriften sammeln, um die EU zu Massnahmen gegen die Pferdequälerei zu bewegen.

So könnten beispielsweise Importe von Gütern verboten werden, die unter Einsatz von grausamen und tierquälerischen Methoden hergestellt wurden.

Pferdeblut-Farmen für die industrielle Hormonproduktion

Tierfarmen für die Fleischproduktion oder Pelzgewinnung sind bekannt. Tierfarmen zur Blutgewinnung hingegen noch nicht. In Uruguay und Argentinien gibt es sie in abgelegenen Regionen. Dort zapft man trächtigen Stuten Blut ab, ohne jede Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand.

Das Blut wird für die Herstellung von PMSG benötigt. PMSG heisst Pregnant Mare Serum Gonadotropin und steht für Gonadotropin aus dem Serum trächtiger Stuten. Gonadotropine sind Geschlechtshormone, die die Keimdrüsen stimulieren und – verabreicht man es nichtschwangeren Tieren – zur vorzeitigen Brunst führen.

Man gibt sie in der Schweinemast den Zuchtsauen – in Deutschland, der Schweiz und anderen europäischen Ländern. Das ist für das Schwein zwar nicht gesund, aber für den Schweinezüchter sehr rentabel. Denn "die Abläufe im Stall lassen sich nun besser steuern", so die Süddeutsche Zeitung. Die Schweine werden auf diese Weise alle gleichzeitig brünstig, können also alle gleichzeitig befruchtet werden. Folglich gebären alle gleichzeitig und die Ferkel werden gleichzeitig schlachtreif.

Ein Schwein jedoch hat nach der Geburt einen natürlichen Schutz, damit es nicht gleich wieder trächtig werden kann. Auf diese Weise sorgt die Natur dafür, dass sich das Tier in aller Ruhe erholen kann. In der industriellen Landwirtschaft und Viehzucht gibt es das Wort Erholung nicht. Hier wird knallhart kalkuliert, was heisst:

Es müssen so viele Ferkel wie möglich pro Jahr geboren werden – und zwar gleichzeitig. Das Hormonpräparat PMSG hilft dabei. Zwar sterben sodann nach der Geburt einige der Ferkel wieder, weil die Mutter für so viele Ferkel gar nicht genug Zitzen hat, aber das kümmert nicht wirklich. Im Gegenteil: 80 Prozent der Ferkelproduzenten setzen derartige Hormonpräparate ein – so ein Vertreter der Pharmaindustrie. Der Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion e. V. hingegen spricht nur von 15 Prozent. Überprüfen, wer nun Recht hat, kann man nicht, da es bei den Hormonpräparaten keine Meldepflicht wie etwa bei den Antibiotika gibt.

Erst Pferdeblut, dann Pferdefleisch – alles für Europa

Seit 30 Jahren gibt es die Pferdeblut-Farmen. Es ist ein lukratives Geschäft, in der Hand weniger Geschäftsleute, die ohne jegliche Kontrollen auf ihren Farmen Zehntausende Pferde systematisch quälen und schliesslich töten lassen – für die Schweinefleischesser in der Schweiz und der EU. Die Blutabnahmen werden so lange durchgeführt, bis die Stuten an Anämie kollabieren. Sie werden dann an Schlachthöfe vor Ort verkauft, die von der EU zertifiziert sind (z. B. Lamar und Clay), so dass ihr Fleisch anschliessend nach Europa exportiert werden kann – für den menschlichen Verzehr versteht sich.

In Pferdeblut-Farmen: Pferdequal an der Tagesordnung

Die Süddeutsche Zeitung berichtete schon am 29. September 2015 unter dem Titel "Wie Pharmakonzerne mit Pferdeblut Geschäfte machen" von den Zuständen in Pferdeblut-Farmen:

Die Blutentnahme dauert etwa zehn Minuten. Dann zieht ein Arbeiter die Nadel und den Ablaufschlauch aus dem Hals der Pferde. Es sieht nicht aus, als ob es ihm ein Anliegen wäre, dass alles möglichst schmerzfrei zugeht. Eine Stute mit schwarz-weißem Fell wankt aus einer Fixierbox, offenbar entkräftet vom hohen Blutverlust. Sie bricht zusammen. Niemand scheint sich um sie zu kümmern. Die Stute steht wenig später wieder auf, aber sie ist zu schwach, um ihren Kopf zu halten und stützt ihn auf dem Zaun der Stallbox ab. Jetzt kommt ein Arbeiter und versucht das zitternde Tier zu verscheuchen. Der Arbeiter steigt auf das Geländer und tritt der Stute drei Mal mit dem Fuß ins Gesicht. Sie bricht erneut zusammen." Der Arbeiter geht weg.

Die Farm gehört der Firma Syntex S.A. Sie ist spezialisiert auf den Export von Pferdeblut-Produkten. Ihre Kunden sind Pharmafirmen in 25 Ländern weltweit, die aus PMSG besagte Hormonpräparate für die Schweinezucht herstellen. Laut der Süddeutschen Zeitung ist es "ein Millionengeschäft, das weitgehend im Verborgenen abläuft und kaum kontrollierbar ist – auch weil Gesetze fehlen."

Auf den Aufnahmen der Animal Welfare Foundation lassen sich in fünf Stunden etwa100 Prügelszenen erkennen, wenn versucht wird, die traumatisierten Tiere in die Blutentnahme-Boxen zu treiben. Es handelt sich auch nicht um einen Einzelfall, denn auf vier weiteren – allesamt EU-lizensierten – Pferdeblut-Farmen konnten die Tierschützer ganz ähnliches Material sammeln.

Die Blutfarmen in Südamerika


Kein Gesetz schützt die Pferde

Die Firma selbst behauptet, ihre Farmen regelmässig zu prüfen, wobei keine Tierschutzverstösse entdeckt werden könnten, auch nicht in den von den Tierschützern angegebenen Farmen. Alles sei vollkommen in Ordnung, heisst es da. Die Frage ist, welche Massstäbe kommen bei den Kontrollen zum Einsatz, denn weder in Uruguay noch in Argentinien gibt es Gesetze, die sich dem Leben von Pferden in Pferdeblut-Farmen widmen würden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Pferdeblut-Gewinnung, wie sie in Südamerika gang und gäbe ist, in der EU gar nicht erlaubt wäre. Kein Wunder bezieht die Tochterfirma von Merck ihr Pferdeblut jetzt nicht mehr in den Niederlanden, wie zuvor, sondern nur noch aus Uruguay und Chile. Dort lässt es sich billiger produzieren, weil keine Tierschutzgesetze eingehalten werden müssen.

Und falls Sie sich fragen sollten, was denn mit all den Fohlen geschieht, so ist die Antwort recht einfach: Offenbar werden diese systematisch abgetrieben, sterben aber oft auch schon vor der Geburt noch im Mutterleib, weil die Stuten derart geschwächt sind.

Weitere Artikel über diese Blutfarmen

Sie finden die zwei entsprechenden Artikel der Süddeutschen Zeitung hier: Wie Pharmakonzerne mit Pferdeblut Geschäfte machen und hier: Pferde-Blutfarmen sollen unter Aufsicht

Pferdeblutfarmen auch in Island

Stuten werden für Schnitzel gequält. In Blutfarmen in Island werden Pferde geschwängert, weil sie so das für die Tierzucht zentrale Hormon PMSG produzieren.

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