Alkohol kann Schwangerschaft verhindern
Der regelmässige Konsum von Alkohol ist in der Schwangerschaft tabu. Doch auch schon davor sollten Frauen mit Kinderwunsch auf Alkohol verzichten, da es andernfalls immer schwieriger wird, dass sich der Wunsch jemals erfüllt.
Besonders der Alkoholkonsum in der zweiten Zyklushälfte scheint ungünstig zu sein und kann eine Schwangerschaft verhindern, so eine Studie, die im Fachmagazin Human Reproduction veröffentlicht wurde, eines der weltweit führenden Journale aus dem Bereich der Reproduktionsmedizin (1).
Forscher rund um Dr. Kira Taylor, Professorin für Epidemiologie und Volksgesundheit an der University of Louisville in Kentucky, USA) hatten die Daten von 413 Frauen aus der Mount Sinai Study of Women Office Workers auf mögliche Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und der Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden.
Schon gemässigter Alkoholkonsum erschwert Empfängnis
Die Frauen waren zwischen 19 und 41 Jahre alt und wurden über einen Zeitraum von maximal 19 Monatszyklen wissenschaftlich begleitet. Die Frauen gaben ihren Alkoholkonsum an und welche Art Alkohol sie tranken. Zu Beginn eines jeden neuen Zyklus wurde ein Schwangerschaftstest gemacht.
Andere Faktoren, die das Eintreten einer Schwangerschaft beeinflussen könnten, wurden ebenfalls berücksichtigt und in die Analyse mit einbezogen, etwa das Alter, die Krankengeschichte, Nikotinkonsum, Übergewicht, Verhütung etc.
Nachfolgend gelten die folgenden Definitionen:
- Hoher Alkoholkonsum: mehr als 6 alkoholische Getränke pro Woche
- Moderater/gemässigter Alkoholkonsum: 3 bis 6 alkoholische Getränke pro Woche
- Binge Drinking: 4 oder mehr alkoholische Getränke pro Tag
- Ein alkoholisches Getränk war definiert als 0,33 l Bier, 0,15 l Wein oder 44 ml Spirituosen/Hochprozentiges.
Dr. Taylors Team stellte fest, dass hoher Alkoholkonsum (im Vergleich zu den Nicht-Trinkerinnen) zu jedem Zeitpunkt des Zyklus die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis signifikant reduzieren konnte. Das sei wichtig zu wissen, da manche Frauen offenbar glauben, man könne in manchen Zyklusphasen bedenkenlos Alkohol konsumieren, was jedoch nicht der Fall sei, betont Dr. Taylor.
3 Bier pro Woche: Chance auf Schwangerschaft sinkt um 40 %
Während der Lutealphase – das ist die zweite Hälfte des Zyklus, also jene Phase, in der sich das befruchtete Ei in der Gebärmutter niederlassen würde – hatte nicht nur hoher Alkoholkonsum eine hemmende Wirkung auf eine Empfängnis, sondern auch schon ein gemässigter Alkoholkonsum. Die Chance auf eine Empfängnis sank um 40 Prozent. (Dabei gelten schon drei Gläschen (à 0,15 l) Wein oder drei Dosen (0,33 l) Bier pro Woche als gemässigter Alkoholkonsum.) Zum Zeitpunkt des Eisprungs – etwa am 14. Tag des Zyklus – reduzierten hoher Alkholkonsum und auch Binge Drinking die Chancen auf eine Empfängnis um 54 Prozent (2).
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Binge Drinking reduziert Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis weiter
„Wenn wir nun davon ausgehen, dass eine gesunde Frau, die keinen Alkohol trinkt, pro Zyklus eine etwa 25-prozentige Chance hat, schwanger zu werden, dann sind das von 100 Frauen 25. Bei den Frauen, die gemässigt Alkohol trinken, wären es nur 20 und bei den Frauen mit hohem Alkoholkonsum wären es nur 11, die schwanger werden würden“, erklärte Dr. Taylor. „Wenn wir nur die Lutealphase anschauen, dann würden von den gemässigten Alkoholkonsumentinnen pro Zyklus nur noch 16 Frauen schwanger werden.“
Wenn nun noch Tage mit Binge Drinking dazu kommen, dann reduziert jeder Binge-Drinking-Tag die Chance auf eine Schwangerschaft um ungefähr 16 Prozent, wenn das Binge Drinking in der Lutealphase stattfand und um 35 Prozent, wenn es um den Eisprung herum stattfand. Die Art der alkoholischen Getränke hatte dabei keinen Einfluss auf das Ergebnis.
Wie Alkohol die Empfängnis verhindern könnte
Die Wissenschaftler stellten zwei Hypothesen vor, inwiefern Alkohol die Empfängnis verhindern könnte. Einerseits könnte Alkohol den Eisprung beeinträchtigen, so dass unter Alkoholeinfluss kein Ei zur Befruchtung bereit steht. Andererseits könnte es auch sein, dass der Alkohol die Einnistung des Eis in der Gebärmutter verhindert.
Allerdings versuchten nicht alle Teilnehmerinnen der Studie auch tatsächlich schwanger zu werden, was die Aussagekraft der Untersuchung etwas schmälern könnte. Auch wurde der Alkoholkonsum des Partners nicht berücksichtigt, was ebenfalls einen Einfluss auf die Empfängnis hat, wie wir in unserem Artikel zu diesem Thema ( Warum Väter in spe keinen Alkohol trinken sollten) erklärten.
Falls jemand nun aber glauben sollte, Alkohol eigne sich zur Empfängnisverhütung, so sei darauf hingewiesen, dass dies nicht der Fall ist. Alkohol reduziert lediglich die Chance einer Empfängnis, er verhindert sie jedoch nicht. Und da schon ein einziger alkoholischer Drink dem Gehirn zusetzt, ist vielleicht auch das bereits ein Grund, Alkohol zu meiden.