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  • Frau mit Herzrythmusstörungen hat Schmerzen in der Brust
4 min

Low Carb: Ursache für Herzrhythmusstörungen?

Manche Low Carb Diäten könnten laut einer Studie das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen. Es ist daher wichtig, auch bei einer Low Carb Ernährung auf bestimmte Regeln zu achten.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 27 Oktober 2023

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Können Low Carb Diäten dem Herzen schaden?

Ob ketogene Ernährung, Paleo oder die Atkins-Diät – Low Carb Ernährungsformen sind beliebter denn je. Sie zeichnen sich durch besonders niedrige Gehalte an Kohlenhydraten aus, was bedeutet, dass sich automatisch der Anteil an Fetten und Proteinen erhöht.

Man isst also weniger oder keine Getreideprodukte, so gut wie keine Früchte, keine stärkereichen Gemüsearten, oft auch nur wenige Hülsenfrüchte und natürlich auch nichts, das in irgendeiner Form industriell hergestellte Zuckerarten enthalten würde.

Wird eine Low Carb Ernährung korrekt durchgeführt, kann sie äusserst vorteilhaft für die Gesundheit und damit auch für das Herz sein. Andernfalls kann eine solche Ernährung unter Umständen auch schaden, wie das Team von Dr. Xiaodong Zhuang, Kardiologe an der Universitätsklinik der Sun Yat-Sen University in Guangzhou, China festgestellt haben will.

Bei Low Carb soll das Risiko für Herzrhythmusstörungen steigen

Die Studie, die am 16. März 2019 beim Meeting des American College of Cardiology in New Orleans präsentiert wird, ergab, dass Low Carb Ernährungsformen – wenn man sie langfristig praktiziert – das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen könnten. Es handelt sich dabei um die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen ( 1 ) ( 2 ).

Vorhofflimmern zeigt sich in erhöhtem Puls und Herzrasen, manchmal auch „nur“ in einem Leistungseinbruch, in Müdigkeit und Schlafstörungen, so dass der Betroffene oft nicht weiss, dass das Problem sein Herz ist.

Da das Herz beim Vorhofflimmern nicht mehr ordnungsgemäss pumpen kann, erhöht sich die Gefahr von Blutgerinnseln und damit von Schlaganfällen. Auch eine Herzinsuffizienz kann die Folge von Vorhofflimmern sein.

Die Ursache des Vorhofflimmerns kann bei einem Drittel der Betroffenen aus schulmedizinischer Sicht nicht festgestellt werden. Beim Rest liegen Vorerkrankungen des Herzens wie z. B. eine Koronare Herzkrankheit (Arterienverkalkung der Herzkranzgefässe) vor. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion kann das Vorhofflimmern auslösen.

Studie bezeichnet alle Ernährungsformen unter 45 Prozent Kohlenhydraten als Low Carb

In genannter Studie nun wurden die Daten von annähernd 14.000 Personen aus den Jahren 1985 bis 2016 analysiert. Die Teilnehmer hatten zu Beginn der Untersuchung noch keine Herzrhythmusstörungen. Im 22-jährigen Verlauf der Studie erhielten dann jedoch 1.900 Personen eine Diagnose für Vorhofflimmern.

Dabei zeigte sich, dass Low Carb Esser ein um 18 Prozent höheres Risiko für Vorhofflimmern hatten als Personen, die gemässigte Kohlenhydratmengen zu sich nahmen (zwischen 45 und 52 Prozent Kohlenhydratanteil) und ein um 16 Prozent erhöhtes Risiko als jene, die hohe Kohlenhydratmengen (mehr als 52 Prozent Kohlenhydratanteil) verzehrten.

Allerdings galt man in dieser Studie bereits dann als Low Carb Esser, wenn man weniger als 45 Prozent seiner täglichen Kalorienmenge in Form von Kohlenhydraten zu sich nahm, was enorm viel ist. Denn bei der Atkins-Diät beispielsweise nimmt man nicht mehr als 5 Prozent Kohlenhydrate zu sich, bei manchen ketogenen Ernährungsformen sogar unter 2 Prozent.

In Wirklichkeit liefern Low Carb Ernährungsformen nicht mehr als 30 Prozent Kohlenhydrate

Im Allgemeinen kann man sagen, dass der Kohlenhydratanteil bei einer Low Carb Ernährung durchschnittlich und höchstens zwischen 15 und 30 Prozent liegt, so dass man deren Auswirkungen auf die Gesundheit eigentlich nicht mit jenen Ernährungsformen vergleichen kann, die um die 40 Prozent oder mehr Kohlenhydrate liefern – was aber in vorliegender Studie genauso der Fall war.

Nichtsdestotrotz lautete das Ergebnis, dass beide Ernährungsformen – also die Low Carb Ernährung und auch die High Carb Ernährung (kohlenhydratreiche Ernährung) das Risiko eines frühzeitigen Todes erhöhen würden. Dabei sei es ausserdem völlig einerlei, welche Protein- und Fettquellen man in der Low Carb Ernährung wähle, um die Kohlenhydrate zu ersetzen.

Warum könnte die Low Carb Ernährung dem Herzen schaden?

Da es häufig übergewichtige Menschen seien, die eine Low Carb Ernährung zum Zwecke des Abnehmens praktizierten, könnte es sein, dass das Herz deshalb leide, weil man mit dieser Form der Ernährung sehr schnell grosse Mengen Flüssigkeit verliere – und eine Dehydrierung zu Vorhofflimmern führen könne.

Auch könnten Low-Carb-Diäten zu Störungen des Elektrolythaushalts führen, die ebenfalls den Herzrhythmus beeinträchtigen könnten, erklärte Dr. Laurence Epstein, Experte auf dem Gebiet der Elektrophysiologie und Mitglied bei Northwell Health (New York), einem Netzwerk von über 60.000 Ärzten und Wegbereitern für ein besseres Gesundheitssystem.

Das könne daran liegen, dass manche Low Carb Esser zu wenig Gemüse und damit zu wenige Vitalstoffe zu sich nehmen. Auch enthielten gerade Obst, Gemüse und Vollkorngetreide sehr viele Stoffe, die entzündungshemmend wirken und damit auch Herzproblemen vorbeugen könnten. Wer daher eine gemüsearme Low Carb Ernährung praktiziere, könne – so die Forscher – höhere Entzündungswerte aufweisen.

Natürlich könnte es auch sein, dass insbesondere Personen, die bereits eine chronische Vorerkrankung haben, wie etwa Diabetes, mit einer Low Carb Ernährung versuchen, ihre Gesundheit zu verbessern, so dass hier nicht die Ernährung an sich, sondern der Diabetes (oder eine andere Erkrankung) das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen könnte.

Nur ungesunde Low Carb Ernährung schadet dem Herzen!

Wie so oft zeigt sich auch hier wieder, dass es weniger darauf ankommt, ob man nun low oder high carb isst, sondern darauf, dass man darauf achten sollte, ausreichend Gemüse und damit auch ausreichend Vital- und Ballaststoffe aufzunehmen.

Eine ungesunde und gemüsearme Low Carb Ernährung sollte folglich vermieden werden, da sie dem Herzen schaden könnte.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.