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  • Autistisches Kind fühlt sich nach einer Regulierung der Darmflora besser
4 min

Regulierung der Darmflora bessert Autismus

Autismus lässt sich lindern, wie Forscher der Arizona State University zeigten. Sie veränderten die Darmflora von autistischen Kindern, die daraufhin innerhalb der folgenden zwei Jahre gravierende Verbesserungen ihrer Autismus-Symptome erfuhren.

Aktualisiert: 06 April 2024

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Darmflora verändern, Autismus lindern

Eine Studie vom April 2019 zeigt erneut, wie die Darmflora das Gehirn und die neurologische Gesundheit beeinflussen kann. Schon lange geht man davon aus, dass Änderungen der Darmflora einerseits Krankheiten triggern, andererseits aber auch Heilprozesse anstossen können – je nachdem ob die Änderung positiv oder negativ ist ( 1 ).

Forscher der Arizona State University erklärten in ihrem Artikel in Scientific Reports, wie sie über die Manipulation der Darmflora Autismus-Symptome behandeln konnten. Den Beginn der Studie beschreiben wir in unserem Artikel Darm therapieren, ( 2 ).

Autisten häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen

Gemäss den Centers for Disease Control and Prevention (US-amerikanische Seuchenschutzbehörde) ist in den USA jedes 59. Kind autistisch – und innerhalb der nächsten zehn Jahre werden eine halbe Million Autisten das Erwachsenenalter erreichen.

Während häufig behauptet wird, Autisten hätten besondere Begabungen und seien daher beruflich aussergewöhnlich erfolgreich, trifft dies in Wirklichkeit eher selten zu. Im Gegenteil, Autisten sind überdurchschnittlich oft von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.

Sanierung der Darmflora ist Bestandteil naturheilkundlicher Autismus-Therapien

Da längst klar ist, dass Darm therapieren, Autismus bessern nicht nur von den Erbanlagen, sondern zu einem grossen Teil auch von Umweltfaktoren mitbedingt wird, widmen sich immer mehr Wissenschaftler diesem Gebiet und versuchen innovative Möglichkeiten zur Therapie des Autismus zu finden.

Bislang gilt nur die Verhaltenstherapie als nachweislich hilfreiche Massnahme. Dennoch werden häufig auch Psychopharmaka verordnet, während naturheilkundlich orientierte Therapeuten zu einer Ernährungsumstellung, einer individuell passenden Nahrungsergänzung und – da Autisten häufig auch an Verdauungsbeschwerden leiden – der Sanierung der Darmflora raten.

Wird der Darm saniert, bessert sich Autismus

Etwa 30 bis 50 Prozent aller Autisten soll an chronischen Magen-Darm-Beschwerden leiden – etwa chronischer Verstopfung oder chronischem Durchfall. Diese Problematik führt zu Unwohlsein und Schmerzen, Aufmerksamkeitsdefiziten, Lernschwierigkeiten und beeinflusst das Verhalten sehr negativ – kurz: die Verdauungsprobleme verstärken den Autismus. Schafft man es nun, die Verdauungsprobleme zu lindern, dann bessern sich auch die Autismus-Symptome.

Die Sanierung der Darmflora stand daher im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten von Dr. Rosa Krajmalnik-Brown, Professorin am Biodesign Swette Center for Environmental Biotechnology der Arizona State University. Das Team um Krajmalnik-Brown zeigte, dass autistische Kinder langfristig von der sog. MTT profitieren können.

Nach Stuhltransplantation: 45-prozentige Reduzierung der Autismus-Symptome

MTT steht für Microbiota Transfer Therapy (MTT), zu deutsch ganz einfach Stuhltransplantation, einer Therapieform, die ursprünglich von Dr. Thomas Borody, einem australischen Gastroenterologen entwickelt wurde. Denn man weiss schon lange, dass Autisten eine andere Darmflora als gesunde Menschen aufweisen und man daher auch hier therapeutisch ansetzen kann.

Im Laufe von zwei Jahren nach erfolgter MTT besserten sich nicht nur die Verdauungsbeschwerden der autistischen Kindern, sondern auch ihre übrigen Autismus-Symptome z. B. im Bereich Sozialverhalten oder Sprache. Die Besserungen traten dabei nicht sofort ein, sondern langsam, aber stetig.

Letztendlich soll es im Laufe der zwei Jahre zu einer 45-prozentigen Reduzierung der Autismus-Symptome gekommen sein.

Stuhltransplantation erfolgt täglich über mehrere Wochen hinweg

In einer früheren Studie gab man den Betroffenen einfach ein Antibiotikum, das die Darmflora eliminierte. Kurzfristig kam es sodann zu Verbesserungen – sowohl der Verdauungsbeschwerden als auch der Autismus-Symptome. Doch hielt diese positive Veränderung trotz der gleichzeitigen Verwendung von Probiotika leider nur wenige Wochen an.

Schon Borody fand an seinem Centre for Digestive Diseases in Sydney heraus, dass man Autisten drei Monate lang täglich per Stuhltransplantation behandeln müsse, um dann signifikante Verbesserungen der Magen-Darm-Beschwerden und auch der Autismussymptome zu erreichen.

Basierend auf Borodys Erkenntnissen behandelte das Team der Arizona State University seine Patienten sieben bis acht Wochen lang. Vor den täglichen Stuhltransplantationen erhielten sie ein Antibiotikum, um den Darm von der ursprünglichen Darmflora zu befreien, damit sich die neue Darmflora ungestört ansiedeln konnte.

Neu angesiedelte Darmflora bleibt über Jahre hinweg bestehen

Es zeigte sich, dass die neu angesiedelte Darmflora auch nach zwei Jahren noch vorhanden war, ja, die Diversität war sogar grösser geworden. Die nach der Therapie einsetzende Besserung der Verdauungsbeschwerden blieb über die Jahre hinweg erhalten – während kaum Nebenwirkungen zu verzeichnen waren. Erstaunlich war, dass sich das Verhalten der Kinder auch nach Beendigung der Therapie kontinuierlich verbesserte.

Zu Beginn der Studie litten 83 Prozent der Teilnehmer an schwerem Autismus, nach zwei Jahren gehörten nur noch 17 Prozent der Teilnehmer in diese Gruppe, 39 Prozent hatten nunmehr einen milden Autismus und 44 Prozent hatten nicht einmal mehr einen milden Autismus.

Faktoren, die zu einer ungünstigen Darmflora führen, sind von den Eltern oft beeinflussbar

Dr. James Adams, der ebenfalls zum Forscherteam gehörte und selbst eine an Autismus erkrankte Tochter hat, ist von den Ergebnissen der Studie begeistert: „Es ist sehr ungewöhnlich, dass sich nach Beendigung einer Therapie immer weitere Verbesserungen zeigen.“

Interessant sei ausserdem – so Adams – dass man bei den an der Studie teilnehmenden autistischen Kindern etliche Risikofaktoren erkennen könne, die allesamt zu einer ungünstigen Entwicklung der Darmflora beitragen. So wurden viele der Kinder per Kaiserschnitt geboren, wurden nur kurz oder gar nicht gestillt, erhielten häufig Antibiotika und hatten Mütter, die sich ballaststoffarm ernährten und auch ihren Kindern eine ballaststoffarme Ernährung angediehen liessen.

Die meisten dieser Faktoren sind von den Eltern beeinflussbar, so dass Autismus also nicht einfach nur genetisch bedingt und damit Schicksal ist. Weitere beeinflussbare Faktoren sind z. B. Zinkmangel in der Schwangerschaft, Vitamin-D-Mangel beim Kind, ungenügende Folsäureversorgung in der Schwangerschaft, Medikamente in der Schwangerschaft oder auch Pestizide.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.