Zentrum der Gesundheit
  • Ursache Nackenschmerzen
5 min

Diese Gründe stecken hinter Nackenschmerzen

Leiden auch Sie häufig unter Nackenschmerzen? Oft heisst es, eine falsche Haltung sei das Problem. Doch gibt es vier weitaus häufigere Gründe für Nackenschmerzen - und einen weiteren möglichen Grund, an den kaum jemand denkt.

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Aktualisiert: 24 November 2022

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Nackenschmerzen: Vier wichtige Gründe

Wenn Sie immer wieder an Nackenschmerzen leiden, sind Sie nicht allein. Nackenschmerzen oder andere wirbelsäulenbedingten Schmerzen sind weltweit einer der häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeit und betreffen immer mehr Menschen (weltweit um die 330 Millionen) ( 2 ).

Oft bessern sich Nackenschmerzen innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten wieder von selbst. Doch bei der Mehrheit der Betroffenen (50 bis 75 Prozent) kommen die Schmerzen immer wieder oder bleiben gar dauerhaft bestehen.

Häufig heisst es, die schlechte Haltung sei die Ursache und man solle einfach auf eine „gute“ Haltung achten. Doch gibt es dazu eigentlich kaum wissenschaftliche Belege ( 1 ).

Zu den folgenden vier Ursachen von Nackenschmerzen bzw. generell von muskuloskelettalen Schmerzen liegen hingegen konkrete Studien vor, die zeigen, dass man besser in dieser Hinsicht aktiv werden sollte, bevor man mühsam seine Haltung zu ändern versucht und ergonomische Stühle, Tastaturen etc. anschafft ( 3 ).

  1. Schlechter Schlaf ( 4 )
  2. Bewegungsmangel ( 5 )
  3. Stress ( 6 )
  4. Verklebte Faszien

Auch Kinder entwickeln aus diesen Gründen Nackenschmerzen

In mehreren Studien wurden Personen ohne Nackenschmerzen mit Personen verglichen, die gelegentlich (eine Zeitlang) an Nackenschmerzen litten. Einige aus der Nackenschmerz-Gruppe entwickelten im Laufe der Zeit wirklich lästige Nackenschmerzen. Daraufhin schaute man, wie die Situation der zuletztgenannten Gruppe war, bevor sich die Schmerzen intensivierten.

Es zeigte sich, dass diese Menschen zu kurz schliefen oder schlecht schliefen. Sie waren am Arbeitsplatz starkem Stress ausgesetzt, neigten eher zu einer depressiven Stimmung und waren auch in sportlicher Hinsicht nicht sehr aktiv. All das führte zu einer verstärkten Muskelanspannung im Nacken, die sodann im Laufe der Zeit zu den belastenden Schmerzen führte ( 10 ) ( 11 ).

Selbst bei Kindern konnten die genannten Faktoren zu Nackenschmerzen führen. Dazu hatte man Neunjährige vier Jahre lang wissenschaftlich begleitet und festgestellt, dass besonders Müdigkeit und Schlafstörungen zu Nackenschmerzen beitrugen. Gleichzeitig stellten sich oft Kopfschmerzen, Bauchweh und Stimmungsschwankungen ein ( 12 ).

Schlechte Haltung ist nicht zwangsläufig die Ursache von Nackenschmerzen

In einer hochwertigen Studie mit mehr als 1000 Teenagern zeigte sich, dass es keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Haltung und Nackenschmerzen gibt. Dabei gab es unter den Teilnehmern Personen, die eine eindeutig schlechte Sitzhaltung praktizierten und Personen, die eine aufrechte Sitzhaltung pflegten. Dennoch konnte man in keiner dieser Untergruppen besondere Vor- oder Nachteile in Bezug auf Nackenschmerzen beobachten ( 7 ).

Selbst die Sitzhaltung bei der Arbeit beeinflusst die Anfälligkeit für Nackenschmerzen offenbar wenig, was bedeutet, dass auch ergonomische Bemühungen oft nur wenige Auswirkungen haben ( 8 ).

Laut einer Studie, die 2018 in Physical Therapy erschien, könnte es durch ergonomische Massnahmen lediglich zu einer etwas schnelleren Besserung bestehender Nackenschmerzen kommen ( 9 ).

Verklebte Faszien können zu Nackenschmerzen führen

Verklebte Faszien können nicht nur zu Nackenschmerzen, sondern auch zu Kopf- und Gelenkschmerzen sowie zu Schmerzen in jeder anderen Region des Körpers führen. Faszien sind jener Teil des Bindegewebes, der die Körperstrukturen (Organe, Muskeln, Knochen) netzartig umgibt, sie an ihrem Platz hält und gleichzeitig ihre Beweglichkeit ermöglicht. Wenn Faszien verkleben und verhärten, verliert der betroffene Körperteil oder die betroffene Muskulatur ihre Flexibilität, auch können Nerven gequetscht werden, was dann zu Schmerzen führt, die in keinem Röntgenbild erkannt werden.

Allerdings verkleben und verhärten Faszien nicht einfach so. Sie tun das infolge von Bewegungsmangel, Fehlhaltungen ( Schreibtischarbeit ) und Stress, so dass sie im Grunde keine gesonderte Ursache sind, sondern die Folge der anderen genannten Ursachen. Dennoch ist es wichtig, verklebte Faszien als Ursache von Nackenschmerzen zu erkennen. Denn nur dann kann man die entsprechenden Massnahmen einleiten, um die Verklebungen und Verhärtungen wieder zu lösen.

Der fünfte Grund, an den kaum jemand denkt

Auch Brücken, Kronen oder ein anderer Zahnersatz, der nicht ordnungsgemäss eingesetzt ist, zu hoch ist o. ä., kann zu Nackenschmerzen führen. Eine Leserin schrieb uns beispielsweise: "Ich litt jahrelang unter Nackenschmerzen, nichts half. Dann liess ich mir eine Krone, die mir zu gross erschien, auswechseln. Nach 4 Tagen war ich schmerzfrei."

Diese Massnahmen helfen bei der Therapie und Prävention von Nackenschmerzen

Bei Nackenschmerzen und natürlich auch zur Vorbeugung derselben sind somit die folgenden Massnahmen hilfreich:

Gesunder und ausreichender Schlaf

Achten Sie bei Nackenschmerzen oder zu ihrer Vorbeugung auf einen gesunden, ungestörten und ausreichend langen Schlaf, auf eine für Ihre Bedürfnisse (Gewicht etc.) ideale Matratze und ein für Sie bequemes Kopfkissen.

Gehen Sie ab sofort früher ins Bett und kümmern sich um eine gute Schlafhygiene (frische Luft, Dunkelheit im Schlafzimmer, Ruhe, evtl. auch kein Elektrosmog, kein Fernsehen, Smartphone, Tablet oder Computer in der letzten Stunde vor dem Zubettgehen, letzte Mahlzeit zwei Stunden vor dem Schlafengehen einnehmen etc.).

Sport und Bewegung

Sorgen Sie ausserdem für regelmässige Bewegung. Machen Sie Sport! Denn wer seine Nackenmuskulatur mit mehr Bewegung stärkt, auch wenn es nur eine grössere Schrittzahl pro Tag ist, ist gegen Nackenschmerzen besser gefeit ( 13, 14). Ideal wäre es jedoch, zusätzlich zu Spaziergängen, Gartenarbeit o. ä. in jedem Fall – z. B. dreimal pro Woche – ein gezieltes Training zu absolvieren, das auch Übungen für den Nacken miteinbezieht. Denn gerade Bewegung in Form von Gartenarbeit oder Hausarbeit (manche Menschen glauben, das sei Bewegung genug) überlastet häufig insgesamt oder führt zu einseitiger Belastung.

Zu Nackenübungen mit Yoga finden Sie auch im Netz bei Youtube (zum Beispiel unsere Yoga-Playlist oder auf den Seiten von Liebscher & Bracht) viele Tipps und Anregungen, die Sie problemlos zu Hause umsetzen können.


Stressmanagement

Kümmern Sie sich überdies um einen gut organisierten und damit weniger stressigen Alltag und sorgen Sie für ein gutes Stressmanagement mit reichlich Entspannungsmomenten für Meditation oder andere entspannende Massnahmen. Dabei können auch sog. Adaptogene hilfreich sein, pflanzliche Mittel, die Ihre Stressanfälligkeit reduzieren, z. B. Rhodiola rosea.

Sitzposition immer wieder ändern

Am Schreibtisch jedoch können Sie im Grunde so sitzen, wie Sie mögen. Wichtig ist bei langen Sitzperioden, dass Sie immer wieder einmal aufstehen oder Ihre Sitzposition verändern. Denn selbst langes Sitzen in einer als optimal geltenden Position führt zu Verspannungen. Sinnvoll ist daher nicht eine bestimmte Position, sondern das Abwechseln verschiedener Positionen ( 15).

Faszientraining

Lassen Sie sich das Faszientraining erklären und machen Sie Ihre verklebten Faszien wieder locker und frei.

Zahnarzt aufsuchen

Sollten Sie Brücken, Kronen oder sonstigen Zahnersatz haben, lassen Sie beim Zahnarzt abklären, ob hier evtl. etwas "falsch sitzt", eine Krone zu hoch ist oder ähnliche Problematiken vorliegen. Auch eine Zweitmeinung ist hier oft hilfreich. Vielleicht zeigt sich auch, dass Sie nachts zu den Knirschern gehören, was ebenfalls zu Verspannungen im Nackenbereich führen kann.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.