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Covid: Verlauf hängt von der Darmflora ab

Eine gesunde Darmflora kann die Schwere einer Covid-Infektion mildern, wie Studien zeigen. Dazu können bestimmte probiotische Präparate eingenommen werden, die nicht nur die Darmflora günstig beeinflussen, sondern auch direkt das Immunsystem stärken und den Infekt verkürzen.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 10 Dezember 2023

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Wie die Darmflora Covid-19 beeinflusst

Die Darmflora (Darmmikrobiom) besteht aus all jenen Bakterien, Pilzen und auch Viren, die im Darm eine Gemeinschaft bilden. Aufgrund ihres weitreichenden Einflusses auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden wird die Darmflora häufig auch als unser zweites Gehirn bezeichnet.

Als wichtige Komponente unseres Immunsystems spielt die Darmflora unter anderem eine Schlüsselrolle bei der Abwehr von Krankheiten. So kann sie beispielsweise bei der Regulierung von akuten Entzündungsprozessen helfen, die u. a. immer dann entstehen, wenn Erreger im Körper eintreffen.

Bei Covid-19 zeigte sich, dass die Infektion je nach Zustand der Darmflora mal mehr, mal weniger schwer verläuft. Hier stellt sich natürlich die Frage, ob man etwas tun kann, um die Darmflora entsprechend positiv zu beeinflussen, sie also so zu stärken, dass Infektionen milder verlaufen.

Das Anti-Covid-Probiotikum

Im November 2021 schrieben Forscher bereits, dass Lactobacillus plantarum ( L. plantarum) – ein probiotisches Milchsäurebakterium – als prophylaktisches Anti-Covid-Probiotikum dienen könnte, um das Risiko für die Infektion zu reduzieren.

Die 7-tägige Gabe des Probiotikums (2-mal täglich je 10 11 CFU (= koloniebildende Einheiten)) führte zu einer deutlichen Steigerung der körpereigenen Immunabwehr. Auch stieg die Aktivität der Killerzellen ebenso wie der Spiegel der entzündungshemmenden Botenstoffe (Zytokine), während die Werte der entzündungsfördernden Zytokine (IL-6) sanken. Gerade das Zytokin IL-6 gilt als jener Botenstoff, der bei Covid-19 zur Entgleisung des Immunsystems und somit zu schweren Verläufen führen kann ( 1 ).

Aus früheren Untersuchungen wusste man bereits, dass nicht nur L. plantarum, sondern auch die probiotischen Bakterienstämme Bifidobacterium longum und Lactococcus lactis ssp. Lactis gegen Atemwegsinfekte, die von RNA-Viren verursacht werden, schützen (1). (SARS-Cov-2 gehört ebenfalls zu den RNA-Viren). In obiger Studie aber zeigte nur L. plantarum eine entsprechende immunsystemstärkende und vor der Infektion schützende Wirkung.

Was eine gesunde Darmflora auszeichnet

Die Bakterien der Darmflora beeinflussen vom Darm aus die Immunreaktionen im gesamten Körper, auch in den Lungen. Damit dieser Einfluss zugunsten des Menschen ausfällt, muss die Darmflora gesund sein.

Eine gesunde Darmflora zeichnet sich durch eine hohe Diversität aus, was bedeutet, dass sie aus vielen unterschiedlichen Bakterienstämmen zusammengesetzt ist. Je geringer die Diversität, umso höher die Anfälligkeit für Infekte der Lunge und umso weniger gut kann die Lunge von Erregern befreit werden – wie Untersuchungen an Mäusen zeigten ( 3 ). Eine gesunde Darmflora hingegen verbessert die Abwehrreaktion gegen Erreger von Atemwegsinfekten ( 2 ).

Bei Covid-19 scheint es ebenfalls so zu sein, dass die Komposition der Darmflora für den Verlauf der Krankheit entscheidend ist. Eine Studie vom April 2021 konnte an Covid-Patienten bereits den Zusammenhang zwischen der Darmflora und den Entzündungswerten zeigen. Bei geringer Diversität litten die Patienten an starken Entzündungsreaktionen ( 4 ).

Leaky Gut Syndrom als Folge von Covid-19

Die Zusammensetzung unserer Darmflora hat also einen enormen Einfluss darauf hat, ob wir Covid-19 bekommen und wenn ja, wie gut wir mit dem Infekt zurechtkommen. Leider ist es aber auch so, dass auch die Krankheit selbst die Darmflora beeinflusst – und zwar in negativer Weise. Die ungünstigen Bakterien können in Gegenwart von Covid-19 zunehmen, die guten – also jene, die das Immunsystem im Kampf gegen Infekte unterstützen würden – verschwinden immer mehr. Auch reduziert sich die Diversität ( 6 ).

Analysen ergaben signifikante Unterschiede zwischen der Darmflora von Covid-Patienten und der Darmflora von gesunden Personen ( 5 ). In Studien zeigte sich sogar, dass es während einer Covid-Infektion bei 20 Prozent der Patienten zu einer gestörten Darmbarriere kommt ( Leaky Gut Syndrom ) und daraufhin Darmbakterien ins Blut gelangen können, was die Gefahr einer Sepsis erhöhte (6).

Die gestörte Darmflora (Dysbiose) erholt sich nach dem Infekt oft auch nicht sofort, sondern bleibt etliche Wochen bestehen und konnte auch noch nach 30 Tagen nachgewiesen werden (4).

Long Covid: Folge einer Darmflora-Störung

All das – Dysbiose, Entzündungen und Leaky Gut Syndrom – erhöht dann natürlich nach überstandener Covid-Infektion das Risiko für weitere Infektionen. Auch weiss man, dass eine Covid-bedingte Dsysbiose zu Long-Covid beitragen kann bzw. dass Long-Covid-Patienten eine gestörte Darmflora aufweisen ( 7 )( 8 ). Die Darmdysbiose versetzt den Organismus in einen Zustand chronischer Entzündung – und chronische Entzündungen vereiteln die Regeneration (4).

Darmflora sanieren, Immunsystem stärken

Wie kann man nun also die Darmflora sanieren und das Immunsystem stärken, um vor Infektionen geschützt zu bleiben? Dazu gehören in jedem Fall die 4 folgenden Punkte:

1. Vitalstoffversorgung optimieren

Die Antwort ist nichts Neues: Zahlreiche Vitalstoffe wirken sich positiv auf das Immunsystem aus und schützen vor Virusinfektionen – darunter die Vitamine A, C, D und E sowie die Spurenelemente Zink und Eisen und auch Omega-3-Fettsäuren (z. B. mit Algenöl). Ist man mit diesen Vitalstoffen gut versorgt, wird auch die Darmflora gestärkt und bleibt im Gleichgewicht.

2. Gesund und vollwertig essen

Die Darmflora wird überdies direkt über die Ernährung beeinflusst. So weiss man, dass die mediterrane Ernährung eine entzündungshemmende Wirkung auf den Darm hat und zu einem erhöhten Vorkommen bestimmter Darmbakterien führt (z. B. Faecalibacterium prausnitzii), die das Immunsystem unterstützen ( 9 )( 10 ).

Bei der typisch westlichen und ballaststoffarmen Ernährung (aus vielen Back- und Teigwaren (noch dazu aus Auszugsmehlen), Zucker, Wurst, Käse, Fleisch und Fertigprodukten sowie Softdrinks) ist das Gegenteil der Fall. Sie wirkt entzündungsfördernd und reduziert eher das Vorkommen von Faecalibacterium prausnitzii. Wir stellen hier die wichtigsten Kriterien einer Ernährung für eine gesunde Darmflora vor.

3. Das passende Probiotikum

Auch die Einnahme von Probiotika – Präparate mit lebenden probiotischen Bakterienstämmen – kann hilfreich sein. In einer Studie vom Januar 2022 wurde ein Probiotikum aus den beiden Stämmen Lactiplantibacillus plantarum (früher Lactobacillus plantarum) und Pediococcus acidilactici bei Covid-Patienten getestet. Es konnte die Virenmenge in der Nase und den Lungen reduzieren sowie die Dauer der Covid-Symptome. Gleichzeitig aktivierte das Präparat die Bildung Covid-spezifischer Antikörper, was darauf hinweist, dass die probiotischen Bakterien direkt mit dem Immunsystem interagieren ( 11 ).

* Hier erhalten Sie ein Probiotikum, das vorwiegend die beiden genannten Stämme enthält.

4. Bewegung nicht vergessen

Nichtsdestotrotz genügt es nicht, gesund zu essen, Vitalstoffe einzunehmen (um Mängel zu vermeiden) und ein Probiotikum zu schlucken. Zu einem gut funktionierenden Immunsystem ist gerade zur Vorbeugung von Infektionen (und auch von chronischen Erkrankungen) regelmässige sportliche Aktivität mindestens ebenso wichtig, was bedeutet: Wenn Bewegung vergessen wird, hilft alles andere nur halb so gut ( 12 ).

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.