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Soja und Kohlgemüse lindern Nebenwirkungen bei Brustkrebs-Therapie

Bei einer Antihormon-Therapie nach einer Brustkrebserkrankung können die Nebenwirkungen, laut einer neuen Studie, durch den Verzehr von Soja oder Kohlgemüse gemindert werden.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 10 Februar 2024

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Nebenwirkungen der Antihormon-Therapie durch Ernährung lindern

Frauen, die einen Brustkrebs überstanden haben, müssen oft auch nach erfolgreicher Krebsbekämpfung noch über Jahre hinweg Medikamente nehmen. Diese sollen einen Rückfall verhindern, indem sie die körpereigene Östrogenproduktion hemmen oder die Östrogenwirkung blockieren.

Östrogene gelten als Hormone, die das Tumorwachstum (bei hormonabhängigem Brustkrebs) beschleunigen können. Der medikamentös erzielte Östrogenmangel führt jetzt jedoch zu Symptomen, die an die Wechseljahre erinnern, wie Hitzewallungen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen und nächtliche Schweissausbrüche.

Forscher des Krebstherapiezentrums in Washington D. C. (Georgetown Lombardi Comprehensive Cancer Center) führten an 365 Teilnehmerinnen eine Studie ( 1 ) durch, in der sie überprüften, ob man mit Hilfe einer bestimmten Ernährung die Nebenwirkungen der Antihormon-Therapie lindern könnte.

Weniger Müdigkeit und weniger Gelenkschmerzen durch Sojaverzehr

Die leitende Studienautorin, Dr. Sarah Oppeneer Nomura sagte: "Die Symptome [der Antihormon-Therapie] können die Lebensqualität von Krebsüberlebenden so negativ beeinflussen, dass diese die Medikamente sogar absetzen. Wir sollten daher unbedingt die Wirkweise der Ernährung und anderer Lebensstilfaktoren verstehen lernen, da diese ein wichtiges Instrument werden könnten, mit dem wir die Nebenwirkungen der Antihormon-Therapie reduzieren können.“ ( 2 )

Die Studie, die im Dezember 2017 im Journal Breast Cancer Research and Treatment veröffentlicht wurde, zeigte Interessantes: Wer viel Gemüse aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Kohl, Senf, Rettich u. a.) und auch viele Sojaprodukte isst, leidet seltener an den genannten Nebenwirkungen. Ein üppiger Sojaverzehr wird ausserdem mit mehr Vitalität und weniger Müdigkeitserscheinungen in Verbindung gebracht. Auch klagten die Sojaliebhaberinnen weniger über Gelenkschmerzen, Haarverlust und Gedächtnisschwund.

Da unter den Teilnehmerinnen auch Chinesinnen waren, schaute man, ob sich nur bei ihnen ein Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Grad der Nebenwirkungen zeigte. Stattdessen entdeckte man, dass sich die soja- und gemüselastige Ernährung insbesondere bei den Nicht-Chinesinnen positiv auswirkte.

Die Pflanzenstoffe in Soja und Kohl

Verantwortlich für die positive Wirkung dieser Lebensmittel sind vermutlich die enthaltenen Pflanzenstoffe. In Sojaprodukten sind es die Isoflavone und in Kreuzblütengewächsen die sog. Glucosinolate ( 6 ). Isoflavone beispielsweise binden an die Östrogenrezeptoren und blockieren diese, so dass das echte Östrogen keine Rezeptoren mehr findet. Gleichzeitig sorgen sie für eine schwache Östrogenwirkung und können auf diese Weise den medikamentös erzielten Östrogenmangel bis zu einem gewissen Grad kompensieren, jedoch ohne das Krebswachstum anzutreiben.

Wie genau Glucosinolate die Nebenwirkungen der Antihormon-Therapie lindern, ist noch nicht vollständig geklärt. Da Glucosinolate jedoch als generell krebshemmend gelten ( 6 ), ist der Verzehr von Kohlgemüse, Rettich, Kresse und Co. in jedem Fall eine gute Idee.

Kohlgemüse lassen ein harmloses Östrogen entstehen

Einer der krebshemmenden Mechanismen der Glucosinolate wird folgendermassen beschrieben: Das körpereigene Östrogen (17β-Estradiol) kann zu 16α-Hydroxyestron verstoffwechselt werden oder zu 2-Hydroxyestron. Letzteres hat eine nur schwache Östrogenwirkung und beeinflusst einen hormonabhängigen Brustkrebs daher kaum, während 16α-Hydroxyestron eine starke Östrogenwirkung besitzt und zu einem Fortschreiten des Krebses beitragen kann.

Kohlgemüse (und andere Gemüse, die Glucosinolate enthalten) sollen nun dafür sorgen können, dass aus 17β-Estradiol verstärkt 2-Hydroxyestron wird und nicht das krebsfördernde 16α-Hydroxyestron.

Während bei der Antihormon-Therapie das Östrogen blockiert wird, was unweigerlich zu Nebenwirkungen führt, lassen die Glucosinolate einfach nur eine Östrogenform entstehen, die keine krebsfördernde Wirkung hat. Da aber nach wie vor ein Östrogen vorhanden ist und auch an die Östrogenrezeptoren bindet, kommt es nicht zu Östrogenmangelsymptomen.

Soja und Kohl bei Brustkrebs

Aus früheren Studien wusste man bereits, dass Stoffe aus Soja und Kreuzblütengewächsen ausserdem direkt Brustkrebszellen hemmen können, insbesondere dann, wenn die Patienten schon vor der Krebsdiagnose diese Lebensmittel regelmässig gegessen hatten, also an sie gewöhnt waren und sie auch während der Erkrankung sowie danach weiterhin verspeisten ( 5 ). Wir berichten hier darüber: Soja schützt vor Brustkrebs

Frauen jedoch, die nie zuvor Sojaprodukte und auch nur wenig Kohlgemüse gegessen haben, sollten nicht plötzlich verstärkt auf diese Lebensmittel zurückgreifen. Die positive und schützende Wirkung soll hauptsächlich bei Frauen eintreten, die bereits vor ihrer Erkrankung, ja im besten Falle schon ihr ganzes Leben lang gerne Sojaprodukte und Kohlgemüse gegessen haben. Bei ihnen führt der Verzehr von Soja und Kohl zu einer geringeren Rückfallquote und einem generell geringeren Risiko, am Krebs zu versterben.

Wie sich die beiden Lebensmittelgruppen jedoch bei anderen Frauen auswirken, ist noch nicht bekannt. Natürlich kann man dennoch regelmässig Soja und Kohl essen, aber nicht in ungewöhnlich grossen Mengen.

Diese Sojamengen gelten als sicher

In einer Studie von 2013 beispielsweise ( 3 ) heisst es:

"Der Verzehr von Sojaprodukten steht mit einem geringeren Risiko für das Auftreten von Brustkrebs in Zusammenhang, auch mit einem geringeren Risiko für einen Brustkrebsrückfall (falls die Erkrankung schon da war) und für die Sterblichkeit an Brustkrebs. Soja hat keine Östrogenwirkung bei Menschen. Der Verzehr von Soja (wenn so praktiziert wie in Japan) scheint für Brustkrebsüberlebende sicher zu sein, wenn nicht mehr als 100 mg Isoflavone pro Tag verspeist werden."

100 mg Isoflavone sind sehr viel. Sie müssten dazu mehr als 400 g Tofu pro Tag essen oder mehr als 1 Liter Sojadrink pro Tag trinken. Normalerweise enthalten Tofu-Rezepte nicht mehr als 200 g Tofu pro Person bzw. 250 ml Sojadrink pro Person.

In einer Studie von 2010 wurde erklärt ( 4 ):

"Ein hoher Verzehr von Sojaisoflavonen geht mit einem reduzierten Rückfallrisiko bei Brustkrebspatientinnen einher - und zwar bei solchen, die einen hormonrezeptorpositiven Brustkrebs hatten und/oder bei jenen, die Anastrozol (ein Aromatasehemmer) erhalten hatten."

Mit "hoher Verzehr" sind hier Isoflavonmengen von mehr als 42 mg gemeint, während 15 mg und weniger einen niedrigen Verzehr bedeuteten.

Aus diesen Informationen ergibt sich, dass eine Isoflavonmenge von 40 bis unter 100 mg günstig ist, während sowohl mehr als auch weniger nicht empfehlenswert sind. 40 mg sind etwa 150 g Tofu oder 400 ml Sojadrink.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.