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  • Salat in Kunststoffverpackungen
15 min

Schadstoffe in Verpackungen

Immer mehr Menschen nehmen Lebensmittel in puncto Nährwert und Anbau genau unter die Lupe. Die Verpackungen werden dagegen selten hinterfragt. Dabei kann gerade davon eine erhebliche Gefahr ausgehen. Denn Tausende Schadstoffe können aus Kunststoff oder Karton direkt ins jeweilige Lebensmittel wandern. Mittlerweile stecken in Lebensmitteln hundertmal mehr Chemierückstände aus Verpackungen als aus Pflanzenschutzmitteln – natürlich nicht ohne Folgen für die Gesundheit. Doch gibt es auch Möglichkeiten, sich vor den Verpackungsgiften zu schützen.

Aktualisiert: 27 März 2024

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Substanzen gehen von Verpackungen in Nahrungsmittel über

Im Jahr 2013 landeten allein in Deutschland mehr als 17 Millionen Tonnen Verpackungen auf dem Müll. Zu den Spitzenreitern zählten dabei Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton (7,3 Millionen Tonnen) sowie Verpackungen aus Kunststoffen (2,8 Millionen Tonnen).

Wer im Supermarkt einkauft, kommt um Verpackungen kaum herum. Ob Reis, Salat, Jogurt oder Brot: Rund 90 Prozent der Lebensmittel sind ausschliesslich im verpackten Zustand zu haben. Dabei ist nicht zu leugnen, dass Verpackungen Lebensmittel schützen, die empfindlich auf Licht, Sauerstoff, Feuchtigkeit und/oder Mikroorganismen reagieren ( 11 ) ( 19 ).

Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass Verpackungen die Umwelt belasten. So gefährdet z. B. der Plastikmüll im Meer laut dem Ökologen José Derraik über 260 Tierarten. Ausserdem geht von Verpackungen auch für den Menschen eine Gefahr aus. Denn viele bedenkliche Stoffe können in die Lebensmittel übergehen und sich im menschlichen Organismus anreichern ( 1 ).

Dr. Konrad Grob und sein Team haben im Kantonalen Labor Zürich bereits Tausende Verpackungen untersucht und dabei festgestellt, dass die meisten der darin enthaltenen Stoffe bislang weder identifiziert noch auf ihre Unbedenklichkeit hin geprüft wurden.

Dr. Grob, der übrigens zu den führenden Verpackungsanalytikern in Europa zählt, liess verlauten:

"Vermutlich sind es bis zu 100.000 verschiedene Substanzen, die von Verpackungsmaterialien in Nahrungsmittel über gehen".

Gesundheitsrisiko Aluminium

Aluminium wird hauptsächlich über Lebensmittel und Trinkwasser, aber auch über aluminiumhaltiges Geschirr sowie Lebensmittelverpackungen aufgenommen. Ob Getränke- und Konservendosen, Verschlüsse von Glasflaschen, Tetra Paks, Verpackungen von Fertiggerichten oder Folien: Aluminium schützt Lebensmittel vor Umwelteinflüssen und zeichnet sich durch sein geringes Gewicht aus.

Nachteilig ist jedoch, dass Aluminium unter dem Einfluss von Säure und Salz löslich ist und somit auf Lebensmittel und Getränke übergehen kann, wenn diese einen entsprechenden Säure- oder Salzgehalt aufweisen.

Auch Laugen lösen Aluminium, weshalb es beispielsweise in Laugengebäck vorhanden sein kann, wenn dieses auf aluminiumhaltigen Backblechen gebacken wird.

Zu den möglichen gesundheitlichen Folgen einer chronischen Aluminiumbelastung zählen z. B. Schäden des Nervensystems, Wirkungen auf die Fruchtbarkeit und Ungeborene, Effekte auf die Knochenentwicklung, Krebs und Alzheimer.

Eine Möglichkeit, um sich vor einer Aluminiumbelastung zu schützen, haben wir hier vorgestellt: Silicium schützt vor Aluminium

Um zu verhindern, dass sich Aluminium auf Lebensmittel überträgt, werden Verpackungen häufig mit einer Kunststoffschicht versehen. Ob das wirklich eine so gute Idee ist?

Verpackungen enthalten Weichmacher

Die sogenannten Weichmacher werden in erster Linie bei der Herstellung von Kunststoffen eingesetzt und sind somit auch in zahlreichen Lebensmittelverpackungen enthalten. Weichmacher machen spröde Materialien weich, biegsam und elastisch.

In Bezug auf Lebensmittelverpackungen sind Weichmacher deshalb so tückisch, da sie aus dem Material austreten und auf diesem Weg in die Nahrung gelangen können. Weichmacher sind besonders gefährlich, da sie dies in nennenswertem Umfang tun und somit auch in relevanten Mengen verzehrt werden.

Natürlich sieht man es einer Verpackung in keinster Weise an, welche Stoffe sich in ihr verbergen. Ob Sie nun Brot, Milchprodukte, Obst oder Gemüse kaufen: Jedes mit Kunststoff verpackte Nahrungsmittel kann Weichmacher enthalten.

Da unterschiedliche Chemikalien als Weichmacher bezeichnet werden, kann über die gesundheitlichen Auswirkungen keine allgemeingültige Aussage getroffen werden. Darum nehmen wir einige davon etwas genauer unter die Lupe.

Bisphenol A in Verpackungen – Schädlich, aber erlaubt

Der Weichmacher Bisphenol A (BPA) ist vor allem in Kunststoffen aus Polycarbonat, Vinylesterharz und Epoxidharz enthalten. Zahlreiche Lebensmittelverpackungen enthalten BPA.

So werden z. B. aus Epoxidharzen Beschichtungen für Konservendosen und Getränkebehälter hergestellt, während aus Polycarbonat z. B. Gefrierbehälter gefertigt werden. Bedenken Sie hierbei, dass beim Erhitzen von BPA-haltigen Plastikbehältern in der Mikrowelle besonders viel des schädlichen Stoffes in die Nahrung übergeht ( 20 ).

Des Weiteren sollte bedacht werden, dass Bisphenol A zu jenen hormonellen Schadstoffen gezählt wird, die schon in winzigen Mengen in unseren Hormonhaushalt eingreifen können ( 3 ).

Bisphenol A macht unfruchtbar und krank

Forscher von der University of Michigan haben den Urin von 190 Männern mit Fruchtbarkeitsproblemen untersucht und in rund 90 Prozent der Urinproben BPA gefunden. Je höher die BPA-Konzentrationen waren, desto geringer war die Samenkonzentration und desto häufiger konnten im Sperma DNA-Schäden festgestellt werden ( 2 ) ( 6 ).

In weiteren Studien konnte aufgezeigt werden, dass BPA mit Brust- und Prostatakrebs, Herzerkrankungen, Diabetes, Insulinresistenz und vielen weiteren Leiden in Verbindung gebracht werden kann ( 5 ) ( 9 ).

Bisphenol A stört das Verhalten von Kindern

Inzwischen haben etliche Studien gezeigt, dass BPA insbesondere die Gesundheit von Kindern gefährdet. Da der Schadstoff die Reifung des Gehirns von Ungeborenen und Babys dauerhaft schädigen kann, hat die EU-Kommission BPA im Jahr 2011 immerhin in Babyflaschen verboten ( 4 ).

Neueste Untersuchungen haben zudem ergeben, dass BPA auch das Verhalten von Kindern beeinflussen kann. Ein spanisches Forscherteam hat die BPA-Konzentration im Urin von 300 Kindern zwischen 9 und 11 Jahren untersucht und festgestellt: Je höher die BPA-Werte, desto mehr soziale Schwierigkeiten wiesen die betroffenen Kinder auf ( 7 ) ( 8 ).

Zu den möglichen Folgen zählen aggressives Verhalten, Aufmerksamkeits- und Angststörungen, Hyperaktivität sowie Depressionen.

Bisphenol A und die Gesetzeslage

Während in Japan BPA für Lebensmittelverpackungen gar nicht mehr zugelassen ist, findet der Schadstoff im europäischen Raum weiterhin Verwendung.

Im Januar 2015 wurde im Rahmen der letzten Neubewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegt, dass die derzeit zugelassenen Verwendungen von BPA in Lebensmittelverpackungen für keine Altersgruppe ein Gesundheitsrisiko darstellen – nicht einmal für ungeborene Kinder und Säuglinge – was angesichts der bekannten Gefährlichkeit von BPA mehr als fragwürdig erscheint.

Kein Wunder berät die EFSA nun (2016) zum x-ten Mal über die Gefährlichkeit von BPA.

Phthalate – Verpackungen noch immer belastet

Eine weitere in Verpackungen häufig vorhandene Giftstoffgruppe ist jene der Phthalate. Sie werden bei der Herstellung sehr vieler Kunststoffprodukte eingesetzt. Ob Bodenbeläge, Medikamente, Kosmetika oder Lebensmittelverpackungen: Wir sind einer ständigen Belastung durch Phthalate ausgesetzt, die über die Luft, die Haut und die Nahrung aufgenommen werden können. Mittlerweile sind im Blut und/oder im Urin von quasi jedem Menschen Phthalate nachweisbar ( 18 ).

Bei der Herstellung von Lebensmittelverpackungen spielen Phthalate heute zwar nicht mehr eine so grosse Rolle wie früher, doch man findet sie noch immer z. B. in der Dichtung der Deckel von Marmelade oder Pesto oder auch in PVC-Folien, womit Schnittkäse oder Frischfleisch verpackt werden.

Des Weiteren können Phthalate auch bei der Lebensmittelverarbeitung (z. B. wenn sich diese in Schläuchen befinden) ins Essen gelangen.

Phthalate: Die Auswirkungen auf die Gesundheit

Phthalate können ganz unterschiedliche gesundheitsschädliche Auswirkungen haben. So haben Studien mitunter gezeigt, dass sie das Immunsystem schwächen, Übergewicht verursachen, die Leber schädigen, Krebs auslösen sowie das Hormonsystem und die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen können ( 16 ).

Phthalate können sich überdies bei Föten und Kindern negativ auf die Entwicklung des Gehirns und der Geschlechtsorgane auswirken ( 14 ).

Da gerade fetthaltige Lebensmittel wie Öl, Pesto und Käse besonders häufig belastet sind, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, dass phthalathaltige Beschichtungen, Folien und Tuben keinen Kontakt mit fetthaltigen Lebensmitteln haben sollten.

Diverse Überprüfungen haben jedoch gezeigt, dass diese Empfehlung von vielen Herstellern nicht besonders ernst genommen wird.

Phthalate: Die Gesetzeslücken

Forscher vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart haben im Jahr 2011 über 300 ölhaltige Lebensmittel in Gläsern aus ganz Europa unter die Lupe genommen und mussten mit Entsetzen feststellen, dass 74 Proben die EU-Grenzwerte überschritten und einige Produkte sogar bereits verbotene Phthalate enthielten.

Gesetzliche Bestimmungen zielen zwar vermehrt auf ein steigendes Umweltbewusstsein ab und erfordern zunehmend phthalatfreie Produkte, doch es werden stets neue Schlupflöcher entdeckt, um diese Gesetze zu umgehen. So dürfen z. B. sogar verbotene Stoffe durch Importprodukte weiterhin eingeführt werden.

Da seit 2007 für bestimmte fortpflanzungsgefährdende Phthalate wie z. B. DEHP für Lebensmittelverpackungen weitreichende Beschränkungen gelten, werden stattdessen einfach andere Weichmacher wie z. B. das ebenfalls umstrittene DEHA eingesetzt.

Um Getränkeflaschen aus Kunststoff herzustellen sind – anders als oft angenommen wird – keine Weichmacher erforderlich, sie bestehen meist aus PET (Polyethylenterephthalat).

Verpackungen: Schadstoffe in PET-Flaschen

PET-Flaschen haben zwar den Vorteil, dass sie leichter als Glasflaschen sind und nicht zu Bruch gehen, dafür entsteht bei der Herstellung das gesundheitsschädliche Acetaldehyd.

Dieser Stoff geht in die Flüssigkeit über und führt sogar zu einer geschmacklichen Veränderung. Obgleich nachgewiesen wurde, dass Acetaldehyd z. B. zu einer Leberzirrhose führen kann, stuft das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) PET-Flaschen als unbedenklich ein ( 22 ).

In der Flüssigkeit einer PET-Flasche kann sich aber auch Antimontrioxid lösen. Dieser Stoff wird von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als möglicher Krebserreger eingestuft. Untersuchungen zufolge wird die Antimontrioxid-Konzentration in Fruchtsäften teilweise überschritten. In einer noch viel höheren Konzentration geht Antimontrioxid jedoch durch das Erhitzen von Bratschläuchen und PET-Schalen (Fertiggerichte) auf Lebensmittel über.

Es gibt inzwischen eine neue Generation von PET-Flaschen, die heiss abgefüllt werden können. Wird aber die bisher übliche Kaltentkeimung angewandt, kommt DMDC zum Einsatz. Dieser hochgiftige Stoff wird während des Entkeimungsvorgangs zwar abgebaut, dafür kann eine geringe Menge des Reaktionsproduktes O-Methyl-Carbamat zurückbleiben. Der Staat Kalifornien hat diese Substanz bereits auf die Liste der krebsauslösenden Stoffe gesetzt.

Abgesehen davon konnten Forscher der Universität Frankfurt am Main in 12 der 20 untersuchten Mineralwassermarken hormonähnliche Substanzen nachweisen. Bis heute konnte allerdings nicht geklärt werden, um welche Stoffe es sich dabei gehandelt hat.

MAP-Verpackungen – Vor- und Nachteile

Das Kürzel MAP steht für "modified atmosphere packaging" (Verpackungen mit modifizierter Atmosphäre). Der Begriff "unter Schutzatmosphäre verpackt" beschreibt ebenfalls diese Art der Verpackung (Beutel, Schalen oder Folien) und ist deutlich geläufiger. Man verlängert hier die Haltbarkeit eines Lebensmittels einfach dadurch, indem man beispielsweise den Sauerstoff aus der Verpackung entfernt und andere Gase wie z. B. Kohlendioxid zufügt ( 12 ).

Denn Verderb setzt meist deshalb ein, weil beim Verpacken Sauerstoff in die Packung gerät – und sich dann Bakterien und Pilze vermehren können.

Durch MAP wird sauerstoffliebenden Bakterien und Pilzen die Lebensgrundlage genommen und das Lebensmittel ist viel länger haltbar. Zum Einsatz kommt MAP bei Frischeprodukten, die nicht einmal unbedingt im Kühlregal stehen. Das können Fleisch, Fisch, Käse, Wurst, Tortellini, Salate, Tortillas, Brot, Sandwiches und vieles mehr sein ( 10 ).

Aufgeblähte Verpackungen immer entsorgen!

Das Problem dabei ist jedoch, dass sich Pilze bzw. Bakterien, die nur wenig oder gar keinen Sauerstoff benötigen, unter diesen Bedingungen ungehindert bzw. sogar schneller ausbreiten können, als dies normalerweise der Fall wäre.

Zu den besagten Bakterien zählt auch das Clostridium botulinum, das zu Vergiftungen bis hin zum Tod führen kann (Botulismus). Aufgeblähte Verpackungen sind ein Indiz für ein befallenes Produkt, das unter keinen Umständen verzehrt werden darf.

Wird die Temperatur von maximal 4°C bei Frischfleisch, Fisch oder Schalentieren während der Lagerung oder des Transports dann auch noch überschritten, macht dies die haltbarkeitsverlängernde Wirkung der MAP zunichte. Denn Kohlendioxid ist nur bei niedrigen Temperaturen in Fett und Wasser löslich und kann nur dann das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien hemmen.

Zudem stellen auch geringe und vom Verbraucher nicht wahrnehmbare Beschädigungen der Verpackung ein erhebliches Risiko dar. Denn dann kann unbemerkt Sauerstoff in die Verpackung eindringen, wodurch das Wachstum der Bakterien gefördert wird.

Fertigsalate – Praktisch, aber keimbelastet

Fertigsalate sind zurzeit der Renner. Man muss nur den Plastikbeutel öffnen, etwas Dressing dazugeben – und fertig ist der Salat. Doch bevor der Salat verpackt wird, muss er ausgeputzt, gewaschen und geschleudert werden. Dabei wird die Blattstruktur zerstört und den Keimen werden die besten Bedingungen geboten, um sich zu vermehren. Hier haben wir über die Fertigsalate berichtet.

Durch das jeweilige Schutzgas soll diese Vermehrung unterbunden werden. Wurde nun aber z. B. die Kühlung nicht durchgehend gewährleistet, haben Bakterien und Pilze ein leichtes Spiel. Untersuchungen der Stiftung Warentest haben gezeigt, dass sich quasi in jeder zweiten Tüte zu viele Keime befinden.

Da MAP-Verpackungen dafür sorgen, dass Lebensmittel in Bezug auf das Aussehen und den Geruch länger frisch erscheinen, kann es sein, dass ein verdorbenes Produkt fälschlicherweise für gut empfunden wird. Man merkt es also nicht unbedingt, wenn ein Lebensmittel nicht mehr geniessbar ist.

Während die beschriebenen Kunststoffverpackungen inzwischen auch vom Verbraucher kritisch betrachtet werden, wissen viele nicht, dass sich auch in Verpackungen aus Papier oder Karton Schadstoffe befinden können, die ins Lebensmittel übergehen ( 17 ).

Mineralöle in Lebensmitteln

Dr. Grob und sein Team haben zwar schon in den frühen 1990er Jahren nachgewiesen, dass Mineralöle aus Recyclingverpackungen und anderen Quellen in Lebensmittel übergehen. Erst die Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2010 haben jedoch den Stein zum Rollen gebracht ( 13 ).

Mit Hilfe einer neu entwickelten Analysenmethode konnte aufgezeigt werden, dass zahllose verpackte Lebensmittel sowohl mit gesättigten Mineralölen (MOSH) als auch mit aromatischen Mineralölen (MOAH) kontaminiert sind.

Mineralöle können folgendermassen ins Lebensmittel gelangen:

  1. Belastung der Umwelt mit Mineralölen (z. B. durch Erntemaschinen)
  2. Gezielter Einsatz beim Transport (z. B. mit Mineralöl behandelte Jutesäcke)
  3. Direkte Behandlung der Lebensmittel mit mineralölhaltigen Stoffen (z. B. Trennmittel)
  4. Verpackungen aus Recycling-Papier

Der letztgenannte Punkt ist heutzutage die Hauptquelle für Mineralöle in Lebensmitteln. Recyceltes Papier ist zwar gut für die Umwelt, doch kann es Mineralöle aus Druckfarben und bis zu 250 weitere gesundheitsgefährdende Stoffe (z. B. Weichmacher) enthalten.

Mineralöle können aber auch aus frischen Druckfarben auf die Lebensmittel übergehen, nämlich dann, wenn die Verpackungen neu beschriftet oder eingefärbt werden ( 23 ) ( 24 ).

Mineralöle schaden der Gesundheit

MOSH kommen in Lebensmitteln deutlich häufiger und in grösseren Mengen vor als MOAH. Sie können vom Körper leicht aufgenommen und in einigen Organen gespeichert werden.

Studien haben sodann auch ergeben, dass MOSH zu Ablagerungen und Schäden in der Leber, der Milz, den Herzklappen und den Lymphknoten führen können. Ausserdem konnte nachgewiesen werden, dass inzwischen selbst die Muttermilch damit belastet ist.

MOAH stehen entgegen im dringenden Verdacht erbgutverändernd sowie krebserregend zu wirken und das Hormonsystem zu beeinflussen.

Laut Berechnungen von Ärzten des Landeskrankenhauses Bregenz und des Landeskrankenhauses Innsbruck trägt jeder Mensch inzwischen 1 bis 10 Gramm Mineralölrückstände in sich.

Mineralöle: Testergebnisse im Fokus

Die Stiftung Warentest hat im Jahr 2012 die Türchen von 24 Adventskalendern schon vor dem 1. Dezember geöffnet und dabei festgestellt, dass jede einzelne Kalenderschokolade mit Mineralölen belastet war. Dabei wurden sogar krebserregende MOAH gefunden.

Die EFSA hatte die Aufnahme dieser Mineralöle durch die Nahrung allerdings schon vor diesem Test als bedenklich eingestuft und auch das BfR liess verlauten, dass Mineralöle eigentlich überhaupt nicht in Lebensmittel übergehen sollten ( 21 ).

Im Oktober 2015 sorgte eine umfangreiche Laboranalyse im Auftrag von foodwatch schliesslich erneut für Aufsehen: Dabei wurden 120 in Karton verpackte Lebensmittel aus Deutschland, Frankreich und der Niederlande auf ihren Mineralölgehalt hin untersucht und festgestellt, dass 43 Prozent der Produkte mit MOAH verunreinigt waren.

Foodwatch fordert die nationalen Regierungen nun umgehend dazu auf, für alle Lebensmittelverpackungen aus Papier spezifische Grenzwerte im Lebensmittel vorzuschreiben.

Mineralöle sorgen für hitzige Gefechte

Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) äusserte sich zur Veröffentlichung von foodwatch zunächst verhalten. Die festgestellten "Fortschritte bei den Verpackungskonzepten und den messbaren Mineralöl-Belastungen" seien erfreulich.

Kurz darauf wurde foodwatch jedoch aufs Schärfste kritisiert: Da alle vorgeschlagenen Richtwerte eingehalten worden seien, bestehe "keine Gefahr für die Verbrauchergesundheit". Zudem stellte der BLL fest, dass die "Warnungen und Rückrufe völlig unverhältnismässig" seien.

Als Aldi Süd im Februar 2016 schliesslich seine Lieferanten schriftlich dazu aufforderte, Massnahmen gegen Mineralölbelastungen zu ergreifen – bei den Eigenmarken sollten zukünftig keine Mineralöle mehr nachweisbar sein – setzte der BLL alle Hebel in Bewegung, um diese Lieferantenvorgaben zu unterbinden.

Foodwatch liess daraufhin verlauten, dass sich der "Lobbyverband"BLL "klar gegen die Gesundheit aller Verbraucherinnen und Verbraucher" richte.

Solange sich aber derart viele belastete Lebensmittel in den Supermarktregalen tummeln, sollten Sie beim Einkauf und bei der Lagerung Vorsicht walten lassen.

Verpackungen: 10 Tipps zur Vermeidung von Schadstoffen

In Anbetracht der vielen verschiedenen Schadstoffe in Verpackungen neigt der Verbraucher verständlicherweise dazu, diese Thematik auszuklammern, da sich unweigerlich ein Gefühl von Hilflosigkeit einstellt. Lassen Sie sich aber nicht einschüchtern, denn Sie können einige Massnahmen ergreifen, um Ihre persönliche Belastung mit den Verpackungsgiftstoffen möglichst gering zu halten.

Tipp 1

Es besteht zwar keine gesetzliche Pflicht, Kunststoffverpackungen zu kennzeichnen, doch oft hilft ein auf der Verpackung sichtbares Pfeildreieck weiter. Die Kodierung darin zeigt an, aus welchem Material die Verpackung besteht. Beinhaltet das Dreieck z. B. die Zahl 03, handelt es sich um PVC, während die 07 oder der Buchstabe O für "other", also für alle möglichen Stoffe stehen kann. Oft verbirgt sich hinter dieser Kennzeichnung BPA.

Tipp 2

Es gibt inzwischen Metalldeckel für Gläser, die ganz ohne Weichmacher auskommen. Sie erkennen die alternativen Blueseal-Deckel von der Firma Pano leider erst an der blauen Innenschicht. Viele Naturkosthersteller greifen schon darauf zurück.

Tipp 3

Es gibt einen einfachen Test, um zu überprüfen, ob ein Stück Folie aus PVC besteht. Tauchen Sie einfach ein intaktes Stück der Folie in Wasser: Während PVC-Folie zu Boden sinkt, schwimmen die meisten anderen Kunststoffe an der Oberfläche.

Tipp 4

Packen Sie Ihren Käse nach dem Einkauf gleich um. Haushaltsfolie ist zwar in der Regel frei von Weichmachern, wenn Sie aber auf Nummer sicher gehen wollen, sollten Sie auf die gute, alte Käseglocke setzen.

Tipp 5

Ein weisser Karton zeigt Ihnen an, dass es sich NICHT um eine Recyclingverpackung handelt.

Tipp 6

Füllen Sie Reis, Pasta & Co. von den Kartonverpackungen in Gefässe aus Glas, Keramik oder Edelstahl um. Je länger ein Lebensmittel bei Raumtemperatur gelagert wird und den Mineralölen ausgesetzt ist, desto mehr davon dringen in das Produkt ein.

Tipp 7

Zweckentfremden Sie Verpackungen nicht, da der Übergang von Schadstoffen hierbei drastisch erhöht werden kann. Verwenden Sie also z. B. keine Gläser mit beschichteten Schraubverschlüssen (z. B. Gurkenglas), um darin fetthaltige Lebensmittel (z. B. Pesto) zu lagern, oder Tiefkühlbehälter, um Essensreste aufzubewahren.

Tipp 8

Migration kann nicht selten sensorisch festgestellt werden: Wenn irgendein Lebensmittel oder Getränk nach Plastik schmeckt und/oder riecht, sollten Sie es nicht mehr essen oder trinken. Glasflaschen sind Kunststoffflaschen vorzuziehen.

Tipp 9

Kaufen Sie nicht auf Vorrat ein: Wenn Sie auf frische regionale Produkte zurückgreifen und Speisen so oft wie möglich frisch zubereiten, können Sie den Kontakt mit verpackten Lebensmitteln drastisch reduzieren.

Tipp 10

Es gibt inzwischen schon einige verpackungsfreie Supermärkte, in denen Sie nach Herzenslaune einkaufen können, z. B.:

  1. Österreich: Liebe & Lose (Innsbruck);
  2. Deutschland: Original Unverpackt (Berlin, Kiel, Mainz)
  3. Schweiz: BachserMärt (verschiedene Standorte – verpackungsreduziert)

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.