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Schmerzmittel schaden dem Herzen

Forscher raten, den Schmerzmittelkonsum einzuschränken, da gebräuchliche Schmerzmittel wie Diclofenac das Risiko für Herzbeschwerden erhöhen. Aber auch andere rezeptfreie Schmerztabletten wie Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen können teilweise schwere Nebenwirkungen haben. Studien zeigen, dass derartige Medikamente dem Herzen, Magen und Darm schaden sowie bei Schwangeren das ungeborene Kind gefährden können.

Aktualisiert: 12 Februar 2024

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Rezeptfreie Schmerzmittel und ihre Nebenwirkungen fürs Herz

Das Geschäft mit den sogenannten OTC-Medikamenten boomt – weltweit werden damit jährlich etwa 100 Milliarden Euro umgesetzt. OTC bedeutet „over the counter“ und steht für Medikamente wie z. B. Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin, ASS u. a.) oder Ibuprofen, die in der Apotheke jederzeit ohne Rezept gekauft werden können. Sie gehören zur Gruppe der sog. NSAID (nicht-steroidale Entzündungshemmer). Hierbei handelt es sich um Schmerzmittel mit schmerzstillenden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften.

Als Nebenwirkungen der Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAID sind die folgenden bekannt:

  1. Sie beeinflussen die Blutgerinnung (verdünnen das Blut, so dass es u. U. zu inneren Blutungen kommen kann)
  2. sie verursachen Blutgerinnsel,
  3. sie verengen die Blutgefässe,
  4. sie erhöhen Wasseransammlungen im Körper und
  5. sie fahren gleichzeitig den Blutdruck hoch.

Im Juli 2015 kündigte die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) eine Änderung der Etiketten aller NSAID an. Ziel sei es, davor zu warnen, dass derartige Medikamente sogar in jungen Jahren sogar zu tödlichen Schlaganfällen und Herzinfarkten führen können, selbst wenn keinerlei kardiovaskuläre Risikofaktoren vorliegen ( 4 ).

Schmerzmittel: Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall

Bereits seit dem Jahr 2005 haben zahlreiche Studien gezeigt, dass das Risiko sogar höher ist als angenommen. Die langfristige Einnahme der Medikamente über einige Wochen hinweg könne zum Tode führen, ohne dass die Betroffenen vorher irgendwelche Probleme mit dem Herzen gehabt hätten.

Dr. Peter Wilson von der Emory University in Georgia liess verlauten, dass die Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAID, die über den Ladentisch verkauft werden, das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt um 10 Prozent erhöhen, während verschreibungspflichtige Varianten bei geringer Dosierung den Risikofaktor gleich um 20 Prozent in die Höhe treiben.

Zudem konnten Wissenschaftler ganz klar aufzeigen, dass Menschen, die derartige Medikamente nach einem Herzanfall einnehmen, eindeutig ein grösseres Risiko haben, innerhalb eines Jahres zu sterben.

Dr. Wilson, der dem FDA-Expertengremium angehört, warnt insbesondere vor OTC-Medikamenten mit den Worten: „Besonders problematisch ist, dass Menschen denken, diese Arzneimittel seien ungefährlich, was sie aber nicht sind.“ Herzinfarkt und Schlaganfall sind dabei nicht die einzigen Gefahren, die von den genannten Schmerzmitteln ausgehen.

Es gibt keine sicheren Schmerzmittel

NSAID-Schmerzmittel bergen das Risiko, Magenblutungen zu verursachen. Dies geschieht häufig, ohne dass sich zuvor Beschwerden manifestieren. Das ist darauf zurückzuführen, dass diese Medikamente die sogenannten Prostaglandine hemmen, die im Körper wichtige Funktionen innehaben. So sind sie mitunter dafür verantwortlich, die Magenschleimhaut vor Verdauungssäften zu schützen. Fehlt dieser Schutz, wird der Magen angegriffen und verletzt.

Des Weiteren spielen Prostaglandine auch hinsichtlich der weiblichen Fruchtbarkeit eine Schlüsselrolle. In diesem Sinne können die Schmerzmittel (NSAID) auch die Empfängnis verhindern sowie die Geburtswehen verlängern oder verzögern.

Werden die Schmerzmittel während der Schwangerschaft eingenommen, steht auch die Gesundheit des Babys auf dem Spiel. Studien haben gezeigt, dass bei ungeborenen Kindern die Entwicklung des Atmungs- und Kreislaufsystems gestört werden kann, was zu dauerhaften Gesundheitsproblemen führen kann.

Nichtsdestotrotz wird Acetylsalicylsäure (ASS) nach wie vor wärmstens auch als vorbeugendes Mittel empfohlen: 90 Prozent aller Infarkt- und Schlaganfall-Patienten bekommen den Wirkstoff verschrieben und sollen ihn ihr Leben lang Tag für Tag einnehmen. Die entsprechende Werbung suggeriert, das Herz sei ohne die Mittel völlig ungeschützt. Ein kluger Schachzug – der jedoch ganz offensichtlich nicht in jedem Fall der Wahrheit entspricht.

ASS schadet dem Darm

Dr. Neena S. Abraham vom Michael E. DeBakey V.A. Medical Center sagte in einem in The New York Times veröffentlichten Artikel, dass „alle NSAIDs – darunter auch verschreibungsfreies Aspirin – die Fähigkeit besitzen, Gewebe im Verdauungssystem zu beschädigen (…). Aspirin ist kein Nahrungsergänzungsmittel – es ist ein Medikament, welches Risiken birgt und Nebenwirkungen aufweist.“

Im Jahr 2010 trat eine Gruppe von Wissenschaftlern, Ärzten und Bediensteten des Gesundheitswesens aus diesem Grund an die Öffentlichkeit, um Patienten zukünftig vor diesen Nebenwirkungen zu schützen. Es wurde die Forderung ausgesprochen, endlich die Empfehlung der täglichen ASS-Einnahme zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen offiziell zurückzunehmen. Denn ASS kann auch die schützende Darmschleimhaut zerstören, was zu Darmblutungen, chronischen Darmentzündungen und zu Darmperforationen führen und in Folge sogar tödlich enden kann.

In manchen Fällen kann die dauerhafte ASS-Einnahme (zur Prävention von Herz-Kreislauf-Ereignissen) zu Hirnblutungen führen, wie eine Studie von 2019 ergab ( 3 ). Gerade bei Personen, die ASS vorbeugend nehmen, könne das Mittel zwar das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren. Dieser Vorteil werde aber vom erhöhten Risiko für innere Blutungen wieder zunichte gemacht, ergab eine weitere Studie aus 2019 ( 5 ).

Besprechen Sie mit Ihrem Arzt zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Ereignissen eine herzgesunde Ernährung, ein individuell passendes Bewegungsprogramm und natürliche Blutverdünner! Möglicherweise erübrigt sich dann die ASS-Einnahme.

Herzinfarkt nach Einnahme von Diclofenac?

Auch das häufig eingesetzte Schmerzmittel Diclofenac wird mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignissen in Zusammenhang gebracht. Offenbar erleiden Patienten eher einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, wenn sie zuvor Diclofenac eingenommen haben. Bei Paracetamol – das jedoch wieder andere Nachteile hat – und anderen gebräuchlichen Schmerzmitteln konnte man dieses erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko nicht feststellen, so eine Studie, die Anfang September 2018 im British Medical Journal veröffentlicht wurde ( 1 ) ( 2 ).

Die beteiligten Forscher sind daher der Meinung, dass Diclofenac-haltige Schmerzmittel keinesfalls mehr rezeptfrei erhältlich sein sollten, und auch die verschreibungspflichtigen Packungen sollten mit deutlichen Warnhinweisen versehen sein.

Schon eine geringe Dosis Diclofenac kann dem Herz schaden

In oben genannter Studie untersuchten die Forscher rund um Morten Schmidt an der Aarhus Universitätsklinik in Dänemark das Herz-Kreislauf-Risiko bei Diclofenac-Einnahme verglichen erstens mit der Einnahme anderer Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAID, zweitens mit der Einnahme von Paracetamol und drittens verglichen mit Patienten, die keine Schmerzmittel einnahmen. Zur Verfügung standen die Daten von mehr als 6,3 Millionen Erwachsenen im Alter zwischen Mitte Vierzig und Sechzig.

Es zeigte sich, dass die Einnahme von Diclofenac schon innerhalb der ersten dreissig Tage zu einer höheren Zahl an Herz-Kreislauf-Ereignissen (Herzinfarkten, Schlaganfällen, Herzflimmern, Herzversagen u. ä.) führte als bei der Einnahme von z. B. Ibuprofen oder Naproxen oder auch Paracetamol. Dieses erhöhte Risiko liess sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen in jeder Altersgruppe beobachten und auch dann, wenn sie nur eine niedrige Dosierung Diclofenac eingenommen hatten. Genauso litten die Diclofenac-Patienten häufiger unter Magen-Darm-Blutungen – und es kam häufiger zu herzbedingten Todesfällen.

Es gibt keinen Grund für Diclofenac

Eine Schmerztherapie mit NSAID kann bei manchen Patienten natürlich trotz der möglichen Nebenwirkungen zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen“, schreiben die Forscher, Dennoch gibt es keinen Grund für die Gabe von Diclofenac, da es bekanntlich andere Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAID gibt, die weniger Nebenwirkungen haben.“

Im Jahr 2016 jedoch war bereits eine Studie erschienen (allerdings mit deutlich geringerer Teilnehmerzahl: knapp 3.400), in der sich zeigte, dass Ibuprofen in Sachen Herzschädlichkeit kaum besser war als Diclofenac. Naproxen und die Cox-2-Hemmer hingegen ergaben hier kein erhöhtes Risiko. (Diclofenac ist u. a. als Voltaren® sowie vielen weiteren Namen im Handel erhältlich.) ( 6 ) ( 7 )

In dieser Studie untersuchte die Forschergruppe rund um Dr. Gunnar H. Gislason – Professor für Kardiologie an der Universitätsklinik Gentofte in Dänemark – einen möglichen Zusammenhang zwischen Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAID und Herzstillstand. Man entnahm dem Danish Cardiac Arrest Registry die Daten von allen Patienten, die zwischen 2001 und 2010 in Dänemark einen Herzstillstand erlitten hatten (ausserhalb des Krankenhauses). Darüber hinaus lagen die Zahlen aller NSAID-Abgaben dänischer Apotheken vor.

Ibuprofen: Herzinfarktrisiko steigt um 50 Prozent

Professor Gislasons Team schaute nun, welche Patienten innerhalb von 30 Tagen vor ihrer Herzattacke Schmerzmittel eingenommen hatten. Es zeigte sich, dass die beliebtesten Schmerzmittel Ibuprofen und Diclofenac waren. Wer Ibuprofen einnahm hatte ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko für eine Herzattacke, wer Diclofenac einnahm, ein um 31 Prozent erhöhtes Risiko. Jegliche NSAID-Einnahme stand mit einem um 31 Prozent erhöhten Risiko für Herzstillstand in Zusammenhang.

„Unsere Ergebnisse sind ein überzeugender Hinweis darauf, dass Schmerzmittel (aus der Gruppe der NSAID) keinesfalls harmlos sind“, sagte Professor Gislason. „Diclofenac und Ibuprofen sollten unbedingt mit Bedacht und Vorsicht eingenommen werden und nur dann, wenn auch wirklich keine andere Möglichkeit besteht, die bestehenden Schmerzen zu lindern. In keinem Fall sollten die beiden Mittel von Menschen eingenommen werden, die bereits an einer Herz-Kreislauf-Problematik leiden oder bei denen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhanden sind (Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Diabetes etc.).“

Professor Gislason sagt: "Nehmen Sie nie mehr als 1200 mg Ibuprofen pro Tag. Diclofenac ist noch riskanter, ja das riskanteste NSAID-Schmerzmittel und sollte besser gar nicht genommen werden."

Statt Schmerzmittel besser zuerst naturheilkundliche Mittel testen

Am allerbesten ist es in jedem Fall, wenn man keine Schmerzmittel benötigt. Wenn es nicht anders geht, dann können Schmerzmittel kurzfristig natürlich eingenommen werden. Langfristig ist es jedoch sinnvoller, bei chronischen Krankheiten mit ganzheitlichen und naturheilkundlichen Massnahmen vorzugehen, um die Symptome nachhaltig zu lindern.

Starten Sie daher bei Beschwerden so früh wie möglich zunächst mit naturheilkundlichen Mitteln, bevor Sie zu Medikamenten greifen. Viele Tipps und Anregungen dazu finden Sie auf unserer Seite, z. B. unter Massnahmen bei Rheuma, bei Arthrose, bei Migräne, bei Gicht, bei Gelenkschmerzen oder bei Menstruationsbeschwerden.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.