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  • Chinese setzt Akupunkturnadeln
30 min

Akupunktur - So wirkt die Heilkunst aus China

Akupunktur ist eine alte Heilkunst aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie ist seit Jahrtausenden im Einsatz und ein wichtiger Teil des ganzheitlichen Therapiekonzeptes der TCM. Wie jedes nicht auf Evidenz beruhende Heilverfahren steht auch das Akupunktieren im Kreuzfeuer der Kritik. Ihre Wirkung sei nicht bewiesen, heißt es. Hilft die Akupunktur nun oder hilft sie nicht?

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 21 Januar 2024

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Was ist Akupunktur?

Bei der Akupunktur – einer fernöstlichen Heil- und Therapiemethode – werden dünne Nadeln in die Haut gestochen, verbleiben dort eine halbe Stunde und werden dann wieder entfernt. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen: Acus = Nadel; pungere = stechen.

Die alte Heilkunst ist mindestens 2000 Jahre alt und ein wichtiger Bestandteil der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin). In der TCM geht man davon aus, dass Krankheiten aufgrund von Blockaden im Energiefluss des jeweiligen Menschen entstehen. Durch das Lösen dieser Blockaden (u. a. durch Akupunktieren) werden die körpereigenen Regulationsmechanismen und Selbstheilungskräfte gestärkt, so dass die jeweilige Krankheit – ob physisch oder psychisch – überwunden oder zumindest gebessert werden kann.

Was sind Meridiane?

In der TCM wird die Lebensenergie oder Lebenskraft eines Menschen als Chi oder Qi bezeichnet. Das Chi durchflutet innerhalb von 24 Stunden alle Meridiane. Die Meridiane sind (gedachte, also nicht sichtbare und mit heutigen Methoden auch nicht nachweisbare) Leitbahnen, die den Menschen durchziehen.

Es gibt 12 Hauptmeridiane, die paarig auf beiden Körperseiten angelegt sind und von acht Extrameridianen sowie einigen Extrapunkten ergänzt werden. Jeder Meridian wird täglich 2 Stunden mit Energie durchflutet. Befindet sich in einem der Meridiane eine Blockade, kann die Energie nicht mehr ungehindert fließen und der Mensch erkrankt.

Jeder einzelne Meridian ist einem Organ oder Funktionskreis zugeordnet. So gibt es z. B. den Leber-Meridian, den Lungen-Meridian, den Dünndarm-Meridian und so weiter. Entlang der Meridiane liegen die Akupunkturpunkte, also jene Punkte, in die man die hauchdünnen Nadeln in die Haut steckt. Es soll mindestens 2000 dieser Punkte geben, wobei die meisten Schaubilder 361 Punkte zeigen ( 23 ).

Über diese Punkte kann man sodann die Energieblockaden im jeweiligen Meridian beheben. Jetzt kann Krankhaftes abfließen und die Heilung der erkrankten Organe oder der gestörten Körperfunktionen gefördert werden – so die Sichtweise in der TCM.

Was ist die Traditionelle Chinesische Medizin?

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die in China einfach nur chinesische Medizin heißt, ist eine ganzheitliche Medizin. Das bedeutet, der gesamte Mensch steht im Mittelpunkt der Therapie (nicht nur seine Symptome und körperlichen Störungen). Es wird möglichst ursächlich therapiert. Auch wird nicht nur ein einzelnes Mittel oder Verfahren allein eingesetzt, sondern eine Kombination verschiedener Verfahren.

Die fünf Hauptsäulen der TCM

Die fünf Hauptsäulen der TCM sind neben dem ausführlichen Anamnesegespräch mit Puls- und Zungendiagnostik:

  1. Ernährungstherapie
  2. Akupunktur (kann mit Moxibustion (Erwärmung der Punkte), Akupressur (Druck auf die Punkte) oder dem Schröpfen kombiniert werden)
  3. Bewegungstherapie (z. B. Qi Gong oder Tai Chi)
  4. Chinesische Arzneimittel (meist Heilpflanzen, können aber auch mineralischen oder tierischen Ursprungs sein)
  5. Chinesische Massage (Tuina)

Schon allein dieser Aspekt der Ganzheitlichkeit ist ein Hinweis darauf, dass es nicht sehr sinnvoll sein kann, in Studien allein die Wirkung des Akupunktierens zu untersuchen, wenn dies in der TCM meist gar nicht allein eingesetzt wird, sondern kombiniert mit weiteren Maßnahmen zur Anwendung kommt.

Das Yin-Yang-Prinzip: Finde dein gesundes Gleichgewicht

Auch wird in der TCM die Konstitution des jeweiligen Menschen bei der Diagnose und Wahl der Therapie berücksichtigt. Man schaut, was fehlt dem Menschen in seiner jetzigen Phase (was braucht er) und wovon hat er zu viel (was muss entfernt/ausgeleitet werden). Wie kann er wieder in sein gesundes Gleichgewicht (Yin-Yang-Prinzip) zurückfinden?

In der Schulmedizin wird hingegen meist rein symptomatisch behandelt, wobei der Mensch an sich (seine Emotionen, seine Lebenssituation, seine Bedürfnisse) eher in den Hintergrund rückt.

Was kann mit Akupunktur behandelt werden?

In China gibt es keine Krankheit, die nicht mit Akupunktur behandelt werden könnte. Bei uns (in den westlichen Ländern) hingegen werden am häufigsten chronische Schmerzen mit der Methode therapiert. Da die gesetzlichen Krankenkassen den Einsatz der Therapie außerdem nur bei Knie- und Rückenschmerzen übernehmen, beschränken sich die entsprechenden Kenntnisse vieler Ärzte auf nur wenige Indikationen:

  1. Migräne oder Kopfschmerzen
  2. Knieschmerzen
  3. Nackenschmerzen
  4. Rückenschmerzen

Weitere Einsatzgebiete der alten Heilmethode sind die folgenden:

  1. Abnehmen/gegen Bauchfett
  2. Depression
  3. Geburtsvorbereitung (z. B. damit sich Baby dreht)
  4. Heuschnupfen/Allergie
  5. Neurodermitis
  6. Nichtrauchen
  7. Parkinson
  8. Polyneuropathie/Nervenschmerzen
  9. Schlafstörungen
  10. Stress und stressbedingte Beschwerden
  11. Tinnitus
  12. Während der Brustkrebstherapie mit Tamoxifen kann die Akupunktur die Nebenwirkungen ( Hitzewallungen ) dieses Mittels lindern – und zwar besser als die üblichen Medikamente ( 14 ).

Nachfolgend gehen wir nur auf die Wirkung der Akupunktur bei Schmerzen und bei Heuschnupfen detailliert ein. Außerdem stellen wir eine Meta-Analyse zur -Wirkung der Nadeln in der Diabetes-Prävention vor:

Bei Schmerzen

Chronische Schmerzen werden häufig mit Akupunktur behandelt – unter anderem deshalb, weil die Schulmedizin hier ausnahmslos nebenwirkungsreiche Mittel zur Verfügung hat und auch häufig an ihre Grenzen stößt, was bedeutet, dass viele Schmerzpatienten schulmedizinisch bereits als austherapiert gelten.

Wir berichten im nachfolgenden Link von einer Auswertung von 29 Studien aus dem Jahr 2017. Es zeigte sich darin, dass Akupunktur herkömmliche Schmerztherapien verbessert (was dann natürlich auch die benötigte Schmerzmitteldosis und die entsprechenden Nebenwirkungen verringert) – und zwar bei Kopf-, Nacken-, Rücken- und Knieschmerzen und sogar Depressionen lindern konnte.

Selbst bei krebsbedingten Schmerzen kann Akupunktieren in die Therapie integriert werden – wie eine Meta-Analyse aus 2019 ( JAMA Oncology) ergab ( 1 ). Forscher der TCM-Klinik an der Guangzhou University of Chinese Medicine hatten dazu 14 randomisierte kontrollierte Studien (insgesamt 920 Patienten) ausgewertet. 7 dieser Studien wurden als hochwertig erachtet, hatten also ein geringes Bias-Risiko (geringes Fehlerpotenzial).

Darin überprüfte man die Wirkung einer echten Akupunktur im Vergleich zur Wirkung einer Scheinakupunktur. Die echte Anwendung konnte die Schmerzintensität deutlich reduzieren. In 6 dieser Studien konnte das Akupunktieren – wenn kombiniert mit Schmerzmitteln – deren Wirkung verstärken und in 2 Studien sogar die erforderliche Dosis starker Schmerzmittel (Opioide) reduzieren.

Patienten verlassen schmerzfrei die Klinik

In einem älteren, aber nach wie vor sehenswerten Beitrag aus dem Jahr 1997 (auf Youtube ( 7 )) sagt Professor Gunter Hempelmann von der Universität Gießen, er habe anfangs – von der Schulmedizin kommend – Berührungsängste und eine ablehnende Haltung der Akupunktur gegenüber gehabt. Ihm habe das Detailwissen dazu gefehlt. Später sagt er: „Mir ist jedes Verfahren recht, dass dem Patienten hilft, solange nicht Scharlatanerie betrieben wird. Ich musste erkennen, dass Patienten, die mit Schmerzen in die Klinik kamen, schmerzfrei wieder die Klinik verlassen haben.“

Arzt Hans P. Ogal von der damaligen Schmerzambulanz an der Universität in Gießen, erzählt, wie es überhaupt dazu kam, dass er sich – unter anderem in China und Japan – zum Akupunkteur ausbilden ließ: „Mein Vater litt an Migräne, die so stark war, dass er sich nachts kaltes Wasser über den Kopf laufen ließ oder den Kopf gegen die Wand schlug. Nach sechs Behandlungen mit den Nadeln war die Migräne weg.“

Begleitend bei individuellen Schmerztherapien

Auch heute noch wird an der Universität Gießen die Akupunktur in der Schmerztherapie eingesetzt, sogar drei verschiedene Verfahren, die teilweise kombiniert zum Einsatz kommen: Körper-, Ohr- und die Neue Schädelakupunktur nach Yamamoto (YNSA).

Dabei wird für jeden Patienten ein auf die jeweiligen Beschwerden abgestimmtes individuelles Behandlungskonzept erstellt, das noch viele weitere schmerzlindernde Therapiemöglichkeiten enthalten kann, etwa ausleitende Verfahren ( Schröpfen oder Schröpfmassage, Cantharidenpflaster, Aderlass), Infusionstherapie (Schmerzmittel, aber auch Vitaminpräparate), physikalische Therapie, Neuraltherapie, Psychotherapie, Darmsanierung und viele weitere mehr ( 6 ).

Beim Thema Darmsanierung schreibt die Universität auf ihrer Website, dass diese bei chronischen Schmerzsyndromen wie Migräne oder Spannungskopfschmerz, aber auch bei Hauterkrankungen oder Allergien die Basis aller therapeutischen Bemühungen darstelle.

Bei Arthrosen und Rückenbeschwerden

Auch in großen größtenteils schulmedizinisch orientierten Gemeinschaftspraxen wird die Akupunktur erfolgreich eingesetzt. Als Beispiel nennen wir die Heidelberger Praxisklinik für Orthopädie und Sportmedizin SPORTOPAEDIE, wo ein Team aus 15 Orthopäden, Traumatologen, Radiologen und Sportmedizinern Erkrankungen des Bewegungsapparates behandelt.

Die fernöstliche Therapiemethode rege die Selbstheilung an, hemme die Schmerzempfindlichkeit, wirke entspannend, da u. a. Endorphine ausgeschüttet werden und fördere über die Anregung von Wachstumshormonen die Regeneration des Gewebes, heißt es auf der Seite der Klinik.

Zu den Vorteilen der Methode wird hier neben der meist schmerz- und nebenwirkungsfreien Anwendung auch die Nachhaltigkeit genannt, da die Wirkung meist weit über die letzte Sitzung hinaus anhalte. Die Akupunktur sei natürlich kein Ersatz für eine notwendige Operation, doch stelle sie ein effektives Verfahren zur Schmerzlinderung dar, mit der ein chirurgischer Eingriff hinausgezögert werden könne, so die Erfahrungen der Klinikärzte.

Daher wird die fernöstliche Therapieform in der Heidelberger Klinik bei Arthrose, chronischen Rückenbeschwerden und entzündlichen Sehnenansatzbeschwerden eingesetzt – besonders häufig bei der Kniegelenksarthrose. Aber auch anhaltende postoperative Schmerzen oder Schwellungen seien mögliche Indikationen ( 5 )( 4 ).

Studien zur Wirkung bei Rückenbeschwerden

Während also in der Praxis die Akupunktur häufig eingesetzt wird (und bei Beschwerden im unteren Rücken auch von den Krankenkassen übernommen wird), zeigen Studien häufig andere Ergebnisse, die dann auch von Kritikern als Beleg für die Nicht-Wirkung der Methode angeführt werden, z. B. ein Cochrane Review von 2020. (Zu Cochrane siehe weiter unten unter "Kritik").

In der Schlussfolgerung schreiben die Wissenschaftler, dass die Therapie in der Schmerzlinderung nicht besser wirke als eine Scheinbehandlung. (Mehr dazu lesen Sie weiter unten unter "Warum Scheinakupunktur mehr ist als Schein"). Sie wirke aber besser als gar keine Behandlung. Im Vergleich zur herkömmlichen Therapie von Rückenschmerzen erziele die Akupunktur keine ärztlich feststellbare Schmerzlinderung, aber verbessere die Rückenfunktion unmittelbar nach der Anwendung.

Die untersuchten Studien seien jedoch minderer Qualität (geringe Teilnehmerzahlen, hohes Fehlerrisiko etc.). Dennoch heißt es am Schluss: Die Entscheidung, die Methode in der Therapie von Schmerzen im unteren Rücken zu nutzen, hänge von drei Faktoren ab: Der Verfügbarkeit, den Kosten und den Patientenpräferenzen (was also der Patient bevorzugt) ( 29 ).

In der Diabetes-Prävention

Im Juli 2022 erschien eine Übersichtsarbeit im Fachjournal Holistic Nursing Practice. Wissenschaftler der Edith Cowan University im australischen Perth hatten dafür mehrere Studien mit insgesamt mehr als 3600 Patienten ausgewertet ( 30 ). Die Patienten hatten alle einen Prädiabetes, also eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes, was bedeutet, dass sie bereits erhöhte Blutzuckerspiegel hatten, diese aber noch nicht so hoch waren, um behandelt werden zu müssen. Da Diabetes Typ 2 immerhin 11 Prozent der Weltbevölkerung betrifft, ist jene Maßnahme willkommen, die diese Zahl senken hilft - vor allem dann, wenn sie wie die Akupunktur so gut wie keine Nebenwirkungen hat.

Es zeigte sich, dass die fernöstliche Heilkunst signifikant jene Werte bessern konnte, die auf ein erhöhtes Diabetesrisiko hinwiesen: den Nüchternblutzuckerspiegel, den Wert des oralen Glucosetoleranztests (Blutzuckerspiegel 2 Stunden nach dem Trinken einer Zuckerlösung) und den Langzeitzucker (HbA1).

"Ohne Behandlung werden 93 Prozent der Prädiabetiker innerhalb von 20 Jahren einen Diabetes entwickeln",

erklärte Studienleiterin Min Zhang. Zwar könne man einen Prädiabetes mit mehr Bewegung und einer Ernährungsumstellung stoppen, doch gäbe es auch Faktoren, die einen Diabetes begünstigen und nicht so leicht beeinflussbar seien, etwa Schlafstörungen, Bluthochdruck und viel Stress.

Und genau hier könne die Akupunktur zum Einsatz kommen. Sie wirke ganzheitlich und helfe den Menschen, wieder ihr gesundes Gleichgewicht zu finden. Auch sei die Methode mehr als einfach der Einsatz von Nadeln, so Min Zhang. Es würden noch andere Techniken zum Einsatz, um die Punkte zu stimulieren (Licht, elektrische Impulse, Moxibustion etc.).

Bei Heuschnupfen

Heuschnupfen ist ebenfalls eine häufige Indikation für die Methode. Schon 2008 veröffentlichten Forscher rund um Prof. Dr. med. Benno Brinkhaus – Universitätsprofessor für Naturheilkunde am Charité Universitätsklinikum, Berlin eine Studie zur Wirksamkeit der Akupunktur bei Heuschnupfen. Prof. Brinkhaus ist Facharzt für Innere Medizin, Arzt für Akupunktur und Naturheilverfahren und spezialisiert auf die naturheilkundliche und TCM-Behandlung von Patienten mit chronischen Erkrankungen ( 13 ).

An über 5000 Patienten konnten bis zu 15 Sitzungen (zusätzlich zur üblichen Therapie) über einen Zeitraum von 3 Monaten die Lebensqualität der Betroffenen im Vergleich zur Gruppe, die nur die übliche Therapie erhielt, deutlich verbessern ( 12 ).

Zwei anschließende Meta-Analysen kamen jedoch nicht zu einem eindeutigen Ergebnis und konnten keine Empfehlung für die Methode bei Heuschnupfen aussprechen. Die Zahl der vorliegenden kontrollierten Studien oder auch die Zahl der Probanden seien seinerzeit noch zu gering gewesen.

Im Jahr 2015 lagen dann aber weitere Studien vor, so dass die Wirkung der Nadeln bei Heuschnupfen in einer neuen Meta-Analyse bestätigt und das Akupunktieren als Therapieoption empfohlen werden konnte ( 15 ).

Die Arbeit erschien im Journal of Rhinology und Allergy. Darin wurden 13 Studien aus den Jahren 1980 bis 2013 mit insgesamt 2365 Teilnehmern ausgewertet. Es zeigte sich in den Akupunkturgruppen (im Vergleich zu den Kontrollgruppen) folgendes Ergebnis:

  1. Die typischen nasalen Symptome (Schnupfen, Juckreiz, Niesen, verstopfte Nase) gingen signifikant zurück
  2. Die Patienten brauchten weniger antiallergische Medikamente.
  3. Der IgE-Spiegel im Serum sank (ein Marker für allergische Reaktionen im Körper).
  4. Die Lebensqualität in Bezug auf heuschnupfenbedingte Beschwerden stieg beträchtlich. Es besserten sich Schlafqualität, Augenprobleme, Psyche usw.
  5. Es entstanden keine ernsthaften Nebenwirkungen.

Weitere Studien, die im Anschluss an genannte Meta-Analyse erschienen sind, bestätigen, dass Akupunktieren bei Heuschnupfen eine gute Hilfe sein kann.

2015 ergab eine Studie in Australien, dass 12 Therapiesitzungen über 4 Wochen verteilt, für Patienten mit Roggenpollenallergie eine sichere und effektive Behandlungsoption darstellen. 175 Patienten erhielten in dieser Studie entweder eine Schein- oder eine echte Akupunktur. Die echte Variante linderte die typischen Beschwerden (Niesen und Juckreiz im Gaumen und in den Ohren) und die Lebensqualität sehr viel besser als die Scheinbehandlung ( 16 ).

Hilft Akupunktieren beim Abnehmen?

Insbesondere chinesische Studien zeigen Erfolge der Nadel-Therapie beim Abnehmen. Meist kommt hier die Ohrakupunktur zum Einsatz. In einer Übersichtsarbeit von 2018 wurden 21 Studien mit insgesamt 1389 Teilnehmern ausgewertet. Im Vergleich zu einer Scheinbehandlung führte die echte bei zahlreichen Studien zu einer signifikanten Reduzierung des BMI und/oder Gewichts ( 31 ).

Eine weitere Übersichtsarbeit aus demselben Jahr zeigte anhand von 27 Studien mit insgesamt 2219 Patienten ebenfalls, dass eine Lebensstiländerung plus Akupunktur zu einem höheren Gewichtsverlust führt als eine Lebensstiländerung allein und auch als eine Lebensstiländerung plus Scheinbehandlung - aber nur bei übergewichtigen Personen, nicht bei adipösen. Allerdings zeigte sich auch, dass die Akupunktur allein keinen besseren Effekt hatte als Scheinbehandlung oder gar keine Behandlung ( 32 ).

Wenn Sie daher abnehmen möchten, genügt es nicht, sich allein die Nadeln setzen zu lassen. Es müssen selbstverständlich immer auch die Ursachen des vorliegenden Übergewichts behoben werden - mit mehr Bewegung, gesunder Ernährung und einem guten Stressmanagement. Hier finden Sie die wichtigsten Tipps zum Abnehmen und hier einen *7-tägigen Ernährungsplan zum Abnehmen und zum Einstieg in eine gesündere Ernährung.

Was ist eine Scheinakupunktur?

Eine Scheinakupunktur (auch Shamakupunktur) kommt in Studien zur Anwendung, in denen man die Wirkung der echten Behandlung untersuchen und dabei den Placeboeffekt allein aufgrund des Rituals (Nadeln in die Haut stechen) ausschließen möchte.

Bei einer Scheinbehandlung werden die Nadeln nur sehr oberflächlich in die Haut gesteckt, nur dort, wo sich keine Punkte befinden und die Nadeln werden auch nicht manipuliert. Mehr zur Scheinehandlung lesen Sie unten unter „Warum Scheinakupunktur mehr ist als Schein“.

Was bedeutet „Manipulation der Nadel“?

Von Manipulation der Nadel spricht der Akupunkteur, wenn die Nadel nach dem Stechen z. B. zwischen Daumen und Zeigefinger gedreht oder schnell auf- und abwärts bewegt wird oder entlang des Nadelschaftes mit dem Fingernagel von oben nach unten oder von unten nach oben gekratzt wird oder wenn die Nadel erwärmt oder elektrisch stimuliert wird – wobei jede dieser Manipulationen andere Wirkungen hat. Ein Video zu den verschiedenen Nadeltechniken und ihren Wirkungen sehen Sie hier: Nadeltechniken (20).

Kritik an der Akupunktur

Aus all den obigen Informationen wird klar, dass ein großer Unterschied besteht zwischen der Schulmedizin und der TCM und ihren Therapieformen, wovon das Akupunktieren eine der wichtigsten ist. Verständlich, dass die Methode stark kritisiert wird – insbesondere von den Anhängern der evidenzbasierten Medizin (EbM), also jener Medizin, bei der nur solche Mittel und Therapien als sinnvoll erachtet werden, die sich in hochwertigen klinischen Studien bewährt haben.

Tausende Ärzte sind Akupunkteure

Allerdings sind viele Schulmediziner auf einem guten Weg und kombinieren ganz einfach die Schulmedizin mit der Naturheilkunde bzw. mit dem Akupunktieren: Denn von etwa 416.120 Ärzten in Deutschland ( 9 ) sind bereits 15.131 Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung "Akupunkteur" bei den Ärztekammern registriert (Stand 2021) ( 8 ) und arbeiten regelmäßig und oft auch erfolgreich mit dieser Therapieform.

Kritiker jedoch führen immer wieder „viele große systematische Reviews und Meta-Analysen“ an „(allein mehr als 50 Reviews der Cochrane Collaboration), die bei nahezu keinem Krankheitsbild eine überzeugende Evidenz für die Wirksamkeit von Akupunktur-Verfahren über den Placebo-Effekt hinaus finden konnten“ – so schrieb uns die WDR-Redaktion Anfang Juli 2022.

Auch Cochrane ist nicht unfehlbar

Die Cochrane Collaboration ist ein weltweit agierendes Wissenschaftler-Netzwerk, das regelmäßig Reviews (Übersichtsarbeiten) und Meta-Analysen erstellt, die als besonders hochwertig gelten, da einerseits nur Studien hoher Qualität ausgewertet würden und sich die Cochrane-Forscher als unabhängig bezeichnen.

Chinesische Forscher untersuchten jedoch im Oktober 2020 die Vorgehensweise der Cochrane Collaboration und die Qualität ihrer Studien – gerade im Zusammenhang mit der Akupunktur – und veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachjournal BMC Complementary and Therapies ( 10 ).

Es zeigte sich, dass über die Hälfte der untersuchten Cochrane-Reviews von minderer Qualität waren. In mindestens einem der für die Qualitätsbewertung wichtigen Bereiche gab es eine oder mehrere Schwachstellen, z. B. unzureichende Überprüfung von Interessenskonflikten der Autoren oder unzureichende Überprüfung eines möglichen Publikationsbias (es werden nur jene Studien veröffentlicht, die das gewünschte Ergebnis zeigen – z. B. abhängig vom Sponsor der Studie).

Nichtsdestotrotz hat auch Cochrane Meta-Analysen veröffentlicht, die der Akupunktur Wirkung bescheinigen, z. B. eine Meta-Analyse von 2020 zur Wirkung der Therapie bei Migräne ( 28 ). Darin wurden 28 randomisierte und kontrollierte Studien mit insgesamt 2874 Patienten ausgewertet. Es zeigte sich, dass die Akupunktur wirksamer war als die Scheinakupunktur und auch wirksamer als Medikamente - bei deutlich weniger Nebenwirkungen als letztere. Auch zeigte die Behandlung einen besseren intrazerebralen Blutfluss (Blutfluss im Gehirn) als Medikamente. Allerdings wird auch hier betont, dass die Ergebnisse nicht zuverlässig seien, da die überprüften Studien zu verschieden seien, um miteinander verglichen werden zu können.

Warum zeigen Meta-Analysen nicht immer eine Wirkung?

Schwierig bei Meta-Analysen, in denen viele verschiedene Studien verglichen werden, sind stets die unterschiedlichen Studiendesigns (z. B. unterschiedliche Messmethoden, unterschiedliche Zahl an Akupunktursitzungen, unterschiedliches Material, unterschiedliche Ausbildung des Akupunkteurs, die individuelle Vorgehensweise des Akupunkteurs, verschiedene Formen der Scheinbehandlung uvm.), die einen tatsächlichen Vergleich und somit auch eine eindeutige Schlussfolgerung oft erschweren.

Jeder Mensch sollte sich selbst für seine Therapie entscheiden dürfen

Akupunkturkritiker vergessen jedoch häufig, dass auch bei der Anwendung der EbM (evidenzbasierte Medizin) der Patient mitentscheiden kann, wie er sich behandeln lassen möchte und bei welcher Therapie er sich am wohlsten fühlt. „Dabei spielen neben der Art und Schwere der Erkrankung eines Patienten auch seine Lebenssituation, persönlichen Werte und Einschätzungen eine wichtige Rolle“, liest man auf gesundheitsinformation.de zum Thema evidenzbasierte Medizin ( 11 ). Dies weist bereits darauf hin, dass es nicht für alle Patienten die EINE wahre Medizin geben kann. Denn Menschen sind unterschiedlich und haben meist auch bereits unterschiedliche Erfahrungen sammeln können – sowohl mit der Schulmedizin als auch mit der Naturheilkunde.

(Gesundheitsinformation.de ist das Portal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) – einer fachlich unabhängigen wissenschaftlichen Einrichtung, die im Auftrag des Bundesgesundheitsministerium tätig ist.)

Wer generell schulmedizinkritisch eingestellt ist (z. B. weil er (oder Angehörige) bereits schlechte Erfahrungen mit Medikamenten, Operationen etc. machte), fühlt sich in der Naturheilkunde oft einfach wohler und sicherer – vielleicht auch, weil er genau hier schon sehr gute Erfahrungen sammeln konnte.

Ein solcher Patient wird einer Akupunktur gegenüber aufgeschlossener sein als einem Arzneimittel mit einer langen Liste mit Nebenwirkungen – und daher auch ganz anders auf das Akupunktieren reagieren als vielleicht ein Patient, der die Nadeln schon immer als Hokuspokus betrachtete und lieber eine Tablette schluckt.

Warum Scheinakupunktur mehr ist als Schein

In vielen Studien wird die echte Akupunktur mit einer Scheinakupunktur verglichen. Da es jedoch viele verschiedene Formen der Scheinakupunktur gibt, wurde schon Im Jahr 2013 von Wissenschaftlern der China Academy of Chinese Medical Sciences anhand von 57 deutschen klinischen Studien kritisiert, dass sich die Scheinbehandlung solange nicht zum Einsatz in Studien eigne, solange es dazu keine standardisierte Methode gäbe ( 27 ).

In der Deutschen Zeitschrift für Akupunktur erschien im März 2020 ebenfalls ein interessanter Artikel zur Scheinakupunktur. Dr. med. Johannes Fleckenstein – Facharzt für Anästhesiologie mit den Fachgebieten Sportmedizin, Spezielle Schmerztherapie und außerdem Akupunkteur weist darin ( 21 ) auf eine Studie hin, die Anfang 2020 in Acupuncture in Medicine erschienen war ( 22 ).

Die beteiligen Forscher der Universität Graz erklären darin anhand von 34 Studien, warum man bei manchen randomisierten kontrollierten Studien keine Unterschiede zwischen echter Behandlung und Scheinakupunktur (Placebo) feststellen konnte, in anderen Studien dann aber schon.

Wenn sowohl bei der echten Akupuntur als auch bei der Scheinbehandlung eine vergleichbare Wirkung erzielt werden konnte, so wurden bei beiden häufig in dieselben sog. Dermatome (Hautareale) gestochen. Das bedeutet, dass beim Akupunktieren nicht unbedingt direkt der anvisierte Punkt getroffen werden muss, um eine Wirkung zu erzielen. Es genügt schon, das entsprechende Hautareal zu treffen.

Und so gibt es Studien, die zeigen, dass sowohl die echte Methode als auch die Scheinbehandlung bei Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Knieschmerzen und Hitzewallungen – im Vergleich zu den Patienten, die gar keine Nadel-Therapie erhielten – gleichermaßen wirksam und hilfreich waren.

Wenn hingegen in der Scheinakupunktur ganz andere Dermatome gestochen wurden als beim echten Akupunktieren, dann waren die Unterschiede in der Wirkung signifikant. Dieser eine Aspekt zeigt bereits, dass noch viel zu wenig über die Wirkweise der Methode bekannt ist und man sie daher auch nicht in den typischen Studiendesigns der evidenzbasierten Medizin überprüfen kann.

Das Problem der evidenzbasierten Medizin

Die evidenzbasierte Medizin neigt nun aber dazu, jede andere Heilkunde mit den üblichen Studien überprüfen und beurteilen zu wollen und sie in ihre westlich geprägten Schablonen zu pressen. Das aber ist vielleicht gar nicht möglich. Denn die seit Jahrtausenden bestehende TCM basiert auf einer ganz anderen Weltanschauung und sieht auch Krankheiten in einem ganz anderen Licht als die westliche Schulmedizin.

Auch besteht die TCM nicht nur aus Akupunktur, sondern wie oben erklärt aus noch weiteren Komponenten, die – je nach Patient und seiner Erkrankung – individuell kombiniert werden (Ernährung, Massagen, Heilpflanzen, Akupressur, Bewegung, Meditation etc.). Wenn nun in Studien jeder Patient lediglich ein und dieselbe Akupunkturanwendung erhält und die Ergebnisse dann in manchen dieser Studien zu wünschen übriglassen, verwundert dies eigentlich nicht. Dazu kommt, dass es dermaßen unterschiedliche Ausbildungen gibt und es daher auch ganz unterschiedlich kompetente Akupunkteure gibt.

Wie verläuft die Akupunktur-Ausbildung?

Die Ausbildung für Ärzte und Heilpraktiker, die Akupunkteure werden möchten, kann in Deutschland ganz unterschiedlich geartet sein. Es gibt Fernkurse, bei denen man sich fast nur theoretisches Wissen aneignet (1 Jahr lang mit ca. 9 Lernstunden pro Woche) und sich die Praxis auf zwei Wochenenden beschränkt ( 24 ).

Damit man als Arzt die entsprechenden Behandlungen (nur bei Kniearthrose und unteren Rückenschmerzen) mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen kann, ist die Akupunkteur-Ausbildung bei der DÄGfA (Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V.), DAA e. V. (Deutsche Akademie für Akupunktur e. V. oder bei anderen bei den Ärztekammern anerkannten Ausbildungsstätten erforderlich.

Bei der DÄGfA besteht die Ausbildung beispielsweise aus einer Grundausbildung (24 Monate) mit intensiven praktischen Übungen, praktischen Behandlungen und Fallseminaren. Anschließend darf der Arzt die Zusatzbezeichnung Akupunktur tragen. Erst nach weiteren 160 Unterrichtseinheiten in spezieller Schmerztherapie und psychosomatischer Grundversorgung erlangt ein Arzt die Qualifizierung zur Abrechnung mit den Krankenkassen.

Schließlich kann sich der Arzt mit weiteren 230 Unterrichtseinheiten zum „Meister der Akupunktur DÄGfA“ weiterbilden. Hier liegt der Fokus auf den Inhalten der TCM und viel praktischer Erfahrung in Form von Hospitationen und gemeinsamen Patientenbehandlungen mit den Dozenten (erfahrenen Ärzten, die schon lange auch Akupunkteure sind).

Eine weitere Fortbildung führt zum Titel „Meister der Ost-Asiatischen Medizin DÄG fA“. Inhalte dieser Weiterbildung sind chinesische Arzneitherapie oder japanische Kampo-Medizin sowie Qi Gong, chinesische Diätetik, TuiNa (chinesische Massageform und eine der fünf wichtigsten Säulen der TCM) oder japanische Akupunktur ( 25 ). Daneben gibt es mehrjährige Masterstudiengänge in Traditioneller Chinesischer Medizin einschließlich der Akupunktur ( 26 ).

Sie sehen, dass es einerseits beträchtliche qualitative Unterschiede bei den angebotenen Ausbildungen gibt und dass andererseits ein Arzt, der als Akupunkteur seine Behandlungen über die Krankenkassen abrechnen darf, noch nicht einmal viel über die TCM wissen muss. Das Akupunktieren ist jedoch nur EIN Teil des ganzheitlichen Therapiekonzepts der TCM. Es ist daher klar, dass man auch allein durch das Akupunktieren zwar eine Linderung erfahren kann, aber keine Wunder erwarten darf, wenn die übrigen Komponenten der ganzheitlichen Sichtweise (z. B. Ernährung und Bewegung) nicht berücksichtigt werden.

Wie wirkt Akupunktur?

Über welche Wirkmechanismen die Akupunktur konkret wirkt, ist nicht geklärt. Allerdings zeigen sich in manchen Untersuchungen veränderte Entzündungsmarker, Hormonspiegel, verringerter oxidativer Stress und eine bessere Stoffwechsellage, so dass Glucose besser genutzt werden kann und mehr Sauerstoff zur Verfügung steht. Auch zeigten sich im MRT durch das Akupunktieren physiologische Veränderungen im zentralen Nervensystem ( 2 ).

Wer macht Akupunktur?

Akupunkteure können Ärzte, Fachärzte, Heilpraktiker, aber auch Physiotherapeuten oder Hebammen (zur Geburtsvorbereitung und bei Schwangerschaftsbeschwerden) sein. Wenn Sie möchten, dass Ihre gesetzliche Krankenkasse Ihre Behandlung übernimmt, suchen Sie sich bei der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. (DÄG fA) einen entsprechend versierten Arzt aus, der die Voraussetzungen für eine Kostenübernahme bei den Krankenkassen erfüllt.

Kassenleistung: Zahlt die Krankenkasse eine Akupunktur?

In vielen Fällen wird die Akupunktur von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Es gibt laut Leistungskatalog seit 2007 jedoch Ausnahmen: Wenn Sie Schmerzen im unteren Rücken (Lendenwirbelsäule) oder chronische Schmerzen aufgrund einer Arthrose im Knie haben und diese Schmerzen jeweils länger als 6 Monate andauern (sich also mit anderen Maßnahmen nicht eindämmen ließen), dann wird in diesen beiden Fällen das Akupunktieren von den Kassen bezahlt (meist 10 bis maximal 15 Sitzungen à mindestens 30 Minuten innerhalb von 6 bzw. 12 Wochen).

Es kann auch sein, dass Sie erst 10 Sitzungen verschrieben bekommen und bei Bedarf anschließend noch einmal 10 Sitzungen.

Die Behandlung muss jedoch von einem entsprechend ausgebildeten Arzt (Akupunkteur) verordnet und vorgenommen werden, der zudem eine entsprechende Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung besitzt. Sollte Ihr Arzt über die eine oder andere Voraussetzung nicht verfügen und Ihnen dennoch eine Akupunktur auf Ihre Kosten anbieten, dann ist das nicht korrekt. Er kann Ihnen zwar eine solche Therapie verordnen, muss Sie dazu aber zu einem Kollegen überweisen, der die genannten Voraussetzungen erfüllt.

Wenn Sie sich beim Heilpraktiker akupunktieren lassen, dann wird das von der gesetzlichen Krankenkasse in keinem Fall übernommen, muss also immer selbst bezahlt werden. Bei privaten Versicherungen oder Zusatzversicherungen kommt es immer auf die einzelnen Verträge an, bei welchen Indikationen und welchen Therapeuten die Kosten für eine Behandlung übernommen werden.

Wenn Sie andere Beschwerden als die beiden oben genannten haben, können Sie dennoch bei Ihrer Krankenkasse nachfragen (auch bei der gesetzlichen). Denn etliche Krankenkassen übernehmen die Akupunktur auch über die gesetzlichen Leistungen hinaus, z. B. für das Akupunktieren bei Heuschnupfen und anderen Allergien oder im Rahmen der Geburtsvorbereitung. Meist sind es auch Einzelfallentscheidungen, die von Ihrem individuellen Krankheitsbild abhängen. Fragen lohnt sich also in jedem Fall – auch wenn es dann „nur“ Zuschüsse und keine Komplettübernahme der Kosten geben sollte.

Wenn Sie sich bei einer Hebammen akupunktieren lassen, dann wird dies in manchen Fällen von den Kassen übernommen (wenn Schwangerschaftsbeschwerden vorliegen). Akupunkturbehandlungen im Rahmen der Geburtsvorbereitung werden von den gesetzlichen Krankenkassen jedoch nicht bezahlt.

Wie hoch sind die Kosten?

Die Kosten für eine Akupunktur liegen bei 40 bis 70 Euro. Wenn Ihre Kasse die Kosten übernimmt, ist das natürlich sehr hilfreich. Wenn aber nicht und/oder Sie die Therapie bei einem Heilpraktiker durchführen lassen, bedenken Sie, dass hier nicht nur die Kosten für das Akupunktieren auf Sie zukommen, sondern auch die Kosten für die Anamnese (Erstbefragung), die gut und gerne 100 Euro oder mehr (aber auch weniger) kosten kann sowie weitere Anwendungen, die alle zusätzlich berechnet werden, z. B. eine Ernährungsberatung nach TCM oder chinesische Heilpflanzenpräparate.

Werden bei der Akupunktur jedoch begleitende Maßnahmen durchgeführt, etwa die Moxibustion oder das Schröpfen, so sind diese meist im Preis der Akupunkturbehandlung inbegriffen. Lassen Sie sich in jedem Fall vor der Behandlung genau erklären, was geplant ist und wieviel die einzelnen Therapiekomponenten kosten.

Wie viele Sitzungen sind nötig?

Meist werden 10 Sitzungen innerhalb von 6 Wochen durchgeführt. Eine Sitzung sollte mindestens 30 Minuten dauern (also allein das Akupunktieren ohne Arzt/Therapeutengespräch). Es können aber auch – in begründeten Fällen – bis zu 15 Sitzungen innerhalb von 12 Wochen durchgeführt werden (ebenfalls jeweils mind. 30 Minuten). Die Behandlung kann wiederholt werden – allerdings müssen 12 Monate seit Ende der letzten Sitzung vergangen sein, damit sie von den Krankenkassen erneut übernommen wird.

Wie lange bleiben die Nadeln im Körper?

Eine Akupunktursitzung dauert insgesamt 30 – 45 Minuten. Wenn die Nadeln alle gesetzt sind, bleiben diese 20 bis 30 Minuten im Körper. Der Patient verbringt diese Zeit entspannt liegend oder bequem sitzend.

Wie tief steckt man die Nadeln?

Je nach Akupunkturpunkt werden unterschiedlich lange Nadeln verwendet, die auch unterschiedlich tief eingestochen werden – von wenigen Millimetern bis zu einigen Zentimetern tief (je nach Dicke des jeweiligen Gewebes). Im Kopfbereich nur wenig tief, im Bereich dicker Muskeln deutlich tiefer).

Wie viele Nadeln?

Pro Sitzung werden im Allgemeinen 5 bis 20 Nadeln gesetzt.

Woraus bestehen die Nadeln?

Akupunkturnadeln sind Medizinprodukte IIa. Es handelt sich in den allermeisten Fällen um steril verpackte Einmalnadeln. Sie bestehen aus medizinischem Edelstahl und können auch vergoldet oder versilbert sein. Der Griff kann aus Kunststoff oder Kupfer bestehen. Er kann flexibel (Wendelgriff) oder starr sein.

Damit die Nadel sanft in die Haut geführt werden kann, gibt es Akupunkturnadeln, die mit medizinischem Silikon beschichtet sind. Allerdings könnten sich Silikonpartikel lösen, sich im Körper ansammeln und evtl. zu Granulomen der Haut führen (kleine entzündliche Knötchen, die sich bilden, weil Zellen des Immunsystems versuchen, das Silikon abzubauen).

Akupunkturnadeln gibt es in ganz unterschiedlichen Längen. Meist sind sie zwischen 10 bis 50 mm lang (ohne Griff gemessen). Lange Nadeln werden meist im Bereich dicker Muskeln verwendet, kürzere Nadeln eher im Kopfbereich. Auch die Dicke kann variieren – sie liegt zwischen 0,2 und 0,35 mm.

Was sind Dauernadeln?

Bei manchen Indikationen (z. B. muskulären Verspannungen) sollen die Nadeln mehrere Tage am Körper/in der Haut verbleiben, z. B. 2 bis 4 Tage lang. Bei der Ohrakupunktur sogar bis zu einer Woche lang.

Da man aber nicht mehrere Tage lang mit Nadeln, die mehrere Zentimeter aus dem Körper oder Ohr ragen, herumlaufen, geschweige denn damit schlafen könnte, gibt es die Dauernadeln. Diese sind 1,3 bis maximal 2 mm lang und in kleine Pflaster integriert. Auf diese Weise stören sie nicht.

Was sind Dry Needles?

Beim sog. Dry Needling werden Akupunkturnadeln in die Triggerpunkte gestochen, nicht in die Akupunkturpunkte. Dry Needling ist daher keine Akupunktur, sondern gehört zur Triggerpunkt-Therapie.

Triggerpunkte sind eine wichtige Ursache für chronische Bewegungsschmerzen. Es handelt sich dabei um überempfindliche, oft schmerzhafte und tastbare Punkte im verhärteten und verspannten Muskelgewebe. Da Triggerpunkte nicht nur selbst schmerzen, sondern Schmerzen von den Triggerpunkten auch ausstrahlen können, führt die Behandlung der Triggerpunkte dazu, dass auch diese ausstrahlenden Schmerzen gelindert werden können.

Da nur „trockene“ Nadeln in die Triggerpunkte gestochen werden (und keine Nadel an einer Spritze, die Medikamente ins Gewebe abgibt), spricht man vom Dry Needling, also dem „trockenen Nadeln“. Bei der Neuraltherapie dagegen wird mit tatsächlichen Spritzen ein Lokalanästhetikum in die Triggerpunkte gespritzt, was meist nur einen vorübergehenden Effekt hat.

Ist die Akupunktur schmerzhaft?

Akupunkturnadeln sind sehr dünn, also nicht mit den Nadeln einer Spritze zu vergleichen, so dass das Setzen der Nadeln zwar piekst, aber selten wirklich schmerzt.

Auch kann sich der „Schmerz“ von Sitzung zu Sitzung verändern. Denn im Laufe der Zeit entspannt sich das Gewebe (und auch der Mensch, weil er spürt, wie gut die Therapie tut), so dass auch das Einstechen der Nadeln immer seltener als unangenehm empfunden wird.

Da Akupunkturpunkte auch unterschiedlich empfindlich sein können, kann es sein, dass man die eine Nadel spürt, die andere nicht oder kaum. Zu guter Letzt kommt es auch auf die Kompetenzen und Fertigkeiten des Akupunkteurs an, ob die Stiche gespürt werden oder nicht.

Nebenwirkungen und Risiken

Im Allgemeinen hat das Akupunktieren keine Risiken und Nebenwirkungen – bis auf die folgenden, die jedoch eher selten sind:

  1. Es können sich vorübergehende Schmerzen, Taubheitsgefühle, Hautrötungen oder kleine Hämatome an der Einstichstelle entwickeln.
  2. Bei Patienten, die generell Probleme mit Nadeln/Spritzen haben, kann es zu Schwitzen, Übelkeit, Blutdruckabfall und Schwindel kommen.
  3. Verbrennungen bei Moxibustion oder ernsthafte Verletzungen durch die Nadeln sind auf unsachgemäße Anwendung des Therapeuten zurückzuführen und dürfen bei ordnungsgemäß durchgeführter Akupunktur nicht auftreten.

Gegenanzeigen: Wer sollte keine Akupunktur erhalten?

Es gibt sehr wenige Gegenanzeigen bei der Akupunktur. Selbst in der Schwangerschaft (siehe nächster Abschnitt) und bei Kindern wird sie regelmäßig eingesetzt und wirkt dort meist besser (bei Übelkeit und Erbrechen) als in der übrigen Bevölkerung.

Auch Menschen, die Blutgerinnungshemmer einnehmen, können sich akupunktieren lassen, da es ja im Allgemeinen nicht zu Verletzungen der Haut kommt, die zu Blutungen führen könnten.

Bei akuten Infekten, insbesondere bei Hautinfekten oder auch bei bösartigen Hautveränderungen raten die meisten Akupunkteure von der Akupunktur ab.

Menschen mit bestimmten Psychosen sollten besser nicht akupunktiert werden, da es für diese beängstigend sein oder auch triggernd wirken kann, wenn Nadeln in den Körper gesteckt werden.

Menschen mit Defibrillator (Gerät, das bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen implantiert wird), sollten keine Elektro-Akupunktur erhalten.

Akupunktur in der Schwangerschaft

Bei den typischen Schwangerschaftsbeschwerden, wie Übelkeit, Erbrechen, Wassereinlagerungen, Sodbrennen, Rückenschmerzen oder auch bei Lageanomalien des Kindes (Steißlage, Fußlage) nutzen viele Schwangere lieber die Alternativmedizin, um ihr Kind vor möglichen Nebenwirkungen schulmedizinischer Arzneimittel zu schützen. Beliebt sind neben der Akupunktur auch Akupressur, Aromatherapie, Homöopathie, Massagen, Chiropraktik oder Yoga.

Zwar raten manche Therapeuten (z. B. Dr. Linda Tan vom Zentrum für Naturheilkunde und Schmerztherapie in Düsseldorf ( 19 )) zur Vorsicht beim Akupunktieren in der Schwangerschaft, da die Stimulation mancher Punkte frühzeitige Wehen auslösen könnte. Studien geben hier jedoch Entwarnung, z. B. ergab eine Untersuchung von 2020 kein erhöhtes Risiko für Fehl- oder Totgeburten, wenn sich Schwangere gegen Schwangerschaftsbeschwerden akupunktieren lassen ( 17 ).

Auch eine systematische Übersichtsarbeit von 2015, in der 105 Studien zum Thema Akupunktur in der Schwangerschaft ausgewertet wurden, zeigte, dass zwar in einem Viertel der Studien von Nebenwirkungen berichtet wurde, diese aber alle mild ausfielen. Meist war es nur der Schmerz durch das Einstechen der Nadeln, der beklagt wurde ( 18 ).

Akupunktur kann in der Schwangerschaft auch Schmerzen im Becken und unteren Rücken lindern, ohne dass dies für die Ungeborenen Nachteile hätte, wie eine Übersichtsarbeit von 2022 ergab. Man hatte dafür 10 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 1040 Schwangeren ausgewertet, die maximal in der 30. Schwangerschaftswoche waren ( 33 ).

Was ist Elektro-Akupunktur?

Bei der Elektro-Akupunktur werden die Akupunkturpunkte über die Nadeln mit einem schwachen Strom stimuliert. Da der Strom variiert werden kann, lässt sich auch die Stimulation variieren. Dazu werden Stromklemmen, die z. B. mit einem TENS- oder EMS-Gerät verbunden sind, an die Nadeln geklemmt.

TENS- und EMS-Geräte wiederum werden z. B. auch in der Physiotherapie zur Schmerzlinderung eingesetzt. Dazu werden Elektroden auf die Haut aufgelegt, die dann kurze elektrische Impulse mit niedriger Spannung abgeben und entweder die Schmerzübertragung zum Gehirn reduzieren (TENS) oder eine Muskelkontraktion hervorrufen, was entzündungshemmend und muskelstärkend wirkt (EMS).

Nicht verwechselt werden darf die Elektro-Akupunktur mit der Elektroakupunktur nach Voll, die ein diagnostisches Mittel darstellt.

Was ist Ohrakupunktur und Handakupunktur?

Da auf dem Ohr und auch auf der Hand alle Körperbereiche „abgebildet“ sind, können alle Regionen des Körpers über eine Hand- oder Ohrakupunktur erreicht werden. Die Ohrakupunktur ist kaum schmerzhaft und kann – genau wie die Handakupunktur – mit einer Körperakupunktur kombiniert werden. Am Ohr können auch Dauernadeln zum Einsatz kommen.

Update 26.7.2022

Wir ergänzten die Studien 28 und 29 und die dazu gehörenden Abschnitte (Studien zu Akupunktur bei Rückenbeschwerden)

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.