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  • Hund leckt das Gesicht seines Herrchen ab
10 min

Trennungsangst des Hundes

Es gibt Hunde, die entspannt alle Viere in die Luft strecken, wenn ihr Besitzer das Haus verlässt. Trennungsangst ist für sie ein Fremdwort. Doch gibt es auch Kandidaten, die in der Abwesenheit ihres Menschen die Ausdauer ihrer Stimmbänder unter Beweis stellen oder ihre Zerstörleidenschaft an Türen, Sofakissen und Möbeln ausleben.

Aktualisiert: 08 November 2023

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Ändern Sie Ihr Verhalten und die Trennungsangst verschwindet

Sie haben einen solchen Hund? In vielen Fällen ist der Grund für seine Trennungsangst im Verhalten des Hundebesitzers zu suchen. Ändern also Sie Ihr Verhalten, dann ändert er seines, und seine Trennungsängste verschwinden.

Wegen Trennungsangst ins Tierheim?

Er schaut Sie mit grossen Augen an, er begleitet Sie zur Tür und sobald diese hinter Ihnen ins Schloss fällt, geht es los: Er bellt, jault, winselt, rammt die Krallen in Ihre Türrahmen, versucht auf die Türschnalle zu springen und Sie wissen schon jetzt, dass er bis zu Ihrer Rückkehr wieder irgendetwas in Einzelteile zerlegt haben wird. Ihr Hund leidet unter extremer Trennungsangst.

Trennungsängste haben oft eine spezielle Ursache und dass deren Ergründung für viele Hundehalter eine unlösbare Aufgabe zu sein scheint, zeigt die Tatsache, dass Trennungsängste mit zu den häufigsten Gründen gehören, warum Hunde im Tierheim abgegeben oder gar zum Einschläfern zum Tierarzt gebracht werden.

Das Beste für Ihren Hund

Da jeder Hund, genau wie jeder Mensch, seine ganz eigene Persönlichkeit besitzt, Gefühle hat und er sich annähernd perfekt in das – aus Sicht des Hundes – sicher nicht wenig komplizierte Leben der Menschen integriert hat, sind viele Hundehalter dazu geneigt, Ihren Hund zu vermenschlichen.

Das ist absolut in Ordnung, wenn diese Vermenschlichung dazu führt, dass Sie sich das Beste für ihn wünschen, so wie Sie sich das Beste für Ihre Kinder, Ihre Eltern und Ihre Freunde wünschen.

Wenn Vermenschlichung jedoch dazu führt, dass Sie davon ausgehen, Ihr Hund hätte annähernd dieselben Wünsche, Bedürfnisse oder gar Gedanken wie Sie, dann ist das vermutlich ein Missverständnis.

Trennungsängste beim Hund durch falsches Hundebesitzer-Verhalten

Natürlich hat ein Hund nichts gegen ein gemütliches und trockenes Plätzchen einzuwenden, wenn es draussen schneit und stürmt. Auch findet er das Sofa besser als ein Hundekörbchen und kaum etwas kann ihn so erfreuen wie ein üppiges Mahl. Ähnlichkeiten zwischen Hund und Mensch gibt es also durchaus.

Während aber Trennungsängste (Ängste vor dem Alleinsein) beim Menschen oft ihren Ursprung in der Kindheit haben, sind Trennungsängste beim Hund in den meisten Fällen die Folge des falschen Hundebesitzer-Verhaltens.

Das geht sogar so weit, dass selbst ein Hund, der ausgesetzt wurde und bis zu seiner Rettung tagelang ohne Wasser an einem Baum angebunden war (jeder es also verstehen würde, wenn er ab sofort Trennungsängste zeigen sollte), künftig nichtzwangsläufig unter Trennungsängsten leiden muss, wennsich sein neuer Besitzer ihm gegenüber richtigverhält.

Langeweile und fehlende Bewegung

Natürlich kann auch fehlende Bewegung und/oder Langeweile zu unwillkommenem Verhalten während der Abwesenheit des Besitzers führen. Das jedoch spricht nicht nur für falsches Verhalten des Besitzers, sondern für eine insgesamt falsche Haltung des Hundes.

Wer keine Zeit dafür hat, seinem Hund ausreichend Bewegung und Beschäftigung zukommen zu lassen, hat eigentlich keinen Grund, einen Hund zu halten. Wer hingegen morgens und abends zwar Zeit für seinen Hund hat, dieser aber in der langen Zeit dazwischen verständlicherweise irgendwann einmal unruhig und gelangweilt wird, könnte sich einmal durch den Kopf gehen lassen, seinem Hund einen Gefährten zu besorgen.

Während ein Hund durchaus gelegentlich für einige Stunden allein gelassen werden kann, ohne dass der Halter von einem schlechten Gewissen geplagt werden müsste, ist das tägliche Alleinelassen von mehr als sechs Stunden für fast jeden Hund eine Zumutung.

Der Hund allein nach Impfung?

Ferner sollte kein Hund nach Operationen, Impfungen oder anderen tierärztlichen Eingriffen alleine gelassen werden. Insbesondere Impfungen können zu plötzlicher Unruhe, Krämpfen, Durchfall oder anderen Nebenwirkungen führen, mit denen kein Hund gerne alleine ist.

Anführer Hund

Gehen wir jedoch einmal davon aus, dass Ihr Hund perfekt versorgt wird und trotzdem – also auch wenn er zuvor gefressen hat und vom stundenlangen Toben müde sein müsste – verrückt spielt, sobald Sie das Haus verlassen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass Sie sich ihm gegenüber bis jetzt falsch verhalten haben.

Ein Hund geht davon aus, dass in einer Menschenfamilie (auch wenn diese nur aus einem einzigen Menschen und ihm selbst besteht) dieselben Regeln und Prinzipien gelten wie in einem Hunderudel. Das Überleben eines Hunde- bzw. Wolfsrudels in der Wildnis hängt davon ab, dass alle Rudelmitglieder diese Regeln perfekt beherrschen und nach ihnen leben.

Leider kennt der Mensch diese Regeln nicht und verhält sich daher – in den Augen des Hundes – auf eine Weise, die dem Hund signalisieren, dass nicht der Mensch, sondern offenbar er, der Hund, der Anführer des Rudels sein müsse.

Wie Ihr Hund die Sache sieht

Was aber hat das mit Trennungsängsten zu tun? Ganz einfach: In einem Hunde- bzw. Wolfsrudel entscheidet der Anführer, wer ihn zur Jagd begleiten darf und wer zu Hause bleiben muss (um beispielsweise auf den Nachwuchs aufzupassen).

Es würde also in einem Hunderudel niemals vorkommen, dass der Chef zu Hause bleibt, während der Rest vom Rudel sich auf der Jagd vergnügt. Der Rest vom Rudel ist dazu gar nicht in der Lage. Es braucht und wünscht die Leitung des Anführers.

Wenn Ihr Hund aber der Meinung ist, ER sei der Anführer, dann passt Ihr Verlassen des Hauses kein bisschen in sein Weltbild. In seinen Augen wandeln Sie nun ohne jede Aufsicht und Leitung da draussen einher und begeben sich womöglich in Gefahr, während er, der Boss, zu Hause eingesperrt ist und nicht auf Sie aufpassen kann.

Trennungsangst-Hunde sind pflichtbewusst

Wenn Menschen die Trennungsängste ihres Hundes also mit den Ängsten eines allein gelassenen Kindes vergleichen, dann sind sie auf dem Holzweg. Es ist gerade andersherum. Hunde mit Trennungsangst-Symptomen toben und kläffen nicht deshalb, weil sie sich einsam und hilflos fühlen.

Im Gegenteil: Sie toben und kläffen, weil sie sich um ihren Menschen Sorgen machen und weil sie die Pflicht eines Chefs (das Rudel zu leiten) nicht ordnungsgemäss erfüllen können. Ein Trennungsangst-Hund ist also ein höchst pflichtbewusster, aber leider aus diesem Grunde auch ein sehr gestresster Hund.

Die fünf Kardinalfehler

Welches menschliche Verhalten aber führt nun dazu, dass der Hund sich als Chef fühlt und infolgedessen Trennungsängste entwickelt? Es gibt fünf Kardinalfehler im Verhalten vieler Hundehalter, die beim Hund zur unerwünschten Schlussfolgerung führen, er sei der Anführer:

  1. Abschied und Rückkehr: Der Hund wird oft überschwänglich verabschiedet, womöglich noch mit Futter oder Leckerli getröstet und bei der Rückkehr vom Menschen genauso überschwänglich begrüsst.
  2. Futterritual: Der Hund erhält oft sein Futter BEVOR der Mensch isst.
  3. Besucher: Der Hund darf Besucher meistens als erster begrüssen und steht bei diesen in den meisten Fällen im Mittelpunkt.
  4. Drängler: Der Hund drängelt sich so gut wie immer als erster durch die Tür oder geht auf schmalen Pfaden voraus.
  5. Der beste Platz: Der Mensch ist meist entzückt, wenn sich der kleine Racker zu ihm aufs Sofa (oder womöglich ins Bett) kuschelt und sich dort den schönsten Platz aussucht.

Verhalten eines Anführers

Der Anführer oder die Anführer (meist ein Paar) eines Hunde- oder Wolfsrudels sind lebenserfahren, stark und klug. Sie sind die besten Jagdstrategen, können am besten Gefahren einschätzen und sie wissen, wie man mit diesen Gefahren umgeht. Alle anderen Rudelmitglieder respektieren ihre Anführer und bringen ihnen die erforderliche Ehrerbietung entgegen. Die fünf oben genannten Situationen sehen in einem Hunderudel so aus:

  1. Abschied und Rückkehr: Es wurde bereits erwähnt, dass ein Anführer den Jagdtrupp zusammen stellt und anordnet, wer zu Hause bleibt. Schon allein dieser Punkt sagt uns, dass der Hund – auch wenn er ein Rudeltier ist – keinesfalls erwartet, überall hin mitgenommen zu werden. Für ihn ist es ganz normal, dass man zu Hause zu bleiben hat, wenn der Boss das so entschieden hat. Diese Entscheidung trifft der Boss nicht böswillig, sondern einfach, weil es so für alle am besten ist. Das Rudel weiss das und vertraut dem Boss. Wenn der Jagdtrupp aufbricht, werden die Zurückbleibenden weder verabschiedet noch getröstet. Kehren die Jäger heim, werden sie zwar überschwänglich von den Daheimgebliebenen begrüsst, diese jedoch werden von den Anführern entweder ignoriert oder weggeknurrt.
  2. Futterritual: War die Jagd erfolgreich, dann fressen die Anführer zuerst und zwar die besten Stücke. Das, was sie übrig lassen, darf sich der Rest des Rudels teilen.
  3. Besucher: Erscheint ein Eindringling im Revier, dann nimmt ihn der Anführer als erster unter die Lupe. Er entscheidet, ob der Besucher willkommen ist, ob er attackiert und in die Flucht geschlagen werden muss oder ob man ihn ignorieren kann. Das Rudel bleibt so lange im Hintergrund, bis der Chef durch sein Verhalten („Aaattackeeee!“) Verstärkung anfordert.
  4. Drängler: Zwar nicht immer, aber oft geht der Anführer eines Rudels voraus und gibt Richtung und Geschwindigkeit an.
  5. Der beste Platz: Im Lager hat der/haben die Anführer den besten Platz. Rudelmitglieder müssen Abstand halten und dürfen sich nur dann nähern, wenn die Anführer nichts dagegen haben.

Fünf Praxis-Tipps bei Trennungsängsten beim Hund

Der Hauptgrund für die Trennungsangst beim Hund liegt also eindeutig beim Besitzer und seiner Unfähigkeit, sein „Rudel“ so zu führen, dass der Hund versteht, was Sache ist. Übersetzt bedeutet das für den Praxisalltag in der Familie folgendes:

  1. Abschied und Rückkehr: Ab sofort gibt es kein Abschiedsritual mehr, das Ihr Bedauern darüber signalisieren würde, dass Ihr Hund alleine bleiben muss. Sagen Sie bestimmt „Du bleibst da“ und verlassen Sie das Haus. Wenn Sie nach Hause kommen, ignorieren Sie Ihren Hund (so schwer es auch anfangs fallen möge), sprechen Sie ihn nicht an und geben Sie ihm keine Befehle. Auch Ihre Kinder müssen sich daran halten. Nach fünf Minuten rufen Sie Ihren Hund zu sich. Jetzt können Sie ihn knuddeln und mit ihm spielen. Aber nicht, so lange er seinen Begrüssungstanz aufführt und glaubt, er könne Sie dazu animieren, das zu tun, was ER möchte.
  2. Futterritual: Essen Sie grundsätzlich, BEVOR Ihr Hund sein Futter bekommt. Erhält Ihr Hund zu einer Gelegenheit Futter, wenn Sie nichts essen möchten, dann essen Sie – während der gefüllte Hundenapf noch auf dem Küchentisch steht – einen Cräcker, ein Stück Obst oder sonst irgendetwas. Es geht darum, dass der Hund sieht, wie Sie als erster essen.
  3. Besucher: Wenn Besucher kommen, dann begrüssen SIE diese zuerst, dann darf der Hund schnuppern. Hundebegeisterte Besucher müssen entsprechend instruiert werden, damit sie den Hund nicht wie einen König begrüssen oder ihm womöglich noch Futter mitbringen. Wird der Hund vor Eintreffen der Besucher in einen anderen Raum gebracht und dann – wenn die Gäste es sich gemütlich gemacht haben – herein gelassen, wird er kein bisschen beachtet.
  4. Drängler: Die leichteste Übung ist die, dass der Hund immer HINTER Ihnen durch Türen zu gehen hat. Auf schmalen Pfaden geht er ebenfalls hinter Ihnen, es sei denn, Sie schicken ihn ausdrücklich voraus. Trotzdem sollte er gewisse Wegabschnitte hinter Ihnen gehen.
  5. Der beste Platz: Natürlich darf Ihr Liebling nach wie vor zu Ihnen aufs Sofa kuscheln, ABER erst, wenn Sie ihn dazu eingeladen haben. Er hat vor dem Sofa zu warten, bis Sie ihn zu sich rufen.

Wie ein echter Anführer ist

Während Sie die neuen Verhaltensregeln üben (Sie werden sehen, wie schwierig es ist, sich selbst in dieser Hinsicht zu ändern), können Sie Ihrem Hund unterstützend die für ihn richtigen Bachblüten wählen und ihm eventuell – wenn Sie das Haus verlassen – das Radio anlassen (falls er das in Ihrer Anwesenheit so gewöhnt ist). Er sollte jedoch niemals freien Zugang zu Futter haben. Das haben nur Anführer.

Neigt er während seines Alleinseins dazu, Ihnen liebgewordene Dinge zu zerfetzen (was er bald nicht mehr tun wird, wenn Sie konsequent an Ihrem Verhalten arbeiten), dann versuchen Sie, ihm eine reiche Auswahl Spielsachen da zu lassen, die er auch kaputt machen kann.

Falls er doch etwas zerlegt haben sollte, woran Ihr Herz hing, dann bestrafen Sie ihn nicht.

Ein echter Anführer bestraft den Täter nur, wenn er ihn in flagranti erwischt. Bestrafen Sie Ihren Hund jedoch im Nachhinein, dann wird er nicht unbedingt wissen, warum er bestraft wird. Sie wirken in seinen Augen unter Umständen unberechenbar, hysterisch und launisch.

Ein echter Anführer ist jedoch weder das eine noch das andere. Ein echter Anführer ist souverän, lässig und hat Gefühlsausbrüche nicht nötig.

Endlich ein ausgeglichener Hund

Obwohl die neuen Verhaltensregeln nicht konkret die Trennungsangst beim Hund behandeln (sondern oft viele andere Probleme zusätzlich lösen), schaffen sie – konsequent durchgeführt – die Voraussetzung dafür, dass sich Ihr Hund nicht mehr im Glauben wähnt, Anführer zu sein und daher entspannt allein zu Hause bleiben und dort auf Sie warten kann.

Sie nehmen Ihrem Hund auf diese Weise einen enormen Druck von den Schultern und werden sehen, dass Sie innerhalb weniger Wochen einen veränderten und ausgeglichenen Hund in Ihrer Familie haben werden.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.