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Grapefruit und Medikamente: Eine schlechte Kombination

Gehören Grapefruits oder Grapefruitsaft zu Ihrem Frühstück? Dann frühstücken Sie gesund – allerdings nur, wenn Sie nicht gleichzeitig Arzneimittel nehmen müssen. Grapefruits können nämlich die Wirkung vieler Arzneimittel derart verstärken, so dass der Patient mit jeder Tablette plötzlich die doppelte Dosis erhält. Je nach Art des Medikaments kann eine solch gravierende Dosisabweichung lebensgefährlich sein. Wenn Sie Medikamente nehmen, sollten Sie überprüfen, ob diese zu jenen gehören, die sich von Grapefruits beeinflussen lassen. Eine entsprechende Medikamenten-Liste finden Sie bei uns.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 15 März 2024

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Grapefruits lassen Medikamente anders wirken

Wissenschaftler des Lawson Health Research Institutes in London, Kanada, erforschten über Jahrzehnte hinweg die Auswirkungen von Grapefruitsaft, wenn dieser gemeinsam mit verschreibungspflichtigen Medikamenten getrunken wird. Erst 2008 hatten sie eine Liste von insgesamt 17 Medikamenten veröffentlicht, die keinesfalls zusammen mit Grapefruitsaft eingenommen werden sollten. Bis 2013 erhöhte sich diese Anzahl auf bereits 85 Medikamente ( 1 ).

Grapefruitsaft sorgt dafür, dass manche Medikamente im Körper nicht – wie üblich – abgebaut werden. Dadurch erhöht sich natürlich die Wirksamkeit dieser Medikamente so signifikant, dass der Patient in manchen Fällen mit jeder Tablette die doppelte Dosis erhält. Doch scheint die Wirkung des Grapefruitsaftes je nach Medikament unterschiedlich zu sein. Während sich bei einigen Medikamenten unter Grapefruit-Einfluss die Wirkung erhöhte, wurde sie bei anderen Medikamenten abgeschwächt. Im letzteren Falle bedeutet das natürlich, dass besagtes Medikament plötzlich gar nicht mehr oder nicht mehr ausreichend wirkt ( 2 ) ( 3 )

Wie Grapefruits mit Medikamenten interagieren

Die unerwünschte Wechselwirkung von Grapefruits mit Medikamenten entsteht folgendermassen: Die Furocumarine – sekundäre Pflanzenstoffe, die in Grapefruits enthalten sind – hemmen ein bestimmtes Leberenzym namens Cytochrom P450 (auch CYP3A4 genannt). Cytochrom P450 kommt auch im Darm vor. Es hat eine entgiftende Wirkung und baut daher Giftstoffe im Körper ab. Da aus Sicht des Körpers auch Medikamente Fremdstoffe, wenn nicht gar Giftstoffe sind, werden auch diese schnellstmöglich abgebaut.

Da Arzneimittelhersteller um diese Enzymwirkung wissen, geben sie bei ihren Dosierempfehlungen entsprechend höhere Dosierungen an. Wenn nun aber die Furocumarine das Enzym hemmen, gelangen jetzt grössere Mengen an Wirkstoffen in den Körper, was zu Überdosierungen der Medikamente führen kann ( 4 ).

Wie oben erwähnt, können Grapefruits die Wirkung von Medikamenten aber auch abschwächen: Die Furocumarine (auch Furanocumarine genannt) hemmen eine bestimmte Proteingruppe namens OATP (Organic Anion Transporting Polypeptide). OATP schleusen körperfremde Stoffe aus dem Blut in die Zellen ein. Werden diese Proteine – und dadurch ihre Transportfunktion – gehemmt, können die Medikamente nicht ihre volle Wirkung entfalten (5).

Diese Wechselwirkung tritt nur ein, wenn das Medikament einen Stoff enthält, der von OATP transportiert werden kann. Denn es gibt über 400 verschiedene Transportproteine, die unterschiedliche Stoffe transportieren. Nimmt man zum Beispiel Cholesterinsenker und isst eine Grapefruit, kann es zu dieser unerwünschten Interaktion kommen ( 5 ).

Entscheidend dafür, ob die Grapefruit zu einer Wechselwirkung führt oder nicht, ist also, mit welchen Enzymen im Körper die Inhaltsstoffe der Medikamente interagieren.

Gefährliche Wechselwirkungen durch die Grapefruit

Doch ganz gleich, ob nun eine Verstärkung oder Abschwächung der Medikamentenwirkung eintritt, die Folgen sind in jedem Falle ungünstig. Entweder leidet der Patient an einer Überdosis und damit auch an stärkeren Nebenwirkungen oder aber der Patient fühlt sich, als habe er überhaupt kein Medikament eingenommen. Die Forscher des Lawson Health Research Institutes nun stellten in einer Studie fest, dass unter Einwirkung von Grapefruitsaft häufig Hautausschläge, Schwindel, Kopfschmerzen und Atembeschwerden beobachtet werden können. In manchen Fällen gingen die Wechselwirkungen mit der Grapefruit jedoch sogar tödlich aus.

Das kanadische Forscherteam weist darauf hin, dass von den Medikamenten, die seit 2008 zur oben genannten Liste hinzugekommen sind, allein 13 einen plötzlichen Herzstillstand verursachen könnten, insbesondere dann, wenn ihre Wirkung durch Grapefruitsaft verfälscht wird.

Grapefruits nicht mit Calciumkanalblocker und Statinen kombinieren

Zu allem Unglück hat sich die Grapefruit für ihre besondere Wirkung auch noch gerade solche Medikamente ausgesucht, die von sehr vielen Menschen tagtäglich genommen werden. Dazu gehören so alltägliche Medikamente wie zum Beispiel Cholesterinsenker (Statine wie z. B. Lovastatin) oder Blutdrucksenker bzw. Herzmedikamente (Kalziumkanalblocker wie z. B. Amlodipin). Trotzdem wird kaum auf die problematischen Wechselwirkungen zwischen Grapefruits und Medikamenten hingewiesen. Infolgedessen bleiben viele Patienten völlig ahnungslos über die möglichen Gefahren, trinken nach wie vor täglich Grapefruitsaft oder essen Grapefruits, weil sie sich etwas Gutes tun möchten – und wundern sich schliesslich über ihr schlechtes Befinden.

Bei diesen Medikamenten kann es zu Wechselwirkungen mit Grapefruits kommen

Unter der nachfolgenden Liste finden Sie einige Beispiele von Medikamenten bzw. Wirkstoffen, die von Wechselwirkungen mit der Grapefruit betroffen sind. Die Liste ist nicht vollständig und es ist davon auszugehen, dass Wechselwirkungen mit vielen weiteren Medikamenten bestehen.

  1. Antihistaminika: Bilastin, Fexofenadin (Telfast)
  2. Cholesterinsenker (Statine): Atorvastatin, Lovastatin, Simvastatin
  3. Medikamente gegen Harnwegserkrankungen: Darifenacin, Fesoterodin, Solifenain, Silodosin, Tamsulosin
  4. Medikamente gegen Herz-Kreislauferkrankungen: Amiodaron, Apixaban, Clopidogrel, Dronedaron, Eplerenon, Felodipin, Nifedipin, Quinidin, Rivaroxaban (Xarelto), Ticagrelor, Verapamil, Amlodipin, Aliskiren, Celiprolol, Phenprocoumon (Marcumar)
  5. Immunsuppressiva: Cyclosporin, Everolimus, Sirolimus, Tacrolimus
  6. Medikamente zur Behandlung von Infektionen: Erythromycin, Halofantrine, Maraviroc, Primaquine, Quinine, Rilpivirine, Capecitabin (Xeloda)
  7. Krebsmedikamente: Crizotinib, Dasatinib, Erlotinib, Everolimus, Lapatinib, Nilotinib, Pazopanib, Sunitinib, Vandetanib, Venurafenib
  8. Östrogenhaltige orale Verhütungsmittel: Antibabypille
  9. Medikamente mit Wirkungen auf das Zentralnervensystem (z. B. Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, Medikamente bei psychischen Erkrankungen): Alfentanil, Buspiron, Dextromethorphan, Fentanyl, Ketamin, Lurasidon, Oxycodon, Pimozid, Quetiapin, Triazolam, Ziprasidon, Clomipramin, Diazepam, Temazepam, Midazolam, Buspiron, Velnafaxin, Alprazolam (Xanax), Methadon
  10. Medikamente gegen Schilddrüsenerkrankungen: L-Thyroxin

Die vollständige Liste auf Englisch aus der oben erwähnten Studie finden Sie unter vorigem Link (1).

Orangeat und Orangenmarmelade besser meiden

Ungünstigerweise sind Grapefruits nicht die einzigen Früchte mit der beschriebenen Wirkung. Der verantwortliche Stoff (Furocumarin) ist in vielen anderen Zitrusfrüchten ebenfalls enthalten, wie z. B. in Limetten, Limonen, Pampelmusen und Bitterorangen. Letztere werden zur Herstellung von Orangeat, Orangenmarmelade und manchen Likören verwendet. Alle diese Produkte sollten Sie nicht verzehren, wenn Sie Medikamente aus der oben aufgeführten Liste einnehmen.

Auch genügt es nicht, einfach nur ein paar Stunden Abstand zwischen dem Trinken des Safts und der Medikamenteneinnahme einzuhalten. Grapefruitsaft zeigte auch schon dann einen Einfluss auf Medikamente, wenn er bereits Stunden vor dem Medikament getrunken worden war.

Da jedoch sowohl Bluthochdruck als auch ein hoher Cholesterinspiegel äusserst gut auf eine hochwertige und basenüberschüssige Vitalkost ansprechen, könnten Sie sich überlegen, Ihre Gesundheitsprobleme vielleicht auf eine ganzheitliche Weise zu lösen. Medikamente können dann – selbstverständlich in Übereinkunft mit dem Therapeuten – langsam ausgeschlichen werden. Und bald schon können Sie sich wieder unbesorgt Ihren Grapefruitsaft schmecken lassen. Denn die Grapefruit ist eine sehr gesunde Frucht.

So gesund sind Grapefruits

Grapefruits enthalten viel Vitamin C und Naringenin. Letzteres ist ein sekundärer Pflanzenstoff der Grapefruit, der unter anderem dem Metabolischen Syndrom vorbeugen und beim Abnehmen helfen können soll. Unter dem Metabolischen Syndrom versteht man das gleichzeitige Auftreten von Bluthochdruck, erhöhten Blutzuckerwerten, Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen. Alle Informationen zu den gesundheitlichen Eigenschaften der Grapefruit finden Sie unter dem vorigen Link.

Warum es bei reinem Grapefruitkernextrakt zu keinen Wechselwirkungen mit Medikamenten kommt

Es ist die Grapefruitfrucht und der Grapefruitsaft, die sich auf die Einnahme und Wirkung mancher Medikamente nachteilig auswirken könnten. Im Fruchtfleisch der Frucht sind die Furocumarine enthalten, die für diese unerwünschte Wechselwirkung mit Medikamenten verantwortlich sein können.

GrapefruitKERNextrakt wird hingegen aus den Kernen der Grapefruit hergestellt. Einer der Hauptwirkstoffe ist das Naringenin, das unseren Informationen zufolge mit Medikamenten kombiniert werden kann.

Sollte Ihr Grapefruitkernextrakt jedoch kein reiner Grapefruitkernextrakt sein, sondern auch aus Fruchtfleisch hergestellt sein, erkundigen Sie sich bitte beim Hersteller nach einem möglichen Furocumaringehalt. Vorsichtshalber würden wir bei gleichzeitiger Medikamenteneinnahme keinen Grapefruitkernextrakt nehmen, der auch Extrakt aus dem Fruchtfleisch enthält.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.