Zentrum der Gesundheit
  • Statine
8 min

Warum hohe Cholesterinwerte nicht immer schlecht sein müssen

Längst wird darüber diskutiert, ob hohe Cholesterinwerte vielleicht gar nicht zwingend so ungesund sind und auch nicht unbedingt mit Hilfe einer fettarmen Ernährungsweise beeinflusst werden können. Dennoch glauben nicht wenige Menschen ihren Ärzten und schlucken vertrauensvoll die verordneten cholesterinsenkenden Medikamente (Statine).

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 11 Juli 2023

Kostenlosen Newsletter abonnieren

Mit Ihrer Anmeldung erlauben Sie die regelmässige Zusendung des Newsletters und akzeptieren die Bestimmungen zum Datenschutz.

Hohe Cholesterinwerte sind nicht zwangsläufig schlecht

Jahrzehntelang wurde uns eingetrichtert, dass Cholesterin aus bestimmten Lebensmitteln der Hauptauslöser für Herzerkrankungen mit Todesfolge sei. Die daraus resultierende Angst vor Cholesterin bescherte der Margarine- und Light-Industrie und natürlich auch den Pharmaunternehmen grosse Profite - und tut es heute noch. Denn fettarme Produkte und cholesterinsenkende Medikamente haben nach wie vor Hochkonjunktur.

Ob es tatsächlich so gut ist, niedrige Cholesterinwerte anzustreben und ob höhere Cholesterinwerte vielleicht gar nicht so schlecht sind, wird jedoch immer wieder diskutiert. (Sollten Sie erblich bedingt extrem hohe Cholesterinwerte haben, die sich über eine gesunde Lebens- und Ernährungsweise nicht beeinflussen lassen, ist eine medikamentöse Behandlung meist nicht zu umgehen.)

Statine und ihre Opfer

Leider wurde die Bevölkerung keineswegs gesünder. Im Gegenteil. Abgesehen davon, dass Cholesterinsenker bei vielen Menschen gar nicht erst wirken, können Statine schädliche Nebenwirkungen haben - und manche Menschen starben gar daran, obwohl sie sich gerade durch die Statine ein gesünderes und längeres Leben erhofft hatten (siehe Lipobay-Skandal) ( 2 ) ( 3 ).

So sind Statine dafür bekannt, bei etlichen Patienten Muskelschwäche zu verursachen, bei anderen Leber- und Nierenprobleme (bis hin zu Niereninsuffizienz und Nierenversagen) und bei wieder anderen Grauen Star. (Mehr Informationen zu Statinen finden Sie hier)

Auch das Diabetesrisiko können Statine erhöhen, und zwar um fast 50 Prozent. Gleichzeitig weiss man inzwischen, dass ein erhöhter Cholesterinspiegel vor Parkinson schützen kann und dass somit umgekehrt Statine das Parkinson-Risiko höchstwahrscheinlich erhöhen. Details dazu haben wir für Sie hier zusammengefasst: Parkinson und Diabetes durch Statine

Menschen schlucken Statine, weil Kaninchen keine Butter vertragen

Die ursprüngliche Untersuchung, die überhaupt erst die ganze Cholesterin-Herzerkrankungs-These ins Rollen brachte, wurde an Kaninchen durchgeführt. Man gab ihnen täglich riesige Mengen Butter und Schmalz zu essen.

Nun ist Ihnen vielleicht bekannt, dass Kaninchen im Grunde reine Pflanzenfresser sind. Sie haben ein speziell ausgeklügeltes Verdauungssystem, das es ihnen ermöglicht, grosse Mengen Zellulose aus Gras, Kräutern, Rinden und Heu optimal zu verwerten.

Die Natur sah keine Veranlassung dazu, Kaninchen mit Mechanismen zur Verdauung von tierischen Fetten auszustatten - aus dem einfachen Grund, weil Kaninchen in der freien Wildbahn weder an Butter noch an fette Schweine geschweige denn deren Schmalz geraten ( 4 ) ( 7 ).

Drei Studien zeigen: Höhere Todesraten mit niedrigen Cholesterinwerten

Als eine ähnliche Studie Jahre später an Ratten durchgeführt wurde - die, ähnlich wie der Mensch, Allesfresser sind - konnten keine negativen Konsequenzen aus dieser Ernährungsweise abgeleitet werden.

Noch eindrucksvoller sind die Ergebnisse dreier epidemiologischer Studien mit menschlichen Untersuchungsteilnehmern, an denen Zehntausende Freiwillige teilgenommen hatten.

Alle drei Studien zeigten höhere Todesraten bei jenen Menschen mit den verhältnismässig NIEDRIGEN Cholesterinwerten. Die besagten Studien waren die folgenden: The Framingham Study, The Honululu Heart Program Study und The Japanese Lipid Intervention Trial.

Doch die Menschen schluckten bereits Statine und glaubten fest an die Bösartigkeit des Cholesterins und vor allem daran, dass es keine Möglichkeit gäbe, den Cholesterinspiegel - so er tatsächlich krankhaft erhöht wäre - auf andere (und gesunde) Art und Weise zu senken.

Cholesterinsenker: Ursache für Alzheimer?

Cholesterin ist ausserordentlich wichtig für viele Stoffwechselfunktionen und stellt 20 Prozent unserer Gehirnmasse sowie grosse Teile unserer Zellwände dar.

Bei dieser ausserordentlichen Wichtigkeit des Cholesterins für den Körper wundert es auch nicht, dass der Organismus den Stoff selbst herstellen kann. Es wäre zu riskant auf die ausreichende Zufuhr über die Nahrung zu hoffen.

Bei einem Cholesterinmangel käme es zu gravierenden Gesundheitsschäden – ganz besonders im Gehirn, da dieses (wie oben erwähnt) zu einem grossen Teil aus Cholesterin besteht. Und genau das ist der Grund für die Vermutung etlicher Wissenschaftler, dass Statine, also Cholesterin senkende Medikamente, an der rasanten Verbreitung von Demenz und Alzheimersymptomen nicht unerheblich mitbeteiligt sind.

Sie senken den Cholesterinspiegel über Gebühr und das Gehirn bleibt letztendlich völlig unterversorgt zurück – unterversorgt mit einem seiner wichtigsten Baustoffe, dem Cholesterin.

Allerdings zeigen jüngere Studien und Übersichtsarbeiten keinen Zusammenhang zwischen einer Statineinnahme und der Entwicklung von Alzheimer oder anderen Demenzformen (Zhang et al., 2018) ( 9 ).

Ist Ihr Cholesterinspiegel tatsächlich zu hoch?

Unser Körper kann Cholesterin jedoch nicht nur selbst produzieren. Es kann es bei Bedarf auch wieder abbauen. Es handelt sich um einen feinen Regelkreis, so dass immer ausreichend, gleichzeitig aber auch nicht zu viel Cholesterin im Blut zirkuliert. Dabei entscheidet der Körper, was "ausreichend", was "zu wenig" und was "zu viel" bedeutet.

Wenn Ihr Arzt Ihnen aber sagt, Ihr Cholesterinspiegel sei zu hoch, dann richtet er sich nach den Referenzwerten, die ihm die Hersteller der Cholesterinsenker vorgeben. Diese Referenzwerte berücksichtigen selbstverständlich nicht die individuelle Situation des einzelnen Patienten, sondern scheren kurzerhand alle Menschen über einen einzigen Kamm. Oft wird der Cholesterinwert ausserdem nur ein einziges Mal untersucht, so dass natürliche Schwankungen überhaupt nicht in Betracht gezogen werden ( 5 ) ( 6 ).

Warum ein hoher Cholesterinwert nicht automatisch ZU hoch sein muss

Das bedeutet, Ihr Arzt kann Unrecht haben und Ihr angeblich zu hoher Cholesterinwert ist für Sie in Ihrer augenblicklichen Lebenssituation und in Ihrem augenblicklichen physischen und psychischen Zustand gerade richtig und ist vielleicht wenige Tage später schon wieder niedriger ( 1 ).

Ihr Arzt kann natürlich auch Recht haben und Ihr Cholesterinwert ist tatsächlich zu hoch. In diesem Fall aber wird der hohe Cholesterinwert kaum das einzige Problem sein. Meist sind hier auch der Blutdruck, das Körpergewicht und der Blutzuckerspiegel zu hoch.

Diese Problematik nennt sich Metabolisches Syndrom und stellt ein Symptom für ein massives Ungleichgewicht dar, dessen Ursache es zu suchen gilt und die meist in einer ungünstigen Lebens- und Ernährungsweise zu finden ist.

Werden jedoch lediglich Cholesterin senkende Medikamente geschluckt, sinken zwar die Cholesterinwerte, das Ungleichgewicht jedoch bleibt weiter bestehen.

Die Ursache krankhaft hoher Cholesterinwerte finden

Wie aber entstand das Ungleichgewicht überhaupt? Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Einer der Hauptgründe ist – wie erwähnt – eine ungesunde Lebens- und Ernährungsweise.

Hier ist aber nicht ausschliesslich das Fett oder die Eier oder die Mayonnaise in den Mittelpunkt einer Ernährungsumstellung zu rücken - so wie das bei Vorliegen eines hohen Cholesterinspiegels üblich ist. Fett beispielsweise ist an sich nicht schlecht, schlecht ist lediglich die in unseren heute üblichen Nahrungsmitteln verbreitete Qualität des verwendeten Fettes.

Transfette treiben Cholesterinwerte in die Höhe

In nahezu allen industriell verarbeiteten (und fetthaltigen) Fertigprodukten oder auch in Fast Food stecken die inzwischen altbekannten Transfettsäuren. Sie entstehen zumeist während des Raffinationsprozesses von Ölen, bei der Herstellung von gehärteten Fetten oder generell beim hohen Erhitzen von Fetten und Ölen.

Transfettsäuren erhöhen das LDL-Cholesterin (schlechtes Cholesterin) und sorgen für einen niedrigen HDL-Cholesterinwert (gutes Cholesterin). Ernährt man sich auf Dauer von Fertigprodukten und Fast Food, dann nimmt man schnell sehr viel mehr Transfettsäuren auf, als der Körper kompensieren kann.

Oxy-Cholesterin - Das wirklich schädliche Cholesterin

Ein besonders gefährlicher Bestandteil der Transfettsäuren ist das sog. unnatürliche Oxy-Cholesterin. Es soll noch weit bedenklicher sein als das sowieso schon als "schlecht" bezeichnete LDL-Cholesterin.

Oxy-Cholesterin entsteht, wenn Fett bei hohen Temperaturen erhitzt wird und daraufhin oxidiert - wie das bei der Herstellung von industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln und Fast Food gang und gäbe ist.

Während das natürliche Oxy-Cholesterin als Nebenprodukt einiger Regelungsprozesse im Körper selbst entstehen kann und offenbar keinen Schaden anrichtet, kann das unnatürliche Oxy-Cholesterin die Funktion der Gallenblase beeinträchtigen, die Blutfettwerte extrem, dauerhaft und unnatürlich in die Höhe treiben, die Elastizität der Blutgefässe überdurchschnittlich beeinträchtigen und sich stärker als alle anderen Cholesterinarten in den Blutgefässen ablagern.

Ob Statine Einfluss auf das Oxy-Cholesterin haben können, ist übrigens bislang noch nicht geklärt.

Das Risiko für Herzerkrankungen steigt folglich mit dem Verzehr erhitzter oder verarbeiteter Fette und Öle dramatisch an, während naturbelassene fettreiche Lebensmittel und natürliche Öle in unerhitzter Form verzehrt werden können, ohne dass man negative Folgen befürchten müsste ( 8 ).

Naturbelassene fettreiche Lebensmittel

Fette und Öle in naturbelassenen Lebensmitteln wie etwa in Nüssen, Ölsaaten, Oliven oder Avocados sind also nicht nur völlig unproblematisch, sondern geradezu fantastisch für eine gesunde Ernährung geeignet. Sie enthalten das natürliche Spektrum der Fettsäuren in der Zusammensetzung und Qualität, wie sie unser Organismus kennt und braucht.

Auch naturbelassene Fette und Öle in Bio-Qualität bereichern jeden Speiseplan (z. B. Olivenöl) und erhöhen den Cholesterinspiegel genauso wenig wie Nüsse, Ölsaaten etc. Im Gegenteil, gerade Omega-3-Fettsäuren aus Leinöl, Hanföl oder Algenöl gelten als natürliche Cholesterinsenker. Hier erklären wir, welches Fett Sie für welchen Zweck einsetzen können.

Brot, Nudeln und Zucker erhöhen Cholesterin

Wer fettarm lebt, deckt oft automatisch den grössten Teil seines Energiebedarfs über Kohlenhydrate. Brot, Backwaren, Nudeln, Pizza und Naschereien dominieren jetzt den Speiseplan. Doch genau dieser Überschuss an Kohlenhydraten erhöht das Cholesterin oft mehr als jedes Fett der Welt.

Experten auf dem Gebiet der glutenfreien Ernährung berichten ferner, dass Menschen mit hohem Cholesterinspiegel nach einer Umstellung auf gesunde glutenfreie Kohlenhydrate (Hirse, Quinoa, brauner Reis etc.) eine enorme Reduzierung ihrer Cholesterinwerte erzielen konnten.

Zusätzlich wird die Ernährung mit viel Gemüse, Salaten und Früchten ergänzt. Diese Lebensmittel liefern nämlich jene Antioxidantien und Vitalstoffe, die ganz enorm die oben erwähnten chronischen Entzündungsprozesse reduzieren können, die in der Ursachenkette des hohen Cholesterinspiegels oft ganz am Anfang stehen.

Obst und Gemüse könnten Fast Food kompensieren

Die schädlichen Auswirkungen einer Ernährung, die sich auf Fertiggerichte, Fast Food und minderwertige Öle konzentriert, könnten in Bezug auf den Cholesterinspiegel – wenigstens teilweise – neutralisiert werden, nämlich mit Hilfe von Obst und Gemüse bzw. den dort enthaltenen Vitalstoffen.

Leider jedoch verhält es sich so, dass ausgerechnet jene Menschen, die Industrienahrung bevorzugen und Antioxidantien besonders nötig hätten, weder Obst noch Gemüse mögen und wenn doch, so in Mengen zu sich nehmen, die in einzelnen Molekülen abgemessen zu sein scheinen.

Das Problem, das zu einem echten Risiko nicht nur für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern für Zivilisationskrankheiten aller Art führt, ist also nicht unbedingt das Cholesterin, der angeblich hohe Cholesterinwert, die cholesterinreiche Ernährung oder was auch immer Ihnen erzählt wird, sondern die insgesamt falsche Ernährung auf Basis von stark verarbeiteter, vitalstoffarmer und kohlenhydratreicher Industrienahrung in Verbindung mit einem bewegungsarmen Lebensstil.

Cholesterin natürlich senken

Informationen zu einer Lebens- und Ernährungsweise, die den Cholesterinspiegel auf gesunde Weise harmonisiert finden Sie hier: Cholesterin natürlich senken

🌟 Bewerten Sie unsere Arbeit 🌟

Auf unserem Portal Zentrum der Gesundheit haben wir mittlerweile mehr als 2700 Artikel zu zahlreichen Themen rund um Gesundheit, Ernährung und Naturheilkunde veröffentlicht. Wenn Sie Zeit und Lust haben, freuen wir uns über Ihre Bewertung unseres Portals bei Trustpilot.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.