Zentrum der Gesundheit
  • An Parkinson erkrankte Frau bei einem Arzt
3 min

Menschen ohne Blinddarm erkranken häufiger an Parkinson

In einer Studie mit mehr als 62 Millionen Menschen zeigte sich, dass jene, denen einst der Blinddarm (Wurmfortsatz) entfernt wurde, später mit höherer Wahrscheinlichkeit an Parkinson erkrankten als Menschen, die ihren Blinddarm noch hatten.

Aktualisiert: 04 Januar 2023

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Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Blinddarm und der Parkinson Krankheit?

In einer Analyse ( 1 ) der Daten von mehr als 62 Millionen US-Amerikanern stellten Forscher der University Hospitals Cleveland Medical Centers in Ohio fest, dass Menschen ohne Blinddarm ein dreimal so hohes Risiko hatten, im späteren Leben an Parkinson zu erkranken als Menschen mit Blinddarm.

Frühere Studien hatten zu diesem Thema jedoch uneinheitliche Ergebnisse gebracht. Im Jahr 2016 beispielsweise las man im Parkinson-Journal Movement Disorders von einer Studie ( 2 ) mit 1,5 Millionen Dänen. Hier zeigte sich ein nur leicht erhöhtes Risiko für eine Parkinson-Erkrankung, wenn man sich einst den Blinddarm entfernen liess.

In einer Studie ( 3 ) vom Herbst 2018 hingegen ergab eine Auswertung der Daten von 1,6 Millionen Schweden, dass die Entfernung des Blinddarms das Parkinson-Risiko senke bzw. zumindest das Auftreten der Krankheit verzögere.

Daher wurde die aktuelle Studie mit einer sehr viel grösseren Patientenzahl durchgeführt (62,2 Millionen), um hier Klarheit zu erlangen. Vorgestellt wurde die Studie im Fachjournal Gastroenterology und bei der Digestive Disease Week in San Diego im Mai 2019 (dem jährlichen Meeting der gastroenterologischen Fachwelt). ( 4 )

Hinweis: Wenn in diesem Artikel von Blinddarm die Rede ist, ist der Wurmfortsatz gemeint. Die Formulierung "Blinddarm" ist fachlich nicht korrekt, wurde lediglich der besseren Verständlichkeit wegen gewählt, also deshalb, weil auch heute noch - im Volksmund - von Blinddarmoperationen, Blinddarmentzündungen etc. die Rede ist, wenn in Wirklichkeit der Wurmfortsatz gemeint ist. Der Wurmfortsatz ist ein wurmförmiges dünnes Anhängsel am unteren Ende des Blinddarms.

Was geschieht bei der Parkinson Krankheit im Körper?

Bei der Parkinson Krankheit werden allmählich jene Bereiche im Gehirn zerstört, die den Bewegungsablauf kontrollieren. Daher zeigt sich die Erkrankung in Steifheit, Zittern, langsamen Bewegungen und Gleichgewichtsproblemen.

Da besonders ältere Menschen betroffen sind und die Bevölkerung einen immer höheren Anteil Älterer haben wird, rechnet man künftig auch mit einer wachsenden Zahl Parkinsonbetroffener. Bislang gibt es keine Heilung und auch keine Therapie, die das Fortschreiten der Krankheit merklich verlangsamen würde.

Bei Parkinson lassen sich sog. Lewy Körperchen im Gehirn beobachten. Es handelt sich dabei um Ansammlungen eines Proteins namens Alpha-Synuclein, das für die Zerstörung des Gehirns verantwortlich gemacht wird.

Ohne Blinddarm steigt das Risiko, an Parkinson zu erkranken

Studienautor Dr. Mohammed Z. Sheriff an der Universitätsklinik in Cleveland erklärt, dass sich das Alpha-Synuclein im Verdauungstrakt nachweisen lasse, wenn sich Menschen noch in einem sehr frühen Parkinsonstadium befinden. Daher stehe derzeit das Verdauungssystem im Fokus der Parkinson-Forscher in der ganzen Welt.

In Sheriffs Studie ergab sich, dass man bei 488.190 der 62,2 Millionen Patienten den Blinddarm entfernt hatte. Fast 1 Prozent dieser Menschen erkrankte schliesslich an Parkinson. Von den übrigen Personen, die alle noch ihren Blinddarm hatten, erkrankten nur knapp 0,3 Prozent.

Die höhere Wahrscheinlichkeit, ohne Blinddarm an Parkinson zu erkranken, war unabhängig von Alter, Geschlecht oder ethnischer Zugehörigkeit.

Parkinson-Prävention: Ein gesunder (Blind)Darm ist unerlässlich!

Natürlich zeigt die vorliegende Studie nur eine Korrelation und belegt noch nicht, dass eine Blinddarmentfernung besonders anfällig für Parkinson machen würde. Doch lohnt es sich in jedem Fall, schon in jungen Jahren dem Verdauungssystem erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken und einen entsprechend gesunden Lebensstil zu praktizieren.

Denn wenn sich das Alpha-Synuclein tatsächlich – wie man inzwischen vermutet – erst im Darm bildet und von dort ins Gehirn wandert, dann ist ein gesunder Darm eine enorm wichtige Voraussetzung für ein gesundes Gehirn und dafür, dass sich die Parkinson Krankheit nicht entwickeln kann.

Daher wird derzeit erforscht, inwiefern sich ein bestimmter Ernährungsrhythmus (das Intervallfasten) und die Gabe von Pro- und Präbiotika auf das Parkinsonrisiko auswirken können. Warum der Blinddarm für die Gesundheit so wichtig ist, lesen Sie in unserem Artikel über die Hintergründe der Blinddarmentzündung.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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Lieben Dank, Ihre Redaktion vom Zentrum der Gesundheit

Quellen
  1. (1) Sheriff MZ et al., Parkinson’s Disease is more prevalent in patients with appendectomies: A national population-based study, SSAT Abstracts, Mai 2019
  2. (2) Svensson E et al., Appendectomy and risk of Parkinson's disease: A nationwide cohort study with more than 10 years of follow‐up, 13. September 2016, Movement Disorders
  3. (3) Killinger BA et al., The vermiform appendix impacts the risk of developing Parkinson’s disease, Oktober 2018, Science Translational Medicine
  4. (4) Paddock C, Study finds evidence of 'clear relationship' between appendectomy and Parkinson's, 10. Mai 2019, MedicalNewsToday