Zentrum der Gesundheit
  • Vitamin D Pandemie
6 min

Vitamin D Versorgung während einer Pandemie

Vitamin D in der Pandemie oder wie Verbraucherschützer die Bevölkerung verwirren – könnte der Titel dieses Artikels lauten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung erklärt auf ihrer Seite Verwunderliches zur richtigen Versorgung mit Vitamin D in Zeiten einer Pandemie.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 09 Februar 2024

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Verwirrung Teil 1: Wie Sie sich trotz Kontaktverbot mit Vitamin D versorgen können

"Gerade in Zeiten einer Pandemie sollten Sie wissen, wie Sie sich trotz Kontaktverbot mit Vitamin D versorgen können", meint die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).

Wenn Sie bei dieser Aussage das Gefühl haben, ihr Gehirn verknotet sich, dann ist das völlig normal. Es handelt sich um einen Alogismus. Ein Alogismus beschreibt einen unlogischen Sachverhalt. Ein beliebtes Beispiel dafür ist auch der Satz „Nachts ist es kälter als draussen“.

Dennoch findet man die Aussage „Trotz Kontaktverbot können Sie jetzt etwas für Ihren Vitamin-D-Haushalt tun“ in einer Presseinformation auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zum Thema Vitamin-D-Versorgung während einer Pandemie (1).

Die DGE ist eine unabhängige wissenschaftliche Fachgesellschaft, die ihre Aufgaben in der Ernährungsaufklärung und Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung und -erziehung sieht und dadurch einen Beitrag für die Gesundheit der Bevölkerung leisten möchte. Der Verein wird zu 70 Prozent von Bund und Ländern finanziert und verfügt über ein Jahresbudget von über 8 Millionen Euro (2018). ( 2 )

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen einem Kontaktverbot und Vitamin D

Alogisch und absurd ist betreffender Satz deshalb, weil es dem Vitamin-D-Haushalt völlig einerlei ist, ob man nun Kontakte pflegt oder nicht – es sei denn, es ginge um ein Kontaktverbot mit der Sonne, was angesichts des DGE-Textinhaltes jedoch ausgeschlossen werden kann.

Denn über die Sonne liest man dort gar nichts (und DAS in einem Artikel über Vitamin D, einem Vitamin bzw. Hormon, das insbesondere mit Hilfe der Sonne in der Haut gebildet werden kann). Stattdessen erfährt man erstaunlicherweise, dass „die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten in niedriger Dosierung (7,5 bis 100 µg pro Tag oder 35 bis 500 µg pro Woche) die Häufigkeit von akuten Atemwegsinfekten verringern“ könne.

Erstaunlich deshalb, weil es sich bei 100 µg um eine nicht ganz so niedrige Dosierung handelt, die immerhin 4.000 IE Vitamin D entspricht, was angesichts der üblicherweise von der DGE empfohlenen Tagesdosis von 800 IE recht ordentlich ist.

(Andere Verbände und Fachleute empfehlen 4000 IE Vitamin D (oder mehr) pro Tag zur Prävention.)

Verwirrung Teil 2: Akute Atemwegsinfekte können auch von Viren verursacht werden

Dann aber wird sofort wieder zurückgerudert – mit den Sätzen: „Anhand der bisherigen Studienergebnisse kann keine generelle Empfehlung für die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten zur Vorbeugung akuter Atemwegsinfekten ausgesprochen werden. Akute Atemwegsinfekte können verschiedene Ursachen haben, beispielsweise virale oder bakterielle Infektionen.“

Eine solche Aussage auf der Seite vermeintlicher Fachleute verwundert nun erneut, ja ist fast schon ein weiterer Alogismus. Denn es klingt, als glaube man in der DGE-Redaktion, ein Vitamin-D-Mangel könne genauso eine Ursache für akute Atemwegsinfekte sein wie Viren und Bakterien.

Zur Entwirrung nun die folgenden Informationen:

  1. 90 Prozent aller akuten Atemwegserkrankungen sind auf Viren zurückzuführen. Der kleine Rest ist bakteriell bedingt oder wird in Ausnahmefällen (bei ausgeprägter Immunschwäche) von Pilzen verursacht.
  2. Vitamin-D-Mangel ist im Grunde keine Ursache für Atemwegserkrankungen, sondern ein Risikofaktor – also ein Faktor, der zu einer geschwächten Abwehrkraft führt und den Körper auf diese Weise anfälliger für Viren, Bakterien, Pilze etc. macht.

Wie und warum ein Vitamin-D-Mangel das Risiko für akute Atemwegsinfekte erhöht, haben wir anhand von wissenschaftlichen Studien bereits in unserem Artikel Warum Vitamin D bei erhöhter Infektionsgefahr so wichtig ist beschrieben.

In unserer Zusammenfassung der wichtigsten Massnahmen zur Stärkung des Immunsystems erklären wir konkret, wie Vitamin D das Immunsystem beeinflusst.

Verwirrung Teil 3: 800 IE Vitamin D genügen, auch wenn Sie eigentlich mehr benötigen

Zurück zur Presseinformation der DGE: Nachdem man also erklärt hat, dass die Einnahme von Vitamin D in Dosen von bis zu 4.000 IE (insbesondere wenn zuvor ein Mangel vorlag) die Häufigkeit von Atemwegserkrankungen reduzieren kann, wird abschliessend geraten, Vitamin D in Form von Präparaten nur dann einzunehmen, wenn die Vitamin-D-Versorgung über die Eigensynthese der Haut und über die Ernährung nicht gesichert werden könne.

Wir stimmen zu. An dieser Stelle müsste aber ein Verein, dem die Gesundheit der Menschen am Herzen liegt, dazu raten, den persönlichen Vitamin-D-Spiegel bestimmen zu lassen und sodann die individuell erforderliche Vitamin-D-Menge einzunehmen (siehe Link ganz unten).

Nicht so die DGE. Diese gibt an dieser Stelle eine Zufuhrmenge von 20 µg (= 800 IE) Vitamin D pro Tag bei fehlender körpereigenen Bildung als „adäquat“ an.

Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Obwohl also weiter oben Tagesdosen von bis zu 4.000 IE als wirksam beschrieben werden, wobei die Wirksamkeit einer Vitamin-D-Supplementation – so die DGE – abhängig vom Vitamin-D-Status sei, genügen jetzt plötzlich pauschal für jeden Menschen 800 IE – und das auch noch bei fehlender körpereigener Bildung des Vitamins!

Fazit: Vitamin D in einer Pandemie – So sind sie richtig versorgt

Wir fassen die Angelegenheit folgendermassen zusammen: Die adäquate Versorgung mit Vitamin D in einer Pandemie (oder auch ausserhalb einer Pandemie) hat nichts mit einem möglicherweise bestehenden Kontaktverbot zu tun. (Es sei denn, Sie können ohne die Hilfe anderer Menschen das Haus nicht verlassen, um Sonne zu tanken, was von der DGE aber nicht thematisiert wurde).

Es ist falsch, dass jedermann mit einer Tagesdosis 800 IE Vitamin D gut versorgt ist.

Es ist hingegen richtig, dass die Dosierung und Einnahme von Vitamin-D-Präparaten ganz individuell erfolgen sollte, wobei die täglich erforderliche Vitamin-D-Dosis die von der DGE als Richtwert angegebenen 800 IE deutlich überschreiten kann. Wie Sie dabei vorgehen, lesen Sie im folgenden Link über die richtige Einnahme von Vitamin D.

Update 9.2.2021 - Keine Belege für Vitamin-D-Wirkung bei Corona?

Längst ist bekannt, dass sich Mainstreammedien und insbesondere die sog. Faktenchecker vehement dafür engagieren, Menschen von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln abzuhalten. Ausserordentlich häufig geht es dabei um Vitamin D. Meist schreibt dabei einer vom anderen ab, so dass auf allen Kanälen derzeit ein und dieselbe Headline erscheint, z. B. bei ntv: "Experten: Vitamin D hilft nicht bei Covid-19". Dabei werden zwei "Experten" aufgeführt. Einer bezieht sich auf eine einzige spanische Studie, der man aufgrund ihrer schlechten Qualität nicht trauen könne. Der andere meint, alles sei nur Zufall, da ja gerade die Corona-Risikogruppen meist auch selten im Freien seien und schon allein deshalb einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel hätten. Zuguterletzt wird als Quelle die DGE genannt. Doch deren Wissen in Sachen Vitamin D haben wir ja oben schon untersucht ( 3 ) ( 4 ). 

Fazit: Es gibt Experten, die meinen, Vitamin D könnte zwar u. U. das Risiko eines schweren Covid-19-Verlaufs mindern. Das alles sei aber noch reine Vermutung und eindeutige Studienergebnisse fehlten, weshalb man auf keinen Fall ohne ärztliche Kontrolle hochdosiertes Vitamin D nehmen solle. 

Irgendwie scheint es diesen "Experten" völlig unvorstellbar, das Einfachste der Welt zu empfehlen: Leute, lasst euren Vitamin-D-Spiegel messen und nehmt dann - wenn sich zu niedrige Werte ergeben - die für euch passende Vitamin-D-Dosis ein! Was um alles in der Welt ist daran so schwer? 

Denn ein niedriger Vitamin-D-Spiegel IST nun einmal ein Faktor, der den Verlauf und das Sterberisiko bei Covid-19 mitbestimmen kann (und bei vielen anderen Erkrankungen auch). Warum also nicht wenigstens schon einmal diesen EINEN Risikofaktor aus der Welt schaffen? Glücklicherweise gibt es durchaus auch Experten, die genau dieser Meinung sind. Nur schaffen es die dann an Tagen wie diesen nicht in die Redaktionen von ntv oder PNP, z. B. die Studie der Uni Heidelberg ( 5 ) oder Professor Dr. Biesalski von der Uni Hohenheim ( 6 ), der bei den "Lungenärzten im Netz" folgendermassen zitiert wird: 

"Bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus sollte unbedingt der Vitamin-D-Status geprüft und ein mögliches Defizit zügig behoben werden. Besonders für Menschen mit einer der Grunderkrankungen oder für ältere Menschen ist dies empfehlenswert. Bei Menschen in Seniorenheimen ist der Vitamin-D-Spiegel oft verheerend niedrig. In Zeiten des Homeoffice halten sich viele Leute längere Zeit in geschlossenen Räumen auf, was auch zu einer schlechten Vitamin D Versorgung beiträgt."

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.