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Emulgatoren in Lebensmitteln können schaden

Der Einsatz von Emulgatoren ist aus der Lebensmittelindustrie nicht mehr wegzudenken. Manche dieser Stoffe verleihen Lebensmitteln wie Speiseeis, Schokolade oder Desserts eine ansprechende Konsistenz, andere verlängern die Haltbarkeit. Lange Zeit galten Emulgatoren als harmlos. Studien zeigen nun aber, dass die Stoffe die Entwicklung von chronischen Darmerkrankungen, Diabetes und dem metabolischen Syndrom fördern können.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 30 Oktober 2024

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Emulgatoren: Risiko für Darmentzündungen steigt

Das Fachjournal Nature veröffentlichte schon im Jahr 2015 Studienergebnisse über die möglichen schädlichen Wirkungen von Lebensmittelzusatzstoffen, die bislang als völlig harmlos galten: Emulgatoren (8). Studienleiter waren die Wissenschaftler Benoit Chassaing und Andrew Gewirtz von der Georgia State University.

Sie untersuchten die Zusammensetzung der Darmflora von Mäusen, denen zwei der geläufigsten Emulgatoren ins Trinkwasser gegeben wurden, nämlich Polysorbat 80 (oft in Eiscreme) und Carboxymethylcellulose (gerne in Backwaren (verhindert dort das Altbackenwerden), des Weiteren in Saucen, Mayonnaisen, Dressings, aber auch in Haftcremes für Zahnprothesen). Dann verglichen sie die Ergebnisse mit dem Darmmilieu von Mäusen, die keinen der beiden Stoffe erhalten hatten.

Die den Mäusen verabreichte Emulgatorenkonzentration entsprach im Verhältnis der Konzentration, die typischerweise in menschlicher Fertignahrung enthalten ist. Nach einer zwölfwöchigen Testphase stellten die Mediziner fest, dass sich die ursprünglich gesunde Zusammensetzung der Darmflora unter dem Einfluss der genannten Stoffe so verändert hatte, dass es infolgedessen nun zu Darmentzündungen gekommen war – und zwar sowohl bei Individuen mit schwachem als auch bei solchen mit gesundem Immunsystem.

Beim Menschen leiden inzwischen viele Millionen Patienten unter derartigen Darmentzündungen wie z. B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Da die konkreten Ursachen dieser Krankheiten bislang nicht bekannt sind, könnte es durchaus sein, dass der reichliche Einsatz von Emulgatoren in der Lebensmittelindustrie hier eine wichtige ursächliche Rolle spielt.

Die Lebensmittelzusätze fördern metabolisches Syndrom

Zusätzlich konnten bei den Mäusen, die mit den Zusatzstoffen gefüttert wurden, sämtliche Symptome des Metabolischen Syndroms beobachtet werden: Sie fraßen plötzlich mehr, litten daraufhin unter Fettleibigkeit, außerdem unter hohem Blutzuckerspiegel und einer Insulinresistenz (Vorstufen eines Diabetes). Lesen Sie unter dem Metabolischen-Syndrom-Link alles über das Syndrom und wie Sie es vermeiden können.

Beim Menschen nun beobachtet man seit Mitte des 20. Jahrhunderts, wie das Metabolische Syndrom genau wie die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) immer weiter um sich greifen. Könnte der verstärkte Einsatz der genannten Zusatzstoffe dafür mitverantwortlich sein?

Die Forscher Chassaing und Gewirtz erklären:

„Beide Krankheiten – chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) und das Metabolische Syndrom – haben eine Gemeinsamkeit: Die Darmflora verändert sich so, dass sich der Darm entzündet (9). Und Emulgatoren in Fertigprodukten lassen genau eine solch entzündliche Darmflora entstehen“,

was die beiden Wissenschaftler bereits in einer früheren Studie nachweisen konnten (veröffentlicht im Fachmagazin Gastroenterology).

Auch befürchten die Forscher, dass die derzeitigen Testmethoden für Lebensmittelzusatzstoffe nicht wirklich geeignet sind, um ein mögliches Schadpotential durch den Einsatz der Stoffe in Nahrungsmitteln auszuschließen. Wenn diese nämlich geringfügige, aber chronische Entzündungen verursachen können, so lässt sich dies mit den aktuellen Tests nicht erkennen.

Daraufhin wurde in Sachen Emulgatoren weitergeforscht und es zeigte sich, dass auch sieben weitere dieser Stoffgruppe ungünstige gesundheitliche Auswirkungen haben können.

Risiko für Diabetes steigt durch Lebensmittelzusatzstoffe

Verschiedene Lebensstilfaktoren erhöhen das Risiko, einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln, z. B. Bewegungsmangel, Übergewicht und/oder eine ungesunde Ernährung. Zu letzterer gehört auch der Verzehr stark verarbeiteter Nahrungsmittel. Diese enthalten meist nicht nur viel Zucker, Fett und Salz, sondern oft auch viele Lebensmittelzusatzstoffe.

Französische Wissenschaftler stellten fest, dass sieben dieser Lebensmittelzusatzstoffe aus der Gruppe der Emulgatoren mit einem erhöhten Risiko für Diabetes Typ 2 in Zusammenhang stehen1 (1). Die Studie erschien im Mai 2024 im Fachjournal The Lancet Diabetes & Endocrinology ( ).

Schon in einer früheren Studie (von 2022) zeigten Forscher, dass man nicht einmal sonderlich viel von stark verarbeiteten Produkten zu sich nehmen muss, um sein Diabetesrisiko zu erhöhen (2).

Welche Emulgatoren erhöhen das Diabetesrisiko?

Für die genannte französische Studie hat das Team rund um Professor Bernard Sour vom National Research Institute for Agriculture, Food and Environment (INRAE) die Daten von mehr als 104.000 TeilnehmerInnen der NutriNet-Santé-Studie ausgewertet.

14 Jahre lang übermittelten die TeilnehmerInnen zweimal pro Jahr ihre Speisepläne von jeweils 2 Tagen. Die dort aufgeführten Fertigprodukte wurden auf ihre Inhaltsstoffe und insbesondere auf Lebensmittelzusatzstoffe überprüft.

Es zeigte sich, dass hauptsächlich sieben Emulgatoren mit einem erhöhten Diabetes-Typ-2-Risiko in Verbindung standen. Dabei handelt es sich um die folgenden:

  1. Trikaliumphosphat E340 – Das Diabetesrisiko steigt um 15 Prozent je 500 mg des Stoffs pro Tag.
  2. Guar Gum E412 (auch Guaran oder Guargummi genannt) – Das Diabetesrisiko steigt um 11 Prozent je 500 mg des Stoffs pro Tag.
  3. Xanthan Gum E415 – Das Diabetesrisiko steigt um 8 Prozent je 500 mg des Stoffs pro Tag.
  4. Mono- und Diacetylweinsäureester von Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren E472e – Das Risiko steigt um 4 Prozent pro 100 mg des Stoffs pro Tag.
  5. Natriumcitrat E331 – Das Risiko steigt um 4 Prozent pro 500 mg des Stoffs pro Tag.
  6. Carrageen E407 – Das Risiko steigt um 3 Prozent pro 100 mg des Stoffs pro Tag.
  7. Gummi Arabicum E414 – Das Risiko steigt um 3 Prozent pro 1000 mg des Stoffs pro Tag.

Emulgatoren oft auch in vermeintlich gesunden Produkten

Die Zusatzstoffe kommen dabei oft auch in Produkten vor, die im Allgemeinen von Verbrauchern als gesund eingestuft werden, z. B. in pflanzlicher Light-Margarine, in manchen Brotarten, pflanzlichen Milchalternativen, veganen oder vegetarischen Fleischersatzprodukten und Joghurt, so dass also auch Menschen, die im Grunde auf eine gesunde Ernährung achten, mit den genannten Zusatzstoffen in Kontakt kommen können.

Wie können die Zusatzstoffe das Diabetesrisiko erhöhen?

Emulgatoren können laut erster Studien (in Vitro, Tierstudien und randomisierte kontrollierte Studien (letztere jedoch über einen kurzen Zeitraum)) die Darmflora beeinträchtigen (3), chronische Entzündungsprozesse initiieren oder verstärken und zu Stoffwechselstörungen beitragen (5).

Zwei Studien zeigten überdies anhand der Daten der NutriNet-Santé-Studie eine Verbindung zwischen dem Verzehr von Emulgatoren in Nahrungsmitteln und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen (6) und Krebs (besonders Brust- und Prostatakrebs) (7).

Nun will man mögliche Wirkmechanismen untersuchen, die zu dieser Risikoerhöhung beitragen könnten. Dazu werden in künftigen Studien bestimmte Blutwerte sowie die Darmflora überprüft werden. Auch auf mögliche „Cocktail-Effekte“ will man achten, ob also die Kombination mehrerer Emulgatoren in ein und demselben Nahrungsmittel die Schadwirkung potenzieren kann.

So vermeiden Sie Emulgatoren

Polysorbat 80, Carboxymethylcellulose, Trikaliumphosphat (E340) und Mono- und Diacetylweinsäureester von Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren (E472e) sind ausschließlich in konventionellen Fertigprodukten enthalten.

Wenn Sie also Ihre Salatdressings, Desserts, Dips und Backwaren künftig selbst herstellen oder bei Fertigprodukten auf Bio-Lebensmittel zurückgreifen (gemäß der EU-Öko-Verordnung (Anhang V) sind im Bio-Bereich die genannten Lebensmittelzusatzstoffe und viele andere Zusatzstoffe verboten), umgehen Sie automatisch die vier oben genannten Stoffe (Polysorbat 80, Carboxymethylcellulose, Trikaliumphosphat (E340) und Mono- und Diacetylweinsäureester von Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren (E472e)).

Hier finden Sie eine Tabelle mit den Zusatzstoffen und am Ende eine extra Tabelle für Zusatzstoffe, die in Bio-Lebensmitteln erlaubt sind.

Die übrigen fünf Emulgatoren dürfen jedoch auch in Bio-Produkten eingesetzt werden, so dass hier nur das Lesen der Inhaltsstofflisten hilft. Wenn Sie feststellen, dass eines Ihrer Lieblingsprodukte einen der genannten Emulgatoren enthält (vor allem die ersten drei der sieben das Diabetesrisiko erhöhenden Zusatzstoffe), schreiben Sie dem jeweiligen Hersteller eine E-Mail und bitten ihn darum, aufgrund der gesundheitlichen Risiken die Rezeptur zu überdenken und am besten auch zu überarbeiten.

Wenn Sie sich streng glutenfrei ernähren, dann wird oft mit Guarkernmehl gebacken. Dieses besteht zu einem großen Teil (ca. 70 %) aus Guar Gum. Versuchen Sie, entsprechende Produkte seltener zu nutzen – besonders wenn Diabetes Typ 2 in Ihrer Familie liegt.

Update 2.5.2024

Wir haben die Studien 1 bis 7 hinzugefügt und die entsprechenden Informationen auch im Artikel ergänzt.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.