Fleisch erhöht die Krebsgefahr
Der Verzehr von insbesondere rotem Fleisch wird schon seit längerer Zeit in Verbindung mit diversen gesundheitlichen Problemen wie Krebs gebracht. Dass Wurst und Co zu den krebserregenden Nahrungsmitteln gehören, gilt dabei als erwiesen.
Besonders Dickdarm- und Magenkrebs treten häufiger auf, wenn man gerne die genannten tierischen Produkte isst. Genauso aber auch Lungen- und Leberkrebs.
Als Verursacher kommen krebserregende Nitrosamine in Frage, die sich bevorzugt aus dem in Wurstwaren vorhandenen Nitrit entwickeln können.
Prof. Ajit Varki und sein Team von der University of California, San Diego School of Medicine haben noch einen weiteren potentiell krebserregenden Stoff im Fleisch ausfindig gemacht.
Krebserregend: Der Stoff Neu5Gc
Rotes Fleisch ist definiert als Fleisch mit einem hohen Myoglobingehalt. Myoglobin ist ein rotes, sauerstoffspeicherndes Protein in der Muskelzelle, das dem Fleisch die rote Farbe gibt.
Zum roten Fleisch zählen u. a. Schwein, Rind, Lamm, Wild, Känguru, Strauß und Ziege.
Manche dieser Fleischsorten (wenn sie von Säugetieren stammen) enthalten ein Kohlenhydrat namens Neu5Gc. Im menschlichen Körper kommt das Kohlenhydrat nicht vor (auch wenn der Mensch ebenfalls ein Säugetier ist). Die kalifornischen Forscher vermuten, dass Neu5Gc für das steigende Krebsrisiko durch Fleischverzehr verantwortlich sein könnte.
In ihrer Untersuchung kamen spezielle Mäuse zum Einsatz, die kein Neu5Gc im Körper haben – genau wie Menschen – und deren Organismen daher auch ähnlich wie menschliche Körper auf das Kohlenhydrat reagieren.
Krebsrisiko steigt um das Fünffache
Die Tiere erhielten Fleischsorten (Rind, Schwein, Lamm), die besonders viel Neu5Gc enthalten. Nun zeigte sich, dass das Neu5Gc über die Blutbahn ins Gewebe transportiert wird und sich dort ablagert – mit ungünstigen Folgen, wie der Studienverlauf zeigte.
Obwohl die Mäuse keinen weiteren Krebsauslösern ausgesetzt waren, entwickelten viele von ihnen nach dem Verzehr von Neu5Gc-haltigem Fleisch spontan Lebertumoren.
Die Leber ist ein Organ, in dem sich Neu5Gc bevorzugt ablagert. Die dort im Laufe der Studie entstandenen Tumoren enthielten nachweislich Neu5Gc. Insgesamt erhöhte sich das Krebsrisiko um das Fünffache im Vergleich zu einer Neu5Gc-freien Nahrung.
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Mehr chronische Entzündungen
Prof. Varki und seine Kollegen erklären, dass der Organismus das Neu5Gc als Fremdkörper identifiziert und wie bei einer Immunreaktion Antikörper dagegen bildet (1)
Beim nächsten Fleischverzehr erkennt das Immunsystem den Fremdkörper wieder. Es kommt zur erneuten Antikörperbildung sprich Immunreaktion und daraufhin zu Entzündungsprozessen.
Wenn nun immer wieder (bei vielen Menschen täglich) fleischhaltige Speisen auf dem Teller landen, entwickeln sich schnell unmerkliche, aber chronische systemische Entzündungen. "Systemisch" bedeutet: Den gesamten Körper betreffend.
Entzündungen aber, die im gesamten Körper zirkulieren, können langfristig äußerst negative Folgen für die Gesundheit haben. Sie lösen nicht nur, wie in dieser Studie, Krebs aus. Auch die Entstehung von Arteriosklerose und Diabetes Typ 2 kann die Folge chronischer Entzündungen sein. Höchstwahrscheinlich spielt daher auch bei diesen Krankheiten der regelmäßige Verzehr von Neu5Gc eine ursächliche Rolle.
Höheres Risiko für eine Fettleber
Eine Fettleber wird zwischenzeitlich ebenfalls mit Fleischverzehr in Verbindung gebracht. Im Jahr 2017 berichteten Forscher, die Rotterdam Study habe ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit eine Fettleber zu entwickeln, umso größer war, je mehr tierische Proteinquellen die Betroffenen zu sich nahmen.
Wer sich hingegen bevorzugt pflanzlich ernährte, hatte ein deutlich geringeres Risiko, je an einer Fettleber zu erkranken. Gerade das Vorhandensein einer Fettleber jedoch kann nun wieder ganz erheblich das Risiko erhöhen, an einem Diabetes zu erkranken.
Fleisch scheint also über verschiedene Wege zu Diabetes führen zu können – einerseits über die Steigerung der Entzündungswerte und andererseits über die Fettleber.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier: Fettleber durch tierisches Protein.
Je mehr rotes Fleisch, umso höher das Krebsrisiko
In einer Studie von 2009 zeigte sich anhand der Daten von einer halben Million Personen, dass jene mit einem besonders hohen Konsum von rotem Fleisch, ein um 25 % erhöhtes Risiko hatten, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Das Lungenkrebsrisiko war um 20 % erhöht und das Risiko für Speiseröhren- und Leberkrebs war zwischen 20 und 60 % erhöht (2).
Die Teilnehmer, die besonders häufig verarbeitetes Fleisch (auch Schinken, Wurst etc.) konsumierten, hatten ein 20 % höheres Risiko an Dickdarmkrebs und ein um 16 % höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.
Eine erhöhte Zufuhr von rotem und verarbeitetem Fleisch steht ebenfalls im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Männern. Nach Meinung der Forscher kann 1 von 10 Lungen- bzw. Dickdarmkrebserkrankungen durch die reduzierte Aufnahme von rotem Fleisch vermieden werden.
Krebserkrankungen in Verbindung mit einer falschen Ernährung
Eine umfassende systematische Überprüfung und Metaanalyse aus 2021 zeigte beispielsweise, dass ein hoher Verzehr von rotem Fleisch das Risiko von Brustkrebs, Gebärmutterkrebs, Dickdarmkrebs, Rektumkrebs, Lungenkrebs und Leberzellkarzinom erhöhte (3).
Ein hoher Verzehr von verarbeitetem Fleisch stand mit einem höheren Risiko von Brust-, Dickdarm-, Rektum- und Lungenkrebs in Zusammenhang.
Ein höheres Risiko für Dickdarm-, Rektum-, Lungen- und Nierenzellkrebs wurde auch bei hohem Gesamtkonsum von rotem und verarbeitetem Fleisch beobachtet.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass Fleisch eine Vielzahl von karzinogenen Verbindungen enthält, die zum Teil auch erst beim Kochen oder Verarbeiten entstehen.
Karzinogene Verbindungen im Fleisch
Zu diesen möglichen Karzinogenen gehören z. B. das Häm-Eisen, Nitrate und Nitrite, gesättigte Fettsäuren, Hormone, das oben genannte Neu5Gc und (in verarbeiteten Fleischprodukten) viel Salz.
Alle diese Substanzen haben gezeigt, dass sie krebserregend wirken können, indem sie den Hormonstoffwechsel beeinflussen, die Zellvermehrung erhöhen, die DNA schädigen, Insulin-ähnliche Wachstumsfaktoren anregen sowie die Zellschädigung durch freie Radikale fördern.
Weitere Studien sind jedoch nötig, um bestimmte Nährstoffe im Fleisch, wie z. B. Hämeisen, aber auch karzinogene Substanzen, wie heterocyclische Amine oder Nitrosamine, die durch bestimmte Kochmethoden entstehen, zu untersuchen, insbesondere in Bezug auf seltene Krebsarten.
Außerdem stellten die Forscher fest, dass bestimmte Praktiken bei der Tierhaltung, wie z. B. der Einsatz von Antibiotika, ebenfalls zur Kanzerogenität von Fleisch beitragen könnten.
Weniger Fleisch, weniger Krebs
In einer Studie von 2022 zeigte die Analyse der Daten von mehr als 470.000 Personen das Folgende (4):
Krebsrisiko insgesamt
Darmkrebs
Wenig-Fleisch-Esser hatten ein geringeres Risiko, insbesondere Männer.
Brustkrebs (postmenopausal)
Vegetarische Frauen hatten ein geringeres Risiko, das jedoch nach Anpassung an den BMI nicht mehr signifikant war. Das bedeutet, dass pflanzenbasiert essende Frauen meist auch ein gesünderes Körpergewicht haben.
Prostatakrebs
Fischesser und Vegetarier hatten ein geringeres Risiko für Prostatakrebs.
Fazit: Besser weniger Fleisch essen und das Krebsrisiko reduzieren
Insgesamt ist es in Bezug auf eine gute Krebsprävention somit wichtig, den Fleischverzehr deutlich zu reduzieren - ganz gleich ob unverarbeitetes Fleisch oder verarbeitete Fleischprodukte (Wurst, Schinken etc.).
Update 15.12.2024: Wir haben den Artikel um die Studien 2, 3 und 4 und um jeweilige Abschnitte ergänzt.