Zentrum der Gesundheit
  • Kind isst zuckerhaltiges Gebäck
5 min

Zucker macht Kinder krank

Zucker kann schon bei Kindern die Gesundheit ruinieren. Umgekehrt verbessert sich die Gesundheit von Kindern massiv, wenn weniger Zucker gegessen wird.

Aktualisiert: 26 August 2023

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Dank Zucker: Kinder mit Bluthochdruck und Diabetes

Immer mehr Kinder sind heutzutage übergewichtig, und immer mehr von ihnen leiden an den typischen Gesundheitsbeschwerden, die man bislang eigentlich nur bei übergewichtigen Erwachsenen vermutet hätte:

Bluthochdruck, hohe Blutzuckerspiegel, übermässige Fettansammlung besonders im Bauchbereich und zu hohe Cholesterinwerte. Treten mindestens zwei oder mehr dieser Symptome gleichzeitig auf, spricht man vom metabolischen Syndrom.

Immer häufiger: Kinder mit Fettleber

Das metabolische Syndrom wiederum ist bekannt dafür, über kurz oder lang zu Diabetes, Herzkrankheiten, einer Fettleber und Schlaganfall zu führen.

Während Herz und Gefässe bei Kindern im Allgemeinen noch recht robust sind, zeigen sich bei ihnen relativ schnell Blutzuckerprobleme (Diabetes oder Diabetesvorstufen) und eine Fettleber.

Hier hatten wir berichtet, dass besonders Kinder von übergewichtigen Müttern sowie Kinder, die nicht sehr lange gestillt wurden, ein erhöhtes Risiko haben, eine Fettleber zu entwickeln.

Und hier ging es darum, dass Kinder besonders aufgrund von Bewegungsmangel an Bluthochdruck leiden.

Forscher der University of California in San Francisco wollten nun weitere Risikofaktoren abklären, die bei Kindern zum metabolischen Syndrom führen könnten. Der Risikofaktor Zucker sollte als erster überprüft werden:

Ist Zucker für Kinder wirklich so schädlich?

Die Studie fand am Universitätsklinikum Benioff Children's Hospital San Francisco statt. Teilnehmer waren 43 übergewichtige Kinder zwischen 9 und 18 Jahren, die abgesehen von ihrer Übergewichtigkeit noch mindestens eine Stoffwechselstörung aufwiesen, wie z. B. Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte, eine Fettleber oder hohe Blutzuckerspiegel.

Die Kinder wurden neun Tage lang mit allen erforderlichen Mahlzeiten versorgt, einschliesslich Snacks und Getränken. Der Zuckerverzehr wurde stark eingeschränkt (von 28 auf 10 Prozent der täglichen Kalorienaufnahme), der Fructoseverzehr ebenfalls, nämlich von 12 auf 4 Prozent.

Fructose (Fruchtzucker) bezieht sich hier ausschliesslich auf industrielle Fructose in gesüssten Getränken, gesüssten Joghurts oder Süssigkeiten. Fruchtzucker in Früchten sind hingegen kein Problem, weshalb die Kinder Früchte essen durften.

Kein Sport, keine Kalorienreduktion, keine Gewichtsabnahme

Die Kinder mussten keinen Sport machen und auch die Kalorienzahl wurde nicht reduziert.

Die Kalorienmenge, die zuvor in Form von Zucker verzehrt wurde, nahmen die Kinder jetzt in Form von Hotdogs, Pommes und Pizza zu sich. Der Zucker wurde also einfach gegen stärkereiche Produkte ausgetauscht.

Eine Gewichtsabnahme sollte nicht stattfinden, damit man eindeutig sehen konnte, wie sich allein eine Reduktion des Zuckerverzehrs auf die Gesundheit auswirkt. Andernfalls hätte man mögliche gesundheitliche Verbesserungen auch auf eine Gewichtsabnahme zurückführen können.

Die Kinder hatten das Gefühl, viel mehr essen zu dürfen als zuvor, ja, sie fühlten sich geradezu erdrückt von all dem Essen, das ihnen zur Verfügung gestellt wurde – und das nur, weil die Zuckerkalorien mit anderen Kohlenhydraten ersetzt wurden. Ein Zeichen dafür, dass die Kinder viel weniger Kalorien zu sich nehmen würden und dann natürlich automatisch auch abnehmen würden, wenn sie weniger Zucker essen würden.

Nach neun Tagen untersuchte man die Kinder.

Weniger Zucker – Gesündere Kinder

Dr. Jean-Marc Schwarz vom College of Osteopathic Medicine an der Touro University California und Autor der Studie sagte:

Noch nie waren die Ergebnisse so eindeutig wie in dieser Studie; schon nach neun Tagen, in denen die Kinder viel weniger industriellen Zucker essen durften als zuvor, konnten wir unglaubliche Veränderungen bei allen Kindern feststellen:
  1. Der diastolische Blutdruck war um 5 mm/Hg gesunken
  2. die Blutfette um 33 Punkte
  3. das LDL-Cholesterin um 10 Punkte
  4. die Leberfunktionen hatten sich verbessert
  5. der Nüchternblutzucker war um 5 Punkte gesunken und
  6. die Insulinwerte waren gar um ein Drittel zurückgegangen

Diese Ergebnisse sind beeindruckend, zumal man nichts weiter tat, als einen grossen Teil des üblicherweise verzehrten Zuckers gegen Stärkeprodukte auszutauschen, die bekanntlich auch nicht als besonders gesund gelten.

Nicht auszudenken, was geschehen würde, ernährten sich die Kinder plötzlich tatsächlich gesund – also mit mehr Vollkornprodukten, mehr Gemüse und weniger Junk Food. Sie würden sich in kürzester Zeit in vollkommen gesunde und schlanke Kinder verwandeln.

Lesen Sie hier unsere 10 Tipps, damit Kinder mehr Gemüse essen.

Studienleiter Dr. Robert Lustig, Kinderendokrinologe am Universitätsklinikum Benioff Children's Hospital San Francisco schrieb im Frühjahr 2016 im Journal Obesity, wo die Untersuchung veröffentlicht wurde:

Zuckerkalorien sind die schlimmsten!

“Unsere Studie zeigt, dass Kalorien nicht gleich Kalorien sind. Es kommt dagegen extrem darauf an, aus welchem Lebensmittel die Kalorien stammen.

Die Herkunft der Kalorien entscheidet sodann, wie sie im Körper verarbeitet werden. Zuckerkalorien sind die schlimmsten. Denn sie wandeln sich direkt in der Leber zu Fett um, lassen eine Insulinresistenz entstehen und erhöhen das Risiko für Diabetes, Herz- und Leberkrankheiten.

Unsere Studie beweist eindeutig, wie schädlich Zucker für den Stoffwechsel ist. Dabei ist der Zucker nicht unbedingt wegen seines Kalorienreichtums schädlich und auch nicht deshalb, weil er u. U. zu Übergewicht führen könnte“, erklärte Lustig. "Zucker trägt zu den verschiedensten Stoffwechselstörungen bei und führt über kurz oder lang zum metabolischen Syndrom" – mit all seinen schlimmen Folgeerkrankungen.

Ja, Zucker scheint Bluthochdruck definitiv zu verursachen, während Salz, das man lange für Bluthochdruck verantwortlich machte, nur bei konkret salzempfindlichen Menschen den Blutdruck heben kann, wie wir hier erklärt hatten: Zu viel Salz erhöht den Blutdruck

Besser weniger Zucker für Kinder

Die Ergebnisse der Kinderstudie – so Lustig – sollten für Eltern ein deutliches Signal sein, den Zuckerverzehr ihrer Kinder (und natürlich auch ihren eigenen) besser im Auge zu behalten und so die Gesundheit ihrer Kinder zu bewahren.

Besonders gezuckerte Getränke (Softdrinks, Limonaden) und gesüsste Joghurts führen zu einer hohen Zuckeraufnahme in kürzester Zeit und sollten gegen ungesüsste Getränke und ungesüsste Snacks oder Früchte ausgetauscht werden.

Die meisten mit Zucker gesüssten Softdrinks (Cola, Sprite) sowie Fruchtsäfte aus Konzentrat, die ebenfalls mit Zucker gesüsst werden, enthalten pro 100 ml etwa 10 g Zucker. Ein Glas mit 200 ml liefert damit eine Zuckermenge, die 6,5 Stück Würfelzucker entspricht.

Wer im Sommer mal eben über den Tag verteilt einen Liter Cola trinkt, nimmt auf diese Weise ganz unauffällig über 30 Stück Würfelzucker zu sich.

Diese Softdrinks stehen mit hohen Gesundheitsrisiken in Verbindung, die längst wissenschaftlich belegt sind und absolut identisch sind mit jenen, die sich in obiger Studie allein durch Zucker ergeben hatten: Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Probleme, Insulinresistenz (Diabetesvorstufe), Fettleber.

Kein Wunder gehen weltweit 180.000 Todesfälle pro Jahr auf das Konto der süssen Getränke – so Ergebnisse einer Studie von Forschern der University of Illinois aus dem Jahr 2015.

Zucker macht also beileibe nicht nur die Zähne kaputt, sondern zerstört systematisch die Gesundheit des gesamten Organismus, einschliesslich des Gehirns. Denn Zucker reduziert die Konzentrationsfähigkeit und mindert sogar die Intelligenz, wie wir schon hier beschrieben hatten: Ungesunde Ernährung senkt Intelligenz bei Kindern

Tipps für eine gesunde Ernährung Ihrer Kinder finden Sie hier:

  1. Übergewicht bei Kindern – Was tun?

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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Quellen
  • Robert H. Lustig et al. Isocaloric fructose restriction and metabolic improvement in children with obesity and metabolic syndrome. Obesity, 2015, (Isokalorische Fructoseeinschränkung und metabolische Verbesserung bei Kindern mit Übergewicht und metabolischem Syndrom)
  • University of California - San Francisco. "Obese children's health rapidly improves with sugar reduction unrelated to calories: Study indicates that calories are not created equal; sugar and fructose are dangerous." ScienceDaily, 27 October 2015 (Gesundheit von übergewichtigen Kindern verbessert sich schnell bei Zuckerreduktion ohne gleichzeitige Kalorieneinschränkung: Studie zeigt, dass Kalorien nicht gleich beschaffen sind; Zucker und Fructose sind gefährlich)
  • Nita G Forouhi et al. Consumption of sugar sweetened beverages, artificially sweetened beverages, and fruit juice and incidence of type 2 diabetes: systematic review, meta-analysis, and estimation of population attributable fraction. The BMJ, Juli 2015, (Konsum von gezuckerten Getränken, mit Süssstoff gesüssten Getränken und Fruchtsaft und das Auftreten von Diabetes Typ 2: Systematischer Review, Meta-Analyse und Schätzung der bevölkerungsbezogenen attributablen Fraktion)
  • Jean A. Welsh et al., Consumption of Added Sugars and Indicators of Cardiovascular Disease Risk Among US Adolescents.Circulation, 2011, (Verzehr von zugefügtem Zucker und die Anzeichen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei US-amerikanischen Jugendlichen)
  • American Heart Association. "180,000 deaths worldwide each year may be associated with sugary soft drinks, research suggests." ScienceDaily. ScienceDaily, 19 März 2013. (180.000 Tode weltweit jedes Jahr im Zusammenhang mit gezuckerten Softdrinks, so eine Studie)
  • Singh GM et al., Estimated Global, Regional, and National Disease Burdens Related to Sugar-Sweetened Beverage Consumption in 2010. Circulation, Juni 2015, (Geschätzte globale, regionale und nationale Krankheitslast im Zusammenhang mit dem Konsum von gezuckerten Getränken im Jahr 2010)
  • Yanping Li et al. Saturated Fats Compared With Unsaturated Fats and Sources of Carbohydrates in Relation to Risk ofCoronary Heart Disease. Journal of the American College of Cardiology, 2015, (Gesättigte Fette im Vergleich zu ungesättigten Fetten und Kohlenhydratquellen im Zusammenhang mit der koronaren Herzkrankheit)
  • Jiantao Ma et al., Sugar-Sweetened Beverage Consumption is Associated With Change of Visceral Adipose Tissue Over 6 Years of Follow-Up. Circulation, 2016, (Der Konsum von gezuckerten Getränken steht in Zusammenhang mit einer Änderung des viszeralen Fettgewebes im Laufe von 6 Jahren)
  • J. J. DiNicolantonio, S. C. Lucan. The wrong white crystals: not salt but sugar as aetiological in hypertension and cardiometabolic disease. Open Heart, 2014, (Das falsche weisse Pulver: Nicht Salz, sondern Zucker ist ursächlich an der Entstehung von Bluthochdruck und kardiometabolischen Erkrankungen)