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  • Koffein Gehirnschäden
4 min

Koffein greift das Gehirn an

Koffeinhaltige Getränke sind für viele Menschen unverzichtbare Muntermacher. Schweizer Forscher zeigten nun aber, dass regelmässiger Koffeingenuss die Graue Substanz des menschlichen Gehirns verändert. Sie scheint unter der Wirkung von Koffein zu schrumpfen.

Aktualisiert: 16 April 2024

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Koffein lässt die grauen Zellen schrumpfen

Koffein scheint für das Gehirn nicht in jedem Fall vorteilhaft zu sein, wie Schweizer Forscher herausfanden. Koffein könnte zu Gehirnschäden führen. Die weltweit am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz lässt zumindest unsere kleinen grauen Zellen schrumpfen.

Koffein stresst

Viele Menschen können sich den Start in den Tag ohne Kaffee nicht mehr vorstellen. Denn Koffein macht wach – allerdings für den Körper in einer nicht ganz so angenehmen Weise. Koffein versetzt den Organismus in einen Stresszustand. Der Blutdruck steigt und der Herzschlag wird beschleunigt. Wie für Stresszustände üblich, kann man sich nun kurzzeitig besser konzentrieren, was dazu führt, dass auf der ganzen Welt massenweise Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke getrunken werden.

Koffein raubt vielen Menschen den Schlaf

Allerdings ist auch bekannt, dass Koffein zu Schlafstörungen führen kann, besonders wenn es abends konsumiert wird. Schlafmangel wiederum kann die Graue Substanz des Gehirns angreifen – wie frühere Studien zeigten. Daraus könnte man nun schlussfolgern, dass Koffein aufgrund seiner negativen Auswirkungen auf die Schlafqualität letztendlich auch zu Gehirnschäden führen könnte.

Koffein verändert das Gehirn

Ein Forscherteam rund um Dr. Carolin Reichert und Professor Christian Cajochen von der Universität Basel untersuchte diesen Zusammenhang und kam zu einem interessanten Ergebnis ( 1 ) ( 2 ): Koffein führte in der Schweizer Studie nicht zu schlechtem Schlaf, konnte aber dennoch das Gehirn beeinträchtigen und zu Veränderungen in der Grauen Substanz führen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse Mitte Februar 2021 im Fachmagazin Cerebral Cortex .

Die Graue Substanz des Gehirns besteht insbesondere aus den Zellkernen der Nervenzellen, die umgangssprachlich auch als „kleine grauen Zellen“ bezeichnet werden. Die Weisse Substanz hingegen besteht aus den Zellfortsätzen der Nervenzellen, also aus den Nervenfasern.

Weniger Graue Substanz durch Koffein

Für die Schweizer Studie stellten sich 20 gesunde junge Teilnehmer zur Verfügung, die normalerweise täglich Kaffee trinken. Sie erhielten nun 10 Tage lang Koffeinkapseln (3-mal täglich eine Kapsel mit je 150 mg Koffein) und 10 weitere Tage lang Placebo-Kapseln. 150 mg Koffein sind auch in 300 ml Kaffee enthalten (300 ml sind zwei Tassen à 150 ml).

Kaffee sollten sie während der Studiendauer keinen trinken. Am Ende jeder 10-Tages-Periode untersuchten die Wissenschaftler die Graue Substanz der Studienteilnehmer mit Hilfe von Hirnscans. Auch die Schlafqualität wurde überprüft (im Schlaflabor mit Hilfe eines EEG).

Die Schlafqualität der Teilnehmer war erstaunlicherweise immer gleich, ob sie nun Koffein erhalten hatten oder nicht. Doch konnte man eindeutige Unterschiede an der Grauen Substanz erkennen. Nach Ablauf der 10-tägigen koffeinfreien Phase war das Volumen der Grauen Substanz grösser als nach der Koffein-Phase. Der Unterschied war besonders deutlich im Temporallappen, wo auch der Hippocampus lokalisiert ist, eine Region im Gehirn, die für die sog. Gedächtniskonsolidierung wichtig ist.

Als Gedächtniskonsolidierung bezeichnet man einen Prozess, der hauptsächlich nachts während des Tiefschlafs stattfindet. Dabei wird das tagsüber neu Gelernte und Erlebte ins Langzeitgedächtnis überführt und so verfestigt, damit es immer wieder abgerufen werden kann (4).

Gehirn erholt sich schnell wieder nach Koffeinabstinenz

„Unsere Ergebnisse bedeuten nun nicht zwangsläufig, dass Koffein eine negative Auswirkung auf das Gehirn hat“, betonte Reichert. „Doch beeinträchtigt ein täglicher Koffeinkonsum unsere kognitive Hardware auf eine Weise, die Anlass zu weiteren Studien geben sollte.“ Beruhigend an der Schweizer Studie ist immerhin, dass man schon nach 10 Tagen Koffeinabstinenz erkennen konnte, wie sich das Gehirn wieder zu erholen begann, so dass die koffeinbedingten möglichen Gehirnschäden nur temporär zu sein scheinen.

Koffein reduziert den IQ

Allerdings weiss man spätestens seit einer Studie aus dem Jahr 2016, dass sich Koffein sogar auf den IQauswirken kann. Je höher nämlich der Koffeinkonsum einer werdenden Mutter ist, umso niedriger ist der IQ ihres Kindes ( 3 ).

„Kaffeepausen“ lohnen sich!

Da sich in weiteren Studien aus den Jahren 2019 und 2020 ausserdem gezeigt hat, dass Koffein auch noch den Gelenken schadet und das Risiko für Arthrose erhöhen kann, könnten sich - da Kaffee das am häufigsten konsumierte koffeinhaltige Getränk ist - „Kaffeepausen“ durchaus lohnen. Wenn daher vielleicht auch Sie über die Reduzierung Ihres Koffeinkonsums nachdenken, lesen Sie hier, wie Sie sich den Kaffee abgewöhnen können und hier, warum Grüntee deutliche Vorteile gegenüber Kaffee hat. Und auch wenn Sie beim Kaffee bleiben möchten, haben wir interessante Tipps für Sie, nämlich wie Sie den Kaffee gesünder machen können.

Update 24.7.2021 - Viel Kaffee lässt das Gehirn schrumpfen

Während die oben vorgestellte Studie mit Koffeinkapseln durchgeführt wurde und das Ergebnis daher nicht unbedingt auch auf Kaffee zutreffen muss, der ja neben Koffein noch andere Stoffe enthält, die u. U. die negativen Koffeineigenschaften kompensieren könnten, erschien im Juni 2021 eine Studie, in der konkret die Auswirkungen von Kaffee auf das Gehirn untersucht wurden ( 4 ).

Forscher der University of South Australia konnten anhand von 17.702 Teilnehmern (zwischen 37 und 73 Jahren) zeigen, dass ein hoher Kaffeekonsum mit einem kleineren Gehirn und einem erhöhten Demenz-Risiko in Zusammenhang steht. Teilnehmer, die täglich mehr als 6 Tassen Kaffee tranken, hatten ein um 53 Prozent erhöhtes Demenz-Risiko. 1 Tasse Kaffee fasst zwischen 120 ml und 150 ml.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.