Kuhmilch und Fleisch und das Krebsrisiko
In den letzten Jahren nehmen Krebserkrankungen in den gut entwickelten Ländern stetig zu. Besonders Darm- und Brustkrebserkrankungen sind weit verbreitet. So lag im Jahr 2018 Darmkrebs auf Platz 3 der häufigsten Krebserkrankungen bei Männern, bei Frauen gar auf Platz 2.
Auffällig ist zudem, dass gerade bei jungen Menschen in gut entwickelten Ländern wie Deutschland die Krebsfälle stagnieren oder gar wieder ansteigen. Und dies trotz des hohen medizinischen Standards und sog. Vorsorgeuntersuchungen, wie etwa der Darmspiegelung, welche in den Jahren zuvor zu einem generellen Rückgang von Darmkrebsfällen beigetragen haben.
Diesem scheinbaren Paradox geht eine Studie des Krebsforschungszentrums Heidelberg vom März 2021 nach. Hierbei greift die Studie die These auf, dass der Konsum von Kuhmilch und Rindfleisch in einem Zusammenhang zu Darm- und Brustkrebserkrankungen stehen kann. Die Forscher stellten dabei eurasische Rinder in den Fokus ihrer Forschungen, also genau jene Tiere, die auch bei uns sowie in Amerika und Australien in der Fleisch- und Milchindustrie zum Einsatz kommen ( 1 ).
Begünstigt Fleisch- und Milchkonsum Krebs?
Nach Ansicht der Heidelberger Forscher ist ein hoher Fleisch - und Milchkonsum der menschlichen Gesundheit nicht zuträglich. Vielmehr wird ein Zusammenhang mit verschiedenen Krebserkrankungen vermutet.
Um die Hintergründe und Zusammenhänge hinter dieser Annahme zu verstehen, betrachteten die Forscher verschiedene Abläufe auf zellulärer Ebene und zogen auf dieser Basis weitere Schlussfolgerungen. Es wird vermutet, dass es bislang unbekannte oder unzureichend erforschte Risikofaktoren gibt, die ursächlich an verschiedenen Krebserkrankungen beteiligt sein können.
Spezielle Bestandteile tierischer Lebensmittel problematisch
Einer dieser Risikofaktoren sind sogenannte Bovine Meat and Milk Factors (BMMF). BMMF sind DNA-Bestandteile, welche in Kuhmilch und Rindfleisch vorkommen und bei Untersuchungen in menschlichem Krebsgewebe nachgewiesen werden konnten.
Diese DNA-Bestandteile tierischer Lebensmittel sind darüber hinaus in menschlichen Zellen bioaktiv und stehen im Verdacht chronische Entzündungen – insbesondere in hierfür empfänglichen Geweben wie beispielsweise in Krebsvorstufen oder anderweitig anfälligen Geweben – zu fördern wie auch DNA-Schäden in sich teilenden Zellen begünstigen zu können. Diese These wird auch durch die den Forschern vorliegenden Daten unterstützt.
So können sich nach Kontakt mit BMMF in den Jahren bis Jahrzehnten danach u. U. chronische Entzündungen entwickeln, indem sich BMMF-Moleküle in menschlichen Geweben anreichern und dort die oben beschriebenen Gewebsveränderungen begünstigen.
Chronische Entzündungen im Blickpunkt der Forscher
Hierbei stellten die Forscher klar, dass bei dieser Form der chronischen Entzündung hoch komplexe Vorgänge auf zellulärer Ebene ablaufen, bei welchen etliche weitere Faktoren eine Rolle spielen können.
Letztlich gehen die Forscher jedoch davon aus, dass die Ursache zunächst eine verminderte Immunantwort gegen eine Infektion mit BMMF ist. Dies könnte beispielsweise bei mit Kuhmilchprodukten gefütterten Säuglingen im ersten Lebensjahr der Fall sein, da diese noch nicht über ein voll ausgereiftes Immunsystem verfügen. In den weiteren Jahren tritt dann eine langsame und chronische Entzündungsreaktion ein, die durch verschiedene Vorgänge auf zellulärer Ebene und über eine Spanne von mehreren Jahrzehnten zu bösartigen Gewebsveränderungen führen kann.
Neben den Bovine Meat and Milk Factors vermuten die Forscher zudem, dass auch sogenannte zoonotische Infektionserreger aus Rinderprodukten an der Entstehung von Darmkrebs beteiligt sein können. Zoonotische Infektionserreger sind Erreger – beispielsweise Viren oder Bakterien –, die vom Tier auf den Mensch übertragbar sind. Ältere Studien legen jedenfalls einen Zusammenhang zwischen in Rinderprodukten enthaltenen Infektionsfaktoren und Dickdarm- aber auch Brustkrebs nahe.
Diese Erkenntnisse könnten vielversprechend für das Verständnis anderer Krebsarten und Krankheiten wie beispielsweise Prostata- und Lungenkrebs sein. Denn klar ist, dass nach wie vor einige Zusammenhänge und Wirkmechanismen wie auch Wechselwirkungen mit anderen Substanzen noch längst nicht abschliessend erforscht und verstanden sind.
Die Vorteile des Stillens
Neben den zuvor genannten Aspekten zeigt die Studie auch die grossen gesundheitlichen Vorteile auf, die mit dem Stillen verbunden sein können.
Demnach liegt der kritischste Zeitraum für eine BMMF-Infektion nach Ansicht der Studienleiter höchstwahrscheinlich in den ersten Lebensjahren oder noch wahrscheinlicher im ersten Lebensjahr. Während dieser sensiblen Zeitspanne kann die Fütterung von Säuglingen mit Milchprodukten – welche grundsätzlich stark mit BMMF kontaminiert sein können – zu Infektionen führen. Diese wiederum – so wird vermutet – können vom noch nicht ausgereiften Immunsystem des Säuglings nicht hinreichend bekämpft werden und im späteren Leben zu verschieden gesundheitlichen Problemen beitragen.
Dem Stillen ist somit – nicht zuletzt aus den oben beschriebenen Gründen – ein hoher gesundheitlicher Nutzen zuzuschreiben. Auf ein Zufüttern von Kuhmilchprodukten sollte – den Erkenntnissen der Studie nach – soweit möglich verzichtet werden.
Was Sie tun können, um Ihr Krebsrisiko zu senken
Die zuvor aufgezeigten Forschungsergebnisse machen einmal mehr den Stellenwert einer ausgewogenen und pflanzenbasierten Ernährung für die Erhaltung der menschlichen Gesundheit deutlich. Pflanzenbasiert bedeutet, dass die Ernährung grösstenteils oder sogar vollständig aus pflanzlichen Lebensmitteln zusammengestellt wird. Wenn Sie mit dieser Form der gesunden Ernährung noch keine Erfahrung haben, dann finden Sie in unserer Rezepterubrik Youtube-Kanal vorbei, wo Sie feststellen, wie schnell, unkompliziert und köstlich gesunde Rezepte sein können. Wenn Sie konkrete Ernährungspläne benötigen, so finden Sie bei uns zahlreiche einwöchige Ernährungspläne für die verschiedensten Zwecke.