Tomatensauce für den Darm
Tomatensauce gilt ein bisschen als Fast Food – und hat, da sie oft zu Weissmehlpasta, Burgern oder Salamipizza serviert wird, nicht unbedingt einen guten Ruf. Die Tomatensauce aber kann für all die ungesunden anderen Zutaten nichts. Denn sie selbst hat enorme gesundheitliche Vorteile, z. B. für die Prostata, zumindest wenn man sie (oder andere Tomatenprodukte) täglich isst. Spanische Forscher zeigten in einer Studie, dass Tomaten ausserdem die Darmgesundheit fördern können.
Das Antioxidans Lycopin
Verantwortlich für die schützende Wirkung auf die Prostata soll insbesondere der tomateneigene sekundäre Pflanzenstoff Lycopin sein, der u. a. über antioxidative Eigenschaften verfügt. Lycopin gehört zur Gruppe der Carotinoide und gibt der Tomate ihre rote Farbe.
Antioxidativ wirkt der Stoff deshalb, weil er die Zellen vor Schäden durch oxidativen Stress (freie Radikale) schützen kann, beispielsweise infolge von UV-Strahlung, so dass ein regelmässiger Tomatenverzehr auch als natürliche Sonnenschutzmassnahme gilt.
Genauso zählen Tomaten zu jenen Lebensmitteln, die sich positiv auf die Atemwege auswirken und die Lungenfunktionen verbessern können.
Das Präbiotikum Oligofructose
Forscher der Universitat Politècnica de València in Spanien untersuchten nun, wie Antioxidantien im Darm mit der dort angesiedelten Darmflora interagieren. Im Fokus der Untersuchungen stand wiederum das Lycopin, aber auch andere Stoffe der Tomate.
Die in Tomaten enthaltene Oligofructose beispielsweise hatte sich bereits in früheren Studien als Präbiotikum erwiesen. Präbiotika sind Stoffe, die den Darmbakterien als Nahrung dienen und daher das Wohlbefinden der Darmflora und somit langfristig die Darmgesundheit fördern können.
Das Probiotikum Lactobacillus reuteri
Forschungsleiterin Ana Belén Heredia untersuchte nun in ihrer aktuellen Studie, wie Lactobacillus reuteri – ein probiotischer Darmbakterienstamm – auf die Antioxidantien der Tomatensauce reagiert, und auch wie der Kochprozess diese Reaktion verändern würde ( 3 )
L. reuteri ist schon lange für seine positiven Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit bekannt. Befindet er sich in relevanter Anzahl im Darm des Menschen, dann wirkt er sich schützend auf die Zahnfleischgesundheit aus, arbeitet an der Regulierung des Cholesterinspiegels mit, lindert Koliken bei Babys und beugt Hautallergien vor. Ein spezieller Unterstamm des L. reuteri schützt ausserdem vor einer Infektion mit Helicobacter pylori, dem Magenkeim, der gerne für Magenschleimhautentzündungen bis hin zu Magenkrebs verantwortlich gemacht wird.
Birnentomaten sind besonders lycopinreich
Man wählte die sog. Birnentomaten, da diese einen höheren Lycopingehalt haben. Birnentomaten sind leicht an ihrer birnenförmigen Optik erkennbar.
"Wir untersuchten die Aktivität der Darmbakterien in Anwesenheit des Lycopins aus der Tomatensauce, aber auch die Einflüsse der Darmbakterien auf die Bioverfügbarkeit des Lycopins“, erklärte Heredia. Ausserdem wollte das Forscherteam herausfinden, ob man für den positiven Effekt der Tomaten auf die Darmflora gekochte oder rohe Tomaten essen sollte ( 4 ).
Gekochte Tomatensauce fördert Darmflora besser als rohe Tomatensauce
Es zeigte sich, das die Tomatensauce die positiven Auswirkungen von L. reuteri auf die Gesundheit verstärken kann, wobei gekochte Tomatensauce erfolgreicher war als die rohe Variante.
Der Kochprozess stabilisiert das Lycopin (man nennt den Vorgang Cis/Trans-Isomerisierung), was für die bessere Wirkung der gekochten Sauce verantwortlich sein könnte. Ein derart stabilisiertes Lycopin überlebt nun wiederum auch den Verdauungsprozess deutlich besser und kann somit auch in höheren Mengen resorbiert werden.
Tomatensauce für den Darm: Mit Probiotika kombinieren!
Ideal sei es für den Darm, wenn man die Tomaten-Mahlzeit gleich mit Probiotika kombiniere, so Ana Belén Heredia. Das gewählte Probiotikum sollte sicherheitshalber L. reuteri enthalten (z. B. Combi Flora) – auch wenn natürlich nicht ausgeschlossen werden kann, dass andere probiotische Stämme ebenfalls entsprechend positive Auswirkungen haben. Sie wurden nur noch nicht in dieser Hinsicht überprüft.
Man könnte also z. B. das Probiotikum einnehmen und anschliessend eine Mahlzeit mit Tomatensauce geniessen. Und auch wenn Pasta und Pizza als ungesundes Junk Food gelten, so kann man beide Gerichte doch auch äusserst gesund gestalten.
Wählen Sie beispielsweise Dinkel-Vollkornnudeln oder Pasta aus Hülsenfrüchten, z. B. Linsen- oder Kichererbsennudeln. Auch Nudeln aus Reisvollkornmehl sind sehr lecker und gleichzeitig glutenfrei.
Pizza lässt sich ebenfalls in zahlreichen sehr gesunden Varianten herstellen ( z. B. mit einem Vollkornteig – ob mit oder ohne Gluten – und belegt mit vielen verschiedenen Gemüsen und veganem Käse.