Vollkorn erhöht Ihre Lebensdauer
Mitten im Glutenfrei-Wahn hat sich in einer Studie der Harvard Schule für Ernährung gezeigt, dass der Konsum von Vollkornprodukten das Risiko von schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen merklich reduzieren und damit auch die Lebensdauer erhöhen kann. Gleichzeitig kann der Vollkornverzehr die Sterblichkeitsrate verringern. Und selbst wer nur Kleie einnimmt – so die die Studie – kann immerhin noch mit einer Verringerung der Sterblichkeitsrate um 6 Prozent rechnen ( 1 ).
Die Studie wurde im Januar 2015 im Fachmagazin JAMA Internal Medicine veröffentlicht und umfasste die Daten von mehr als 74.000 Frauen und über 43.000 Männer im Zeitraum von 1984 bis 2010. Keiner der Patienten litt zu Beginn der Studie unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs – was sich im Verlauf der Studie abhängig von der Ernährung jedoch änderte ( 2 ).
Denn je mehr Vollwertprodukte (statt raffinierter Getreideprodukte) die Studienteilnehmer aßen, umso besser ging es ihnen – und zwar völlig unabhängig von anderen Ernährungsgewohnheiten und Lebensstilen.
Je mehr Vollkorn, umso gesünder
„Unsere Studie unterstützt die derzeitigen Ernährungsrichtlinien, die Vollkorn als gesunden Bestandteil einer Ernährung einschätzen, die vor den wichtigsten chronischen Krankheiten schützen kann“,
sagt Dr. Qi Sun, der die Studie im Auftrag der Harvard University leitete.
Die Studie brachte die folgenden Ergebnisse:
- Der Konsum von Produkten aus dem vollen Korn steht im Zusammenhang mit einer durchschnittlich um 9 Prozent niedrigeren Allgemein-Sterberate und einer um bis zu 15 Prozent niedrigeren Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Jede Portion vollwertiges Getreide (28 g/Tag) führte zu einer 5-prozentigen Senkung des allgemeinen Sterblichkeitsrisikos und zu einer 9-prozentigen Reduzierung der mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziierten Sterberate.
- Es wurde keine geringere Sterblichkeit durch den alleinigen Verzehr von Getreidekeimen festgestellt, obwohl sie ein essentieller Bestandteil von Vollkorn sind. Damit sind keine Keimlinge und Sprossen gemeint, sondern der Keim des trockenen Korns.
- Das Ersetzen von Weißmehlprodukten und rotem Fleisch durch Vollkorn äußerte sich in einer niedrigeren Sterberate.
- All jene, die besonders viel Vollwertprodukte zu sich nahmen, wie z. B. in Form von Porridge, braunem Reis, Getreide und Quinoa schienen am besten gegen Krankheiten geschützt zu sein. Im Speziellen gilt dies für Herzkrankheiten.
- Besonders gut schnitten vollwertige Pseudogetreide (Quinoa, Buchweizen) oder glutenfreies Getreide (Reis) ab.
Der letzte Punkt zeigt, dass die Bezeichnung "aus dem vollen Korn" nicht immer gleichzeitig auch Gluten bedeutet. Denn schließlich kann man auch glutenfreie Getreide (bzw. Pseudogetreide) in der Vollkornvariante zu sich nehmen, wie z. B. der genannte Reis, Quinoa, Hirse, Mais, Buchweizen und Amaranth.
* Hier finden Sie unseren glutenfreien Ernährungsplan
Was ist Vollkorn?
Ein Getreidekorn besteht aus drei Teilen:
- Den ballaststoffreichen Randschichten, die auch Kleie genannt werden
- Dem winzigen fetthaltigen Keim, aus dem die Pflanze entstehen würde
- Dem stärkehaltigen Hauptteil des Korns, Endosperm genannt, der dem Keim als erste Nahrung dienen soll, wenn die Pflanze zu keimen und wachsen beginnt
Wenn dieses Getreidekorn nun komplett gemahlen wird, dann nennt sich das Ergebnis Vollkornmehl.
Viele Vitalstoffe: Blutdruck und Cholesterin sinken
Alle diese Lebensmittel liefern zum einen eine ordentliche Ballaststoffmenge und zum anderen eine hohe Vielfalt und Dosis an Vitalstoffen, wie z. B. die B-Vitamine, Calcium, Magnesium, Zink, Eisen, Kupfer, Mangan sowie eine Menge Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe. Im Getreidekeim finden sich überdies wertvolle Fettsäuren und das antioxidativ wirksame fettlösliche Vitamin E.
Die zahlreichen Vitalstoffe und Ballaststoffe sind es dann auch, die dazu führen, dass regelmäßiger Vollkornverzehr den Blutdruck sowie die Blutzucker- und die Blutcholesterinwerte senkt.
Weißmehl enthält weder Ballaststoffe noch Vitalstoffe
Die typische europäische und nordamerikanische Ernährung enthält Getreide meist in der raffinierten Version (Weißmehl). Man entfernt dem Korn die äußeren Kleieschichten sowie den Keim. Übrig bleibt das bekannte Weißmehl oder der polierte Reis. Beides lässt sich wunderbar lagern und aus letzterem kann man die beliebten locker-luftigen Backwaren herstellen. Beides ist jedoch auch nahezu frei von Ballast- und Vitalstoffen.
Gerade diese beiden Stoffgruppen aber sind es, die – laut Dr. Lu Qi – zu den vorteilhaften Auswirkungen des Vollkorngetreides führen, die also das Risiko der allgemeinen Sterblichkeit sowie das Todesrisiko senken. Letzteres, weil vollwertiges Getreide bei der Prävention chronischer Erkrankungen wie z. B. Krebs, Herzkrankheiten, Diabetes und Atemwegserkrankungen helfen.
Phytinsäure und Lektine aus Vollkorn: In der richtigen Dosis gesund
Zu den krebsbekämpfenden, entzündungshemmenden und teilweise auch blutverdünnenden Stoffen des Getreides gehören genau jene, die in der Gesundheitsszene oft abgewertet werden, wie die Phytinsäure, Lektine, die Enzymhemmer und viele andere. Wie immer kommt es auch hier auf die richtige Dosis und die Gesamternährung bzw. den Lebensstil des einzelnen Menschen an.
Wer ausschließlich von Weizen-Weißmehlprodukten und poliertem Reis mit Wurst, Käse und Fleisch lebt, wird kaum in den Genuss der positiven Getreideeigenschaften gelangen. Im Gegenteil. Er wird unter der Überdosis Gluten und isolierter Kohlenhydrate leiden.
Wer hingegen Weizen meidet und stattdessen andere Getreide (Hirse, Dinkel, Grünkern, Hafer) sowie Pseudogetreide wählt und diese in der vollwertigen Version gemeinsam mit viel Gemüse, Salaten, Nüssen und Sprossen isst und sich gerne draußen an der frischen Luft bewegt, wird am allerbesten von den Vorteilen des Vollkorns profitieren können ( 3 ).