Zentrum der Gesundheit
  • Gefahr vegane Ernährung
4 min

Neue Gefahrenquelle bei veganer Ernährung entdeckt?

Vegane Ernährung könne zu einem ganz bestimmten Nährstoffmangel führen, an den bisher noch keiner gedacht habe, warnt eine Ernährungsexpertin in einem Fachjournal. Gibt es dieses „neue“ Risiko bei der rein pflanzlichen Ernährung tatsächlich?

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Stand: 22 April 2024

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Vegane Ernährung: Ist Cholinmangel eine Gefahr?

Da in letzter Zeit immer mehr Studien zu all den gesundheitlichen Vorzügen pflanzenbasierter Ernährungsformen erscheinen, stellen immer mehr Menschen ihre Ernährung um. Sie essen verstärkt Obst und Gemüse, greifen immer häufiger zu Fleisch- und Milchersatzprodukten oder ernähren sich gleich ganz vegan – nicht zuletzt auch aus ökologischen Gründen.

Jetzt aber warnte eine Ernährungsexpertin, dass genau diese Ernährungsform viel zu wenig Cholin enthalte, was zu allerlei Gesundheitsbeschwerden führen könne, etwa einer Fettleber, einem erhöhten Demenzrisiko oder bei Kindern zu Entwicklungsstörungen.

Warum Sie sich vegan ernähren sollten!

Gerade aber die pflanzenbasierte Ernährung gilt als sehr gesund. So kann sie beispielsweise das Krebsrisiko reduzieren, wie zahlreiche Studien zeigen. Auch für Diabetiker ist die vegane Ernährung äusserst empfehlenswert, so eine Studie von 2018.

Die pflanzenbasierte Ernährung hilft ausserdem nicht nur dabei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, sondern auch die Herz-Kreislauf-Gesundheit zu verbessern, wie die hier vorgestellte Studie zeigt. Bei über 90 Prozent der untersuchten Probanden konnte die pflanzenbasierte Ernährung sogar zuvor verstopfte Blutgefässe wieder öffnen.

Nicht einmal in Sachen Knochengesundheit ist die vegane Ernährung eine Gefahr, wie oft behauptet wird (weil Milchprodukte nach wie vor als vermeintliche Knochenstärker gelten). Schon im Jahr 2011 war eine Studie ( 1 ) zu diesem Thema erschienen. Trotz niedriger Vitamin-D-Spiegel und milchloser Ernährung war die jährliche Verlustrate der Knochendichte bei den untersuchten Veganerinnen geringer als bei den Allesesserinnen.

Nichtsdestotrotz macht sich Emma Derbyshire, Ernährungsberaterin und Gründerin der Ernährungsberatungsfirma Nutritional Insight (in Surrey/Vereinigtes Königreich) grosse Sorgen – so schrieb sie in einem Artikel, der im August 2019 im Fachjournal BMJ Nutrition, Prevention & Health veröffentlicht wurde ( 2 ) ( 3 ). Denn mit der veganen Ernährung werde zu wenig Cholin aufgenommen.

Führt Cholinmangel zur Fettleber?

Cholin ähnelt den B-Vitaminen und findet sich daher häufig als Komponente in Vitamin-B-Komplex-Präparaten. Die Substanz wird als Baustoff für sämtliche Zellmembrane im Körper benötigt. Auch der wichtigste Neurotransmitter (Acetylcholin) im Gehirn kann nur hergestellt werden, wenn ausreichend Cholin vorhanden ist.

Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet von Cholin ist der Fetttransport. Cholin ist ein wichtiger Bestandteil der Transporterproteine (VLDL), die Fette und Cholesterin von der Leber in die Gewebe transportieren.

Aus diesen Aufgaben ergeben sich somit auch bereits mögliche Folgen eines Cholinmangels. An erster Stelle wird meist die sog. Nichtalkoholische Fettleber genannt. Denn wenn zu wenig Cholin zur Verfügung steht, können nicht genug Transporterproteine gebildet werden, so dass das Fett nicht aus der Leber transportiert wird. Es reichert sich stattdessen dort an und die Leber verfettet.

Mindestens genauso ungünstig ist ein Cholinmangel fürs Gehirn. Möglicherweise lässt das Gedächtnis und die Konzentration nach und insgesamt lassen die intellektuellen Fähigkeiten zu wünschen übrig. Daher wird inzwischen darüber debattiert, ob ein Cholinmangel nicht gar mit der Entstehung von Alzheimer in Verbindung stehen könnte bzw. ob die Einnahme von Cholin Alzheimer vielleicht bremsen oder verhindern könnte ( 6 ) ( 7 ).

Da Cholin auch massgeblich an der Gehirnentwicklung des Embryos beteiligt ist, soll ein Cholinmangel in der Schwangerschaft zu Entwicklungsstörungen und beim Kind sodann zu kognitiven Beeinträchtigungen führen können.

Zahlreiche Wissenschaftler raten zur pflanzenbasierten Ernährung

Derbyshire kritisiert insbesondere den Bericht, der EAT-Lancet Commission on Food, Planet, Health( 4 ) ( 5 ), der Anfang 2019 in The Lancet veröffentlicht wurde. Darin raten zahlreiche unabhängige Wissenschaftler zu einer pflanzenbasierten Ernährungsweise mit nur sehr kleinen Fleisch-, Fisch-, Eier- und Milchproduktemengen.

Eine solche Ernährung könnte – so der Bericht – drei der derzeit wichtigsten Ziele erreichen: Alle Menschen können satt werden, die Gesundheit der Menschen wird gestärkt (was von der jetzigen (westlichen) Ernährung nicht gesagt werden kann) und die Erde wird entlastet.

Endlich also raten gleich mehrere Wissenschaftler und offizielle Stellen zu einer Ernährungsform, die auch ökologische Aspekte miteinbezieht und nachweislich sehr gesund ist. Endlich steigen immer mehr Menschen auf genau diese Ernährungsform um. Und was passiert?

Warum Sie bei veganer Ernährung keinen Cholinmangel befürchten müssen

Vermeintliche „Ernährungsexperten“ bringen Gegenargumente an, die in der Realität gar nicht relevant sind, denn wo sind all die vegan lebenden Menschen mit Cholinmangel? Wo sind die Veganer mit Fettleber? Wo die Kinder von vegan lebenden Menschen, die kognitive Störungen haben und unterentwickelte Gehirne?

Dass eine vegane Ernährung keinesfalls zu einem Cholinmangel führen muss, ja sogar vor einer Fettleber schützen kann und wie Sie sich bei pflanzlicher Ernährung mit ausreichend Cholin versorgen, lesen Sie in unserem Hauptartikel Cholin in der veganen Ernährung, wo Sie auch eine Liste mit pflanzlichen Lebensmitteln finden, die sehr gut mit Cholin versorgen können.

Warum sich Emma Derbyshire plötzlich so sehr um die Veganer sorgt, ist schnell erklärt. Sie ist Mitglied im MAP (Meat Advisory Panel), einer Initiative, die den Verbrauchern nahelegen soll, wie wichtig Fleisch ist. Gesponsert wird das MAP aus einem 2-Millionen-Pfund-Fonds der AHDB ( Agriculture and Horticulture Development Board), einer Vereinigung der entsprechenden Landwirte ( 8 ).

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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