Leberzirrhosen können tödlich sein, besonders bei gleichzeitigem Darmpilz
Leberzirrhosen stehen auf der Liste der häufigsten Todesursachen weltweit an 12. Stelle. Die Hälfte der tödlichen Leberzirrhosen geht dabei auf das Konto von Alkohol.
Meiden Erkrankte ab sofort den Alkohol, kann die Krankheit gestoppt werden. Ist die Leberzirrhose jedoch nicht alkoholbedingt, kann sie auch die Folge einer Autoimmunerkrankung (Autoimmunhepatitis) sein, einer Virushepatitis oder auch einer Fettleber. Letztere kann wiederum alkoholbedingt sein, aber auch ganz ohne Alkohol auftreten, insbesondere bei Übergewichtigen und Diabetikern.
Baut man das Übergewicht ab, stellt die Ernährung um und sorgt für regelmässige Bewegung, lässt sich häufig auch die Fettleber zurückbilden und somit die Leberzirrhose aufhalten. Bei anderen Ursachen jedoch ist die Leberzirrhose kaum behandelbar. Oft hilft nur noch ein Spenderorgan.
Forscher der University of California San Diego School of Medicine entdeckten nun, dass Darmpilze das Sterberisiko von Patienten mit alkoholbedingter Leberzirrhose erhöhen können (1). Erste Versuche an Mäusen zeigten, dass sodann eine Anti-Pilzbehandlung das Fortschreiten der Krankheit stoppen konnte (2).
Darmpilze behandeln, Leberzirrhose stoppen
Dr. Bernd Schnabl, Professor für Gastroenterologie und Autor der Studie, die im Journal of Clinical Investigation veröffentlicht wurde, erklärt: „Möglicherweise werden wir bald dazu in der Lage sein, das Fortschreiten einer Leberzirrhose zu verlangsamen, wenn wir uns auf die Pilzansiedlungen im Darm konzentrieren.“
Dies trifft insbesondere auf die alkoholbedingte Leberzirrhose zu, da Alkoholmissbrauch zu einer gestörten Darmflora führt. Das bedeutet, dass im Darm von Alkoholikern schädliche Bakterien und auch Pilze überhandnehmen, während nützliche Darmbakterien verdrängt werden.
Je stärker das Pilzwachstum, umso schlimmer die Leberzirrhose
Je stärker das Pilzwachstum zunimmt, umso schwerer scheint der Verlauf einer Leberzirrhose zu sein. Teile der pilzeigenen Zellwände gelangen durch die Darmschleimhaut in die Bauchhöhle und zu anderen Organen, wie z. B. zur Leber. Im Innern der Leber binden sich die Pilzwandbestandteile an bestimmte Abwehrzellen und lösen so eine chronische Entzündungsreaktion aus, die nun wiederum zum Untergang von Leberzellen führt und somit die Leberzirrhose anheizt.
Wurden die betroffenen Mäuse jedoch mit einem Anti-Pilzmittel behandelt (Amphotericin B, das jedoch – angeblich trotz fehlender Nebenwirkungen – für Menschen nicht zugelassen ist), dann waren ihre Leberläsionen und Fettansammlungen in der Leber deutlich geringer als bei den unbehandelten Mäusen.
Patienten mit Leberzirrhose leiden häufig an Candida-Infektionen
Anschliessend verglich das Team um Professor Schnabl die Pilzansammlungen im Stuhl von 8 gesunden Personen mit den Pilzansammlungen im Stuhl von 20 Alkoholikern, die bereits an einer Leberzirrhose erkrankt waren. Es zeigte sich, dass die Gesunden eine höhere Diversität an Darmpilzen aufwiesen, es in deren Stuhl also viele unterschiedliche Pilzstämme gab, was bei den Kranken nicht der Fall war. Letztere hatten stattdessen von einem bestimmten Pilz extrem hohe Werte: vom Hefepilz Candida.
Je mehr Pilze, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient stirbt
In einer anderen Gruppe (27 Leberzirrhose-Patienten) entdeckte Schnabls Team, dass das Sterberrisiko umso höher stieg, je stärker der jeweilige Patient unter Darmpilzansammlungen litt. 14 dieser Patienten hatten eine hohe Pilzbelastung, 13 eine eher niedrige. Nach fünf Jahren lebten noch 77 Prozent in der Gruppe mit niedriger Pilzbelastung, aber nur noch 36 Prozent in der Gruppe mit ursprünglich hoher Pilzbelastung.
Nicht allein der Pilz heizt die Leberzirrhose an
Allerdings gab Professor Schnabl zu bedenken, dass unter Umständen gar nicht allein die Pilze zum Fortschreiten der Leberzirrhose führten, sondern vielmehr die Pilze in Kombination mit einem Leaky Gut Syndrom, das auch ganz ohne Pilze zu chronischen Entzündungsprozessen, Autoimmunreaktionen und anderen Gesundheitsbeschwerden führen kann.
Fast noch interessanter ist, dass eine kranke Darmflora u. U. überhaupt erst zum Alkoholismus beitragen kann, wie eine Studie aus 2014 ergab (3).