Zentrum der Gesundheit
  • Eierstock Untersuchung
4 min

Eierstock-Screening: unnötig und sinnlos

Manche Frauenärzte empfehlen ihren Patientinnen ein Eierstock-Screening zur Krebsvorsorge. Eine Kassenleistung ist das aber nicht, so dass die Patientinnen die Kosten selbst tragen müssen. Damit nicht genug: Längst ist bekannt, dass die Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke in Sachen Krebsvorsorge meist unnötig und sinnlos ist – und ausserdem noch Risiken birgt.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 04 September 2023

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Eierstock-Screening eignet sich nicht zur Krebsvorsorge

Etwa 14 von 1000 Frauen erkranken in Deutschland im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs. Etwa 10 von 1000 Frauen sterben daran ( 3 ). Das Problem beim Eierstockkrebs ist, dass er sich unbemerkt entwickeln kann. Wird er dann entdeckt, ist er oftmals schon so weit fortgeschritten, dass die üblichen Therapien kaum noch anschlagen. Dennoch eignet sich das Eierstock-Screening beim Gynäkologen nicht zur Krebsvorsorge, wie Sie gleich erfahren werden.

Eierstock-Screening: eine IGeL

Das Eierstock-Screening – eine vaginale Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke – soll der Früherkennung von Eierstockkrebs dienen. Man will damit also die Zahl der Todesfälle durch Eierstockkrebs senken. Die Krankenkassen bezahlen das Screening jedoch nur, wenn bereits aufgrund von Symptomen ein einschlägiger Verdacht besteht.

Ansonsten ist das Eierstock-Screening eine IgeL (Individuelle Gesundheitsleistung), die von der Patientin bezahlt werden muss. Das aber lohnt sich offenbar gar nicht, wie eine Studie zeigte, die im Mai 2021 im renommierten Journal The Lancet erschienen war.

Eierstock-Screening kann Todesfallzahlen nicht senken

Für die Untersuchung hatte man die Daten von mehr als 200.000 Frauen im Alter von 50 bis 74 Jahren ausgewertet ( 1 ). Die Frauen wurden in drei Gruppen eingeteilt: 1. Frauen, die im Verlauf von 16 Jahren nie ein Screening machen liessen, 2. Frauen, die einmal jährlich ein Ultraschallscreening machen liessen und 3. Frauen, die zur Eierstockkrebsvorsorge regelmässig einen Bluttest (auf den Tumormarker CA-125) und erst dann bei Bedarf einen Ultraschall machen liessen.

Es zeigte sich, dass weder die jährlichen Screenings noch die kombinierte Variante (Bluttest und bei Bedarf Ultraschall) die Zahl der Todesfälle durch Eierstockkrebs reduzieren konnten.

Die Idee der Früherkennung ist an und für sich gut. Denn man hofft, den Krebs so früh schon zu erkennen, dass man ihn noch gut behandeln kann. Doch auch dann kam es nicht zu weniger Todesfällen.

Eine frühere Studie aus dem Jahr 2011 mit fast 80.000 Frauen hatte schon ganz ähnliche Ergebnisse gebracht ( 4 ). Die kombinierte Screening-Methode aus CA-125-Bluttest und Ultraschall konnte die Sterblichkeit durch Eierstockkrebs nicht senken.

Eierstock-Screening kann nicht empfohlen werden

Professor Usha Menon vom University College London erklärt, dass das Screening (zuvor symptomlosen) Eierstockkrebs definitiv früher erkenne, aber dennoch keine Leben rette, weshalb das Eierstock-Screening nicht als allgemeine Vorsorgeuntersuchung empfohlen werden könne.

„Wir sind von diesem Ergebnis enttäuscht“, sagt Menon. „Denn es ist wirklich nicht das, was wir von unserer Studie erhofft hatten und wofür wir (das Forscherteam) all die Jahre gearbeitet hatten ( 2 ).“

Allein mit dem Bluttest konnten 39 Prozent mehr Eierstockkrebsfälle im frühen Stadium (I oder II) entdeckt werden als in der Gruppe, die gar kein Screening machen liess. Gleichzeitig wurden 10 Prozent weniger Krebsfälle in einem späteren Stadium (III oder IV) entdeckt – ebenfalls verglichen mit der Gruppe, die kein Screening machen liess. Dennoch konnte man in einem Zeitraum von 11 Jahren daraus keinen Vorteil im Hinblick auf die Sterbezahlen erkennen. Es starben also in den Screening-Gruppen genauso viele bzw. wenige Frauen wie in der Gruppe ohne Screening.

Fehldiagnosen und andere Nachteile durch Eierstock-Screening

In einer Übersichtsarbeit von 2018 (4 Studien wurden dafür ausgewertet) zeigte sich sogar ( 5 ), dass das Eierstock-Screening deutliche Nachteile für die betreffenden Frauen mit sich bringen kann: Denn es kommt immer wieder vor, dass Frauen die Eierstöcke entfernt werden, weil man im Screening glaubt, Krebs zu erkennen, was sich im Nachhinein aber als falscher Alarm entpuppt.

Bei bis zu 15 Prozent der operierten Frauen kommt es ausserdem zu Komplikationen durch die Operation, was umso schlimmer ist, wenn es dann gar kein Krebs war. Komplikationen können Narkoseprobleme sein, Infektionen, eine gestörte Wundheilung oder auch Thrombosen.

Zusätzlich sollten die psychischen Folgeschäden nicht ausser Acht gelassen werden, die sich einstellen, wenn eine Frau eine Krebsdiagnose erhält und operiert wird, und sich dann herausstellt, dass sie doch keinen Krebs hatte.

Eierstöcke werden entfernt, obwohl es nicht nötig wäre

Dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt, zeigen konkrete Zahlen aus obiger Studie (5): Bei 47 von 1000 Frauen aus der Screening-Gruppe wurden im Verlauf von 10 Jahren einer oder beide Eierstöcke entfernt, in der Gruppe ohne Screening waren es 14 von 1000 Frauen. An Eierstockkrebs starben jedoch in beiden Gruppen nur jeweils 3 von 1000. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen schreibt auf seiner Seite: „Infolge der Früherkennungsuntersuchung wurden 33 von 1000 Frauen die Eierstöcke entfernt, ohne dass sie dadurch einen gesundheitlichen Vorteil hatten ( 3 ).“

Eierstock-Screening macht zur Vorsorge keinen Sinn

Ein Eierstock-Screening macht als Vorsorgeuntersuchung also für die meisten Frauen keinen Sinn. Wenn aber Symptome vorhanden sind, sollten Sie diese natürlich abklären lassen, z. B. Schmerzen, Verdauungsbeschwerden oder andere ungewöhnliche Symptome. Auch wenn bereits Vorerkrankungen im Unterleib bekannt sind oder in der Vergangenheit dort bereits Operationen oder Behandlungen stattfanden (z. B. Verödung der Gebärmutterschleimhaut, Endometriose-Operationen o. ä.), können durch das Eierstockscreening Veränderungen an den Eierstöcken erkannt werden, die auch nicht unbedingt bösartig sein müssen.

Doch selbst bei Eierstockkrebs gibt es Möglichkeiten der Prävention, etwa über eine gesunde Ernährung, wie wir in unserem Artikel Kein Eierstockkrebs dank gesunder Ernährung beschreiben. Dort finden Sie zusätzlich einen Link zu einem Artikel, in dem erklärt wird, wie sekundäre Pflanzenstoffe aus vier bestimmten Lebensmitteln das Risiko für Eierstockkrebs senken können.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.