Eierstockkrebs-Prävention mit Antioxidantien
Eierstockkrebs gehört aufgrund seiner meist späten Entdeckung zu jenen Krebsarten mit nicht so guten Heilungschancen. Prävention ist hier also von besonders grosser Wichtigkeit.
Als Mitursachen gelten freie Radikale aus der Umwelt und der Nahrung. Sie können schwerwiegende Zellschäden im menschlichen Körper hervorrufen und so schlimmstenfalls Krebserkrankungen auslösen. Antioxidantien aus der Nahrung jedoch neutralisieren freie Radikale, verhindern auf diese Weise Zellschäden und mindern so das Krebsrisiko – auch das Eierstockkrebsrisiko.
Beim epithelialen Eierstockkrebs – der häufigsten Eierstockkrebsform – erleiden 80 Prozent der Patientinnen einen Rückfall nach der ersten Chemotherapie. Es ist daher gut, Massnahmen zu kennen, die das Eierstockrisiko reduzieren können – und zwar vor allem Massnahmen, die von den Patientinnen ganz leicht im Alltag umgesetzt werden können.
Hierzu gehört ganz besonders eine gesunde Ernährung aus solchen Lebensmitteln, die antioxidative Bestandteile mit nachweislich eierstockkrebsfeindlicher Wirkung enthalten.
Flavonoide verringern Krebsrisiko
Zu den besonders wirksamen Antioxidantien zählen die sog. Flavonoide. Prof. Aedín Cassidy und ihr Team an der britischen University of East Anglia überprüften daher, welche Flavonoide sich am besten zur Prävention von Eierstockkrebs eignen.
Zu diesem Zweck werteten sie in ihrer Studie von 2014 die Daten von mehr als 170.000 Frauen zwischen 25 und 55 aus, deren Ernährungsgewohnheiten sie über drei Jahrzehnte hinweg dokumentiert hatten ( 1 ).
Flavonole und Flavanone
Es gibt unterschiedliche Flavonoide. Als besonders wirksam bei der Prävention dieser Krebsart erwiesen sich die beiden Flavonoide namens Flavonole und Flavanone.
Prof. Cassidy erläutert:
Wir fanden heraus, dass Frauen, die häufig Lebensmittel mit einem hohen Anteil dieser beiden Flavonoid-Untergruppen assen, ein signifikant verringertes Risiko für epithelialen Eierstockkrebs aufwiesen."
Flavonole und Flavanone sind natürlicherweise in verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten und lassen sich daher recht einfach in den täglichen Speiseplan integrieren. So enthalten etwa Äpfel und Weintrauben, aber auch Schwarztee grosse Mengen an Flavonolen. Flavanone finden sich beispielsweise in Zitrusfrüchten und deren Säften.
Prof. Cassidy betont, dass einfache Veränderungen in den Ernährungsgewohnheiten bereits einen grossen Unterschied machen können:
Schon allein zwei Tassen Schwarztee am Tag standen mit einem um 31 Prozent reduzierten Risiko für den Krebs in Verbindung."
Wer zusätzlich zu seinen zwei Tassen Schwarztee noch ein Glas frisch gepressten Orangensaft trinkt, gerne Grapefruits, Äpfel und Weintrauben isst oder Zitronensaft mit Wasser verdünnt mag, tut somit bereits viel, um sein Eierstockkrebsrisiko zu senken.
Zwiebeln gegen Eierstockkrebs
Im Jahr 2016 wurde eine weitere Studie veröffentlicht, die sich ebenfalls der Wirkung von Lebensmitteln auf das Eierstockkrebsrisiko widmete. Wissenschaftler der Kumamoto University aus Japan schrieben in Scientific Reports, dass insbesondere Zwiebeln einen Stoff – Onionin A (ONA) – enthielten, der direkt gegen Eierstockkrebszellen wirke und deren Wachstum verlangsame ( 2 ).
Sie entdeckten ausserdem, dass ONA die tumorfördernde Wirkung bestimmter Zellen hemmen kann. Diese Zellen heissen Myeloide Suppressorzellen (MDSC). Sie regulieren normalerweise das Immunsystem. Im Falle von Krebs oder Autoimmunerkrankungen aber nimmt ihre Zahl sehr stark zu, was einer Förderung des Tumorwachstums gleichkommt. Denn MDSC unterdrücken die Bemühungen des körpereigenen Immunsystems, den Krebs zu bekämpfen.
Werden nun aber die MDSC in ihrer Aktivität gestoppt, dann wird das Tumorwachstum verlangsamt.
Zusätzlich stellten die Forscher fest, dass ONA auch die Wirkung von krebsbekämpfenden Medikamenten verstärken und somit zu einer erfolgreicheren Therapie führen kann.
Wenn man nun Zwiebeln isst, dann nimmt man natürlich kein konzentriertes ONA zu sich, doch gehören Zwiebeln in jedem Fall zu jenen Lebensmitteln, die bei Krebs oder auch zur Krebsprävention regelmässig verzehrt werden sollten – und zwar am besten roh, um die relevanten Wirkstoffe auch in aktiver Form aufzunehmen ( 3 ).
Änderung der Ernährungsweise zum Schutz vor Krebs
Bei der achten Konferenz der amerikanischen Vereinigung für Krebsforschung (American Association for Cancer Research (AACR)) im November 2015 wurde das Thema ebenfalls besprochen ( 4 ).
Es hiess, dass es derzeit noch keine zuverlässigen Screenings gäbe, um den Krebs frühzeitig erkennen zu können. Daher werde diese Krebsform oft erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt – so die Studienautorin Dr. Bonnie Qin vom Rutgers Cancer Institute in New Jersey. "Wir sollten also wenigstens solche Aspekte der Lebensweise beleuchten, die jeder selbst beeinflussen kann, um sein Krebsrisiko so gering wie möglich zu halten, wie z. B. spezielle Änderungen der Ernährungsweise.“
Um den Einfluss der Ernährung auf das Eierstockkrebsrisiko konkret einschätzen zu können, analysierte Dr. Qin die Ernährung von 415 Frauen mit der Erkrankung sowie die Ernährung von 629 gesunden Frauen (aus der African-American Cancer Epidemiology Study).
Kann Sellerie vor Eierstockkrebs schützen?
Im Jahr 2012 gelang es dann aber Forschern aus China und den USA erstmalig zu beweisen, dass die orale Einnahme von Apigenin ( Teil des Sellerie ) das Wachstum von Krebszellen auch im lebenden Organismus hemmen kann. Probanden (Mäuse) mit Eierstockkrebs nahmen eine apigeninreiche Nahrung zu sich. Daraufhin hörten die Tumoren auf zu wachsen ( 5 ).
Stark verarbeitete Lebensmittel und Eierstockkrebsrisiko
Eine britische Kohortenstudie ( 6 ) untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln und dem Krebsrisiko. Dabei wurde festgestellt, dass ein hoher Konsum das Risiko für verschiedene Krebsarten, insbesondere Eierstockkrebs, signifikant erhöht. Die Studie umfasste über 197.000 Teilnehmer und zeigte, dass jeder 10-prozentige Anstieg des Anteils an stark verarbeiteten Lebensmitteln in der Ernährung das Auftreten von Krebserkrankungen (Krebsinzidenz) und die krebsbedingte Sterblichkeit erhöht.
Gesunde Ernährung senkt Krebsrisiko um bis zu 51 Prozent
Dabei zeigte sich, dass Frauen, die mindestens im Jahr vor ihrer Diagnose nur wenig Gemüse, dafür zucker- und fettreiche Speisen assen und gezuckerte oder alkoholische Getränke sowie gekaufte Säfte zu sich nahmen, eher Gefahr liefen, an Eierstockkrebs zu erkranken als jene Frauen, die sich gesund ernährten. Letztere hatten ein um 34 Prozent reduziertes Risiko im Vergleich zu den ungesund essenden Frauen.
In der Gruppe der älteren Frauen (nach der Menopause) sank das Risiko mit einer gesunden Ernährung sogar um 51 Prozent gegenüber den Frauen, die sich ungesund ernährten.
Dr. Qin erklärte, dass zu einer gesunden Ernährung ein hoher Verzehr an Gemüse gehörte, ausserdem pflanzliche Proteinquellen wie Bohnen und andere Hülsenfrüchte sowie Nüsse und ab und zu Meeresfrüchte. Gleichzeitig meidet man die sog. leeren Kalorien wie Zucker, Alkohol und gesüsste Getränke. Auch achtet man auf eine ausreichende Versorgung an Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA), z. B. über Algenöl, in dem die gesuchten Fettsäuren in hoher Dosierung enthalten sind.
In weiteren Studien will man nun feststellen, welche speziellen Nährstoffe es sein könnten, die ganz besonders zum reduzierten Krebsrisiko beitragen. Doch was immer auch dabei herauskommen mag, es wird nichts daran ändern, dass eine gesunde und qualitativ hochwertige Ernährung nicht nur das Krebsrisiko reduziert, sondern auch viele andere chronische Beschwerden bessert oder diesen zuvorkommen kann.
Update 11.01.2024
Der Text wurde um die Studie 5 erweitert
Update 5.07.2024
Der Text wurde um Studie 6 erweitert