Ursachen für Alzheimer nicht vollständig geklärt
Über 1.8 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Demenz (1). Alzheimer ist dabei die häufigste Demenzerkrankung: Bei rund zwei Dritteln aller Fälle handelt es sich um Alzheimer (2).
Die Ursachen für Alzheimer sind bis heute nicht vollständig geklärt. Betroffene leiden an Gedächtnis- und Wahrnehmungsstörungen sowie an Orientierungslosigkeit, was auf den Verlust von Nervenzellen zurückgeführt wird. Die Krankheit gilt zudem bis heute als unheilbar.
Daher ist es umso wichtiger die Risikofaktoren zu identifizieren, die zu Alzheimer und anderen Formen der Demenz führen können und entsprechend vorzubeugen. Forscher der Tufts University in Boston haben sich genauer mit dem Alzheimerrisiko befasst.
Flavonoide senken das Alzheimerrisiko
Die Studie, im April 2020 veröffentlicht im American Journal of Clinical Nutrition, untersuchte, ob eine flavonoidreiche Ernährung das Risiko für Alzheimer und weitere Formen der Demenz beeinflusst (3).
Die Forscher werteten hierfür Daten der Framingham Heart Study aus. Dies ist eine Studie, die vor allem Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht, jedoch auch andere Krankheiten, wie Demenz überwacht.
Dabei werden die Teilnehmer seit 1970 alle 4 Jahre körperlich untersucht. In einem Fragebogen müssen sie zudem für 126 Nahrungsmittel angeben, wie häufig sie diese zu sich nehmen. Die Nahrungsmittel aus dem Fragebogen, welche die meisten Flavonoide enthalten sind Orangen und Orangensaft, Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Tee und Rotwein.
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Personen, die sich flavonoidreich ernähren, ein geringeres Risiko für Alzheimer und generell für Demenzerkrankungen haben als Personen, die weniger Flavonoide zu sich nehmen. Je mehr flavonoidreiche Nahrungsmittel man also langfristig isst, desto geringer ist das Risiko an Alzheimer zu erkranken.
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Ernährung eine wichtige Rolle zur Vorbeugung von Alzheimer und weiteren Demenzerkrankungen spielt.
So wirken Flavonoide gegen Demenzerkrankungen
Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe. Sie können in mehrere Untergruppen aufgeteilt werden, die sich wiederum in weitere Untergruppen gliedern. In der Studie aus 2020 wurden die folgenden Untergruppen untersucht, die häufig in unserer Ernährung vorkommen: Flavonole, Flavone, Flavanone, Flavan-3-Ole, Anthocyanine und Flavanoid-Polymere.
Wie genau Flavonoide im Körper wirken ist noch nicht ausreichend erforscht. Es gibt vermutlich über 8000 verschiedene Flavonoide, die unterschiedliche Wirkungsweisen haben. Im Falle von Demenzerkrankungen gehen die Forscher aufgrund des bisherigen Forschungsstands aber davon aus, dass Flavonoide altersbedingte Verschlechterungen der kognitiven Fähigkeiten verhindern oder minimieren (4).
Mit einer flavonoidreichen Ernährung Alzheimer vorbeugen
Da Flavonoide unterschiedlich wirken und jedes Lebensmittel andere Flavonoide bzw. eine andere Flavonoidkombination enthält, ist eine abwechslungsreiche Ernährung mit ganz unterschiedlichen Gemüse-, Obst- und Kräuterarten der Schlüssel zum Erfolg. Als besonders flavonoidreich gelten zum Beispiel die folgenden Lebensmittel:
- Zitrusfrüchte- und säfte
- Beeren
- Petersilie
- Äpfel
- Sellerie: Flavonoide sind sowohl in Knollensellerie als auch in Stangensellerie enthalten (5). Die höchsten Mengen sind in den Blättern des Stangenselleries zu finden.
- Grün- und Schwarztee
- Sojaprodukte: Die Flavonoide in der Sojabohne heissen Isoflavone. Stark verarbeitete Sojaprodukte enthalten um bis zu 90 % weniger Isoflavone als traditionelle und fermentierte Sojaprodukte, wie Tempeh, Edamame, Miso und Tofu (6).
- Dunkle Schokolade (Kakao)
So nehmen Sie viele Flavonoide zu sich
Hier finden Sie einige Anregungen, wie eine flavonoidreiche Ernährung aussehen könnte:
- Trinken Sie frische Säfte und Smoothies, wie etwa Selleriesaft, einen Petersilie-Zitrusfrucht-Smoothie oder einen Smoothie aus Petersilie und Äpfeln.
- Zum Frühstück könnten Sie neben einem Smoothie ein Brötchen mit selbstgemachter Brombeer-Marmelade essen.
- Da Flavonoide hitzebeständig sind (7), können Sie sich auch leckere Suppen oder Saucen zubereiten, z. B. eine Sellerie-Apfel-Suppe oder auch ein aromatisches Basilikum-Pesto.
- Würzen Sie Ihre Speisen mit vielen Kräutern. Auch die Blätter des Stangenselleries sind essbar und können zum Würzen verwendet werden.
- Essen Sie zum Nachtisch ein leckeres Beeren-Sorbet oder einen Schoko-Chia-Pudding.
- Erfrischen Sie sich mit einem Beeren-Smoothie oder einem Eistee aus Granatapfel und Beeren.
Viele weitere vitalstoff- und flavonoidreiche Rezepte finden Sie in unserer Rezepterubrik oder auch auf unserem Youtube-Kochkanal. Guten Appetit!
In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die flavonoidreiche Ernährung und dass diese auch vor Krebs und Herzkrankheiten schützen kann.
Ketogene Ernährung gegen Alzheimer
Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2019, veröffentlicht im International Journal of Molecular Sciences, zeigte zudem, dass sich auch die ketogene Ernährung positiv auf Alzheimer auswirken kann. Die fettreiche, kohlenhydratarme Ernährung versetzt den Körper in einen Zustand der Ketose, was einen schützenden Effekt auf alternde Gehirnzellen hat (8).
Bei Alzheimer ist die Verwertung von Glukose im Gehirn verringert. Die ketogene Ernährung kann die Auswirkungen dieses gestörten Glukosestoffwechsels lindern, indem Ketonkörper als Alternative für das Gehirn bereitgestellt werden. Ketonkörper entstehen bei der Ketose, dem Stoffwechselzustand der eintritt, wenn der Körper seine Energie hauptsächlich aus Fett (und nicht mehr aus Kohlenhydraten) bezieht.
Beobachtet wurde dies an Tieren und in klinischen Studien. Die besten Ergebnisse erzielte die ketogene Ernährung in frühen Stadien der Alzheimer-Erkrankung, wenn die Symptome noch nicht weit fortgeschritten waren. Die langfristigen Folgen dieser Diät auf Alzheimer sind allerdings noch nicht ganz geklärt.
(Ergänzung Gert Dorschner: Ähnliche Effekte treten natürlicherweise auch beim Intervallfasten ein. Darunter versteht man eine Fastenpause, die über Nacht mindestens 12-16 Stunden eingehalten wird, z. B. von 19 Uhr abends bis mindestens um 7 Uhr morgens oder im Idealfall bis 11 Uhr am Vormittag. Intervallfasten bewirkt, dass morgens in der Leber vermehrt mittelkettige Fettsäuren entstehen, die im Gehirn verstoffwechselt werden können und so ebenfalls vor Alzheimer und Depression schützen.)
Weitere Informationen darüber, wie Sie Ihr Alzheimerrisiko senken können, finden Sie unter vorigem Link.