Nitrate in manchen Fleischprodukten
In einer Studie, die im Fachmagazin Molecular Psychiatry veröffentlicht wurde, entdeckten Forscher der Johns Hopkins University, dass Personen, die wegen einer manischen Episode in der Klinik vorstellig wurden, mit 3,5-mal höherer Wahrscheinlichkeit Fleischwaren gegessen hatten, die mit Nitraten behandelt waren, als dies bei Menschen ohne ernsthafte psychische Störungen der Fall war. Mit keinem anderen Lebensmittel konnte ein derartiger Zusammenhang beobachtet werden ( 1 ) .
Zuvor hatten bereits Experimente mit Ratten ergeben, dass die Tiere manieähnliche Symptome entwickelten, wenn man ihrer Nahrung wenige Wochen lang Nitrate zusetzte (1). Die Nitratmenge entsprach dabei im Verhältnis jener, die in einem einzigen Trockenfleischsnack (Beef Jerky Stick) oder Hotdog enthalten ist.
Art der Ernährung ist ein wichtiger Risikofaktor
Man kennt zwar einige Risikofaktoren (inkl. Erbanlagen, Trennung, Verlust) für die Entstehung manischer Phasen (die z. B. im Rahmen der bipolaren Störung auftreten), doch eine konkrete Ursache konnte bislang nicht ausgemacht werden. Daher suchen Forscher die Ursachen zunehmend im Bereich der Ernährung, die hier eine maßgebliche Rolle spielen könnte.
Studienautor Dr. Robert Yolken, Professor für Neurovirologie an der Johns Hopkins University in Baltimore ist der Meinung, dass die vorliegenden Studienergebnisse darauf hinweisen, dass bestimmte Ernährungsformen sowie die Zusammensetzung der Darmflora zur Entstehung einer Manie und anderer psychischer Störungen beitragen können.
Ernährung umstellen und Risiko reduzieren
„Künftige Untersuchungen in diesem Bereich könnten dazu führen, dass wir bei entsprechend anfälligen Personen mit einer gezielten Ernährungsumstellung das Risiko für manische Episoden reduzieren können“, so Yolken, Experte für Infektionskrankheiten, der u. a. den Zusammenhang zwischen Viren (die mit der Nahrung übertragen werden) und psychischen Störungen erforscht.
Da in Yolkens Studie jedoch nicht die Menge der verzehrten entsprechend konservierten Fleischprodukte berücksichtigt wurde, lässt sich keine Angabe machen, wie viel Trocken- oder Rauchfleischprodukte das Manie-Risiko erhöhen können.
Nitrate in Wurst und Würstchen
Nitrate werden schon sehr lange als Konservierungsstoffe für Dörr- und Rauchfleischprodukte, aber auch für Wurst und Würstchen eingesetzt und gelten als Risikofaktor für einige Krebsformen und neurodegenerative Erkrankungen. Daher vermutet Yolken, dass es dieser Stoff sein könnte, der sich so negativ auf die Psyche auswirkt.
Bestätigt wurde der Verdacht durch einen weiteren Rattenversuch. Ein Teil der Tiere erhielt Rauchfleisch mit Nitrat, ein anderer Teil nitratfreies Rauchfleisch und ein dritter Teil diente als Kontrollgruppe. Es zeigte sich, dass die Nitratgruppe an Schlafstörungen und Hyperaktivität litt, während sich die nitratfreie Gruppe genauso unauffällig verhielt wie die Kontrollgruppe.
Darmflora ändert sich bei nitrathaltiger Ernährung
Untersuchte man die Darmflora der Ratten, zeigten sich deutliche Unterschiede, wenn die Tiere nitrathaltige Nahrung erhalten hatten. Auch manche Mechanismen im Gehirn unterschieden sich von jenen der nitratfreien Gruppe. Die Gehirnveränderungen erinnerten an Veränderungen, die auch bei der bipolaren Störung beobachtet werden können.
Probiotika reduzieren Zahl der manischen Episoden
In einer Studie mit Menschen, die an der bipolaren Störung litten, gab Yolken einem Teil der Probanden nach einer manischen Episode Probiotika, um deren Darmflora positiv zu beeinflussen. Das Ergebnis war, dass die Probiotika-Gruppe in den kommenden sechs Monaten seltener eine erneute manische Episode erlitt als die Teilnehmer, die keine Probiotika erhalten hatten.
Manische Episoden: Besser nitratfreie Ernährung und Probiotika
Bei manischen Episode erleben die Betroffenen ein übermäßiges Hochgefühl. Sie verspüren eine starke Erregung und sind extrem energiegeladen. Im Verlauf einer solchen Phase werden häufig spontan und unüberlegt Dinge getan (Verträge abgeschlossen, Käufe getätigt, Versprechungen gegeben, sogar geheiratet etc.), die anschließend wieder bereut werden und mühevoll sowie nicht selten kostspielig rückgängig gemacht werden müssen.
Eine manische Episode kann wochen- oder monatelang anhalten. Tritt sie im Rahmen der bipolaren Störung auf, wird sie immer wieder von ebenso lang andauernden depressiven Phasen abgelöst. Aber auch bei anderen psychischen Störungen können manische Episoden beobachtet werden. Allein die bipolare Störung betrifft in den USA 1 bis 3 Prozent der Bevölkerung.
Wie die oben beschriebenen Studien zeigen, empfiehlt es sich, bei einer Erkrankung mit manischen Episoden nitrathaltige Fleisch- und Wurstprodukte zu meiden und mit Hilfe von hochwertigen Probiotika die Darmflora aufzubauen.