Störung der Darmflora bei Morbus Crohn
Wissenschaftler an der Universitätsklinik von Cleveland/Ohio stellten fest, dass eine massive Darmflorastörung eine Schlüsselrolle bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen spielen könnte. Sie entdeckten in der Darmflora von Morbus-Crohn-Patienten besonders hohe Werte einer speziellen Candida-Variante: Candida tropicalis ( 1 ).
Candida-Pilze sind weit verbreitete Darmpilze, die zu den Hefepilzen zählen. Meist geht es um Candida albicans, wenn Menschen unter Darmpilzinfektionen oder Scheidenpilz leiden. Die zweithäufigste Pilzinfektion geht jedoch auf das Konto von Candida tropicalis.
Candida tropicalis in der Darmflora bei Kranken
Morbus-Crohn-Patienten hatten nun viel höhere Candida-tropicalis-Werte als ihre gesunden Familienmitglieder, wie die Forscher im Fachmagazin Digestive and Liver Diseaseschrieben. Man wollte daher in der Therapie von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn künftig einerseits Antimykotika (Pilzmittel) und andererseits Probiotika einsetzen.
"Das menschliche Verdauungssystem ist das Zuhause von Billionen von Mikroorganismen. Manche sind dem Menschen freundlich gesinnt, andere hingegen können – wenn sie sich plötzlich im Übermass vermehren – auch schädlich sein und zur Entstehung von Krankheiten beitragen. Inzwischen haben wir die grosse Zahl der Mikroorganismen identifiziert, darunter auch jene, die bei CED (chronisch entzündlichen Darmerkrankungen) eine entscheidende Rolle spielen", erklärte Dr. Mahmoud A. Ghannoum vom Center for Medical Mycology der Universitätskliniken von Cleveland/Ohio.
Bei Morbus Crohn: 1 Pilz und 2 Bakterien
"Bedauerlicherweise hat man sich in den früheren Untersuchungen hauptsächlich auf die Bakterienvielfalt konzentriert und dabei ganz die Pilze vergessen, die jedoch äusserst grossen Einfluss auf die Gesundheit haben. Also haben wir in unserer Studie insbesondere die Pilzgemeinschaft im Verdauungstrakt untersucht. Man nennt sie in ihrer Gesamtheit auch Mycobiom."
Dazu wurde die Darmflora von gesunden Personen mit der Darmflora von Morbus-Crohn-Patienten verglichen. Dann schaute man, was konkret zum Ungleichgewicht in der Darmflora der Kranken geführt haben könnte. Es zeigte sich, dass Morbus-Crohn-Patienten eine grosse Zahl an Candida tropicalis beherbergten sowie ebenfalls übermässig grosse Mengen der beiden Bakterien Serratia marcescens und Escherichia coli.
Diese drei Mikroorganismen – so entdeckten die Forscher – arbeiteten überdies eng zusammen. Sie bildeten einen robusten plaquenartigen Film auf der Darmschleimhaut, der Darmentzündungen massiv verstärken kann.
Neue Morbus-Crohn-Therapie: Pilze bekämpfen, Darmflora aufbauen
Man will nun also zunächst Antimykotika einsetzen, um die übermässige Pilzansiedlung zu reduzieren. Gleichzeitig werden Probiotika (Präparate aus nützlichen Darmbakterien) verordnet, die erstens die Pilze zurückdrängen, zweitens für ein gesundes Gleichgewicht der vorhandenen Darmbakterienstämme sorgen und drittens den plaqueartigen Film des oben genannten Dreiergespanns auflösen.
Unsere bahnbrechende Entdeckung bestätigt, dass Bakterien und Pilze eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und auch bei der Krankheitsentstehung spielen. Dies wiederum lässt uns das Krankheitsgeschehen besser verstehen und erlaubt natürlich auch, wirksamere Therapien gegen Morbus Crohn zu entwickeln", schlussfolgerte Dr. Ghannoum.
Fragen Sie daher, wenn Sie Morbus-Crohn-Patient sind, Ihren Arzt nach entsprechenden Präparaten, sowohl in Sachen Pilzbekämpfung (Antimykotika) als auch in Bezug auf Darmfloraaufbau (Probiotika). Denn nicht jedes Produkt eignet sich bei Morbus Crohn.