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  • Sanieren Sie Ihre Mundflora – und Ihre Darmentzündung bessert sich
3 min

Gesunde Mundflora bessert Darmentzündung

Eine schlechte Zahngesundheit kann chronisch entzündliche Darmerkrankungen verursachen oder zumindest verschlimmern. Kümmert man sich um Zähne und Mundflora, kann man diesen Krankheiten vorbeugen bzw. Schübe vermeiden. Eine gesunde Mundflora ist somit eine wichtige Voraussetzung für einen gesunden Darm.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 09 Februar 2024

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Krankes Zahnfleisch: Mitursache von Darmentzündungen

Wer regelmässig seine Kontrolltermine beim Zahnarzt ausfallen lässt, riskiert deutlich mehr als Karies. Denn eine schlechte Zahn- bzw. Zahnfleischgesundheit (z. B. Parodontitis, Zahnfleischentzündungen) kann chronische Krankheiten, wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogar Krebs und Alzheimer verursachen.

Auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED), wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, stehen mit einer schlechten Zahngesundheit in Verbindung, wie Forscher im Juni 2020 verkündeten (1, 2).

Immer häufiger: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen 

Drei Millionen Erwachsene sind in Europa von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen betroffen, wobei man eine hohe Dunkelziffer vermutet und überdies annimmt, dass diese Krankheiten in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden.

Das Beschwerdebild mit Durchfällen und Schmerzen reduziert ganz enorm die Lebensqualität. Da es ausserdem keine heilende Therapie gibt, sondern nur nebenwirkungsreiche Medikamente, wird fieberhaft nach Lösungen gesucht.

Bakterien der Mundflora wandern in den Darm

Nobuhiko Kamada, Professor für Innere Medizin an der University of Michigan, widmet sich seit vielen Jahren der Erforschung der Darmflora – der Gesamtheit aller Mikroorganismen im Verdauungssystem – und stellte bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ein Überhandnehmen fremder Bakterienstämme im Darm fest. Mit „fremden Bakterienstämmen“ bezeichnet er in diesem Fall Bakterien, die normalerweise nicht im Darm, sondern im Mundraum leben ( 1 ).

In seiner Studie, die im Juni 2020 im Fachjournal Cell erschienen war, konnte Kamada zwei Mechanismen aufzeigen, über die Bakterien der Mundflora Darmentzündungen verschlimmern können.

Zahnfleischentzündungen verschlimmern Darmentzündungen 

Wenn eine Parodontitis vorliegt (Entzündung von Zahnfleisch und Zahnhalteapparat), dann kommt es zu einem Ungleichgewicht der Bakterienverteilung in der Mundflora, was bedeutet, dass entzündungsfördernde Bakterien überhand nehmen. Diese bleiben nun leider nicht in der Mundhöhle, sondern wandern weiter in den Darm und können dort zur Entstehung von Entzündungen beitragen.

Allein das Wandern der Mundflora-Bakterien in den Darm würde bei gesunder Darmflora keine merkliche Entzündung im Darm hervorzurufen. Denn eine gesunde Darmflora lässt es nicht zu, dass sich andersartige Mikroorganismen in ihrem Revier ansiedeln. Wenn die Darmflora aber bereits gestört ist, z. B. bei Vorliegen einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, dann können sich die Bakterien der Mundflora nahezu ungestört ausbreiten und die Entzündung verschlimmern.

Bei Mäusen konnte man daher bei jenen Tieren, die beides haben – entzündliche Zahnfleischerkrankungen und entzündliche Darmerkrankungen – einen schwereren Krankheitsverlauf beobachten.

Krankes Zahnfleisch fördert Autoimmunprozesse im Darm

Der zweite Mechanismus, über den eine gestörte Mundflora Darmentzündungen verschlimmern kann, ist der folgende: Wenn eine Zahnfleischentzündung vorliegt, dann werden in der Mundschleimhaut bestimmte Immunzellen aktiviert, sog. TH17-Zellen, die entzündliche Autoimmunprozesse auslösen können.

Auch diese TH17-Zellen können in den Darm wandern und dort zu Problemen führen. Die gesunde Darmflora würde natürlich auch die TH17-Zellen in Schach halten können, da in einem gesunden Milieu immer auch ausreichend regulatorische Zellen vorhanden sind, die Autoimmunprozesse und überschiessende Entzündungsreaktionen verhindern.

Bei einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung liegt jedoch bereits ein Autoimmungeschehen im Darm vor. Treffen nun auch noch reichlich TH17-Zellen aus dem Mundraum ein, dann können diese die bestehende Entzündung noch weiter triggern und die Erkrankung verschlimmern.

Behandelt man die Zahnfleischentzündung, bessert sich der Darm

Für Menschen mit Darmentzündungen bedeuten diese Erkenntnisse, dass sie sich – insbesondere wenn sie zusätzlich an einer Erkrankung der Mundhöhle leiden – unbedingt um ihre Zahn- und Zahnfleischgesundheit kümmern sollten, um letztendlich über diesen Umweg auch ihre Darmgesundheit zu verbessern – empfiehlt Dr. William Giannobile, Professor der Zahnmedizin an der University of Michigan.

Dr. Shrinivas Bishu, Professor für Gastroenterologie, ist regelrecht begeistert von der Aussicht, chronisch entzündliche Darmerkrankungen auf diese Weise lindern zu können. „Bei vielen Patienten wirken die üblichen Medikamente gegen die Darmentzündungen gar nicht, was die Lebensqualität massiv einschränkt und dazu führt, dass die Betroffenen letztendlich operiert werden müssen.“

Natürlich sollten Sie die konkrete Vorgehensweise mit Ihrem Zahnarzt besprechen. Doch auch zu Hause können Sie eine Menge für eine gute Zahn- und Zahnfleischgesundheit tun, auch dann wenn bereits eine Parodontitis vorliegt. Insbesondere die richtige Ernährung und Nahrungsergänzung (z. B. Vitamin D, Vitamin C, Omega 3 und Antioxidantien) können hier grossen Einfluss haben und die Zahnfleischentzündung lindern, wenn nicht gar heilen, wie eine Studie aus dem Jahr 2017 ergeben hatte (siehe voriger Link).

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.