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  • Frau mit Rückenschmerzen
4 min

Rückenschmerzen: An diese Ursache denkt niemand

Wenn Sie häufig Rückenschmerzen haben, könnte dies auch eine eher unbekannte Ursache haben: eine gestörte Darmflora. Denn Darmflorastörungen fördern chronische Entzündungen und können sogar die Schmerzempfindlichkeit erhöhen. Bei Rückenschmerzen könnten daher darmsanierende Massnahmen in die Therapie integriert werden.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 06 Mai 2024

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Rückenschmerzen durch Störung der Darmflora

Rückenschmerzen zählen weltweit zu den wichtigsten Ursachen einer Arbeitsunfähigkeit. Meist liegen gleichzeitig Übergewicht und chronische latente Entzündungen vor. Eine mögliche Mitursache der Schmerzen können Störungen der Darmflora sein.

Denn wenn sich die Darmflora in eine ungünstige Richtung verschiebt, kann dies zu weiteren Entzündungsprozessen beitragen und so die Schmerzen anheizen. Dies kann daran liegen, dass manche Darmbakterien Stoffe abgeben, die entzündungsfördernd wirken. Die Darmflora kann aber noch über andere Mechanismen zu Rückenschmerzen führen.

Sie haben nicht nur Rückenschmerzen, sondern gleichzeitig auch Durchfall? Lesen Sie hier, welche Erkrankungen vorliegen können, wenn beide Symptome zusammen auftreten: Rückenschmerzen und Durchfall: Das steckt dahinter

Studie: Bei Rückenschmerzen liegt andere Darmflora vor

In einer australischen Studie vom September 2020 untersuchte man die Zusammensetzung der Darmflora bei übergewichtigen Personen ( 1 ). Ein Teil hatte im Vormonat über Rückenschmerzen geklagt, der andere Teil hatte keine Rückenschmerzen. Die Ernährungsgewohnheiten und das Bewegungspensum waren bei allen Teilnehmern ähnlich.

Bei den Teilnehmern mit Rückenschmerzen stellte man im Vergleich zu den Teilnehmern ohne Rückenschmerzen eine höhere Anzahl der Darmbakterienstämme Adlercreutzia, Roseburia und Christensenellaceae fest. Besonders die Bakterien Adlercreutzia blieben bei den Schmerzpatienten auch im Laufe eines Jahres sehr viel höher als in der schmerzfreien Gruppe.

Die Zahl der Adlercreutzia-Bakterien war in der Schmerzgruppe umso höher, je höher auch der BMI der Betroffenen war. In der schmerzfreien Gruppe gab es diesen Zusammenhang aber nicht, so dass dieser Überhang an Adlercreutzia-Bakterien eher mit den Schmerzen in Verbindung zu stehen schien und nicht mit dem Übergewicht.

Darmbakterien: Wann schmerzfördernd, wann gesund?

Adlercreutzia-Bakterien sind natürlich nicht rundheraus schlecht, lediglich ein übermässiges Vorkommen scheint ungünstig und entzündungsfördernd sowie schmerzintensivierend zu wirken. In normalen Mengen können die Bakterien hingegen sehr positiv wirken, etwa Isoflavone abbauen (z. B. aus Sojaprodukten).

Eines der dabei entstehenden Stoffwechselprodukte ist Equol, das mit einer erhöhten Knochendichte in Verbindung steht sowie Muskel- und Gelenkschmerzen bei Frauen in und nach den Wechseljahren bessern kann. Sogar Nervenschmerzen sollen sich lindern lassen, wenn die Darmflora in der Lage ist, Phytoöstrogene, wie die genannten Isoflavone, in ausreichendem Ausmass abzubauen.

Vermehren sich Adlercreutzia-Bakterien aber zu stark, dann sinken die Spiegel mancher Aminosäuren im Blut, z. B. von Prolin und Alanin. Beide sind wichtig für die Knochengesundheit. Möglicherweise ist das mit ein Grund für die verstärkte Neigung zu Rückenschmerzen bei den Teilnehmern in obiger Studie.

Eine sehr hohe Adlercreutzia-Zahl steht zudem mit höheren Adipsin- und Leptinwerten in Zusammenhang. Beides kann Rückenschmerzen fördern. Adipsin und Leptin sind zwei Hormone, die im Fettgewebe gebildet werden.

Darmflora beeinflusst, wie stark Schmerz empfunden wird

Frühere Studien zeigten bereits, dass die Darmflora – je nach Zusammensetzung – zu Schmerzen und Entzündungsprozessen beitragen kann. Untersuchungen an Mäusen ergaben sogar, dass diese – wenn sie gar keine Darmflora hatten, also keimfrei waren – Schmerz intensiver empfanden. Dies lässt sich durch die Darm-Hirn-Achse erklären.

Denn beide Organe – Darm und Gehirn – stehen permanent miteinander in Verbindung. Bei den genannten Mäusen hatte sich durch die fehlende Darmflora die Schmerzregion im Gehirn so verändert, dass der Schmerz stärker wahrgenommen wurde, was erklären würde, warum Menschen mit gestörter Darmflora generell anfälliger für chronische Schmerzerkrankungen sind.

Leaky Gut Syndrom fördert Schmerzen

Eine Darmflorastörung kann ausserdem die Darmschleimhautbarriere angreifen, was deren Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt, zu einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Leaky Gut Syndrom führt (einer „undichten“ Darmschleimhaut) und damit chronische Entzündungsprozesse sowie möglicherweise auch die Entstehung von Schmerzen fördert.

Diese Mechanismen sind es dann auch, die ausgehend von einer harmlos scheinenden Darmflorastörung chronisch entzündliche Erkrankungen entstehen lassen können, etwa chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie oder Darmkrebs, aber auch Erkrankungen, die gar nicht direkt im Darm lokalisiert sind, wie Rheuma ( Arthritis ), andere Autoimmunerkrankungen oder eben auch Rückenschmerzen.

Darmflorastörung beheben, Rückenschmerzen lindern

Würde man nun also die Darmflorastörung beheben, dann müssten die chronischen Entzündungsprozesse zurückgehen und mit ihnen die Rückenschmerzen oder andere Schmerzzustände – so die Hypothese.

Zwar gibt es probiotische Präparate, die vorteilhafte Darmbakterien enthalten und die Darmflora auch positiv beeinflussen können. Allerdings ist nicht geklärt, ob sie in diesem Fall die erwünschte Wirkung haben. Selbst wenn Sie daher Probiotika für Ihre Darmflora einnehmen, genügt dies höchstwahrscheinlich nicht.

Viel wichtiger ist insgesamt eine Umstellung der Ernährung in Kombination mit viel Bewegung und einem guten Stressmanagement. Diese drei Faktoren können sehr gut - oft auch schon ohne Probiotika - die Darmflora wieder in eine gesunde Richtung lenken (und natürlich auch das Körpergewicht normalisieren).

Bei der Umstellung der Ernährung können Ihnen unsere 7-Tage-Ernährungspläne helfen. Diese gibt es für unterschiedliche Zwecke (z. B. zum Abnehmen, bei Arthrose, bei Schilddrüsenerkrankungen, bei Rheuma etc.), haben jedoch die wichtigsten Kriterien gemein: Sie alle wirken darmfreundlich und entzündungshemmend.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.