Anti-Pilz-Medikament Fluconazol führt zu Resistenzen
Scheidenpilz betrifft fast jede Frau früher oder später. Bei den meisten lässt sich die Infektion mit einer kurzzeitigen medikamentösen Therapie ausmerzen. Bei 5 bis 10 Prozent aller Frauen kehrt die Infektion jedoch wieder und wieder.
Wenn in diesen Fällen topische, also äusserlich anwendbare Medikamente wie Zäpfchen oder Cremes mit dem Wirkstoff Clotrimazol nicht mehr wirken, verordnen Ärzte das oral einzunehmende Fluconazol, das auch bei schwerwiegenden systemischen Pilzinfektionen eingesetzt wird.
Fluconazol aber – so entdeckten deutsche Wissenschaftler der Uni Würzburg – kann beim zu bekämpfenden Pilz zu Veränderungen der Erbanlagen führen.
Der Pilz, der sich bislang asexuell durch Zellteilung vermehrte, kann sich in Gegenwart von Fluconazol plötzlich sexuell, also durch Paarung mit anderen Zellen fortpflanzen.
Dies jedoch erhöht ganz enorm die Resistenzbildung gegen das Medikament, da die Pilzzellen bei der Paarung nun ihr Erbmaterial so kombinieren können, dass die neuen Pilze mit den besten Resistenzfähigkeiten ausgestattet sind und so das Medikament immer weniger wirken kann (2).
Candida albicans ist häufiger Auslöser von Scheidenpilzinfektionen
Der Hefepilz Candida albicans lebt auch bei völlig gesunden Menschen auf der Haut, im Verdauungssystem oder im Genitalbereich, ohne dass er Symptome verursachen würde. Lediglich wenn verschiedene Faktoren zusammenkommen, kann sich der Pilz plötzlich stark vermehren und führt zu den typischen Symptomen. Im Falle einer Scheidenpilzinfektion sind dies starker Juckreiz und Ausfluss. Zu den verursachenden Faktoren zählen:
- Trockenheit der Schleimhäute,
- hormonelles Ungleichgewicht,
- Unverträglichkeit der Pille oder anderer hormoneller Verhütungsmittel,
- Übermass an Zucker in der Ernährung,
- Diabetes,
- Stress,
- ein geschwächtes Immunsystem,
- Übersäuerung etc.
Diese Ursachen sind jedoch grösstenteils beeinflussbar (nicht-hormonelle Verhütung, Ernährungsumstellung, Entsäuerung, Stärkung der körpereigenen Abwehr etc.), so dass chronische Pilzinfektionen in vielen Fällen vermeidbar wären. Da Ärzte jedoch diesbezüglich so gut wie nie beraten und meist nur die üblichen Anti-Pilz-Medikamente verordnen, kommt es hier immer wieder zu fehlender Wirkung und für die Frauen somit zu einem nie enden wollenden Leid.
Candida albicans pumpt Medikament einfach wieder hinaus
Forscher der Julius-Maximilians-Universität Würzburg konnten zeigen, wie sich der Pilz Candida albicans gegen das Medikament Fluconazol zu wehren beginnt, so dass dieses immer öfter nicht mehr wirkt. Gerade aber bei systemischen Pilzinfektionen (Pilzinfektionen, die den gesamten Körper betreffen und z. B. bei immunsupprimierten Menschen auftreten können) kann dies fatal sein, da die Infektionen auch tödlich verlaufen können.
Die oben beschriebene Änderung der Fortpflanzungsweise ist dabei nur einer von vielen Mechanismen, mit dem sich Candida albicans vor dem Medikament zu schützen versucht. Der Pilz hat inzwischen auch sog. Transportpumpen entwickelt, mit denen er das Medikament wieder aus seinen Zellen pumpen kann.
Molekularbiologe Joachim Morschhäuser vom Institut für Molekulare Infektionsbiologie an der Uni Würzburg erklärt:
„Bei hochresistenten Candida-albicans-Stämmen scheitert die Therapie mit Fluconazol, da die Pilze bereits eine Kombination aus mehreren Schutzmechanismen anwenden (1).“
Naturheilkundliche Massnahmen bei Pilzinfektionen
Natürlich will man das neu entdeckte Wissen für die Entwicklung neuer Pilzmedikamente nutzen. Aus ganzheitlicher Sicht wäre es hingegen sinnvoller, den Körper – wie oben erklärt – so zu stärken und zu entlasten, dass gerade bei weniger bedrohlichen Pilzinfektionen, wie dem Scheidenpilz, keine Medikamente mehr eingesetzt werden müssten, was sodann auch deren Resistenzbildung bremsen und ihre Wirkung bei tatsächlich schwerwiegenden Infektionen erhalten könnte.