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  • Schädliche Wohngifte machen krank
3 min

Schädliche Wohngifte

Wohngifte umfassen beispielsweise Zigarettenrauch, Ausdünstungen von Baustoffen, Möbeln und Textilien, Abgase aus Verkehr und Industrie sowie Schimmelsporen. Wohngifte sind jährlich für Millionen Todesfälle verantwortlich, sagen Forscher. Man spricht vom „Sick Building Syndrom“, wenn Wohngifte krank machen. Studienergebnisse zeigen, wie schädlich Wohngifte sein können und wie dringend notwendig Massnahmen sind, um die Giftbelastung in Wohnräumen zu reduzieren.

Aktualisiert: 08 August 2022

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Wohngifte machen krank

Forscher der University of Surrey schrieben im April 2016 im Fachmagazin Science of the Total Environment, dass die Schadstoffbelastung in Wohnräumen viele Menschen krank mache ( 1 ) ( 2 ).

Dr. Prashant Kumar erklärte:

"Wenn wir den Begriff "Luftverschmutzung" hören, denken wir an Auto- oder Industrieabgase. Doch gibt es noch viel mehr Schadstoff-Quellen, die sich negativ auf die Luftqualität auswirken. Viele davon befinden sich direkt in unserer Wohnung oder in den Büroräumen, wo viele Menschen täglich viele Stunden verbringen.

Küchendämpfe und Kaminofenrauch gehören dazu, aber auch die Ausdünstungen von Lacken und Farben, Bakterien und Viren und natürlich die gefährlichen Schimmelsporen. Sie alle machen die Luft in Innenräumen oft ungesünder, als es die Aussenluft ist.

Krank durch Wohngifte: Das Sick Buildung Syndrom

Der typische Stadtbewohner verbringt nun aber normalerweise 90 Prozent seiner Zeit in der Wohnung bzw. in den Räumen seines Arbeitsplatzes, der Schule etc., was ein Risikofaktor für das sog. Sick Building Syndrom darstellt.

Bei diesem Gesundheitsproblem kommt es aufgrund der Schadstoffbelastung der Innenluft zu erheblichen Beschwerden, die von Atemwegskrankheiten über Schilddrüsenkrebs bis hin zu eingeschränkten kognitiven Funktionen reichen können. Dass Asthma mit schlechten Luftverhältnissen in Verbindung steht, ist ja hinlänglich bekannt. Doch denkt man auch hier eher an die Abgase aus Verkehr und Industrie.

Zwar sind die Wohnräume in verkehrsreichen Zonen natürlich ebenfalls stärker belastet als in ländlichen Gebieten, doch sind auch andere Wohngifte, wie z. B. Schimmelpilzgifte eine Gefahr für die Atemwege:

Gefährlich: Schimmel in Wohnungen

An der Texas Tech University Health Sciences Center stellte man eine Übersichtsarbeit aus allen seit 2004 zum Thema Schimmel und Sick Building Syndrom in Innenräumen durchgeführten Studien zusammen. Die Forscher erklärten darin, dass sich beispielsweise die Gifte der Schimmelpilze Stachybotrys chartarum (SC) und Penicillium chrysogenum (PC) leicht in Innenräumen verteilen und sehr lange bestehen bleiben, auch dann, wenn dem Pilz jede Feuchtigkeitsquelle fehlt. Werden die Gifte nun eingeatmet, kann es zu starken allergischen Entzündungsreaktionen in den Lungen kommen. Die Schimmelpilzgifte können selbst im Blut nachgewiesen werden ( 5 ).

Wie gefährlich Schimmelpilze und ihre sog. Mykotoxine werden können, sei am Beispiel des Stachybotrys chartarum erklärt. Seine Gifte können über die Haut aufgenommen werden, aber auch über die Atemwege. Haut und Schleimhäute erfahren dadurch Reizungen. Das Immunsystem wird geschädigt.

Trocknet der Pilz aus, wird er gar noch gefährlicher, da jetzt seine Sporen erst recht in die Luft gelangen können. Sie sind selbst dann noch giftig und allergen, wenn sie schliesslich abgestorben sind. Werden sie eingeatmet, kann es zu den unterschiedlichsten Gesundheitsbeschwerden kommen, wie z. B. Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit, Haarausfall, Atemwegsprobleme, Augenbeschwerden, Grippegefühl, Nasenbluten uvm.

Stachybotrys hemmt offenbar die Bildung eines Enzyms in der Lunge, das die Lungenbläschen unter Spannung halten würde, damit diese nicht zusammenfallen.

Kein Wunder gilt die Belastung der Innenraumluft inzwischen als bedeutendes Gesundheitsrisiko und auch als wichtige Todesursache:

Im Jahr 2012 ging man davon aus, dass die Luftverschmutzung in Innenräumen mit dem Tod von 4,3 Millionen Menschen weltweit in Verbindung steht. Die Verschmutzung der Aussenluft wurde in jenem Jahr hingegen „nur“ für 3,7 Millionen Todesfälle verantwortlich gemacht.

Küchendämpfe können Lungenkrebs verursachen

Im Juni 2013 schrieben Lee und Gany im Journal of Immigrant and Minority Health, dass gerade Küchendämpfe (insbesondere der Rauch von erhitzten Ölen) in engem Zusammenhang mit der Entwicklung von Lungenkrebs stehe. Die Forscher vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York erklärten, dass im Küchendampf krebserregende Substanzen vorherrschten, die besonders jenen Menschen schaden, die viel in der Küche zugange sind ( 3 ).

In einer anderen Studie aus diesem Jahr (veröffentlicht in Environmental Pollution), stellten Dr. Kumar und Kollegen fest, dass die Luft in Erdgeschossräumen umso belasteter ist, je mehr Verkehr ausserhalb stattfindet. Doch selbst bei niedrigem Verkehrsaufkommen war die Luft in den Erdgeschossräumen in eng bebauten Zonen doppelt so hoch wie in eher offenen Bezirken.

Schädliche Wohngifte vermeiden

In Sachen Schimmel, ist natürlich eine entsprechende Sanierung der Wände, Decken oder Böden erforderlich, um dem Problem endgültig den Nährboden zu nehmen ( 4 ).

Wohngifte aus Möbeln können vermieden werden, indem unbehandelte Möbel vom Bio-Schreiner bevorzugt werden.

Wenn Sie renovieren oder neu bauen, achten Sie auf Bio-Baustoffe.

Rauchen sollte in der Wohnung oder am Arbeitsplatz absolut tabu sein.

Für die unvermeidlichen Luftschadstoffe könnte ein Luftreiniger eine gute Idee sein. Hochwertige Geräte entfernen aus der Luft nicht nur Zigarettenrauch, Ofenrauch, Gase aus Möbeln (z. B. Formaldehyd), Allergene, Feinstaub und schlechte Gerüche, sondern auch Bakterien und Viren.

Auch Zimmerpflanzen können helfen, die Luft in den Innenräumen sauber zu halten. Wir haben hier darüber berichtet und nennen die zehn besten Pflanzen zur Verbesserun der Luftqualität in der Wohnung oder im Büro: Bessere Luftqualität durch Zimmerpflanzen

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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Quellen
  1. (1) Lidia Morawskai et al. Real-time sensors for indoor air monitoring and challenges ahead in deploying them to urban buildings. Science of the Total Environment, April 2016, (Realzeit-Sensoren zur Überwachung der Innenraumluft und die Herausforderung, sie künftig in städtischen Gebäuden zu installieren)
  2. (2) University of Surrey. "Is your home harming you? New research highlights deadly effects of indoor pollution." ScienceDaily. 19 April 2016. (Schadet Ihnen Ihr Zuhause? Neue Forschungen zeigen die tödlichen Auswirkungen von Innenraumluftverschmutzung)
  3. (3) Lee T, Gany F, Cooking oil fumes and lung cancer: a review of the literature in the context of the U.S. population. Journal of Immigrant and Minority Health, Juni 2013, (Küchendämpfe von erhitzten Ölen und Lungenkrebs: Ein Review der Literatur in Bezug auf die US-Bevölkerung)
  4. (4) Straus DC, Molds, Mycotoxins, and sick building syndrome. Toxicology and Industrial Health, Oktober 2009, (Schimmelpilzgifte und das Sick Building Syndrom)
  5. (5) Stachybotrys chartarum