Vitamin D bei Diabetes Typ 1
Bei Diabetes Typ 2 kann Vitamin D3 in Dosen von 5000 IE pro Tag den Verlauf deutlich verlangsamen, so eine Studie aus 2019, die wir hier vorstellen: Vitamin D3 bremst Ihren Diabetes aus
Auch bei Diabetes Typ 1 scheint die Einnahme von Vitamin D in höheren Dosen sinnvoll zu sein. In einer Studie vom August 2022 erhielten die teilnehmenden 36 Kinder und Jugendlichen, die ganz neu mit Diabetes Typ 1 diagnostiziert worden waren, 2 Monate lang wöchentlich 50.000 IE Vitamin D2 (Ergocalciferol) oder ein Placebo. Anschliessend nahmen sie weitere 10 Monate dieselbe Dosis (oder ein Placebo), aber nur noch alle 2 Wochen.
Warum Ergocalciferol (Vitamin D2) und nicht – wie sonst üblich – Cholecalciferol (Vitamin D3) eingesetzt wurde, wird in der Studie nicht näher erläutert. Die Studie erschien online am 18. August 2022 im Fachmagazin Frontiers in Endocrinology ( 1 ).
Sie finden im folgenden Link eine Zusammenfassung ganzheitlicher Massnahmen bei Diabetes Typ 1 und hier Informationen zur richtigen Ernährung bei Diabetes Typ 1.
Vitamin D verlangsamt Diabetes Typ 1
Studienleiter Dr. Benjamin Udoka Nwosu von der Hofstra University in Long Island/New York stellte fest, dass Vitamin D zu einem weniger starken Anstieg des Langzeitzuckerwertes (Hämoglobin A1c = HbA1c) führte als in der Placebogruppe. In der Vitamin-D-Gruppe stieg der HbA1c-Wert durchschnittlich um 0,14 Prozent pro Vierteljahr, in der Placebogruppe um 0,46 Prozent.
Gleichzeitig konnte die sog. Honeymoon-Phase in der Vitamin-D-Gruppe verlängert werden. Dabei handelt es sich um jene Phase, in der die Kinder noch ohne Insulin auskommen, weil ein Teil der insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse meist noch aktiv ist. Vitamin D scheint somit die Betazellen zu schützen. Der Insulinbedarf stieg in der Vitamin-D-Gruppe langsamer, nämlich nur um 0,3 Prozent in 3 Monaten, in der Placebogruppe dagegen um 0,77 Prozent.
Medikamente zeigen starke Nebenwirkungen
Gerade die Verlängerung der Honeymoon-Phase steht im Mittelpunkt der Forschung und führte unlängst zum Einsatz von starken Medikamenten, mit denen man die Zerstörung der Betazellen aufhalten wollte. Diabetes Typ 1 gilt als entzündliche Autoimmunerkrankung, in deren Verlauf das körpereigene Immunsystem die Betazellen angreift und nach und nach zerstört.
Man testete daher Medikamente, die das Immunsystem unterdrückten, z. B. Teplizumab. Doch war die Wirkung nur von kurzer Dauer. Gleichzeitig waren die Nebenwirkungen so stark, dass das Mittel nicht mehr in Frage kam. Die Patienten litten unter Kopfschmerzen, Übelkeit, schweren Hautausschlägen und einem geschwächten Immunsystem.
Vitamin D wirkt gut – ohne Nebenwirkungen
Vitamin D scheint hier also eine sehr gute Alternative zu sein, zumal es sowohl entzündungshemmend wirkt als auch das Immunsystem reguliert und sich dabei als absolut sicher, also nebenwirkungsfrei erwies. Zwar hatten frühere Studien mit Vitamin D bei Typ-1-Diabetes keine eindeutigen Ergebnisse gezeigt, doch wurden damals auch deutlich niedrigere Dosierungen eingesetzt. Es sind also die genannten höheren Dosen nötig, um eine Wirkung zu erzielen.
Bei Diagnose Vitamin-D-Spiegel bestimmen
„Wir empfehlen, zum Zeitpunkt der Diagnose den aktuellen Vitamin-D-Spiegel zu bestimmen und dann mit der Vitamin-D-Einnahme zu beginnen, wenn der Spiegel unter 30 ng/ml lieg“, so Dr. Nwosu. Es solle sodann ein Spiegel zwischen 30 und 60 ng/ml angestrebt werden. Liegt der Vitamin-D-Spiegel bei der Diagnose über 30 ng/ml, sollte er regelmässig überprüft werden. Sinkt er unter 30 ng/ml, beginnt man mit der Vitamin-D-Einnahme. Diese sollte mindestens ein Jahr lang erfolgen.
Vitamin-D-Dosierung bei Kindern mit Typ-1-Diabetes
Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 21 Jahren erhalten die oben beschriebene Dosierung (50.000 IE pro Woche 2 Monate lang, dann alle 2 Wochen 50.000 IE für weitere 10 Monate).
Kinder unter 10 Jahren sollten laut Dr. Nwosu 1000 bis 2000 IE pro Tag erhalten, um den erwünschten Wert zwischen 30 und 60 ng/ml halten zu können.
Es kann Ergocalciferol (Vitamin D2) oder auch Cholecalciferol (Vitamin D3) verwendet werden.
Da es in der Studie zu keinen Nebenwirkungen kam (zu keinen Anzeichen von Hyperkalzämie oder Hyperkalziurie, auch zu keinen sonstigen Anzeichen einer toxischen Wirkung von Vitamin D), empfiehlt Dr. Nwosu seinen ÄrztekollegInnen die von ihm vorgeschlagene Dosierung und Vorgehensweise. (Hyperkalzämie ist das Ansteigen von Calcium im Blut, Hyperkalzurie beschreibt hohe Calciumwerte im Urin).